Orban-der Trotzki der konservativen Weltrevolution in Europa?

Orban-der Trotzki der konservativen Weltrevolution in Europa?

Hier noch zum Anfang einen Artikel, der Orbans Flüchtlingspolitik in Anlehnung an einen Artikel aus dem österreichischen Standard nur als Vorwand sieht, um Europa einer konservativen, antiliberalen Revolution zuzuführen, ja in Orban eine Art Trotzki der Rechtsradikalen sieht:

„Orbans christlich-nationale Strategie gegen alles, was liberal ist

Gepostet am 27. September 2015 von Leo Brux

Robert Misik erläutert Orbans Strategie für Europa.

Diese Flüchtlingskrise, sagt Viktor Orbán, “bietet für die christlich-nationale Ideologie, für unser Denken, die Gelegenheit, wieder die Dominanz zu gewinnen – nicht nur in Ungarn, sondern in ganz Europa”.

Er versucht zielgerichtet, die Flüchtlinge für sein Ziel einer autoritären, “illiberalen Demokratie” und im Kampf gegen die “Ideologie der Menschenrechte” zu instrumentalisieren – indem er geschickt Bilder des Chaos produzierte, um Einfluss auf die Politik in anderen EU-Staaten zu nehmen.

Aber seien wir genau: Orbán versucht gezielt, andere EU-Staaten zu destabilisieren.

Ganz entsprechend der Logik des Eingangszitates.

Orbán ist der erste konservative “Weltrevolutionär” Europas.

Gewissermaßen der Trotzki des Rechtsradikalismus.

Er sagt das auch ganz offen. Man muss ihm nur zuhören und ihn ernst nehmen.

Das hervorgehobene Zitat stammt aus einer Rede, die Orban kürzlich gehalten hat. (Robert Misik ist darüber 8 Minuten lang bei derStandard per Video zu hören und zu sehen.)

Hans Rauscher, ebenfalls bei derStandard, nimmt sich ebenfalls Orban vor:

Viktor Orbán will die Flüchtlingsfrage benutzen, um nicht nur in Ungarn seine autoritär-nationalistische Herrschaft zu festigen, sondern um in der ganzen EU das Prinzip der liberalen Demokratie auszuhebeln.Das ist eine Linie, die man aus seinen Handlungen und Reden klar verfolgen kann, und zwar schon Jahre zurück.

Leider wollen das deutsche und österreichische Konservative nicht wahrhaben, wie der bayrische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer und diverse ÖVP-Politiker, zuletzt Vizekanzler Reinhold Mitterlehner.

Seehofer lud Orbán ein, um Merkels Flüchtlingspolitik zu konterkarieren …

Das Problem sei der “Liberalismus” in Europa, von dem auch die konservativen Parteien angesteckt seien.Die Flüchtlingskrise sei nun die Gelegenheit, damit, und mit dem Prinzip der Menschenrechte, Schluss zu machen und ein Gegenmodell eines antiliberalen, nationalistischen Europa durchzusetzen.

Konkret sagte er:

Die Krise “bietet die Chance für die national-christliche Ideologie, die Vorherrschaft wiederzugewinnen, nicht nur in Ungarn, sondern in ganz Europa. Das ist die Gelegenheit … Meine Position ist, dass wir das Ende einer Ära erleben: einer konzeptuell-ideologischen Ära. Wir können die einfach die Ära des liberalen Geschwätzes bezeichnen. Die Ära geht nun zu Ende, und diese Situation trägt ein großes Risiko wie auch eine große Gelegenheit mit sich.”

Und: “Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr möglich ist, dass die Europäer sich selbst als gut im liberalen Sinn sehen und gleichzeitig im Wohlstand leben … Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand kommt, unsere Schwäche bemerkt und uns wegnimmt, was wir haben”.

In einer früheren Rede hatte Orban erklärt,

dass aus Ungarn ein “illiberaler Staat” werden solle, und verkündete seine Bewunderung für autoritäre Herrscher wie Wladimir Putin, die chinesischen Führer, Tayyip Erdogan und sogar den düsteren Alijew in Aserbaidschan.

Orientalische Despotien als Vorbilder für Ungarn und Europa! Weit gebracht, Herr Orbán.

Und vielleicht doch ein Weckruf für europäische Christdemokraten, die Orbán fälschlich für einen der ihren halten und nicht merken, dass sie sich mit einer autoritären Figur wie aus den Dreißigerjahren freundschaftlich abgeben.

Es könnte Seehofer und der CSU noch einmal leid tun, Orban in Deutschland und Europa hoffähig gemacht zu haben.

Gerald Knaus, Leiter des europäischen Thinktanks ESI (European Stability Initiative) hat Orban kürzlich als “den gefährlichsten Mann der EU” bezeichnet.

http://blog.initiativgruppe.de/2015/09/27/fluchtlingskrise-2015-25-orbans-christlich-nationale-strategie-gegen-alles-was-liberal-ist/#comment-55851

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Dazu einige Gedanken meinerseits:

Trotzki scheiterte ja bekannterweise.Und auch solche Ministaaten wie Ungarn und Griechenland wie die Syriza, die den europäischen Trotzki gegen die Austeritätspolitik in Form einer europäischen Revolution geben wollte, scheiterte oder aber wird Orban-Ungarn, das sich als europäische Grossmacht in Sachen konservativer Revolution ala Armin Mohler aufspielen möchte allein scheitern.
Orbans Ungarn und die FPÖ Straches (“Oktoberevolution in Wien”) ist zu klein, um wesentlich Einfluss auszuüben. Polariserung ja, aber entscheidende Verschiebung nein.Er steht mehr für die NPD-Parole “Sozial geht nur national” und die ist aber eben dem Kapital ein Graus, das eben mehr globalistisch iund international denkt. Die Hauptgefahr für Europa geht immer noch vom Front National aus. Einen Orban und einen Strache wird man noch verkraften können, einen Front National nicht.Die deutsch-französische Achse ist und bleibt das Zentrum der EU. Bricht sie, ist auch die EU am Ende. Und das hat dann auch Wirkungen mit einem möglichen Brexit bis in den UNO-Sicherheitsrat. Wenn man die Ukrainekrise und Griechenland als Beispiele hernimmt, dann ist doch auffällig, dass Holland und Merkel, Fabius und Steinmeier da das Zepter in der Hand hatten. Bei der Ukrainekrise spielte auch noch Polen über das sogenannte Weimarer Dreieck mit, da es hier spezifisch auch um osteuropäische Interessen ging, aber ohne Frankreich und Deutschland wäre gar nichts gelaufen. Orban versucht wiederum die Organisation der Visegardstaaten zu dominieren und sich als starker Mann osteuropäischer Interessen zu profilieren. Aber die Visegardgruppe ist bei weitem nicht so mächtig wie die deutsch-französische Achse und wie gesagt ist der mächtigste Staat Polen über das Weimarer Dreieck an die deutsch-französische Achse gebunden, was man nun auch beim Abstimmungsverhalten Polens bei der Asylpolitik sehen konnte, die viel moderater ausfiel als Orban und andere osteuropäische Staaten. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass Polen westliche Werte in dem Masse vertreten würde wie die meisten Westeuropäer, zumal Antisemitismus, Katholizismus, Nationalismus in Polen noch stark ausgeprägt sind (vgl. die PIS und die Kaczynskibrüder). Ein ganz guter Artikel dazu von einem US-Historiker, wie wenig die Osteuropäer ihre eigene Geschichte aufgearbeitet haben und den Nationalismus, Xenophobie und den eigenen Anteil am Faschismus bisher negiert haben–unter:

http://www.fpri.org/geopoliticus/2015/07/battle-history-why-europe-should-resist-temptation-rewrite-its-own-communist-past

Eigentlich ist, was Orban betreibt eigentlich „nur“ ein Revival der Horthy-Ära:

“In Horthys Ungarn wurde das Konzept des Volksnationalen entworfen, das den „authentischen“ ungarischen Charakter betonte. Der Liberalismus wurde als etwas Fremdes und Ursache allen Übels abgelehnt, die Konzeption eines völkischen Nationalismus verfolgt. Es wurde behauptet, das ungarische Volk besitze einen ihm innewohnenden spezifischen Charakter. Den Juden in Ungarn wurde vorgeworfen, die ungarische Kultur zu gefährden.”

https://de.wikipedia.org/wiki/Mikl%C3%B3s_Horthy

Die Pfeilkreuzler entsprechen dann der Jobbik. Wäre mal interessant, wie diese Zeit im ungarischen Geschichtsunterricht behandelt wird und was ungarische Historiker dazu sagen.

Aber wer ist eigentlich dieser Thinktank ESI, der Orban zum gefährlichsten Mann Europas erhebt? Wenn ich richtig informiert bin, wird ESI auch von George Soros, mitfinanziert:

“During his recent US-trip, ESI President Gerald Knaus was welcomed in New York by George Soros, the founder and chairman of the Open Society Institute. George Soros and Gerald Knaus spoke about the ongoing ESI research in South Eastern Europe. The very good cooperation between OSI and ESI will be fostered and expanded in the future, and several ideas on new projects have been exchanged.”

http://www.esiweb.org/index.php?lang=de&id=237&news_ID=25

Und ebenso wäre ich vorsichtig, wenn sogenannte „think-tanks“ ins Spiel kommen. Nicht wenige werden von Soros finanziert. Und da wir schon bei Revolutionen sind. Auf diesem Gebiet ist George Soros absoluter Fachmann:

„ Im 20. Jahrhundert setzten die US-Regierungen bei Regimewechseln auf die Kooperation von CIA, USAID und anderen US-Behörden mit einheimischen Kollaborateuren, seit 2000 in Serbien übernehmen primär nichtstaatliche Einrichtungen (NGOs) die Organisation der Farbenrevolutionen. Besonders aktiv und führend sind in dieser Hinsicht Freedom House und National Endowment for Democracy (NED) sowie die von George Soros finanzierten NGOs, vor allem das Open Society Institute.“ (Wikipedia)

Genauso könnte man Soros den Trotzki des Neoliberalismus nennen.Die Trotzkis des Anti- und (Neo-) Liberalismus stehen sich also gegenüber.

Hier noch der Plan vom “Trotzki des Neoliberalismus” George Soros für die Flüchtlingskrise. Er fordert einen EU-Plan der die die UNO einbindet, 1 Millionen Flüchtlinge pro Jahr in der EU, 15 000 Euro pro Flüchtling/Jahr, Stärkung der UNO-Flüchtlingslager, vor allem in der Türkei und die Isolierung Orbans:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article147061754/George-Soros-Plan-fuer-Europas-Fluechtlingskrise.html

Aber letztendlich wird die Schlacht um Europa in Frankreich mit dem Front National geschlagen–hierbei spielt Putins NGO  „Institute for Democracy and Cooperation“ in Paris die trotzkistische Koordinationsrolle für Europas Rechte und den Front National, um eine autortäre Revolte in Europa und vor allem eine Machtergreifung des Front Nationals  Sorosgleich zu fördern, der dann zu einer eurasischen Achse zwischen Front National und Russland, ja vielleicht China führen soll, der dann die EU und die NATO obsolet macht und Russland und Frankreich die dominante Rolle in Europa zukommen lässt und mit China dann die multipolare Weltordnung, die im russiche-chinesischen Konsens eines „New Type of Great Powerrelations“skizziert wurde, durchzusetzen.Siehe auch die Webseite von Putins Institute for Democracy and Cooperation, das programmatisch eine antiliberale Linie vertritt:

http://www.idc-europe.org/en

Dazu hat eine russische Bank dem Front National noch einen 40 Millionen-Eurokredit vergeben, was klar macht, dass Putins Europastrategie und seine autoritäre Farbenrevolution weniger über Ungarn als über Frankreich und den Front National läuft.

Dazu noch einen älteren Global Review-Artikel“Front National-Faschismus und die eurasische Achse mit China und Russland– der Albtraum Brzezinskis und der USA“:

Front-National-Faschismus und die eurasische Achse mit China und Russland— der Alptraum Brzezinskis und der USA

Und desweiteren als Leseempfehlung den Global Review- Artikel „Was will Putin?“

Was will Putin?

Interessanter Beitrag von Lawrow auf der Münchner Sicherheitskonferenz dazu:

„Manche, fährt er dann fort, würden ja glauben, der Ukraine-Konflikt müsse gelöst werden, dann werde alles wieder gut. “Es ist umgekehrt”, belehrt Lawrow das Publikum. Erst müsse wieder eine internationale Sicherheitsordnung hergestellt werden, dann folge auch die Lösung für die Ukraine.“

Es geht Russland nicht um die Ukraine oder Syrien selbst, sondern als Grossmacht seitens der USA anerkannt zu werden–nach dem russisch-chinesischen Konsens des „New Type of Great Powerrelations“, das eine multipolare Weltordnung mit China und Russland als wesentlichen Polen vorsieht. Daher wird Putin mit China weiter militärisch aufrüsten und intervenieren, zugleich auch eine autoritäre Revolution, vor allem über den Front National unterstützen, um das liberal-demokratische Europa als Einflusssphäre der USA zu zerstören–weniger durch militärische Mittel, sondern vorerst durch innenpolitische autoritäre konservativ-faschistische Revolutionen.Zumal man auch noch sehen muss, dass das Mastermind des Insitute for Democracy and Cooperation, John Laughland, ein Brite, nicht nur den Front Ntaional fördert, sondern auch Kontakte zu Nigel Farrages UKIP hat. Brexit und FN-Machtergreifung in Frankreich sind die unausgesprochenen Ziele. Damit wären NATO und die EU so geschwächt, dass ein liberlal-demokratisches Deutschland nur noch eine einsame Insel wäre, isoliert und nur noch auf die USA als Schutzmacht rechnen könnte und dann wohl als nächstes innenpolitisch destabilisiert würde.

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