Die 250 Kriege der USA und die 3 Kriege Russlands

Die 250 Kriege der USA und die 3 Kriege Russlands

An unserem Stammtisch haben wir eine Person, die uns immer über den neuesten Wasserstand der Verschwörungstheorien informiert, die meistens die Rothschilds und Israel hinter allem Ungemach der Welt sieht, die er aber bitterernst selbst glaubt, zumal er von Jürgen Elsässer bis Alles Schall und Rauch, Der Wächter, Sputnik, Russia Today, etc alles liest, nur eben die „Lügenpresse“nicht mehr. Von daher wähnt er sich bestens informiert gegen die Mainstreampresse.Die neueste Nachricht:Die neueste Äußerungen, dass die USA 250 Kriege geführt hätten, Russland aber nur 3, war ja auch so ein Highlight. Damit soll gezeigt werden, welch aggressive Militärmacht die USA gegenüber dem pazifistschem Russland ist.

Erstens: Was rechnet man unter die Bezeichnung Krieg? Da wird jede kleinere und begrenzte militärische Aktion und jeder CIA-US-Putsch der USA reingerechnet, während man alle Kriege, KGB-Putsche, Stellvertreterkriege und Auslandsinterventionen des zaristischen Russland, der Sowjetunion und nun eben  Putin rausrechnet. Die USA existieren eben über 2 Jahrhunderte, Russland eben wieviele Jahre und was rechnet man da als „Russland“?Auch 2 Jahrhunderte mit der Sowjetunion oder nur das zaristische und neozaristische Russland Putins? Was will man eigentlich mit was vergleichen?

Dann ist zweitens eine Feuerwehrmilitärputschaktion vor 2 Jahrhunderten, als die USA Panama von Kolumbien abtrennten und den Panamakanl bauten und selbst eine Aktion gegen Noriega in Panama als Krieg gerechnet oder solche Aktionen wie die Besetzung der karibischen Kleininsel Grenada oder das gescheiterte Befreiungskommando gegen die iranische Geißelnahme 1980– ein wohl anderes Kaliber als zwei Weltkriege, die bekannterweise die USA begannen und nicht Deutschland mit jeweils 20- 60 Millionen Toten. Aber Krieg ist Krieg, damit die Statistik stimmt und man alles reinrechnen kann.

Dann haben die USA diese Kriege „geführt“, aber haben sie sie begonnen?

Die USA haben zwar in den beiden Weltkriegen interveniert und auch den Krieg geführt, aber haben sie diese Weltkriege willentlich inszeniert und begonnen? Nein! Irgendwie ging dies doch von Deutschlandbeide Mal aus.Aber egal. Den Koreakrieg haben nun einmal die Sowjetunion, China in Zusammenspiel mit Nordkoreas Kim Ilsung angefangen. Selbst Chrustschow bestätigte dies in seinen Memoiren. Egal.Verschwörunstheoretiker und  die damalige kommunistische Presse von Prawda bis Neues Deutschland zitierten da immer wieder die Falschmeldung einer US-amerikanischen Lokalzeitung, dass Südkoreas Militär die nordkoreanische Stadt Haejun eingenommen hätte, wie auch Syngmann Rees Zitat nach einem „Marsch nach Norden“ ausgiebbig zitert wurde, aber bezeichnend ist eben, dass Chrustschow Zeuge des Gesprächs zwischen Stalin, Mao und Kim Ilsung war, bei dem diese unabhängig davon schon zuvor die Eroberung Südkoreas und die Erweiterung des Kommunismus beschlossen. Nicht einmal Chrustschow zitiert diese Falschmeldungen und Äußerungen Syngmann Rees als Grund des Koreakriegs, zumal es noch gar kein südkoreanisches Militär gab, das einen „Marsch nach Norden“bewerkstelligen hätte können.Egal!

Über den Vietnamkrieg kann man streiten, der Golf von Tongkingzwischenfall war wahrscheinlich konstruiert von den USA, um den Vietnamkrieg führen zu können.Den ersten Golfkrieg aber hat Saddam Hussein begonnen und die USA forderten ihn auf, Kuweit einfach zu verlassen, was er nicht tat. Hätte er das getan, wäre es auch nicht zum Krieg gekommen. Egal.

Der Afghanistankrieg war eine Ausnahmesituation wegen 9-11  und auch hier boten die USA den Taliban auch wieder an, Al Kaida und Osama Bin Laden auszuliefern. Hätten sie dies getan, hätte es auch keinen Afghanistankrieg gegeben.Egal. Beim zweiten Irakkrieg 2003 könnte man sagen, dass Saddam Hussein ja der Forderung der USA nach Offenlegung seiner Massenvernichtungswaffenprogramme nachkommen hätte können und dass deswegen der Krieg geführt worden sei. Doch erstens glaubte keiner an Massenvernichtungswaffen oder gar eine A-Bombe Saddams, zumal die Israelis Osirak ja schon eingeplättet hatten und zudem war die US-Argumentation auch, dass Saddam Hussein ein neues 9-11 machen könne mit Massenvernichtungswaffen und angeblich auch Verbindungen zu Al Kaida haben würde, was propagandistisch konstruiert war, dass eben Deutschland und Frankreich die US-Gefolgschaft auch auf Hinblick für die Nachwirlungen eines solchen Kriegs verweigerten.Der Irakkrieg 2003 war sicherlich ein Aggressionskrieg,zumal auch mit der Neocon-Utopie eines irakisch-demokratischen Leuchtturms, der dann auf die muslimische Welt ausstrahlen werde und  der so umstritten war wie der Vietnamkrieg, aber eben eher die Ausnahme von der Regel bedeutete in der US-Geschichte, wenngleich mit katastrophalen Nachwirkungen. Aber betrachtet man sich die US-Geschichte, so wird man doch bei allen angeblichen 250 „Kriegen“ letztendlich nur 2 Kriege finden, die kritisierbar sind: Den Vietnamkrieg und den Irakkrieg 2003.

Auch stimmt die Zahl der russischen Kriege nicht.250 Kriege bezieht sich auf die gesamte US-Geschichte über 2 Jahrhunderte, 3 russische Kriege kann sich nur auf Ukraine, Syrien, Tschtschenien beziehen, wenn man die Sowjetunion und die Stellvertreterkriege mit den USA von Griechenland, Korea, Vietnam, Kambodscha, Laos, Afghanistan, Angola, Mozambique, Namibia, Tschad, Nicaragua, El Salvador, Guatemala, etc. ausklammert und Russland im Ersten Weltkrieg und die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg und Kalten Krieg. Verglichen werden aber Zeiträume der USA in den letzten 2 Jahrhunderten mit 2 Jahrzehnten Putinrussland–ein recht schwachsinniger und bewußt irreführender Vergleich.

Kurz: Diese griffigen Statstiken auf Verschwörungsseiten und sogenannt „investigativen“und „unabhängigen““Alternativmedien“ fälschen an allen Fronten: Von der Definition eines Krieges, von der Kriegsursache, von der Dimension der Totenzahlen, bis auf die Zeiträume.So verbreitet sich dieser platte Antiamerikanismus, der von der Putinpresse und seinen Trollen im Internet weidlich und leidenschaftlich gefördert wird.

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