Hetero und Homo—Gendermainstreaming als Weltkulturkampf zwischen den USA und Russland

Hetero und Homo—Gendermainstreaming als Weltkulturkampf zwischen den USA und Russland

Sehr bezeichnend waren zwei parallel stattfindende Ereignisse. Der Christopher Street Day in allen westlichen Städten, auch in Deutschland, zumal auch in München. Die US-Botschaft in Berlin hatte dabei ihren eigenen Wagen und verkündete die frohe Botschaft, dass die Homoehe nun in den USA bundesweit legalisiert  ist und man für die Gleichberechtigung der Geschlechter, wie aber auch der Homosexuellen weltweit eintrete, bis diese Rechte im letzten Winkel der Erde verankert seien. Zeitgleich fand in Russland unter Putins Partei „Einiges Russland“ eine Demonstration für die traditionelle Familie statt, bei der neukreiierte Hetero-Flaggen geschwungen wurden: Ein Mann, eine Frau, zwei Kinder. Dies im Kontrast zu den homosexuellen  Ampelmännchen von Wien, die nun an jeder Verkehrskreuzung des Westens nebst regenbogenfarbigen Zebrastreifen installiert werden sollen. Der letzte Kulturkampfstreit in dieser Beziehung war der Eurovision, als Chonchita Wurst, eine Transgenderin-Frau mit Bart zur Siegerin des Contest gewählt wurde und Russland, wie aber auch Polen dagegen Protest erhoben, ja Russland auch einen eigenen Songcontest in bewußter Abgrenzung veranstaltete. Damit hat die Diskussion schon längst die individuelle und gesellschaftliche Ebene verlassen, bei der man noch sagen könnte „Soll es jeder so halten, wie er es für richtig hält“, „Mir egal“—hier bringen dies die Weltmacht USA und ihr Counterpart Russland in einen weltpolitisch zu verstehenden Kampf der Werte und Gesellschaftssytsme, ja mit Huntington könnte man fast sagen in einen „Kampf der Kulturen“. Offensichtlich erscheint dies auf den ersten Blick als ein Kulturkampf zwischen dem anglosächsisch-liberalen, US-geführten Westen, der Toleranz gegenüber und Gleichstellung von sexuellen Minderheiten fordert, während sich Russland und China samt islamische Staaten und der Großteil Asiens (mit Ausnahme Japans), Lateinamerikas und Afrikas da als Verteidiger der traditionellen Geschlechterrollen und der Ehe sieht.Das übersieht aber, dass es auch zu Gegenreaktionen in westlichen Staaten kommt, seien es nun die Demonstrationen in Spanien und Frankreich gegen die Homoehe, die Homophobie, die in Polen und Orban- Ungarn geschürt wird oder aber das Kernland dieser Bewegung, die USA, wo viele Teapartybewegten und US-Republikaner immer noch strikt gegen Homoehe und Toleranz gegen homosexuelle Minderheiten sind, auch wenn Arnold Schwarzenegger als US-Republikaner inzwischen eine Internetdebatte auslöste, als er seine Webseite mit der homosexuellen Regenbogenflagge zierte. Der Terminator, ein Schwuchtelbefürworter—wie kann das sein. .. Dennoch scheinen selbst erzkatholische Länder wie Irland nach seinem Referendum nicht immun gegen diesen „Virus“.Verschwörungstheoretiker, Rechte und Konservative sehen da Sodom und Gomorahh, was auch nicht sonderlich neu ist. Die USA, Hollywood, nahezu jede neue Musikbewegung wurde immer schon als Verbreiter  sexueller Permissivität, westlicher Dekadenz, Untergang des Abendlands, als Verursacher der sinkenden Geburtenraten,etc. gesehen. Andere reden von einer Verschwulung und Vertuntung,  einer Verweichlichung und Feminisierung  der westlichen Gesellschaften als Folge des Liberalismus, Feminismus und der sexuellen Revolution, die diese im globalen Kampf mit opferbereiten, geburtenstarken,maskulinen, traditionellen Gesellschaften untergehen lassen würde. Dies ist im übrigen nicht nur ein Streit der Neuzeit, sondern diesen kann man auch schon bis in die Antike zurückverfolgen. Und selbst die Nationalsozialisten erscheinen den christlichen Teilen der Bevölkerung schon als zu permissiv, körperbetont, sexuell zu freizügig, ja als sexuelle Revolution der damaligen Gesellschaft, die einen Zwischenweg zwischen Puritanismus der christlichen Vorstellungen und dem American Way of Life ging: Sexualität, Promiskuvität, ja selbst Prostitution und nichteheliche Lebensborne im Sinne der Steigerung der Geburtenrate der vermeintlichen Arier.Näheres dazu unter:

http://www.zeitenblicke.de/2008/3/eder

Marxisten wiesen ja schon einmal darauf hin, dass die Veränderung der Produktivkräfte zu einer Änderung des Überbaus drängt, d.h. dass der Kapitalismus die Großfamilie des Feudalismus zugunsten der Kleinfamilie des frühen Kapitalismus  und dann eben im weiteren Verlauf der Globalisierung in den entwickelteren Ländern zu Patchworkfamilien, Mischehen, Alleinerziehenden und zu den auf dem globalen Arbeitsmarkt migrierenden Singles/ „global nomads“  drängt. Zumal eben auch die Erfindung von Verhütungsmittel, die Arbeitsttätigkeit der Frau, sowie  zunehmende Bildung Rückwirkungen auf die Geburtenrate hat. Wobei die Frühmaristen, wie auch ihre Nachfolger noch niemals Betrachtungen zur Homosexualität hatten, ja viele ebenso traditionelle Frauenrollen befürworteten, in den kommunistischen System die Frauenfrage vor allem unter dem Aspekt der fehlenden Arbeitskräfte, aber weniger unter der Gleichberechtigung gesehen wurde. Nie gab es eine Frau als kommunistschen Führer oder gar im Zentralkomitee. Rosa Luxenburg und  Sarah Zetkin sind eher so die Ausnahmen, die man lange in der Linken suchen muss, um Frauengeschichte zu begründen.Nicht zuletzt aufgrund dieser Unterdrückung der Frauen und der sexuellen Minderheiten, gründeten sich auch während der 68er Bewegung Frauenräte und dann später auch Homosexuellenbewegungen.Die völlige Unterdrückung dieser Gruppen durch den Staat und die Ignorierung seitens sich als fortschrittlich begreifender linker Gruppen als gesellschaftliche Nebenwidersprüche, führte zu deren Eigenorganisation, der Frauenbewegung und der Homosexuellenbewegung.Nun wiederum machen die Konservativen und Reaktionäre diese Bewegungen für alle Erscheinungen der Neuzeit verantwortlich, anstatt sie als Reaktionen der damaligen Zeit zu sehen. Inzwischen ist die Debatte aber eben schon weltpolitisch polarisiert. Die USA und Russland behaupten Deutungshoheit über Fragen zur sexuekllen Orientierung und  der Ehe. Die USA haben da als schon nicht mehr so neue Ideologie den Genderismus, der auf die Starfeministin Judith Butler zurückgeht und besagt, dass Geschlechter nicht biologisch determiniert sind, sondern nur soziale Konstrukte seien, eigentlich postmodernistisch nur gesellschaftliche Narrative und Erzählungen. Ich selbst halte dies für Blödsinn und Ideologie, habe das auch damals mit dem Frauenreferat diskutiert, wo dies damals die neue US-Theorie wie die Spieltheorie war opder aber eben der Postmodernismus aus Frankreich.Zwar ist es schon richtig, dass die Männer- und Frauenrolle wie auch deren Bilder geschellschaftliche Veränderungen durchlebt und durchlebt hat, aber dennoch von einer Beliebigkeit der Geschlechter auszugehen und die ganze Biologie zu vernachlässigen, dürfte wohl ebenso Quatsch sein.Jedenfalls wird Judith Butlers Theorie als Haßbild der weltweiten Reaktionäre zitiert, die darin die Gleichschaltung und Auflösung  der Geschlechter, der Familie,etc. sehen, die eine Neue Weltordnung eines liberalen Multikulti-Transgenderstaates zugunsten des globalen Finanzkapitals sehen.Dem wollen sie ein bodenständiges, sich am traditionellen Familienbild der bürgerlichen Kleinfamilie, geschützt von einem autoritären,Minderheitenunterdrückenden  Law-and- Order-Staat, der die Globaliserung ignoriert und rückgängig macht oder irgendwie anders reguliert, gegenüberstellen.

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