„Nein heißt Nein!“, Gina Lisa und die Kopftuchdemo: Women´s Liberation auf Abwegen

„Nein heißt Nein!“, Gina Lisa und die Kopftuchdemo: Women´s Liberation auf Abwegen

Dass Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen abzulehnen sind, dürfte bis auf wenige Machos ein allgemeiner Common Sense sein. Die nach Köln erfolgte Verschärfung des Sexualstrafrechts ist Ausdruck dessen. Dennoch ist die Forderung nach einer „Nein heißt Nein“-Klausel doch eine ambivalente Angelegenheit. Insofern sie meint, dass die Zurückweisung durch eine Frau eindeutiges Signal sein soll, dass sich Männer zurückziehen, ist dies verständlich, dennoch muss man sich einmal verdeutlichen, wie dies in der Praxis aussehen soll. Denn bei der Anbahnung von Beziehungen oder sexuellen Kontakten war es von Seiten vieler Frauen durchaus Usus, das frau das Gegenüber zuerst einmal etwas zappeln lässt ,um bei weiterer Umwerbung trotz mehrmaliger Zurückweisung dann eben doch zuzustimmen. Frau wollte austesten, ob das Gegenüber es ernst meinte und ob er auch bereit sei, wesentliche Energien für sie hineinzustecken.

Einfach mal so seitlich und plump angequatscht zu werden und gleich mit definitiven Ja- oder Nein-Fragen zu kommen, deren einmalige Beantwortung dann als Schlussresultat gewertet würden, gehört bei vielen Frauen nicht zu ihrem Selbstverständnis. Handlungsketten und Dialoge wie „Ficken?/“Willst du mit mir schlafen?““-„Nein!“-dann Vergewaltigung oder Rückzug–so eindeutig ,binär, holzschnittartig und simpel spielt sich das Leben zumeist eben nicht ab. Meist handelt es sich um ein vorsichtigeres oder auch plumperem Taktieren, Austarieren, ein Vor und Zurück, Offensive und Defensive, Versuche mehrmaligen Überredens, zumal auch über längere Zeiträume, da auch Frauen ihre Tageslaunen haben, insofern man nicht der absolut tolle Hecht ist, dem die Frauen von selbst zufliegen, ihn umbuhlen und ihm zu Füßen liegen, was aber für die meisten Männer nicht gelten dürfte.

Dirk Ippen, Vertreter dessen, was Alice Schwarzer als „Old School“bezeichnen würde, Herausgeber des Münchner Merkurs und der tz sprach zudem von einem traditionellen „Anstands-Nein“von Frauen in der Anbahnungsphase einer Beziehung, das zum guten Ton gehört, aber eben nie als definitives Nein zu verstehen ist. Als die Bedienung unseres Stammcafes unsere Diskussion über die „Nein heißt Nein“-Diskussion mitbekam, schaltete sie sich mit der humorigen Bemerkung ein: „Was wollt ihr Jungs eigentlich? Nein heißt ja!“, womit sie signalisieren wollte, dass Nein eben auch Jein oder Ja , aber auch Nein bedeuten kann und wir uns darüber nicht so den Kopf zerbrechen, es eben austesten und uns von der Debatte nicht verängstigen, verunsichern und abschrecken lassen sollten.

Also, so eindeutig ist das mit dem Nein eben nicht.Es kommt halt immer auf den Kontext an, in welchem ein Nein fällt und dieser ist schwieriger zu beurteilen und kann zu Mißverständnissen führen, die keineswegs einer Vergewaltigungsabsicht entspringen müssen. Dass ein scharfes und mehrmaliges Nein, ein „Zisch ab!“ , „Verpiss dich!“ oder „Laß´mich in Ruhe“ wie auch eine Ohrfeige eine klare An- und damit Absage sind, dürfte aber allgemein akzeptierter Minimalkonsens sein.

Zumal auch die Frage ist, was als sexuelle Belästigung gilt. Erinnern wir uns an den Fall Brüderle, der einer Journalistin gegenüber das Kompliment machen wollte, dass sie ein Dirndl gut ausfüllen würde, also eine gute Figur habe. Zugegeben: Etwas „Old School“. Eine derartig relativ harmlose Bemerkung zum Präzenzfall von sexueller Belästigung zu machen und daher gleich eine Sexismusdebatte einzufordern, war wohl inhaltlich fragwürdig und auch unverhältnismässig. Zumal eben auch auffiel, dass dies der Journalistin zwei Jahre nach dem Vorfall einfiel–just zu Wahlkampfzeiten, es sich also um eine durchsichtige Instrumentalisierung handelte.

Selbst wenn man der rigiden Auslegung des Neins zustimmt, so ist doch die Frage, welcher Vorbilder sich die heutige Frauenbewegung da bedient. Aktuell tobt der Streit um den Fall des Models Gina Lisa, die nun zur neuen Ikone der Frauenbewegung gehypt wird.Gina Lisa behauptete von zwei Männern beim Dreh eines Pornovideos mit ko-Tropfen betäubt und dann eben vergewaltigt worden zu sein, obwohl sie „Nein“gesagt habe. Dass Gina Lisa log, zeigt, dass die medizinischen Untersuchungen klar belegten, dass sie keine ko-Tropfen verabreicht bekommen hat, auch ihre weiteren Aussagen waren wenig glaubwürdig, wie auch das Video auf einvernehmlichen Sex hindeutete und das Gericht nach Würdigung und Analyse aller Fakten den Fall nicht einstellte, sondern sich so sicher war, dass Gina Lisa hier eine Straftat vorgetäuscht hatte, dass sie wegen Verleumdung eine Geldstrafe von 20 000 Euro verhängte. Was als noch sehr milde gelten könnte, denn im anderen Fall wären die Männer wegen ihrer Lügen mehrjährig ins Gefängnis geworfen worden, wie auch ihr Ruf und ihre Existenz vollends ruiniert worden wäre, während die gute Gina Lisa auf ihren bleichen Gebeinen die erhoffte Karriere gemacht hätte.

Das Gericht ist sich also ziemlich sicher, dass das um Medienaufmerksamkeit versessene Modell diesen Fall zu erhofften Karrierezwecken konstruiert hat, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern, zumal Gina Lisa ja auch versuchte bei Germany´s Next Top Modell und dem Dschungelcamp das zu machen, was viele unbekannte Selbstdarsteller und auch ausrangierte, prekarisierte und nach Aufmerksamkeit flehende B-Promis inklusive Rainer Langhans als Karriere verstehen– Hauptsache mal medienträchtig sich in Szene zu setzen, egal mit welchen Mitteln.Eigentlich recht durchsichtig.

Um so überraschender, bzw. eigentlich weniger überraschend, dass vor dem Gericht Batallione von jungen Feministinnen aufmarschiert waren, die bedingungslos das sexistische Model, die lügende und über Leichen gehende Möchtegern-Karrierefrau und Erotikfilmdarstellerin als neue Grals- und Lichtfigur von „Woman´s Liberation“ abfeierten, zumal mit Slogans wie „Nein heißt Nein!“ und „Vergewaltiger, wir kriegen euch!“.

Hier dokumentiert sich ein umgekehrter Sexismus nach dem Motto: „Jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger“, der inzwischen zu einem „Jeder Mann ist ein Vergewaltiger“mutiert ist.Gina Lisa wird trotz aller offensichtlichen Falschbehauptungen, die das Gericht feststellte, als Opfer der Justiz, die als Männerjustiz verstanden wird, verklärt. Der Tatbestand ein Mann zu sein, wird schon als Schuldbeweis angesehen. Wenn sich die Frauenbewegung solch umgekehrten Sexismuses und solch dubioser Lichtgestalten für ihre durchaus berechtigten Forderungen bedient und sich mit ihnen kritik- und bedingungslos solidarisiert, erweist sie ihren Anliegen einen Bärendienst.

Genauso wie Alice Schwarzer, die bevor das Gericht überhaupt die Schuld von Kachelmann festgestellt hatte, pogromartig über BILD-Kolumne eine eigenen feministischen Volksgerichtshof abhielt. Wobei Kachelmann ja auch nicht schuldig gesprochen wurde, wegen in dubio pro res. Vorverurteilung wäre da der mindeste Vorwurf. Aber: Mann ist Verbrecher, Sexist und Vergewaltiger—so die umgekehrte sexistische Logik. Gerade Leute, die sich sonst gegen „Generalverdächte“und „Pauschalisierungen“erregen, betreiben diese exzessiv.

Die nächste dubiose Lichtgestalt, die nun für Furore sorgt und sich auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen beruft, ist folgender Fall, den die FAZ schildert:

„Rabia Bechari reicht es. Sie möchte, dass nicht mehr nur Männer die Debatte darüber bestimmen, wie sich muslimische Frauen kleiden oder nicht kleiden sollen. Ihr schwebt eine große Kundgebung in Frankfurt vor, auf der Frauen – Musliminnen wie Nichtmusliminnen – für ihr Recht eintreten, sich so anzuziehen, wie sie es für richtig halten.(…)Der Muslimin aus Dreieich geht es in der Kleiderfrage um nichts weniger als um Freiheit und Selbstbestimmung. „Das ist ein Frauen-Thema, und ich möchte Frauen dazu ermuntern, sich für ihr Recht einzusetzen, gerade die Musliminnen“, sagt die Einundvierzigjährige. Die Vollverschleierung sieht allerdings auch sie kritisch: „Ich möchte mein Gegenüber sehen können.“ Ob eine Muslimin aber nun ein langes Gewand tragen wolle, solle ihr überlassen werden. „Jede Frau soll ihr Freiheitsgefühl selbst definieren dürfen.(…)„Nachteile gibt es zum Beispiel bei der Suche nach einer Stelle oder einer Wohnung oder auch nur beim Schwimmbadbesuch, wenn man einen Burkini tragen möchte.“ „

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/kopftuch-und-selbstbestimmung-gegen-vollverschleierung-aber-sonst-fuer-viel-freiheit-14401473.html

Nun ist es so, dass vielleicht noch mit Ausnahme von Punks sonstige Kleidungsstile in der deutschen Gesellschaft gar nicht umstritten sind, das Kopftuch zwar aus guten Gründen, es als Symbol der Frauenunterdrückung und nicht nur als Modeassecoires zu begreifen umstritten, aber eben nicht verboten ist—es sei denn in öffentlichen Institutionen und Firmen, die das Neutralitätsgebot zu verkörpern haben. Die Demonstration soll also unter der Forderung des Selbstbestimmungrechts der Frau eine Demonstration für das Recht der Frau sein, Kopftuch und Burkini zu tragen.Women´s liberation“auf Abwegen. Auch sehr wahrscheinlich, dass sich dann auch bei dieser Demonstration vor allem reaktionäre Kopftuchträgerinnen, für die das Kopftuch politischer Ausdruck eines zutiefst konservativen oder fundamentalistischen Islam ist mitmarschieren oder diese Demonstration zu dominieren suchen. Das Selbstbestimmungsrecht der Frau als Vehikel das zumeist frauenunterdrückende Kopftuch zu hypen-das ist so durchsichtig, wie wenn Rechte die linken Slogans vom „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ oder nach „direkter Demokratie“ benutzen, um ihre reaktionäreund pogrom-autoritäre Agenda durchzusetzen.

Man wird also abwarten müssen, inwieweit Feministinnen und liberale Multikultimenschen so blöd sind, sich vor diesen frauenunterdückend-islamischen  Karren spannen zu lassen. Ich schätze aber mal, dass Alice Schwarzer hier nicht mitmarschieren würde, da sie immerhin eine erklärte Gegnerin des Kopftuchs ist und solch eine Instrumentaliserung des Selbstbestimmungsrechts der Frau nicht mitmachen würde. Aber bei jüngeren Feministinnen und vielen Multikultimenschen wäre ich mir da nicht sicher. Da können solche Parolen wie „Selbstbestimmungsrecht der Frau“ und „Freiheit der Kleidungswahl“ locker verfangen, denn so berichtet das Jugendmagazin der SZ Jetzt::

“Freiheit ist, wenn eine Frau oben ohne neben einer Frau im Burkini liegen kann”

In Berlin demonstrieren Aktivisten in Bi- und Burkini vor dem Brandenburger Tor

http://www.jetzt.de/burkini/demonstration-fuer-selbstbestimmung-am-brandenburger-tor

Lesetip: Was vom Kopftuch zu halten ist, kann man zudem noch in dem Artikel „Alle reden von der Burka, wir reden vom Kopftuch“lesen:

http://www.achgut.com/artikel/alle_reden_von_der_burka_wir_reden_uebers_kopftuch

http://www.global-review.info/2016/03/23/das-kopftuch-und-frequently-asked-questions-faqs/

 

Kommentare sind geschlossen.