US-Militärstrategie im Zeitalter von Trump: Sixth Generation War — vom klassischen Imperialismus zum eliminatorischen Imperialismus–die Armaggeddonversion?

US-Militärstrategie im Zeitalter von Trump: Sixth Generation War — vom klassischen Imperialismus zum eliminatorischen Imperialismus–die Armaggeddonversion?

Mit Donald Trump wird möglicherweise ein cholerischer Egomane US-Präsident, der der Ansicht ist: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum benutzen wir sie dann nicht?“und auch bei der Wahl der Mittel keine Verhältnismäßigkeit, Humanität und Grenzen kennt. Gut möglich, dass wir dann auch einen Paradigmenwechsel in der US-Militärpolitik haben, die mit der völligen Eliminierung von außenpolitischen Gegnern und einer Politik der Zerstörung und des Abgrunds versucht die geopolitischen Ziele rücksichtslos durchzusetzen. Ich hoffe, dass ich mich irre. Dennoch möchte ich einen älteren Artikel vom Mai 2012 hier nochmals abdrucken, der das Paradigma eines eliminatorischen Imperialismus an einer US-Militärkademie beleuchtet. Damals sicherlich eine Außenseiterposition, aber unter Trump könnten findige US-Strategen dies auch zur Leitlinie machen.Zumal ich damals schrieb:

„Wer meinte die Ära Bush juniors sei schon das denkbare Maximalmaß an Irrationalität und Aggression gewesen, könnte sich täuschen. Pat Robertson, Newt Gingrich und Rick Santorum waren schon erste Sturmvögel einer solchen Entwicklung gewesen. Zwar ist unter Barack Obama und Mitt Romney eher ein moderater Kurs zu erwarten, aber bei einem weiteren Niedergang der USA könnte sich auf Seiten der Republikaner die sogenannte Mitte radikalisieren und einen US-Präsidenten hervorbringen, der Kriege führt gegen die der Korea-, Vietnam- und Irakkrieg eine Pfadfinderveranstaltung wäre. Dooleys Kurs könnte dann zur Pflichtveranstaltung eines Sixth-Generation-Wars werden.“

Mit Trump haben wir nun diese von mir 2012 befürchtete Radikalisierung. Auch Trumps neuer Militärberater Micheal Flynn erweckt nicht gerade Vertrauen.Bei ihm bleiben die Grenzen zwischen Islamismus und Islam sehr unbestimmt, wie er auch neue Achse des Bösen zwischen IS, Islamisten, Russland, China und Nordkorea auszumachen meint. Wenn Kategorien und Analysen so willkürlich vermischt und verwendet werden, ist zu befürchten, dass die militärischen Kriege der USA zukünftig auf recht irrationaler Basis geführt werden können. Dazu als Lesetip noch:“Trumps neuer außenpolitischer Berater in Sachen Islamismus: Michael Flynn- zwischen Real- und Neoconpolitik“

http://www.global-review.info/2016/07/26/trumps-neuer-ausenpolitischer-berater-in-sachen-islamismus-michael-flynn/

Es bleibt jedenfals diese irrationale Unbestimmtheit, die zwischen allen Extremen schwankt.

Leider scheint sich dies zu bewahrheiten.Hier noch der ursprüngliche Artikel:

 

US-Militärstrategie: Sixth Generation War — vom klassischen Imperialismus zum eliminatorischen Imperialismus–die Armaggeddonversion?

Skandal an der US-Militärakademie in Norfolk. Würde man davon ausgehen, dass an diesen Instituten inzwischen der Fourth- Generation-War (FGW), ja sogar der Fifth-Generation-War gelehrt wird wie ihn William Lind und John Robb (z.B. in seinem Buch „Brave New War“) andachten, so scheint man hier auch noch auf Rezepte des Second-Generation-War (industriellem Krieg) und dem Third-Generation War (Blitzkrieg) zurückzugreifen, die zumal General Ludendorfs Schrift „Der totale Krieg“ entsprungen sein könnten. Die Frage ist, ob hier nicht erstmals das Muster eines Sixth-Generation-Wars angedacht wurde, der den Übergang vom klassischen Imperialismus hin zu einem eliminatorischen Imperialismus markieren könnte. In einem Kurs für Offiziere des US-Militärs am Norfolk Virginia College hat Oberstleutnant Matthew A. Dooley den War on Terror zum War on Islam ausgemalt und recht drastische Militärstrategien entworfen, die den Massenmord gegen Muslime, die Ausrottung von Zivilbevölkerung und Atomwaffeneinsätze vorsehen.

Auch geht es demnach nicht mehr darum den Islamismus oder gar Al Qaida zu bekämpfen, sondern den Islam, der eine Ideologie und keine Weltreligion sei. Der Krieg gegen den Islam wird in fünf Phasen geführt. Die erste Phase der Abschreckung funktioniert nicht und wird auch nicht näher erläutert, sodenn treten die anderen vier Phasen in Kraft , die bis zu einer Auslöschung des Islam als Weltreligion geführt werden sollen. Mittel dazu sind nicht etwa wie im Irakkrieg Präzisionsschläge gegen kritische Infrastrukturen, Kommunikations- und Kontrollsysteme und feindliche Truppen, sondern die Auslöschung ganzer Städte nach dem Vorbild Dresdens und Hiroshimas, Angriffe auf die Zivilbevölkerung, Atomwaffenschläge, die Herbeiführung von Hungersnöten, letztendlich die Zerstörung der heiligen Stätten Mekka und Medina, damit der Islam weltweit zu einer Sekte ohne Bedeutung zurückgebombt wird.

Nachdem das Unterrichtsmaterial der Zeitschrift Wired in die Hände fiel, rudert das Pentagon inzwischen zurück. So sei der Kurs ein Freiwilligenkurs gewesen und deckten sich die Vorstellungen nicht mit den Werten der USA und seines Militärs. Oberleutleutnant Dooley bekommt zwar die Lehrerlaubnis „vorerst“ entzogen, jedoch verbleibt er am Joint Forces Staff College in Norfolk (Virginia). Generalstabschef Martin Dempsey verurteilte das Planspiel auf das Schärfste. “Das war vollkommen verwerflich, gegen unsere Werte.” Zudem sei ein solches Modell “akademisch unverantwortlich”.“

(http://derstandard.at/1336696652163/Pentagon-kippt-anti-muslimisches-Planspiel-fuer-Soldaten)

Die Frage bleibt, ob der Mensch nur eine peinliche Ausnahme ist oder aber ein Vorreiter eines paradigmatischen Umdenken sein könnte, das langfristig eine neue Militärdenkschule begründet, die vom “benign hegemon” abgeht und die US-Kriegsmaschine mit all ihren apokalyptischen Optionen neu denkt. Für Armaggeddon-Evangelikale und die Neocons vom American Enterprise Institute wäre dies wohl eine denkbare Variante der Zukunft. Anwendbar nicht nur gegenüber “dem Islam”, sondern auch gegen den Rest der Welt. Bisher haben sich die USA ja relativ immer noch recht zurückgehalten mit ihrem Militärpotential und nicht die völlige Vernichtungskraft ihres Arsenals in die Waagschale geworfen. Dooley könnte jedoch Vordenker einer neuen US-Strategie sein, die die Welt das Fürchten und somit das Unterordnen lehrt und auf ein Regime des Schreckens und der Einschüchterung baut.

Man kann Oberstleutnant Dooley als einzelnen Spinner ansehen, aber ebenso ist es möglich, dass er nur das Symptom ist: Das Symptom einer Supermacht, die sich mit Abstiegsängsten konfrontiert sieht und hierbei ihr gewichtigstes Potential, ihre Militärmaschine aggressiv weltweit in die Waagschale werfen will in bisher ungekanntem Ausmaß. Auch wenn man Dooley feuern würde: Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Die Gedanken sind frei.

Ging der französische Philosoph Emmanuel Todd in seinem Buch „Weltmacht USA-Ein Nachruf“ davon aus, dass die USA nur noch zu einem „Mikromilitarismus“ fähig sein würden, so zeigen Oberstleutnant Dooleys Überlegungen, dass sehr wohl auch ein Makromilitarismus in Zukunft denkbar wäre. Todd und viele Politologen gehen davon aus, dass die USA ihren eventuellen Niedergang ebenso sportlich hinnehmen werden wie das Britische Empire oder die Sowjetunion. Und ebenso besteht ja noch Hoffnung: So spricht US-Präsident Obama von einer „industrial renaissance“ der USA, die sich im weiteren Verlauf der Globalisierung einstellen werde. Thomas Barnett von Wikistrat prophezeit ebenso einen Machtklimax Chinas 2030, der dann abnehmen werde aufgrund seiner demographischen Entwicklung, während die USA sich wieder erholen würden.

Was aber, wenn sich diese Prognosen und Hoffnungen nicht erfüllen? Und was, wenn es politische Kräfte in den USA gibt, die sich mit einem ökonomischen und geopolitischen Niedergang nicht so sportlich wie ihre Vorgänger abfinden wollen und sich daher andere destruktivere Formen des Machterhalts ausdenken? Was passiert, wenn die jetzige Finanzkrise noch gar keine Finanzkrise war, sondern nur die Ruhe vor dem eigentlichen Sturm? Selbst wenn die USA ökonomisch ein großes Nordkorea werden sollten, könnten sie immer noch aufgrund ihres Militärpotentials den Rest der Welt in viel gigantischerem Ausmaß erpressen wie dies schon das kleine Nordkorea in kleinem Maßstab vorexerziert.

Bisher hat die Welt die USA in den letzten Jahrzehnten vor allem als benign hegemon (gutmütigen Hegemon ) kennengelernt und der maximale US-Imperialismus wurde im Irakkrieg des Bush jr. gesehen. Von diesem Bild der USA geht man aus und wiegt sich in Sicherheit, dass Schlimmeres nicht kommen könne. Betrachtet man sich jedoch über welches Zerstörungspotential die erste Supermacht der Welt verfügt, so hat man immer noch den Anschein, dass sie diese bisher sehr restriktiv einsetzte. Diese Hemmschwellen scheinen mit Dooley als Präzedenzfall zu fallen. Eine USA, in der der rechte Flügel der Republikaner, Neocons, die Tea-Partybewegung und die religiöse evangelikale Rechte infolge von Abstiegsängsten mächtiger werden und sich radikalisieren, könnte Dooleys Armageddonversion von US-Militärstrategie langfristig einmal zur herrschenden Leitlinie werden lassen. Sollten die USA wirklich einen scharfen Niedergang erfahren, wäre eine Brutalisierung der US-Strategie ebenso denkbar, die keinerlei Rücksicht mehr auf humane Werte nimmt.

Der worst-case: Eine klerikalfaschistisch-evangelikale USA wie sie etwa im Film “Die Geschichte der Dienerin” von Volker Schlöndorff ( nach dem Roman „The Handmaid´s Tale von Magaret Atwood) portraitiert wird, könnte sich in Zukunft als Folge der Finanzkrise und des ökonomischen Niedergangs der USA herausbilden. Dann hätten wir ein hässliches, evangelikal-fanatisches Nordamerika, das mittels seines apokalyptischen Militärpotentials den Rest der Welt mit dem ultimativen Untergang und der Vernichtung droht und erpresst. Und wer würde sich trauen sich dem entgegenzustellen? Von allen Staaten der Welt wären wohl nur die Atommächte Russland, China, Indien,, England, Frankreich und Israel imstande sich gegen eine nukleare Erpressung der USA zur Wehr zu setzen. Die anderen Staaten blieben wohl auf Gedeih und Verderb dem Goodwill der militärischen Supermacht ausgeliefert, es sei denn sie gehen Allianzen mit den anderen Atommächten ein oder rüsten sich selbst mit Massenvernichtungswaffen auf.

Den politischen Überbau für eine derartige Doomsday-Strategie könnte die US-amerikanische religiöse Rechte liefern. Bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie in München trat einstmals Michael Nowak vom American Enterprise Institute auf. In seiner Rede kanzelte er das pazifistische und verweichlichte Christentum Europas ab, das einen Gott der Nächstenliebe propagiere. Micheal Nowak hindessen forderte einen” God of Fear”, der Angst und Schrecken und somit Respekt in der Welt verbreite. Dooleys neue Militärstrategie des nackten Terrors und Nowaks alttestamentarischer “God of Fear” würden sich für “God´s Own Country” da bestens verbinden. Europa und die Welt sollten sorgsam beobachten, wie sich diese Kräfte in den USA weiterentwickeln. Wer meinte die Ära Bush juniors sei schon das denkbare Maximalmaß an Irrationalität und Aggression gewesen, könnte sich täuschen. Pat Robertson, Newt Gingrich und Rick Santorum waren schon erste Sturmvögel einer solchen Entwicklung gewesen. Zwar ist unter Barack Obama und Mitt Romney eher ein moderater Kurs zu erwarten, aber bei einem weiteren Niedergang der USA könnte sich auf Seiten der Republikaner die sogenannte Mitte radikalisieren und einen US-Präsidenten hervorbringen, der Kriege führt gegen die der Korea-, Vietnam- und Irakkrieg eine Pfadfinderveranstaltung wäre. Dooleys Kurs könnte dann zur Pflichtveranstaltung eines Sixth-Generation-Wars werden.

Das Neue daran ist, dass zivile Bevölkerungszentren und sogar die Massenausrottung von
Zivilisten als Mittel angedacht wird.Der jetzige Imperialismus legt es noch auf Gentlemen´s War an,d.h. vor allem militärische Ziele und kritische Infrastrukturen sind Angriffsziele (so auch im Airseabattle, das auch keine Bombadierung von zivilen Bevölkerungszielen vorsieht).Ich möchte hier also vom gedanklichen Übergang Dooleys von einem klassischen Imperialismus zu einem eliminatorischen Imperialismus sprechen. Dieser kann sich zwar auch erst einmal gegen den Islam oder etwaige islamische Staaten wenden, aber bei weitem nicht nur gegen diese.Es ist durchaus möglich, dass solche Strategien auch  auch mal gegen weitere nichtislamische Staaten angedacht werden.

Dresden und Hiroshima waren in früherer Betrachtung die Mittel des last resorts, eher die Ausnahme– Dooleys Sixth Generation War würde dies aber eher als das Hauptmittel sehen und markiert damit den gedanklichen Übergang vom klassischen zum eliminatorischen Imperialismus. Was solch einen eliminatorischen Imperialismus auch noch fördern könnte, ist die demographische Perpsektive, d.h. dass die Welt bald nicht mehr von 7 Milliarden, sondern in Zukunft vielleicht sogar von 10-12 Milliarden Menschen bewohnt wird, die sich um die Verteilung des Wohlstandes und der Resourcen streiten. Von daher könnte ein solcher eliminatorischer Imperialismus auch den Gedanken der aktiven Bevölkerungskontrolle, d.h. -dezimierung haben, der vielleicht auch noch ökologische Argumentationsmuster verwendet. Man löscht einen als feindlich wahrgenommenen Teil der Menschheit aus, um selbst zu überleben und das Ökosystem zu erhalten.


Unterrichtsmaterial von Oberstleutnant Dooleys Kurs siehe unter:

http://www.taz.de/fileadmin/static/pdf/dooley_counter_jihad_op_design_v11.pdf


Gepostet am Montag, Mai 14th, 2012 um 18:15

http://www.global-review.info/2012/05/14/us-militarstratgie-abkehr-vom-bening-hegemon-und-die-armaggeddonversion/

 

 

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