Energiewende und Finanzkrise–Schäubles Vorschlag zur Europäisierung der Energiewende

Energiewende und Finanzkrise–Schäubles Vorschlag zur Europäisierung der Energiewende

 Es ist beachtlich, dass Merkel angesichts Fukushimas so schnell die Energiewende bis 2022 proklamierte.Wird der Bundeskanzlerin nun von Oppositionsseite und konservativ-liberalen Pro-Atomkraftfetischisten „Prinzipenlosigkeit“, „Wendehälsigkeit“, „Wankelmut“, „Wertevergessenheit“, „Stratgielosigkeit“ vorgeworfen, so sollte man dies doch eher in die Rubrik entscheidungsfreudige Lernfähigkeit, unideologischer Pragmatismus und schnelle Reaktionszeit einordnen.Dass Deutschland als Vorreiterstaat weltweit seine Stromerzeugung ohne Atomkraft bestreiten will, verdient höchste Anerkennung und ist richtungsweisend.Noch beachtenswerter hierzu sind aber die Vorschläge Wolfgang Schäubles, der die Energiewende erstmals in Verbindung mit der Finanzkrise brachte.Schäubles Idee ist es Griechenland zum Solarenergielieferanten Europas auszubauen.Somit hätte Griechenland eine feste Einnahmequelle mittels derer es auch seine Schulden begleichen könnte und Europa Strom. Ein genialer Vorschlag. Von Oppositionsseiten wird oft ein Marshall-Plan für Griechenland gefordert. Schäubles Vorschag wäre ein Marshallplan erster Güte. Zum einen berücksichtigt er die Erfahrungen bisher fehlgeschlagener EU-Hilfen, die Portugal, Spanien und Griechenland zu neuen industriellen Wachstumsländern machen sollten. Die EU investierte Abermilliarden in die Infrastruktur .Flughäfen, Häfen,Bahntrassen, Strassen und Autobahnen wurden nach alter Entwicklungsstrategie über Kohärenz- und Strukturfonds gebaut, in der Hoffnung die neue Infrastruktur würde neue industrielle Kerne schaffen. Betrachtet man sich die völlige Stagnation und den Rückgang der Industrien in den PIGS-Ländern, so war dies ein absoluter Fehlschlag.Die PIGS-Länder verharrten in Landwirtschaft, Tourismus und Immobilenblasen.So viel besser ist hingegen Schäubles Idee: Wenn Griechenland weiter Finanzhilfen erhält, so soll ein Teil dieser in die Umwandlung Griechenlands in einen riesigen Sonnenkollektor Europas fliessen.Damit würden Hunderttausende von Arbeitsplätzen geschaffen, Griechenland hätte eine solide Einnahmequelle, aus der es auch mittel- und langfristig einen Teil seiner Schulden bezahlen könnte.Die deutsche Energiewende würde europäisiert und die Stromversorgung bliebe im sicheren Europa –anders als etwa das Desert Tech-Projekt im instabilen Afrika oder ähnliche Projekte im instabilen Nahen Osten. Die Idee Schäubles könnte man erweitern. Warum nur Griechenland als Europas Solarstromproduzent und nicht auch die sonnenreichen,mediteranen, von der Finanzkrise betroffenen PIGS-Staaten, d.h. Solarparks auch in Spanien, Portugal und Italien? Es hätte den Vorteil, dass die Reststaaten Europas die Alternative von massenhaftem Solarstromangebot hätten und der Atomlobby somit eine konkrete Alternative entgegengehalten werden könnte. Es würden sich dann auch für atomkraftabhängige Staaten wie Frankreich (80% des Stromes aus Atomkraft) die Frage beantworten lassen, womit sie die Stromlücke decken könnten. Nationale Energiewenden machen keinen Sinn. Die Energiewende kann nur europäisch stattfinden. Es gilt nun die Energiewende zu europäisieren und Schäubles Vorschlag ist hierzu ein gangbarer Weg.

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