Elektromobilität–eine hippe Illusion

Elektromobilität–eine hippe Illusion

Scheint der erste Wahn der George W. Bush-Ära, landwirtschaftliche Nahrungsmittelflächen zugunsten von Biotreibstoffen für den Verkehr trotz Bevölkerungsexplosion und notwendiger Mehrproduktion zu nutzen vorerst abgewendet, so kommt die nächste undurchdachte Schnapsidee bezüglich der Massenmobilität auf: Der Elektromobilität eine gute Zukunft vorauszusagen, das Karbonzeitalter und die Benzinautos schon für anachronistische Relikte einer umweltverschutzenden Vergangenheit mit nun obsolet werdenden Ölkriegen zu erklären, ist zur Zeit äußerst hip und gehört zum guten Ton jener political-ökologisch-korrekten Menschen, die ihr Leben nur noch in CO-2-Ausstoß, Feinstaub, Passivrauchenhysterie und green footprint vermessen und uns eine grün-nachhaltig-dezentralistisch-pazifistische Zukunft versprechen . Auch gibt es einige Erfolgsmeldungen: Das neue M-Modell von Tesla für 30 000 Dollar und höheren Reichweiten und Geschwindigkeiten, wird als Beweis gesehen, dass das Elektroauto auch Massenware werden könne. Der Beschluss der chinesischen Regierung ihre Städte bis 2030 vor allem auf Elektroautos umzustellen wird da als weiteres zugkräftiges Argument gebracht.Zudem besteht mal wieder die von nationaler Standortkonkurrenz geprägte Befürchtung, dass „wir“, also die deutsche Autoindustrie da „die Zukunft“ verpassen könne und der Chinese „uns alle“ aussticht und die neue Weltautonation wird. Grüne sehen nun den Diesel-VW-Skandal als die Chance, dass die deutsche und westliche Autoindustrie nun den radikalen Bruch mit den Benzin- und Dieseldrecksschleudern mache und nun in die Zukunft der Elektromobilität investieren und forschen werden, was VW und BMW nun auch schon ankündigten. Ob es sich dabei um einen PR-Gag handelt oder um eine strategische Umorientierung der Autoentwicklung bleibt noch abzuwarten.Die euphorischen Zielmarken der meisten westlichen Regierungen, auch in Deutschland blieben bisher Makulatur. Die anvisierte 1- Millionenmarke bis 2020 wird sicherlich nicht eingehalten, erwartet werden stattdessen deutschlandweit 50000 Elektroautos–trotz neuer Subventionen. Und die Zielmarken der asiatischen Regierungen sind noch gigantomatischer und man sollte erst einmal genau abwarten, inwieweit diese Ziele dann auch faktisch erreicht werden oder nicht etwa großsprecherischer Futurismus bleibt, wie schon damals die Ankündigung ganz China auf den Transrapid umzustellen, der als Las-Vegas- und Disneylandmässige Touristenattraktion heute nur von Pudong zum Shanghaier Flughafen und eben nicht in ganz China fährt..Aber sehr viele westliche Menschen scheinen den „chinesischen Traum“, den Xi Jnping in Anlehnung an den „American dream“propagiert kritiklos zu träumen.

Nun dürfte es durchaus möglich sein, dass man Elektroautos mit neuer Akku- und Ladetechnik sowie entsprechenden Ladestationen und Infrastruktur entwickelt. Dies dürfte noch die leichteste Übung sein. Doch sollte man sehen, dass bisher die Elektroautos technisch vor allem für den Stadtverkehr und kürzere Strecken geeignet sind und es einen Unterschied macht, wenn Indien oder China Mega-Millionenstädte wie Peking (20 Millionen Einwohner), Chongqing (35 Millionen), Shanghai ( 25 Millionen Einwohner), etc. auf Kurzstrecken umstellt und hierfür durchaus ein Markt bestehen könnte, der jeweils die Grösse eines mittleren Nationalstaats, aber nicht den Aktionsradius einer Nation hat.Aber für längere Stecken ist dies bisher eine Illusion, zudem auch längerer Autobahnbetrieb oder Reisen über lange Strecken und China und Indien wie auch die ganzen westlichen Industrieländer müssen außer den Städten auch noch ihre Langstrecken versorgen und die Strecken zwischen den Groß- und Megastädten wie auch die ganzen ländlichen Gebiete. China und Indien mit jeweils einer 1,3 Milliardenbevölkerung kann sich da nicht nur auf die Elektromobilität innerhalb der Megacities oder die USA, Kanada, Russland, Deutschland nicht nur auf die Elektromobilität innerhalb einiger Städte verlassen.Man müsste also auch längere Strecken versorgen, zumal ja über den individuellen Pkw-Verkehr auch der LKW-Verkehr transregional hinzukäme.

Aber selbst einmal dies als technologisch machbar und entwickelt angenommen, kommen wir zur eigentlichen Achillesferse der Elektromobilität: Die enormen Strommengen, die man bräuchte, um Hundertmillionene Benziner energetisch zu ersetzen. Scheinbar scheint da die Illusion vorzuherrschen, dass der Strom aus der Steckdose käme. Eine Umstellung des karbonhaltigen Verkehrs auf Elektromobilität würde den Bau tausender Kraftwerke bedeuten, sei es Kohlekraft, Atomkraft, die man ja verhindern will, Solar- und Windkraftwerke müssten das ganze Land zudecken, dass die Frage ist, ob man überhaupt genug Flächen dazu hätte und mit Biomasse braucht man da gedanklich erst gar nicht anzufangen. Bisher wurden auch noch keine Studien publik, die dieses Problem thematisieren. Bliebe also höchstens eine neue Energieform wie etwa die Kernfusion, wie sie in Frankreich im ITER-Reaktor nun erprobt werden soll, aber noch weit entfernt von jeder Entwicklungsreife ist, zumal ja noch nicht einmal eine Plasmafusion bisher geklappt hat. Und sollte die Kernfusion funktionieren, bräuchte man für die Elektromobilität auch einen gigantischen Reaktorpark, der ein billionenschweres Investitionsprogramm voraussetzen würde. Und selbst im Elektromobilitätszukunftsland China, das ja bis 2030 seinen Stadtverkehr großteils auf Elektromobilität umzustellen gedenkt, bleibt abzuwarten, ob sie genügend stromerzeugende Kraftwerke bis dahin zur Energieversorgung bauen können.

Wurde uns die Energiewende noch als dezentral-demokratisches Projekt, an dem jeder mittels Solarzellen auf dem eigenen Dach und Windrad vor dem Haus als selbstbestimmter Kleinproduzent oder Genossenschaft produziere, der Biobauer zum Ölscheich des Solarzeitalters würde versprochen, so würde die Elektromobilität zentrale Großeinheiten flächenmässig aufstellen müssen, die nur durch Billiuoneninvestitionen und das Großkapital bewerkstelligt werden können und dazu eine ökologisch katastrophale Bilanz hätten. Also die Elektromobilität würde den irreführenden Versprechungen der Energiewende Hohn sprechen und ihre eigenen ökologischen Fürsprecher der Lüge überführen, sollte sie jemals realisiert werden neben der Tatsache, dass sie illusorisch erscheint.Insofern man nicht eine neue Energieform entdeckt, bleibt meiner Ansicht nach die Elektromobilität eine hippe Illusion, ja bleibt das Wasserstoff- oder das Hybridauto die wahrscheinlichere Variante.

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