Tibet , die Rangzen-Allianz und der Nationalismus

Tibet , die Rangzen-Allianz und der Nationalismus

Um einen indirekten Einblick in die tibetische Gemeinde zu erhalten, ist es ganz nützlich, sich die Dokumente der Rangzen-Allianz anzusehen. Diese nationalbourgeoise Bewegung, die für ein demokratisches, säkulares und unabhängiges Tibet mittels Wirtschaftsboykott Chinas und Gewalt eintritt, könnte nach dem Tod des Dalai Lamas wieder an Gewicht bekommen, vor allem unter den ungeduldigen jungen Tibetern und dem Tibetan Youth Congress .Das Dokument der Rangzen-Allianz zeigt vor allem, wie der Kampf um Tibet momentan geführt wird, bzw. wie nicht, welche Positionen im Lager der Tibeter und ihrer Unterstützer existieren und welche negativen Faktoren in der tibetischen Gesellschaft und der Exil-Gemeinde bestehen.Anders als der Dalai Lama, der für bedeutungsreiche Autonomie für Tibet und einen Dialog mit der VR China eintritt, geht es den Rangzenleuten darum, aktiv China und Tibet zu destabilisieren, vor allem über das Mittel eines Wirtschaftsboykottes gegen China:

„Die Möglichkeit, dass Anarchie und Chaos ausbrechen, ist sehr real. Sollte es dahin kommen, dann würde sich sicher eine Chance auftun, die Unabhängigkeit Tibets zu erreichen. Natürlich müssen wir solche Momente entschlossen und energisch nutzen. Die Chinesen, wie schwach und desorientiert sie auch sein mögen, werden Tibet mit Sicherheit nicht friedlich oder freiwillig hergeben. Zugleich muss betont werden, dass Rangzen nicht erreicht wird, indem man einfach abwartet, bis China sich selbst zerstört. Die Tibeter können den Prozess fördern, indem sie Tibet von innen heraus destabilisieren und internationale wirtschaftliche Aktionen gegen China organisieren.(…)Auch wenn China letzten Endes doch nicht auseinanderbrechen sollte, sondern durch die heutigen Beschwernisse nur geschwächt wird, so besteht dennoch für die Tibeter die Möglichkeit, eine Situation herbeizuführen oder zu befördern, in der die Ressourcen Chinas in einem gefährlichen Maße überbeansprucht werden und in der sich die Führung in Peking gezwungen sieht, darüber nachzudenken, ob es klug ist, auf Kosten der eigenen Stabilität und Integrität Chinas an den peripheren Kolonien festzuhalten.“

Begrüßt wird von den Rangzen-Leuten die internationale Aufmerksamkeit, die der tibetischen Bewegung entgegengebracht wird, aber zugleich wird der Effekt beklagt, daß der tibetische Nationalismus hier nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, sondern die tibetische Kultur vor allem aufgrund ihrer New-Age-Spiritualität Affinitäten herstellt, bei denen die Sache des tibetischen „Freiheitskampfes“ als nebensächlich zu erscheinen droht:

“D I E   I N T E R N A T I O N A L E   D I M E N S I O N
V O N   R A N G Z E N

Wenn wir für die Freiheit Tibets kämpfen, dann kämpfen wir ganz real für die Freiheit unterdrückter Völker und Nationen auf der ganzen Welt. Nachdem aber die tibetische Kultur zu einem Teil des „New Age“ gemacht worden ist und nachdem man es fertiggebracht hat, „globale Aufgaben“ wie Umweltschutz, Weltfrieden und Spiritualität mit der Tibet-Frage zu verquicken, hat sich eine hochmütige Haltung herausgebildet, die es als zu wenig und sogar als niveaulos empfindet, einfach nur für die tibetische Freiheit zu kämpfen. Natürlich ist ein solcher Standpunkt nicht nur irrig, sondern er zeigt auch, wie Menschen dazu neigen, ihr Bedürfnis nach einem Ziel, für das es sich einzusetzen lohnt, mit anderen Bedürfnissen zu vermischen, wie dem Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz, dem Bedürfnis, mit der Mode zu gehen und manchmal sogar mit dem Streben nach materiellem Gewinn. „

Die Rangzen-Allianz fordert einen aktiven und offensiven Widerstand in Form eines revolutionären Kampfes und sieht Dialog mit China als Verrat und Ausverkauf an.Sie setzt auf offene Konfrontation:

„1. Aktiver Widerstand gegen die chinesische Tyrannei

Der tibetische Freiheitskampf muss ständig nach effektiven Wegen suchen, die chinesische Tyrannei sowohl innerhalb Tibets als auch überall auf der Welt herauszufordern, auch wenn das bedeutet, sich chinesischen Repressalien oder Vergeltungsmaßnahmen auszusetzen. Der Kampf darf nicht in bürokratischer Routine erstarren, bei der den Beteiligten durch Ersatzhandlungen die Illusion vermittelt wird, dass etwas geschieht, oder „Experten“ nach immer spitzfindigeren Wegen suchen, elende Kapitulation vor China als diplomatische Leistung hinzustellen. Der Kampf um Rangzen ist ein revolutionärer Kampf. Er muss die Sache derer sein, die Mut, Hingabe und Opferbereitschaft haben. Er sollte kein Werkzeug aus der Wahltrickkiste tibetischer Politiker sein, keine Maschine, die einem Stipendien und Pfründen verschafft, Karrieren oder Geschäfte fördert, zur Einwanderung in die USA verhilft und denjenigen, die sich gern unter den Größen des Showbusiness und unter den Reichen und Berühmten tummeln möchten, Gelegenheit dazu verschafft. (…)Bislang hat der Kampf, der innerhalb Tibets stattfindet, kaum mehr als moralische Unterstützung von außen erfahren, und selbst in diesem Punkt ist unser Beitrag äußerst zwiespältig gewesen. So ist etwa der gegenwärtige Rückgang der Aktivitäten innerhalb Tibets gewiss weitgehend eine Folge der massiven Niederschlagung durch die Chinesen, aber ebenso auch unserer taktisch unklugen Ankündigung eines bevorstehenden Dialogs mit China sowie des Appells der Exilführung, Aktivitäten, die der Wirtschaft Chinas schaden, einzustellen und ihres Aufrufs zu einem „konstruktiven Umgang“ mit China. „

Effektivstes Mittel erscheint der Rangzen-Allianz einen Wirtschaftsboykott gegen Chinas Wirtschaft zu organisieren, der zu innerer Instabilität in China führen würde und damit angeblich eine günstige Situation für die tibetische Unabhängigkeit ergibt:

„Auf der internationalen Ebene müssen wir eine unnachgiebige Wirtschaftskampagne gegen China betreiben. Denjenigen, die einwenden, dass es uns niemals gelingen werde, gegen China solche allumfassenden internationalen Wirtschaftssanktionen zu erreichen wie sie einst gegen Südafrika verhängt worden seien, sei – ohne dass wir diesen Pessimismus im Geringsten teilen – gesagt, dass es angesichts des von Jahr zu Jahr zurückgehenden chinesischen Wirtschaftswachstums vermutlich gar nicht nötig sein wird, so weit zu gehen. Schon ein Einbruch von 5 oder auch nur 3 Prozent könnte Chinas Handelszahlen aus dem Gleichgewicht bringen. Und mit allen unseren Unterstützergruppen, Dharma-Zentren und prominenten Unterstützern und Freunden auf der ganzen Welt könnten wir zumindest so viel erreichen.“

Weiter wichtig findet die Rangzen-Allainz, den tibetischen Heroismus und Patriotismus wiederzubeleben und in ihrer Sicht bedeutsame und vergessene Kämpfer zu ehren und dies schon bei der Schulbucherziehung einfliessen zu lassen—so auch die Guerillabewegung von Mustang, die den gewaltsamen Kampf führte:

„2. Die Taten und Opfer der Patrioten müssen gebührend gewürdigt werden

In der Heldensage vom tibetischen Kampf gegen die chinesische Tyrannei fehlt es nicht an heroischen Männern und Frauen, die die Nöte ihres Landes und ihres Volkes über ihr eigenes Leben stellten. Aber die Gesellschaft hat es bis jetzt schamhaft unterlassen, ihre Opfer und ihre Taten zu vergelten oder auch nur anzuerkennen. Unsere Regierung hat Tibeter geehrt, die in Kriegen anderer Völker kämpften und starben. Aber den Tausenden von Soldaten, Partisanen, Aktivisten und Geheimagenten, die auf die eine oder andere Art ihre Annehmlichkeiten, ihre Familie, ihre Sicherheit und selbst ihr Leben für die tibetische Unabhängigkeit opferten, sind keine Medaillen verliehen worden, und ihre Taten fanden kaum Würdigung. Tatsächlich leben die überlebenden Veteranen der Guerilla von Mustang heute unter elenden Bedingungen in einigen Lagern in Nepal, die unter den tibetischen Siedlungen im Exil vermutlich die ärmsten sind.“

 Um Befürchtungen, Tibet im Falle seiner Unabhängigkeit werde zum alten Feudalismus zurückkehren, klar entgegenzutreten, fordert die Rangzen-Allianz Demokratie für Tibet—eine Forderung,die scheinbar innerhalb der tibetischen Gemeinschaft umstritten scheint:

„3. Demokratie muss ein Grundelement des Freiheitskampfes sein

Nur in einer wirklich demokratischen tibetischen Gesellschaft werden Kreativität, unverbrauchtes Denken und eine neue Führung – die im Freiheitskampf dringend benötigt wird – sich nicht nur entfalten, sondern auch geschätzt werden und effektiv sein. Darüber hinaus kann nur die Demokratie die nötige Transparenz und echte Verlässlichkeit auf seiten unserer Führung gewährleisten. Daher ist sie vermutlich die einzige Art, in der die wahren Gefühle des tibetischen Volkes für Rangzen ganz zum Ausdruck gebracht werden können. (…) Für das unterdrückte Volk von Tibet ist die Demokratie nicht nur ein Ziel, mit dem dereinst die Freiheit von der chinesischen Tyrannei erlangt werden soll, sondern sie bietet auch die beste Hoffnung auf eine wirklich rechtmäßige und gerechte Regierung der eigenen Wahl. Das Versprechen, ein wahrhaft demokratisches Tibet zu schaffen, wird schon als solches die chinesischen Propagandabehauptungen, dass die Unabhängigkeit eine Rückkehr zum theokratischen Feudalismus bedeuten würde, Lügen strafen.“

In der Unterstützung durch andere Mächte und Gruppen wird auch eine Gefahr gesehen, dass sich eine Mentalität der Abhängigkeit entwickele.Zumal hätten die Unterstützer selbst eigene, zumeist andere Interessen als die Unabhängigkeit Tibets.Daher solle man sich lieber auf die eigenen Kräfte verlassen:

„4. Die paternalistische Mentalität muss ausgemerzt werden

Auch wenn wir sicher die Hilfe und Unterstützung anderer Nationen und Völker benötigen, dürfen wir uns nicht gänzlich darauf verlassen, dass irgendeiner von ihnen unser Schutzherr ist. Es geht hier nicht darum, Hilfe nicht anzunehmen, sondern um den Unterschied zwischen notwendiger Hilfe und jämmerlicher Abhängigkeit. Außerdem verfolgt jede Nation ihre eigenen Interessen, und die können zu den unseren im Widerspruch oder einfach nicht im Einklang mit ihnen stehen. Sie können auch durchaus feindselig sein. Ein gutes diesbezügliches Beispiel ist das kürzlich erfolgte Nachgeben unseres Establishments in der Frage finanzieller Patronage aus Taiwan.“

Wie schon bezeichnend ist, dass explizit Demokratie innerhalb der Tibetergemeinde gefordert werden muss,so hält die Rangzen-Allianz die tibetische Gemeinde in und außerhalb Tibets immer noch für eine mittelalterliche ,undynamische und reaktionäre Gesellschaft, die sich modernisieren müsse—ähnlich wie Japan mittels der Meji-Reform:

„5. Die tibetische Gesellschaft muss dynamisch und progressiv werden.

Auch heute noch ist unsere Gesellschaft zugegebenermaßen im Wesentlichen eine mittelalterliche Gesellschaft. Nur wenig hat sich innerhalb oder außerhalb Tibets geändert, was unser Denken und unsere Anschauungen betrifft. Damit soll keineswegs der Buddhismus in Frage gestellt werden, in dem tiefstes philosophisches und wissenschaftliches Denken und schlichtester Volksglaube vereint sind, sondern es soll deutlich machen, wie sehr sich die Tibeter an Aberglauben und Traditionen geklammert haben, die nicht nur rückwärts gewandt und schädlich sind, sondern auch den Lehren des Buddha widersprechen. Wenn ich mich hier für den Fortschritt ausspreche, dann übersehe ich keineswegs die Übel der heutigen „entwickelten“ Gesellschaften und ich will auch keinen unqualifizierten Freibrief für Marktkapitalismus und ungezügelte Technologie ausstellen. Was ich möchte, ist, dass erkannt wird, dass wir nicht nur im Interesse des Freiheitskampfes, sondern auch für das Überleben einzelner Tibeter uns geistig der Welt öffnen müssen und unsere Wahrnehmung der Natur, der Geschichte und der Gesellschaft ändern und an die Menschheit insgesamt anpassen müssen. Alle Instrumente, die wir für den Freiheitskampf und für das Überleben als Volk benötigen, werden uns versagt bleiben, wenn wir in der Vergangenheit leben. Wir müssen bewusst eine Modernisierung unserer Gesellschaft in Angriff nehmen, so wie sie in Form der Meiji-Restauration in Japan oder der bengalischen Renaissance stattgefunden hat.“

Während die Warnungen der KP China vor einer Rückkehr des Feudalismus in Tibet  als reine Propaganda abgetan werden, bestätigt die Rangzen-Allianz jedoch selbst die übermächtige politische und kommerzielle Macht des tibetischen Klerus und fordert daher eine Säkularisierung der Politik:

„6. Die tibetische Politik muss säkularisiert werden

Auch wenn Tibet ein buddhistisches Land mit dem Dalai Lama als Staatsoberhaupt bleiben muss und immer bleiben wird, muss unsere Politik säkular werden. Dass Tibet in der Vergangenheit unfähig war, sich zu wandeln und zu verteidigen, war in erster Linie eine Folge der Macht des Klerus in der Politik. Dieser versuchte hartnäckig, die Schaffung einer effektiven tibetischen Armee zu verhindern und widersetzte sich jedem Versuch, unsere Gesellschaft zu modernisieren. Natürlich wird der Buddhismus immer unsere nationale Religion sein, und seine Institutionen müssen vom Staat unterstützt und geschützt werden. Aber der Staat muss darauf achten, dass diese Institutionen ihre wesentlichen geistlichen Aufgaben erfüllen und nicht politisiert oder kommerzialisiert werden. Der Staat muss außerdem darauf achten, dass diese Institutionen ein vernünftiges Ausmaß nicht überschreiten. Die Zahl der Mönche und Nonnen in der Exilgemeinschaft ist beängstigend hoch, und sicher prozentual höher als es im alten Tibet der Fall war. Die Zahlen steigen an, aber nicht etwa, weil die Tibeter spiritueller geworden wären, sondern weil das ganze Geschäft höchst profitabel geworden ist, nicht nur wenn es darum geht, westliche Sponsoren zu gewinnen, sondern auch darum, Visa für die USA zu erhalten.“

Die Rangzen-Allianz fordert einen „Realismus“ in der tibetischen Politik, der eben auch den Einsatz von Gewalt und Krieg explizit als Mittel des politischen Kampfes einschließt. Dieser wird als legitim und in Übereinstimmung mit Buddhismus und Mahatma Ghandis Lehren behauptet:

„7. Die nationale Politik muss realistisch formuliert werden

Es muss nicht besonders betont werden, dass ein Staat bei der Verfolgung seiner nationalen Interessen eine Vielzahl von Mitteln anwendet: Diplomatie, Handel, Kulturbeziehungen, Auslandshilfe und Krieg. Auch wenn uns gegenwärtig einige Mittel nicht zur Verfügung stehen, wäre es ein schwerer Fehler, sie gänzlich abzuschreiben, besonders was den Einsatz von Gewalt betrifft.Als Buddhisten müssen wir Tibeter Gewalt sicher ablehnen, es sei denn als Instrument der nationalen Verteidigung oder als Mittel, mit dem das Überleben des tibetischen Volkes sichergestellt werden soll. Der Buddhismus schließt Gewaltanwendung zur Verteidigung des Landes nicht aus, wie die folgende Geschichte veranschaulicht:Einmal kam ein General zum Buddha und fragte ihn: „Als Soldat ist es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Gesetze, die mein König gemacht hat, befolgt werden und Kriege zu beginnen, wenn der König es befiehlt. Wird der Tathagath mir nicht erlauben, diejenigen zu bestrafen, die des Verstoßes gegen die Gesetze schuldig sind? Wird er einem nicht erlauben zu kämpfen, um die Ehre und das Leben der Lieben und Nahen zu schützen? Meint der Tathagath, dass auch ein Krieg für eine gerechte Sache zu verdammen ist?“

Der Buddha antwortete: „Ja, der Tathagath ist der strikten Ansicht, dass ein Krieg, in dem der Bruder seinen Bruder und Mitmenschen tötet, zu beklagen ist. Aber der Tathagath unterstützt voll einen Krieg für eine gerechte Sache als letzten Ausweg.“

Auch in der Charta der Vereinten Nationen wird einer Nation das souveräne Recht zugestanden, zur Verteidigung Krieg zu führen. Der große 13. Dalai Lama gab am Schluss seines politischen Testaments den folgenden Rat zur Verteidigung der tibetischen Souveränität gegen chinesische Aggression:

„…wir müssen alles tun, um uns gegen dieses drohende Unheil zu schützen. Wendet friedliche Mittel an, wo sie angebracht sind, aber dort, wo sie nicht angebracht sind, zögert nicht, zu gewaltsamen Mitteln zu greifen.“

Selbst Mahatma Gandhi äußerte sich sehr deutlich zu dieser Frage, als 1947 pakistanische Stoßtrupps in Kaschmir einfielen: „Jedes Unrecht gegen unser Land, jeder Übergriff auf unser Land muss mit Gewalt abgewehrt werden, wenn es mit Gewaltlosigkeit nicht geht.“

In klarer Abgrenzung vom Dialogkurs und der „meaningful autonomy“des Dalai Lamas oder Forderungen, die den Erhalt der Umwelt in Tibet als vorrangig betrachten, fordert die Rangzenallianz Souveränität als vorrangiges Ziel:

„8. Die tibetische Souveränität ist heilig, unverzichtbar und vorrangig

Freiheit für Tibet ist weder ein Handelsobjekt noch ein Hilfsmittel noch eine Strategie. Sie ist unser heiliges Ziel. Zu oft in unserer Geschichte haben wir um provisorischer Notlösungen willen unsere langfristigen Interessen aufgegeben, auch wenn es sich um fundamentale Interessen handelte.“

Völlig abzulehnen ist aus der Sicht der Rangzen-Allianz Hoffnungen auf eine Demokratisierung Chinas oder auf die chinesischen Dissidenten Chinas zu haben, wie auch auf ein mögliches neues Patron-Priester-Verhältnis zwischen der VR China und Tibet.Für die Rangzen-Allianz existieren auch keine chinesischen Reformer in der KP China, diese wird als homogener Block gesehen, der keine Unterscheidung in Reformer und Hardliner möglich mache:

„RANGZEN-CHARTA: ANHANG Konfusion um die Richtung des Freiheitskampfes

Woran es in der Debatte über die Frage „Was ist in der Tibet-Frage zu tun?“ ganz gewiss nicht fehlt, sind hirnrissige Beiträge, wie etwa die von chinesischen Dissidenten im Westen, denen zufolge die Tibeter sich für die Förderung der Demokratie in China einsetzen sollten, deren Verwirklichung dann positive Voraussetzungen für eine „wahre“ tibetische Autonomie schaffen werde – mit anderen Worten: die die tibetische Unabhängigkeit einfach überflüssig machen würde. Eine andere Idee, die aus einer eher frommen Richtung kommt, will, dass der Dalai Lama und andere tibetische religiöse Führer darauf hinarbeiten sollen, die Chinesen zum tibetischen Buddhismus zu bekehren. Dabei scheint vergessen zu werden, dass die „tibetisch-buddhistischen“ Mandschu keinerlei Skrupel hatten, Tibetern die Köpfe abzuschlagen, tibetische Klöster niederzubrennen und sogar Truppen zu entsenden, um den 13. Dalai Lama (den geistlichen Unterweiser des Kaisers) wie einen gewöhnlichen Kriminellen zu jagen. In ähnlicher Weise beharrte einer, der als führender Rechtsberater der tibetischen Regierung gilt, darauf, dass die Lösung in einer Wiederbelebung des Patron-Priester-Verhältnisses liegt (wobei offenbar Jiang Zemin die Rolle der Inkarnation des Manjushri, des Mandschu-Kaisers, spielen soll). Linke westliche Intellektuelle, die ihr Engagement für die Tibet-Frage bekennen, haben weniger bizarre, aber gleichwohl originelle Lösungen vorgeschlagen. Eine davon besagt, die Tibeter sollten darauf hinarbeiten (oder wenigstens ihre Hoffnungen darauf setzen), dass in der chinesischen KP unausweichlich „Gemäßigte“ oder „Reformer“ aufsteigen. Eine Variante des Szenarios „Gemäßigte“ gegen „Hardliner“ wurde mit Erfolg von den Nazis angewandt, als sie versuchten, die Entschlossenheit der Demokratien vor dem Krieg zu unterminieren.“

Die Rangzen-Allianz sieht den Freiheitskampf der Tibeter im geschichtlichen Trend: Der Nationalismus sei erstarkt, die Zahl neuer Staaten habe zugenommen, wobei dies jedoch vor allem als Auswirkung der Globalisierung gesehen wird,die zu einer ethnischen Fragmentierung führe, die die Völker in die Lage versetzte direkt Anteil an der Globalisierung zu suchen:

„Der neue Nationalismus

Ein Thema, das in diesem Jahrzehnt weltweit auf der Tagesordnung steht, ist der Kampf der Kosovaren, Palästinenser, Kurden, Bosnier, Kroaten, Tschetschenen, Osttimoresen und einer ganzen Reihe weiterer Völker um Eigenstaatlichkeit. Für einige dieser Konflikte besteht Aussicht, dass sie auf die eine oder andere Weise gelöst werden, während andere sich in die Länge ziehen und zuweilen sogar das Eingreifen der Großmächte erfordern – wie zuletzt im Falle der Bombardierung Serbiens durch die NATO. Aber ob mit oder ohne Gewalt, Nationalstaaten vermehren sich in erstaunlichem Maße. Innerhalb von 10 Jahren stieg die Zahl der UNO-Mitgliedstaaten von 156 auf 185. Selbst in stabilen westlichen Ländern wie Großbritannien und Kanada träumen ethnische Minderheiten – Schotten, Waliser, Franko-Kanadier – von einem eigenen Sitz in der UNO. (…) Gefördert wurde die Vermehrung der Staaten, so die Experten, weniger durch das Aufblühen des Nationalismus als vielmehr durch eben die Kräfte, von denen man geglaubt hatte, durch sie würde der Nationalismus überholt sein. In einer Welt, die durch den Luftverkehr, das Internet, den multinationalen Handel und internationale Organisationen immer mehr zusammenwächst, sehen ethnische Minderheiten keinen Grund mehr, sich nicht unmittelbar daran zu beteiligen.(…)Susan Woodward, eine Wissenschaftlerin am Brookings Institute, sieht in dem neuen Nationalismus insofern eine starke wirtschaftliche Komponente, als kleine Nationalitäten, wenn sie erst von ideologischer Bevormundung frei sind, zu dem Schluss kommen, dass Unabhängigkeit im Kampf um internationale Ressourcen von entscheidender Bedeutung ist. „Globalisierung führt zu Fragmentierung, je wichtiger der Staat wird, um an einige Ressourcen zu gelangen und Zugang zu internationalen Anleihen und zu Handelsabkommen zu erhalten.“(…)Somit ist das, was auf den ersten Blick wie Regionalismus aussieht, in Wirklichkeit ein Weg, die größere Verflochtenheit der Welt zu erkennen. „

Inspiriert von den NATO-Bomben auf Serbien und vor allem auf die chinesische Botschaft in Serbien, betont die Rangzen-Allianz die angeblich unüberbrückbaren Positionen zwischen China und den Tibetern. Dem Dalai Lama wird hierbei gutgemeinte Naivität unterstellt, die in die Sackgasse führe.Egal, was der Dalai Lama sage: Die Unabhängigkeit Tibets sei ein realistisches Ziel und zudem vom Grossteil der Tibeter gewollt. Zitiert wird aus dem Papier eines chinesischen Strategen, der die Gefahr einer Unabhängigkeit Tibets sieht und dieser mit der raschen Ansiedlung von chinesischer Bevölkerung entgegenwirken möchte.Vor allem besorgniserregend sieht der chinesische Stratege die Rückdrängung der Religion, die aber unter der tibetischen Jugend vor allem zu einem Ansteigen des tibetischen Nationalismus führe—ein behaupteter Trend, den die Rangzen-Allianz als Bestätigung und fördernd für die eigene Position sieht:

„Ein chinesischer Ausblick auf die tibetische Unabhängigkeit

Ich schreibe dies zu einem Zeitpunkt, da noch immer NATO-Bomben auf Serbien fallen und die chinesische Botschaft von einem Marschflugkörper getroffen worden ist. So fragwürdig Flächenbombardements als Strategie zur Niederzwingung oder wenigstens Zügelung eines blutrünstigen Diktators wie Slobodan Milosevic auch sein mögen, es ist unbestreitbar, dass sie die Kosovo-Frage ins Blickfeld gerückt haben und im Gefolge auch andere nationale Fragen wie die der Kurden, der Palästinenser und auch der Tibeter wieder ins Gespräch gebracht haben. Auch die offizielle chinesische Sicht der Aussichten auf die tibetische Unabhängigkeit scheint dadurch weniger rüde und gereizt zu sein. Vor seiner Reise in die USA und nach Kanada gab der chinesische Premierminister Zhu Rongji das in einem Interview mit der Zeitung Globe and Mail (Toronto) indirekt zu, als er die Intervention der NATO und der Amerikaner im Kosovo scharf verurteilte und erklärte: „Die Kosovo-Frage ist ein ethnisches Problem … Solche Probleme gibt es in vielen Ländern. Sie in Kanada haben die Quebec-Frage, Großbritannien hat die Nordirland-Frage, und für China gibt es die Tibet-Frage.“

Es ist durchaus möglich, dass Zhu einen Artikel von einem Wang Lixiong gelesen hatte, der am 2. Januar d.J. in der Pekinger Zeitung Zhanlue Yu Guanli erschienen war. Wang stellte die These auf, dass ein wahrscheinliches „Worst-case-Szenario“ nach dem Tod des gegenwärtigen Dalai Lama so aussehen könnte, dass die Exilgemeinschaft von gewaltbereiten Elementen dominiert wird, die „die Gefahr heraufbeschwören, dass Tibet ein zweites Palästina oder sogar Tschetschenien wird“.

Wangs Artikel „Tibet: Chinas weicher Unterleib im 21. Jahrhundert“ ist ein gut recherchierter, überraschend unpolemischer und, soweit das einem Chinesen im Hinblick auf Tibet möglich ist, objektiver Beitrag über die Unmöglichkeit einer friedlichen und beiderseits befriedigenden Regelung der Tibet-Frage. Wang räumt ein, dass es der Dalai Lama möglicherweise ehrlich meint, wenn er die Autonomie akzeptiert, erläutert aber sodann eingehend, warum die Kluft zwischen der Haltung des Dalai Lama und der chinesischen Position unüberbrückbar ist. Unter Berufung auf ein Interview, das der Bruder des Dalai Lama, Tenzin Choegyal, dem französischen Reporter Pierre-Antoine Donnet gab (wobei er erklärte, dass die Autonomie nur ein ers-ter Schritt zur Unabhängigkeit sei), macht Wang geltend, dass 90 Prozent der Tibeter im Exil im Gegensatz zur erklärten Position des Dalai Lama fest auf der Unabhängigkeit beharren.

„Zwar mag der Dalai Lama es an sich ehrlich meinen, aber künftige Entwicklungen unter Kontrolle zu halten und das Verhalten derer, die nach ihm kommen, zu beeinflussen, steht nicht in seiner Macht. Wenn wir also die Zukunftsperspektiven der Tibet-Frage betrachten, dann müssen wir erkennen, dass die tibetische Unabhängigkeit als Möglichkeit immer existiert, und wir dürfen nicht glauben, dass sie in Zukunft kein Thema mehr sei, nur weil der Dalai Lama sagt, er strebe nicht nach Unabhängigkeit… Es gibt nichts, was bei weltpolitischen Verschiebungen nicht passieren kann.“

Wang übersieht auch nicht Indiens Rolle in der Angelegenheit und räumt überraschenderweise ein, dass die Tibeter geistig, kulturell und sogar physisch Indien viel näher als China stehen. Er beschreibt, wie chinesische Beamte aus der Qing- und der Guomindang-Zeit oft über Indien nach Lhasa fuhren, weil das viel bequemer war. Wang sieht in dieser Nähe der beiden Nationen eine große Gefahr, denn er weiß, dass sich Indiens militärische Fähigkeiten seit 1962 gewaltig verbessert haben und die indischen Verteidigungsausgaben in den achtziger Jahren fast doppelt so schnell gestiegen sind wie die chinesischen und heute sogar höher sind als diese, obwohl auch China seine Ausgaben erheblich gesteigert hat. Er beruft sich auf ausländische Militärexperten, die „der Auffassung sind, dass Indien heute die besten Bergtruppen der Welt hat, die die härtesten Strapazen aushalten und am besten ausgerüstet sind und die jeden chinesischen Angriff erfolgreich abwehren können“.

Wang stellt klar, dass China nicht auf die Loyalität seiner tibetischen Kader bauen kann, die er für größtenteils „gläubig oder heimlich gläubig“ hält. „Da Glaube heißt, ihren Gott zu verehren und der Dalai Lama der Gott der tibetischen Religion, zugleich aber auch ein Feind des chinesischen Regimes ist, haben die gläubigen Beamten eine doppelte Identität, wobei es immer eine heikle Frage ist, ob sie zuerst ihren Gott verehren oder erst den Feind bekämpfen sollen.“ Wie ein roter Faden zieht sich durch Wangs Argumentation der Eindruck, dass Chinas Herrschaft über Tibet nicht nur begrenzt, sondern möglicherweise sogar brüchig ist:

„Natürlich ist es in der gegenwärtigen Situation allein das in Tibet stationierte Militär, das die Separatisten davon abhält, die chinesische Souveränität zu erschüttern. Das Militär spielt bei der Souveränität nur die Rolle eines Seils, das Tibet an China binden, uns aber nicht auf Dauer durch Blutsbande zusammenhalten kann. In Friedenszeiten ist das Seil stark und unreißbar, aber wenn einmal ein bestimmter historischer Punkt erreicht ist, kann das Seil zu schwach werden, wie das Beispiel von 1911 zeigt, als der Vorgänger des Dalai Lama, der 13. Dalai Lama, die Revolution in China nutzte, ‚um die Han-Chinesen zu vertreiben‘. Die Qing-Dynastie unterhielt ebenfalls eine im Vergleich zu den Tibetern außerordentlich starke Streitmacht in Tibet, und der 13. Dalai Lama war ebenfalls im Exil in Indien, wo er einen Kurs verfolgte, mit dem er die Großmächte (Groß-britannien und Russland) für eine Unterstützung der tibetischen Unabhängigkeit gewinnen wollte. Die Qing-Regierung hatte auch alle Beziehungen zum Dalai Lama völlig abgebrochen (sie erklärte sogar, dass sie dem 13. Dalai Lama den Titel aberkannt habe) und übte die historisch stärkste Kontrolle über Tibet aus. So hielt die Qing-Regierung scheinbar alle Fäden in der Hand, als für den 13. Dalai Lama, dessen Lage zu dieser Zeit schon fast hoffnungslos war, die chinesische Revolution von 1911 wie ein Geschenk des Himmels kam.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass immer, wenn die chinesische Souveränität über Tibet außer Kontrolle gerät, die Ursache dafür allein Instabilität in China ist. Auch die heutigen tibetischen Separatisten warten zweifellos Tag und Nacht darauf, dass sich eine solche Voraussetzung wieder ergibt. Sollte es in der chinesischen Gesellschaft einmal zu Unruhen kommen und die Lage außer Kontrolle geraten, dann würden die politische Natur des chinesischen Militärs und die große Abhängigkeit einer modernen Armee von der Logistik bewirken, dass unsere in Tibet stationierten Truppen die moralische und logistische Unterstützung verlieren, und diese zwei unvermeidlichen Umstände würden ihren raschen Zusammenbruch herbeiführen (oder zumindest ihre Kampffähigkeit abstürzen lassen). Zugleich würden viele Unwägbarkeiten nebeneinander auftreten: Was würde in Tibet geschehen? Was würden der Dalai Lama und die Exil-Tibeter tun? Was würde Indien tun? Was würden die Großmächte tun? … Indessen würde unsere Souveränität [über Tibet] dann weitgehend ihren Rückhalt verlieren, da die nur nach Zehntausenden zählenden Han-Chinesen in Tibet einen instabilen Faktor bilden: ihre Familien leben in China, so dass sie in Tibet nicht verwurzelt sind und bei jedem Anzeichen von Unruhe vermutlich das Land verlassen werden.“Wang sieht keinen anderen gangbaren Ausweg aus diesem Problem als einen massiven Bevölkerungstransfer von Chinesen nach Tibet. Aber der von ihm beobachtete Rückgang der chinesischen Bevölkerung in Tibet seit ihrem Höhepunkt 1980 stimmt ihn pessimistisch. Er weist darauf hin, dass die augenfällige chinesische Präsenz in Tibet daher rührt, dass diese Bevölkerung hauptsächlich in den zentralen Städten und vor allem in Lhasa konzentriert ist. Aber auch diese ständigen Bewohner von Lhasa scheinen nicht gewillt zu sein, dort zu bleiben, was besonders für die heutige Generation gilt. „Viele junge Han-Chinesen haben Tibet bereits eigenmächtig verlassen und sind nach China zurückgekehrt, um dort neu zu beginnen, wobei es sie kaum kümmert, dass sie keinen Wohnsitz (in China) angemeldet haben.“Wang sieht nicht einmal in der offenkundigen Abschwächung des traditionellen Glaubens bei jungen Tibetern einen Vorteil für China, denn er sieht, wie an seine Stelle ein modernerer und gefährlicherer Glaube tritt: der Nationalismus:

„Eine Reise nach Lhasa hinterlässt den starken Eindruck, dass die einstmals alte ‚heilige Stadt‘ zunehmend verweltlicht. Aber während die wirtschaftliche Entwicklung den Einfluss der Religion zurückdrängt, füllt sich die Leere, die die traditionelle Religion hinterlässt, mit einer anderen Quasi-Religion der modernen Gesellschaft auf: dem Nationalismus. Die Abschwächung der Religion wird vermutlich sogar zum Ausdruck und Katalysator für die Ausbreitung des Nationalismus… Tatsache ist, dass für die am meisten verweltlichten städtischen tibetischen Jugendlichen die stärkste zentrifugale Kraft und nationalistische Gesinnung kennzeichnend ist. Sie waren in den vergangenen Jahren die führende Kraft im Widerstand und in den Straßenunruhen in Tibet. Andererseits: Wie sehr die Religion in den Städten auch durch den Materialismus ausgehöhlt wird, in den endlosen Weide- und Ackerbaugebieten hält das harte Hochlandleben die Tibeter in einer unauflöslichen Beziehung zur Religion.“Für Exil-Tibeter, die in einer ungesunden, auf sich selbst bezogenen Atmosphäre leben, in der Passivität, Selbstmitleid und Opfermentalität die Norm sind, ist es oft schwer, wenn nicht gar unmöglich, zu erkennen, dass China, wie mächtig es auch sei, unvorstellbar vielschichtige und lähmende eigene Probleme hat. Gerade aus diesem Grunde können die oben zitierten Auszüge aus den Schriften eines chinesischen „Tibet-Experten“ für solche Leser eine heilsame Wirkung haben und zeigen, dass die Auffassung: „Die tibetische Unabhängigkeit ist möglich“ mehr ist als nur eine Parole von Fanatikern und Träumern. Natürlich ist Wang jemand, der die Idee der tibetischen Unabhängigkeit grimmig ablehnt, und sein Artikel ist im Wesentlichen eine Mahnung an die chinesische Staatsmacht, in der Tibet-Frage nicht zu selbstsicher zu werden. Aber seine Analyse macht doch zweifelsfrei deutlich, dass die chinesische Kontrolle über Tibet nicht als sicher gelten kann und dass die Chance besteht, dass Tibet im Falle einer gewissen Instabilität in China wieder zu einem unabhängigen Land werden könnte.“

 Seit einiger Zeit schon ist zu beobachten, dass die Positionen des Dalai Lamas unter Tibets Jugend immer kritischer gesehen werden.Nach seinem Tod könnte es zu einer Radikalisierung von Teilen der Tibeter kommen–hierbei dürfte die nationalbourgeoise Rangzen-Allianz sich dann im Aufwind sehen, scheint sie momentan doch eher als isolierte Größe in der tibetischen Gemeinde mit ihren Forderungen nach einem demokratischen, säkularen, modernen und unabhängigem Tibet, das mit Gewalt und einem Wirtschaftsboykott gegen China , sowie der Hoffnung auf eine Intervention Indiens herzustellen sei.

Über den Verfasser des Anhanges zu der Rangzen-Erklärung

Jamyang Norbu erhielt seine Bildung an der St. Joseph’s School in Darjeeling. Er hat seit 1967 verschiedene Posten in der tibetischen Regierung im Exil bekleidet und war kurze Zeit Mitglied der Tibetischen Widerstandstruppe in Mustang.

Norbu war einer derjenigen, die 1970 den ersten Tibetischen Jugendkongress (TYC) einberiefen, und er gehörte dessen Zentralem Exekutivkomitee zehn Jahre als Mitglied an. Er war es auch, der das Modell für die Besteuerung der Tibeter im Exil (das System des grünen Buches) schuf, das seit 1972 die Haupteinnahmequelle für die Exilregierung ist. Norbu hat regelmäßig zu tibetischen und chinesischen Angelegenheiten Stellung genommen. Eine Sammlung seiner politischen Essays wurde in Buchform unter dem Titel Illusion and Reality (1989) vom TYC veröffentlicht. Die chinesischen Staatsorgane in Tibet hingegen haben seine Schriften als folgenlos „wie das Flügelschlagen einer Fliege gegen einen Granitblock“ verhöhnt.

Alle Zitate aus: http://www.rangzen.net/deu/charta/teil_4.html

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