Deutsche Bildungspolitik: Nenas „Neue Schule“

Deutsche Bildungspolitik: Nenas „Neue Schule“

  Wie heisst es in einer Abwandlung von Clauswitz: Nena ist die Fortsetzung von Claudia Roth mit musikalischen Mitteln und Claudia Roth ist die Fortsetzung von Nena mit politischen Mitteln.Die Neue-Deutsche- Welle-Veteranin und Popsängerin Nena (Hit: 99 Luftballons) begibt sich jedenfalls neuerdings auch in die Gefilde der Bildungspolitik und hat eine eigene Privatschule gegründet. Laut ihrer Aussage wolle sie keine Lehrerschule alten Typs, „wo einem einer sagt, was man lernen soll, dass man leise sein und wann man essen und aufs Klo gehen soll“.Damit wissen wir zumindestens, was Nena nicht will, wenngleich noch nicht, was sie bildungspolitisch will. Die ersten Kritiker melden sich schon zu Worte. Eine selbsternannte Sektenexpertin hält Nena für eine esoterische Ideologin, die Bagwan nahestehe und die Kinder entsprechend dessen Lehren ausrichte. Andere wiederum wissen davon zu berichten, dass die Schüler kommen und gehen, wann sie wollen und sich mehr ausserhalb der Schule aufhielten als in dieser. Eine Bildungskritikerin fragt sich, wie es überhaupt möglich sei in Deutschland solche Privatschulen gründen zu dürfen. Die Schulbehörde sieht bisher keinen Handlungsbedarf, sondern erklärt, Nenas Schule habe sich nach „einigen Anlaufschwierigkeiten“ stabilisert und dort finde nun normaler Schulbetrieb statt.Mal sehen, ob mehr über Nenas Schule zu erfahren ist. Jedenfalls interessant, wer in Deutschland alles Schulen gründen darf. Ich warte noch auf eine Hansi-Hinterseer-, Peter-Maffay- oder Karl-Theodor von und zu Guttenberg-Schule. Oder wie wäre es mit einem Bushido-Gymnasium für Integrationspädagogik, einem Bully-Herbig-Salem oder einer Stefan-Raab-Eliteuni?  Einer Herbert-Gröhlemeier-Gesamtschule („Kinder an die Macht“) für Gendermainstreaming („Männer“)? Wenn Nena das darf, könnten auch diese ihre Vorbildfunktion ausüben.Im deutschen Bildungssystem scheint ja vielerlei erlaubt zu sein.

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