Netanjahu, der Holocaust und Palästina

Netanjahu, der Holocaust und Palästina

Netanjahu schreibt jetzt die Geschichte bei seinem Treffen mit dem Zionistischen Weltkongress, Merkel und Kerry radikal um: Hitler habe die Juden nicht umbringen wollen, sondern sei erst durch den palästinensischen Großmufti von Jerusalem, der heute auch noch hohes Ansehen bei den Palästinensern geniesst, auf diese Idee gebracht worden—damit wird ein Palästinenser zum Urheber und Mastermind des Holocaust benannt und damit soll auch Abbas und die PLO gleichgesetzt werden mit solch religiös-liquidatorisch- antisemitischen Fanatikern wie der Hamas, die Israel nicht anerkennen, ganz Palästina und nicht nur Palästina in den Grenzen von 1948 wollen auch mittels der Auslöschung aller Israelis–deutsche Geschichtsrevisionisten und Holocaustleugner wird das freuen und Israels Rechte, während der Rest Israels als auch breite Teile der jüdischen Diaspora diese Thesen mit einigem Grauen wahrnehmen:

“Netanjahu gibt Palästinenser-Mufti Verantwortung für Holocaust
Nach Ansicht des israelischen Ministerpräsidenten stiftete der palästinensische Großmufti Hitler zum Holocaust an. Dieser habe die Juden zunächst nur vertreiben wollen.
21. Oktober 2015, 15:50 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, AP, Reuters, sig, dpa

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat mit Äußerungen zur angeblichen Verwicklung der Palästinenser in den Holocaust scharfe Kritik ausgelöst. Netanjahu hatte vor dem Zionistischen Kongress in Jerusalem behauptet, der palästinensische Großmufti Amin al-Husseini habe Hitler 1941 zum Holocaust angestiftet. Dabei habe der deutsche Diktator zunächst nur geplant, die Juden aus Europa zu vertreiben.

Als Grund habe Al-Husseini angeführt, dass die Juden nach Palästina kommen würden, wenn Hitler sie nur vertreiben würde. Hitler habe dann gefragt, was er tun solle, worauf der Mufti geantwortet habe: “Verbrenne sie.”

Israelische Oppositionspolitiker und Historiker warfen Netanjahu die Verdrehung historischer Tatsachen vor. Vertreter der Palästinenser kritisierten, der Regierungschef wolle Hitler vom Holocaust freisprechen, um Muslimen die Schuld am Massenmord an sechs Millionen Juden zuzuschieben. Der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat sagte, Netanjahu solle diese “humanitäre Tragödie nicht instrumentalisieren, um für seine politischen Ziele zu punkten”.

Kritik kam auch vom israelischen Verteidigungsminister Mosche Jaalon, er gilt sonst als loyaler Gefolgsmann Netanjahus. Al-Husseini habe nicht die sogenannte Endlösung erfunden, sagte er im Armee-Rundfunk. “Das war die teuflische Idee von Hitler selbst.” Al-Husseini habe sich ihm nur angeschlossen.

Auch die Bundesregierung widersprach Netanjahu indirekt, indem sie sich erneut explizit zur deutschen Verantwortung für den Holocaust bekannte. “Wir wissen um die ureigene deutsche Verantwortung an diesem Menschheitsverbrechen”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er sehe keinen Grund, “dass wir unser Geschichtsbild in irgendeiner Weise ändern”.
Netanjahu wehrt sich gegen Kritik

Netanjahu kann die Kritik an seinen Äußerungen nicht verstehen. “Das ist absurd. Ich hatte keinesfalls die Absicht, Hitler von seiner satanischen Verantwortung für die Vernichtung der europäischen Juden freizusprechen”, sagte Netanjahu vor seiner Abreise nach Deutschland. Hitler sei verantwortlich für die Vernichtung von sechs Millionen Juden, er habe die Entscheidung getroffen. Es sei jedoch ebenso absurd, die Rolle des Mufti zu ignorieren. Al-Husseini sei ein Kriegsverbrecher, “der Hitler, Ribbentrop, Himmler und andere zur Vernichtung der Juden Europas ermutigt hat”.

Der Holocaustforscher Mosche Zimmermann von der Hebräischen Universität sagte, Netanjahus Argument sei weit hergeholt und mache den Regierungschef im Prinzip zu einem Holocaustleugner. “Jeder Versuch die Bürde von Hitler und anderen abzulenken, ist eine Form von Holcaustleugnung.” Al-Husseini sei zwar “ein glühender Nazi-Anhänger”, aber auch ein “politisches Leichtgewicht” gewesen, sagte Zimmermann. Der Großmufti habe versucht, Hitlers Unterstützung beim Kampf gegen das britische Völkerbundmandat für das damalige Palästina und gegen die ins Land kommenden jüdischen Einwanderer zu erhalten. Es gebe keinen Beweis, dass der Großmufti einen wirklichen Einfluss auf Hitler gehabt habe.Israels Präsident Reuven Rivlin sagte, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Treffen Al-Husseinis mit Hitler und der Judenvernichtung gebe, könne er nicht beurteilen. Aber Hitler sei “derjenige, der unendliches Leid über unsere Nation gebracht hat”. ”

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-10/israel-benjamin-netanjahu-adolf-hitler-holocaust-mufti

Der Mufti hat den Genozid gut gefunden. Aus der Befürchtung heraus, dass die europäischen Juden zum großen Teil nach Palästina kommen könnten. Besser, wenn sie vorher alle umgebracht werden, hat er sich gedacht. Eine bestialische Logik, für die er sich den Abscheu der Menschheit verdient hat. Jedoch ist kaum anzunehmen, dass ein selbsternannter Herrenmensch und Führer eines Großdeutschen Reichs sich von einem dahergelaufenen Mufti aus einem Zwergland aus dem Orient in seinen Entscheidungen wesentlich hat beeinflussen lassen. Wo Netanjahu jedoch recht hat, ist, dass der Großmufti in palästinensischen Kreisen immer noch so verehrt und heroisiert wird, auch in den offziellen palästinensischen Geschichts- und Schulbüchern und auch von den Abbasleuten. Das passt erst mal nicht dazu, dass die PLO das Existenzrecht Israels offiziell anerkannt hat und die Juden nicht mehr ins Meer jagen will. Aber umgekehrt muss man sehen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde sich nun über 2 Jahrzehnte an das Osloer Abkommen gehalten hat (Anerkennung Israels, Einstellung des Terrors, Dialog), Netanjahu aber seit seinem Regierungsantritt die Zahl der Siedler im Westjordanland von 240 000 auf nun 400 000 kontinuierlich erhöht hat, was jegliche Bemühung um eine 2-Staatenlösung konterkariert und unterläuft, zumal Bibi ja während des Wahlkampfes erklärte, er wolle gar keine 2-Staatenlösung mehr, was er danach auf internationalen Empörungsdruck der USA, der EU und anderen Staaten hin wieder verbal relativierte. Die PLO steht mit dem Rücken an der Wand, da all ihre Zugeständnisse zu nichts geführt haben, im Gegenteil die Lage verschlimmert haben und die Hamas nun sagen kann: Seht her: Verhandlungsbereitschaft wird nicht honoriert, deswegen müssen wir Palästinenser den Weg der Gewalt und Konfrontation gehen. Während die PLO das Existenzrecht Israels anerkannt und dem Terror abgeschworen hat, über 2 Jahrzehnte einseitig das Osloer Abkommen eingehalten hat, destablisiert Netanjahu Abbas systematisch mit seiner harten Linie.Aber der Großmuftivergleich kommt zu einer Zeit, da er auch den moderaten Abbas und die PLO und nicht nur die religiös-fundamentalistische Hamas, die Israel nicht anerkennt, einen Gottesstatt will und auf Terror setzt als neuen Hitler darstellen will und somit jegliche Verhandlungslösung und Deeskalation verhindern möchte. Es ist also eine sehr durchsichtige Taktik, zumal mit geschichtsrevisionistischen Methoden, die da angewandt wird, mit wahrscheinlich fatalen mittel- und langfristigen Folgen. Während die Hamas zu einem „Tag des Zorns“ aufrief, versuchte Abbas zu deeskalieren und den Ausbruch einer 3. Intifada zu verhindern. Dass es am von der Hamas ausgerufenen Tag des Zorns relativ ruhig blieb, ist Abbas wesentlich zu verdanken. Die Frage ist, nur, wielange er das durchhalten wird angesichts des zunehmenden Frusts der palästinensischen Basis angesichts des Scheitern des Osloer Abkommens. Hier noch die Erklärung der PLO, warum sie das Abkommen jetzt aufgekündigt hat:

The PLO web site lays out the main ways in which Israel has reneged on its treaty commitments:

“1. Israel Has Failed to End its Occupation

2. Israel Continues to Build and Expand Its Illegal Colonies

(“It doubled the number of settlers living in the West Bank and Gaza Strip. There are now approximately 400,000 . . . Confiscated more than 60,000 acres of Palestinian land for colony construction and related by-pass roads, uprooted 220,000 trees and demolished 690 homes in the West Bank alone . . .”)

3. Israel Fails to Withdraw from Palestinian Territories (. . . The Palestinian Authority has only full jurisdiction over 17.2 percent of the West Bank.”)

4. Israel Fails to Release Political Prisoners

5. Israel Fails to Open the Northern Safe Passage Route between the Gaza Strip and the West Bank and Closes the Southern Safe Passage Route

6. Israel Fails to Co-operate on Security Matters

7. Israel Uses Lethal Force

8. Israel Denies Palestinians Freedom of Movement

9. Israel Fails to Prosecute Israeli Settlers for Crimes Committed Against Palestinians”

http://www.juancole.com/2015/10/abrogated-netanyahu-boasted.html

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