Syrien und die Gefahr eines Weltkrieges

Syrien und die Gefahr eines Weltkrieges

Frank Walter Steinmeier warnte vor einigen Monaten schon vor einer „Internationalisierung des Syrienkonfliktes“. Nun ist dieser schon sehr international: so alle Grossmächte und Regionalmächte sind darin aktiv involviert, die USA liefern Waffen an syrische Rebellen, die Türkei und Saudiarabien liefern den sogenannt „gemässigten Rebellen“ — ein Euphemismus für solche islamistischen Gruppen wie Jayesh el Fatah (Armee der Eroberung), Jayesh el Islam (Armee des Islam), Ahram al Sham, Muslimbrüder und andere exotische Islamistengruppen, während die säkulare Freie Syrische Armee (FSA) weitestgehend marginalisert ist– Waffen und finanzielle Unterstützung, Iran hat eigene Revolutionsgarden entsandt, die Hisbollah kämpft mit, die PKK versucht über die YPG einen Kurdengürtel in Nordsyrien zu erkämpfen (Rojava), die US-geführte Anti-IS-Koalition fliegt Bombenangriffe gegen den IS über syrischem und irakischen Gebiet und nun hat Russland seine eigene Luftwaffe entsandt, um an der Seite Assads mitzubomben. Gemeint ist dabei, dass nun auch die Türkei und Saudiarabien ankündigen Bodentruppen entsenden zu wollen, was sie in direkte Konfrontation mit Russland, Iran und Assad brächte und wie schnell das geht hat man auch bei dem Abschuss der russischen Militärmaschine seitens der Türkei gesehen. Jedoch dürften sie dies ohne US-Unterstützung- und Führung nicht machen, zumal sie auch von der NATO zurückgehalten werden. Dennoch forderte Erdogan von den USA sich zwischen den Kurden und dem NATO-Miglied Türkei zu entscheiden, was man als Ankündigung lesen kann, dass die Türkei eine eigenständigere und unberechenbarere Rolle spielen könnte, sollten die USA nicht auf seine Ansprüche eingehen.

Gestern meinte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Kujat bei Anne Will im ARD, dass es ohne die Existenz von Atomwaffen schon längst zu einem neuen Weltkrieg gekommen wäre und die Eskalationsgefahr extrem sei. Ähnlich äusserte sich Fritz Pleitgen im Presseclub der ARD, der meinte, dass die Gefahr eines grossen Krieges zwischen den Weltmächten durchaus real sei. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz sprach Russlands Ministerpräsident Medjedew offen von einem Rückrutschen in „einen neuen Kalten Krieg“ und dass er sich 2016 vorkomme, als wäre es 1962.Russlands Regierung wiederum hat vor einem neuen Weltkrieg gewarnt, sollten westliche Staaten oder mit ihnen Verbündete Staaten sich in Syrien direkt einmischen.Von daher kommt einem Syrien immer mehr vor wie der Balkan vor dem Ersten Weltkrieg—ein Funke kann sich da schnell entzünden. Der einzige Unterschied ist, dass die USA und die NATO der Türkei noch keinen Blankoscheck für eine Invasion in Syrien gegeben haben, wie dazumal das kaiserliche Deutschland Österreich gegen Serbien. Nun werden neuerdings auch wieder Flugsverbotzonen vorgeschlagen wie etwa von der Türkei und nun Angela Merkel. Fraglich gegen wen diese sich richten sollen. Sollen russischen und syrischen Flugzeugen der Luftraum verwehrt werden und durch wen, wenn nicht durch die USA? Ein Vorschlag auch nicht ohne Brisanz.

Viel wird  daran hängen, wer nächster US-Präsident wird. Unter Hillary Clinton, Ted Cruz und Marco Rubio dürfte eine interventionistischere und aktivere Rolle der USA zu erwarten sein, Trump und Bernie Sanders sind da zurückhaltender, auch offener für Russlands Rolle in Syrien wie sie auch nicht an dem Ziel festhalten, dass Assad unbedingt abtreten müsse. Jedenfalls sollte man die Äusserungen des Vorsitzenden des US-Generalstabs (Joint Chiefs of Staff) Dempsey, wonach Kriege zwischen Grossmächten, unausgesprochen: Russland und China mit den USA, wieder denkbar seien, nicht auf die leichte Schulter nehmen.

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