Gott als die Mutterbrust

Gott als die Mutterbrust

Ob es Gott gibt oder nicht, ob es sinnvoll ist, sich in einer Religionsgemeinschaft zu engagieren oder nicht, hat seit jeher nicht nur die Philosophie beschäftigt. In allen Kulturkreisen gibt es einen Glauben an Gott, So lautet eines der Argumente,welches die Existenz nichtexistierender Transzendezgeschöpfe suggerieren soll, das der Aberglaube an einen Gott in allen Kulturkreisen verbreitet ist, zeigt jedoch, dass dieser Glaube fast allen Menschen gemeinsam ist. Stellt sich die Frage: Warum?

Und woher resultiert dieses Phänomen, das man „Glauben an Gott“ nennt? Hierzu lieferte der Wissenschaftler und Psycholgoge Sullivan eine brilliante Erklärung: „Im allgemeinen tritt jeder sein Leben als Säugling an. Die ersten Monate seines Lebens sind wir für jeden Menschen prägend.Die dort gemachten Urempfindungen bleiben der Erinnerung und dem Gedächtnis entzogen–unbewußt erhalten.“ Eine der wesentlichen Urerfahrungen des Kleinkindes: Der Säugling liegt in seiner Krippe. Treten nun Hunger, Durst, Angst oder Schmerz auf, so schreit das Kleine. Davon alarmiert, kommt die besorgte Mutter angewetzt, um das Baby in Not zu stillen. Aus der Sicht des Säuglings her, dessen Wahrnehmungsorgane nicht sonderlich ausgeprägt sind, lernt dieser folgendes: Geht es mir schlecht, brauche ich nur zu schrien-schon kommt iregndetwas, das mir freundlich gesonnen ist; eine zärtliche, anonyme Macht senkt sich vo oben herab und hilft. Dieses Muster: Not-Schrei- Hilfe, konkret: Durst-Schrei-Hilfe wird das Prinzip Hoffnung, der Optimismus, des Glaubens und bleibt späteren Menschen unbewußt erhalten.Das ist dann, was man Glauben an Gott nennt.

Genauso verhält sich dann später der religiöse Mensch in der Kirche: Entbehrungen und Ängste sind zu milkdern, bei älteren, alleinstehenden Menschen sowieso, z. B. die Todesangst und der Frust der Isolation. Wie das Baby in der Not schreit, so beten sie nur in der Hoffnung, eine göttliche Mutterbrust möge sich vom Himmel senken und helfen.Diese Hoffnung auf die allererste Mutter spiegelt sich auch in den Naturreligionen wieder.Für jede auftretende Niederlage milderten die Waffenträger und Kriegsherren diese indem sie ihren Gott des Krieges bestachen. Für jede Missernte wollte man einen Gott bestechen, der Regen oder reiche Ernte bringt. Mutter hilf!So lustig es auch klingen mag, so bleibt dennoch die Tatsache bestehen: Die Kirchenreligionen aller Länder und Zeiten leben lebten von der Mutterbrust. Unter diesem Aspekt sollte der Religionsunterricht den eigenen Aberglauben mal untersuchen. Ist das Opium des Volkes die Muttermilch für das Baby? Dann wäre es logisch in den Kirchen anstatt von Kreuzen Mutterbrüste und Schnuller aufzuhängen.

 

(Dieser Artikel wurde in den 80er Jahren in einer Schülerzeitung Fragezeichen/Lupe veröffentlicht und stiess auf heftige, absehbare Kritik von christlichen Gläubigen, die da gleich Zensur forderten).

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