Trump: Ist die Globalsierung irreversibel und ein Naturgesetz?

Trump: Ist die Globalsierung irreversibel und ein Naturgesetz?

Interessante neue Studie:

„Rechtspopulistische Parteien in Europa profitieren von der Angst vor der Globalisierung.Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung.Länderübergreifend sehen vor allem die Anhänger der AfD (78%), der franzöischen Front National (76) und der FPÖ in Österreich (69) die Globalsierung als Bedrohung. In allen untersuchten Ländern zählt sich mindestens die Hälfte der Anhänger der rechtsnationalen Parteien zu den Globalisierungspessimisten. Insgesamt spaltet das Thema die Europäer. Die Mehrheit von 55% sieht internationale Verflechtungen als Chance, fast jeder zweite (45%) als Gefahr.Globalisierungs-Pessimisten fürchten sich am meisten vor Problemen durch Flüchtlinge in ihren Ländern“

(Münchner Merkur vom 1.12.2016, S.1)

Es wäre interessant zu wissen, ob die Globalsierungsgegner, die sich ja nicht nur aus rechten Kreisen speisen, noch gegen die Globalsierung wären, wenn die Flüchtlingsströme unter Kontrolle wären. Aber es scheint, dass die Flüchtlingsströme als unmittelbar mit der Globalsierung wahrgenommen werden. Zudem könnte die Studie genauso über die USA erstellt worden sein, wo die Globalsierungsgegner ebenso zahlreich sind und die Wahlen Clinton gegen Trump auch ca, 50:50 ausgingen, wobei die Globalisierung und Freihandel ja zentrales Wahlkampfthema war. Globalisierung wird von ihren Befürwortern als win-win-Situation beschrieben, zumal für exportstarke Länder wie Deutschland (Exportweltmeister), China und Japan, die unter dem Strich im Durchschnitt Wohlstandszuwächse für alle generiert und besser sei, als im Protektionismus und Nationalstaat zu verweilen. Auch wird der Globalsierung von ihren Apologeten einen weltfriedensschaffende Wirkung zugeschrieben, da sie in den Schwellenländern eine breite neue Mittelschicht schaffe, die viele Menschen aus der Armut bringt und zudem liberal sei, was auch die Demokratsierung und den Weltfrieden voranbringen kann. Diese Sichtweise wird aber  von vielen nicht geteilt und Trump hat sich als Stimme jener sogenannten Globalisierungs-/Modernisierungsverlierer und „Abgehängten“inszeniert.

Trump und sein neuer Chefstratege Steve Bannon fordern”Americanism”statt “Globalism”–seine zentrale Idee: US-amerikanische working class statt internationale middle class:

“Bannon warf den Anhängern der Globalisierung vor, die amerikanische Arbeiterklasse zugunsten einer neuen Mittelklasse in Asien zerstört zu haben. „Jetzt geht es um Amerikaner, die nicht beschissen werden wollen. Wenn wir erfolgreich sind, bekommen wir 60 Prozent der weißen Wähler und 40 Prozent der Schwarzen und Latinos, und dann regieren wir 50 Jahre lang.“ Den Demokraten warf Bannon vor, den Kontakt zur Realität verloren zu haben. „Sie sprachen zu den Unternehmern mit einer Marktkapitalisierung von 9 Milliarden Dollar, die neun Angestellte haben. Das ist nicht die Realität.“

Ziel seiner Anti-Establishment-Bewegung sei es deshalb in erster Linie, Jobs zu schaffen. „Das alles hat mit Arbeitsplätzen zu tun. Ich bin der Typ, der auf einen billionenschweren Infrastrukturplan dringt“, sagte Bannon in dem Interview in Manhattans Trump Tower. Er wolle Schiffswerften und Stahlwerke wiederaufbauen. „Das wird so aufregend wie in den 1930er Jahren, größer als Ronald Reagans Revolution – Konservative und Populisten (vereint) in einer nationalistischen Wirtschaftsbewegung.“”

http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/donald-trumps-chefstratege-stephen-bannon-findet-finsternis-gut-14535119.html

Bisher hieß es ja immer, dass die Globalisierung ein Naturgesetz sei, dem man sich nicht entgegenstellen könne. Diese Woche meinte der Präsident des Ifo-Instituts Fuest, dass Trump bedeute dass die Globalisierung zurückgedreht werden könnte. Das zeigt eigentlich, dass die Globalisierung neben den technologisdchen Entwicklungen der Produktivkräfte in wesentlichen Teilen auch ein politisches Projekt der USA sind. das durchaus reversibel ist und auch andere Formen annehmen kann, wenn der bisherige Hauptinitiator und Antreiber der Globalsierung, die USA es nicht wollen.Dass ein wirtschaftsmächtiger Nationalstaat wie die USA durch aus noch ein gehöriges Mitspracherecht hat, inwieweit und wie Globalsierung stattfindet, wie der Freihandel gestaltet wird. Es wird spannend sein zu beobachten, ob China, die EU oder gar Indien jetzt die Globalisierung und den Freihandel im alten Stil weiter vorantreiben ohne die USA und diese zwingen können, wieder auf den alten Pfad zurückzukehren oder ob die USA die Grundregeln derart ändern können, dass diese Staaten und die bisherige Globalsierung sich ihnen anpassen müssen.Aber hierbei ist es wichtig Globalisierung nicht nur als eine gewisse Form des Freihandels zu definieren, sondern all ihre Aspekte zu berücksichtigen.

Globalisierung meint für Ifo-Präsident Fuest vor allem die bisherig erreichte weltweite ökonomische Verflechtung und den Freihandel, sowie das Modell des Wirtschaftsmultilateralismus. Nachdem die USA nun ihre Freihandelsabkommen von TTIP bis TPP unter Trump kippen wollen und mehr auf bilaterale Verträge setzen, hat China nun die Führung in Sachen Freihandel und Globalsierung übernommen mit seiner Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP)- Freihandelszone, die nun auch Japan und Indien umfassen soll, aber die USA außen vor lässt.TTIP und TPP waren streng genommen auch nicht Freihandels- und Globalisierungsabkommen, sondern eher multilaterale Freihandelsblöcke, die sich gegen China richteten und den Chinesen die westlichen Standards aufdrücken wollte, also mehr eine Form von multilateralem Wirtschaftsnationalismus der USA.

Trump bevorzugt nun einen unilateralen Wirtschaftsnationalismus und bilaterale Freihandelsabkommen, die aber Schutzzölle vorsehen, geistiges Eigentum der USA und Arbeistplätze hochhalten, vor allem in einem US-amerikanischen merkantilistischen Interesse sind und auch nicht geostrategische Ziele verfolgen und streng wirtschaftliche Kriterien berücksichtigt und nicht andere Normen wie Arbeits- oder Umweltschutzstandards.  In letzterem Punkt ähnelt er den Freihandelsabkommen, die China bisher so verhandelt. Trumps Ankündigung die Unternehmenssteuer von 35% auf 15% zu senken wird weltweit zudem einen Steuerunterbietungswettbewerb im Rahmen der globalen Standortkonkurrenz auslösen, die die jeweiligen Staatshaushalte belasten wird– in Sachen Steuern ist er als sogar ein Treiber von Globalsierung.Aber er kommt eben auch zu der Grenze, wenn alle anderen Staaten in Folge ihre Unternehmenssteuern senken und somit komparative Vorteile zunichte machen–dann sind alle Staatshaushalte in den Schulden und profitieren nur die Reichtsten davon.

Doch Globalsierung wäre zu eng definiert, wenn man sie nur ökonomisch fassen würde.Zum einen steht die Behauptung, dass die IT-Technologien, die Digitalsierung und Industrie 4.0, sowie das Internet und die sozialen Medien die Globalsierung weiter vorantreiben würde.Dazu ist zu sagen, dass im Falle des Internets und der sozialen Medien China und Russland sowie viele autoritäre Regime die Globalsierung mittels Zensur beschränken–und das sehr wirksam. Die vermeintlichen Wohlstandsverluste, die Liberale an die Wand malen, sollten diese Staaten ihre Internets nicht global offen gestalten,  nehmen sie da gerne in Kauf zugunsten politischer Stabilität und Kontrolle. Xi Jinping hat zudem den Kampfbegriff der „Internetsouveränität“erfunden, der der Idee entgegensteht, das Internet müsse global und international sein und könne nicht eher auch national sein. China selbst hat alle US-IT-Firmen und sozialen Mediendienste schon längst mit nationalen IT-Champions ersetzt, die sich zuverlässig an die Zensur und die Bestimmungen halten–von Renrenwang bis Baidu und Alibaba. Mark Zuckerberg versucht nun China davon zu überzeugen, dass es Facebook zulässt, indem er im Gegenzug verspricht bei Facebook Zensursoftware der chinesischen Regierung einzusetzen. Nordkorea exerziert das nochmals totalitärer und auch Erdogan schaltete kurzerhand die Twitter- und Facebooknetzwerke ab, als es ihm nicht passte. Umgekehrt lag gerade der Fehler der türkischen Gegenputschisten darin, die sozialen Medien nicht abgeschaltet zu haben und somit Erdogan die Möglichkeit gelassen zu haben, gegen den Gegenputsch Massen zu moblisieren und ihn zu verhindern. Und warten wir einmal ab, wieweit Trump auch noch das Internet und die sozialen Medien zensieren kann und wird.Selbst Merkel und der BND warnen vor fake news, Lügenpropaganda und damit einhergehender Zersetzung der Demokratie seitens Russland und anderer Staaten, weswegen das Internet und die sozialen Medien kontrolliert werden müssten. Also auch hier ist die Globalsierung nicht ein Naturgesetz, sondern hat der Nationalstaat bei deren Ausgestaltung noch eine gehörige Portion an Mitspracherecht.

Ein noch völlig ungeklärtes Gebiet sind die Clouds, in denen international Daten abgespeichert werden sollen und bei denen Nutzer zwischen extremen Kostenvorteilen und eigenen Sicherheitsbedenken abwägen müssen, insofern sie in einer westlichen Gesellschaft existieren.Auch hier geht der Impuls der Cloud-Globalisierung von den USA aus, wird aber durch nationalstaatliche Regularien anderer Staaten an deren Nutzer eingeschränkt:

„There’s no doubt that cloud computing can offer significant advantages for many businesses. The ability to access an extensible, flexible infrastructure without the overhead associated of of the typical DIY approach can deliver substantial cost and operational benefits to many businesses. However, many industries, either through law or by preference, can’t use offshore cloud providers.

A recent study by Gartner says that “public cloud computing solutions are being driven predominately by U.S.-based suppliers and are being delivered through data centers being built in the U.S. Therefore, although the dynamics driving the demand for public cloud computing are largely consistent, there is a significant difference in its supply dynamics. This has created anxiety for non-U.S. enterprise IT organizations, because the location of data creates a new set of risk management contingencies.”

That challenge is one that is now being faced by many companies and it can have significant legal implications. In Singapore Monetary Authority of Singapore can jail or fine companies that don’t carry out appropriate due diligence. The Australian Prudential Regulatory Authority (APRA) has written an open letter to financial bodies advising executives to evaluate cloud computing as a new form of outsourcing or offshoring that requires APRA’s approval. The European Union has issued a directive stating that that the transfer of personal data outside the EU can only be done where the country in question provides an adequate level of protection.

Data sovereignty is a broad term that covers the consideration of what laws and regulations are in play when data from one country is stored in another country. For example, if data from a French company is stored in servers held in the United States – whose laws preside if there’s a problem? A quick look at the consumer focussed Dropbox service reveals that the service is provided with an “all care no responsibility” attitude. There’s no warranty or protection that’s guaranteed for data and any legal issues will need to be pursued in San Francisco. While that’s a consumer service, it highlight issues that commercial entities need to be cognisant of.

In Australia, there are legal considerations regarding privacy. The Australian Privacy Commissioner has published a series of principles that companies are expected to adhere to when handling customer data. Principle 9 deals specifically with “transborder data flows”. What’s clear from the guidelines is that there are some significant obligations on companies when using out-of-country storage services.“

http://www.computerweekly.com/news/2240039274/Data-Sovereignty-in-the-cloud

Digitalisierung und Industrie 4.0 wird zuerst in den fortgeschrittensten  Ländern stattfinden, ja die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit eines jeden Landes bestimmen, so dass dieser Globalisierungstrend der Produktivkräfte kaum aufgehalten werden wird, es sei denn ein Nationalstaat und seine Wirtschaft möchte wirtschaftlich so weit zurückfallen, dass die ökonomischen Grundlagen der eigenen Staatsmacht und Wirtschaft erodieren. Staaten, die diese hochproduktive Technologie benutzen können ihre Kosten derart senken, dass sie andere Märkte fluten, es sei denn diese schotten sich ab oder erheben Import- oder Erziehungszölle ala Friedrich List, um selbst solch eine Fertigung aufzubauen, um nach dem Aufbau einer eigenen Industrie 4.0 und digitalisierten Wirtschaft selbst exportieren zu können.

Es fiel ohnehin auf, dass weder Trump noch Clinton in ihrem Wahlkampf über die kommende Digitalisierung und Industrie 4.0, die 4. industrielle Revolution und damit verbundenen Auswirkungen auf Staat, Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Bildungssystem sprachen. Trump versprach eine Renaissance der alten Industrien und der vergangenen Arbeiterklasse, Clinton wollte die USA zur Supermacht bei erneuerbaren Energien machen, aber das Silicon Valley und seine neuen Industrien thematiserte keiner. Auch nicht, dass viele Arbeitsplätze nicht so sehr durch Werksverlagerungen und outsourcing wegfallen, sondern durch Rationalisierung und Automatisierung und künftig halt durch Digitalisierung und Industrie 4.0..

Bedingungsloses Einkommen für all die wegfallenden Arbeitsplatzverlierer und Konsumenten, das vermehrt aus dem Silicon Valley und auch von Unternehmern wie Siemens-Chef Joe Kaiser gefordert wird, stand da gar nicht zur Debatte.Die Berufung auf die Arbeiterklasse seitens Trump und Sanders zielt nur auf die mythische Beschwörung von amerikanischer Grösse ab, als es noch eine breite Industriearbeiterschaft in alten Industrien gab, die irgendwie wieder hergestellt werden soll.Über die neuen Industrien und die Folgen der Digitalisierung und Industrie 4,0 redet keiner von beiden, nicht einmal Hillary Clinton, der höchstens erneuerbare Energien als neues Wachstumsfeld einfällt.

Interessant, dass Bernie Sanders deshalb Trumps schuldenfinanzierte Infrastrukturprogramme unterstützen will, da sie Arbeitsplätze schaffen und die marode Infrastruktur produktiv instandsetzen , während er Trumps Aufrüstungsprogramme fürs Militär, den Rassismus, Sexismus, Nationalismus und Militarismus gleichzeitig bekämpft. Aber sowohl Trump wie auch Sanders sprechen wie auch Clinton nicht vom Silicon Valley, Digitalisierung und Industrie 4.0, sondern erstere beide von der mythischen Wiederbelebung alter Industrien, versunkener Arbeitsplätze und einer dazu gehörigen traditionellen Arbeiterklasse in Stahl, Beton, Kohle, Gas und Öl. Dabei ist eben das Silicon Valley, die Digitalisierung und die Industrie 4.0 ein wesentlicher Treiber der Globalisierung und zugleich der US-Wirtschaft, wie auch ihr dynamistischer Wirtschaftssektor, um den ihn die restliche Welt bewundert, um den kaum ein US-Präsident herumkommen kann, insofern er sein Land nicht mittels Nostalgieprogrammen nachhaltig schädigen will.

Die am meist globalisierte ökonomische Sphäre ist die Finanzwirtschaft, die Kapital und Geld nahezu ungehindert um die Welt fliessen lassen kann, abgesehen von gewissen Sanktionen des Westens gegen einige autoritäre Staaten im Rahmen von Wirtschaftssanktionen und dem noch relativ geschützten Finanzmarkt China. Die G-7 und G-20- Treffen der Finanzminister haben daran bisher kaum etwas geändert, auch wenn es verstärkte Maßnahmen gegen Steueroasen und Offshoreplätze gab. Im Rahmen der Finanzkrise kam es zu mehr Regulierungen der Finanzwirtschaft, die eine Finanzkrise ala 2008 verhindern und eindämmen sollten, vor allem über den Dodd-Frank-Act in den USA als Vorreiter. Selbiger soll nun unter Trump wieder aufgehoben werden und die Finanzmärkte wieder intensiv dereguliert werden, was die Grundlage für die nächste Weltfinanzkrise schaffen wird.

Zudem kommt bei der Globalsierung hinzu, dass diese auch die Militärkonkurrenz beinhaltet. Kein Staat kann sich völlig abschotten in seinen Grenzen, da die Reichweite von Massenvernichtungswaffen,ihren Trägersystemen, Teile des Cyberspace international sind und die dazugehörige Telekommunikations- und Kommunikationssatelliten inzwischen den Weltraum bevölkern und eine eigene Entwicklungsdynamik haben, die bisher nur teilweise durch Rüstungskontrollabkommen begrenzt werden. Zudem man eben sehen kann, dass weltweit gerade ein Rüstungswettlauf zu konstantieren ist, der nach Trumps Wahl auch Europa erfassen wird.Diese Rüstungskonkurrenz wirkt sich auch auf die Staatsausgaben der jeweiligen Staaten aus, die sie zusätzlich über Steuereinnahmen, Sozialabbau oder Verschuldung generieren müssen.

Ein weiterer Punkt ist der Klimawandel, der alle Staaten betrifft. Insofern man an einen menschengemachten Klimawandel glaubt und das taten bisher die meisten Regierungen und Wissenschaftler, so ist hier internationale Zusammenarbeit nötig, um dieses Globalsierungsproblem zu lösen.Trump nun wiederum hält von Menschen gemachten Klimawandel für einen „teuren Schwindel“, will das Klimaabkommen von Paris kündigen und alle Umweltschutzrgeulationen der Enviromental Protetction Agency (EPA) aufheben, Kohle, Gas und Öl fördern und er hält nichts von erneuerbaren Energien. Insofern der Klimawandel menschengemacht ist, wird auch hier die Globalsierung voranschreiten und vernichtende Resultate zeitigen, wenn die Staaten nicht international kooperieren. Dann bleibt im wesentlichen Schutzmaßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels national oder regional zu ergreifen. Von den Klimaflüchtlingen noch gar nicht zu reden.

Kurz: Teile der Globalsierung sind durch den Nationalstaat durchaus unter einigen Wohlstandsverlusten einzudämmen, andere eher kaum., vor allem die Produktivkraftentwicklung durch Digitalisierung und Industrie 4.0. Eher sind Modifikationen des Freihandels zu erwarten. Ein Nordkorea will keiner, da auch die völlige Abschottung keiner will und selbst das angeblich abgeschottete und autarke Juche-/Songsum-Nordkorea auf Handel mit China und anderen Staaten angewiesen ist, um überhaupt überleben zu können. Auch Trump will Handel, aber eben unilateral vorangetriebene bilaterale Verträge und nicht multilateral, mit Schutzzöllen und vor allem in einem merkantilistisch begriffenem US-Interesse, was vom bisherigen Modell der Globalisierung mittels multilateralem US-Wirtschaftsnationalismus , geostrategischer Zielsetzung und universalen Standards abweicht und das bisherige Globalisierungsmodell infragestellt.Rüstungskontrolle und Klimaschutz sind auch Aspekte der Globalisierung, die nur global gelöst werden können, bei nationalen Alleingängen wie dies die Trump-USA nun vorexerziert nur katastrophale Wirkungen haben wird. Jedenfalls ist es interessant, dass es erst einen rechtsradikalen Trump braucht, um innerhalb der demokratischen und vor allem linken Parteien die Einsicht zu erzeugen, dass starke politischen Bewegungen den Gang der Globalisisierung beeinflussen können und dass sie kein allumfassendes und unabänderliches Naturgesetz ist, sondern durch politische Kräfte gestaltet werden muss.

In China sieht man die Möglichkeit einer Deglobalisierung. In einem Kommentar in der Global Times meint ein Experte, dass China aber selbst bei einer Deglobalisierung weiter wachsen würde und sieht die Deglobalisierung sogar als Chance für China ein weltökonomisches Kooperationsregime zu gründen, das chinesischen Interessen nutzt:

 

„China has potential to thrive amid de-globalization

 

By Ge Cheng Source:Global Times Published: 2016/12/6 23:48:39

On November 10, 2001, the WTO approved China’s accession at its Fourth Ministerial Conference in Doha. Since then, China and the world economy have both benefited from globalization – unprecedented capital flows, rapid technology advances and wide-ranging political and cultural exchanges. However, since the 2008 global financial crisis, globalization has been plagued by doubts and challenges, made all the more apparent in 2016 with Brexit, Trump’s victory and prevailing political extremism in Europe.

In recent years, de-globalization has received serious thought. This reversal of globalization lays bare the angst resulting from globalization that comes at the expense of self interest. Turning back on globalization also cuts into politics, economics, trade, technology and culture on a global scale. Furthermore, de-globalization depicts the envy, jealousy and hatred feeding through the production and distribution of astronomical economic benefits that have been enabled by globalization. One explanation for this movement is that the past 30 years of globalization have undeniably pushed world economic growth, prompted broad-scale flows of goods, people, capital and information, and therefore been a gospel of prosperity in many parts of the world, but meanwhile many other people have lost under globalization. In parts of the US, the UK, France and other European countries deteriorating economic status and shrinking social welfare has transformed a laundry list of grievances into a perfect storm that has swept through these countries and regions and even into the international political sphere.

As the Trans-Pacific Partnership (TPP) developed, analysts suggested back in 2011 that it was the toughest challenge China had to face since its WTO accession. But few would have anticipated that only five years later the economic pillar of the US‘ Asia strategy would encounter unswerving resistance. Looking back, it has become apparent that political and economic initiatives built on erroneous estimations of economic development and social evolution can’t withstand widespread resistance.

Even for emerging economies, globalization is not always good. With oil prices plummeting 70 percent over 2015-16 and other major commodity prices falling by roughly half from previous levels, energy and raw material exporting countries including Brazil, Russia and Saudi Arabia have taken a big hit. The acute economic fluctuations have even led to political destabilization in some countries. Countries reliant on manufacturing exports have also faced pressure during this period, as globalization means domestic production activities are highly linked to the world economic situation. According to the World Trade Statistical Review 2016 released by the WTO earlier this year, global trade growth stayed sluggish in 2015, with the volume of world trade growing by 2.7 percent, roughly in line with global GDP growth of 2.4 percent. Export prices, however, fell by 15 percent last year and the dollar value of world merchandise exports also shrank 14 percent, per the WTO data. Prior to the 2008 crisis, global trade growth had, for several decades, maintained a pace double that of global economic growth. But since 2010, global trade has expanded at only the same pace as the world economy  – or in some years, even more slowly, an indication that the trade engine that once led world economic growth has almost flamed out.

Many people tend to believe that the push for de-globalization is only indicative of dents and dings on globalization at a given time and that once the world economy is back on track globalization will continue to serve as a beacon. However, the world economy will still be subject to the impact of de-globalization in the near term.

Nevertheless, if the current political and economic turbulences are just the halftime in globalization, China is actually in a good position to rebalance itself. The Chinese economy has undergone phenomenal growth over the past 15 years, but the side effects of its old development mode still remain. In a globalized world, China, as the world’s second-largest economy and the world’s largest trading nation, can’t entirely separate its monetary policy, fiscal policy, asset prices and environmental policy from the world market. In fairness, globalization should be held accountable for the country’s mismanaged income distribution, distorted asset prices and also deterioration natural environment.

China holds a special place in de-globalization in that the economy has the potential and capacity to offset negative impacts originating from the US in the arena of ultimate consumers and outbound investment. As such, China should fully exploit its rapidly growing consumer market as well as the unprecedented opportunities for it to gain momentum in investing overseas, in an effort to solidify economic growth and drive innovation while constructing a world economic cooperation regime befitting China’s interest. This will lay the groundwork for the rise of China and the revival of the Chinese people over a relatively long period of time. So far China has prospered impressively in the global market yet it is haunted by various problems. Now additional adjustments going forward will help propel it toward further success.“

The author is an assistant research fellow at the National Institute of International Strategy of the Chinese Academy of Social Sciences. bizopinion@globaltimes.com.cn

http://www.globaltimes.cn/content/1022269.shtml

Eigentlich wäre die richtige Antwort, dass der ökonomischen Globalisierung auch eine politische Globalisierung, die Schaffung internationaler politischer Institutionen folgen müsste, es eine Art politischen Globalismus geben müsste. Vielleicht stellt sich eine derartige Bewegung ein, wenn sich der immer stärker werdende Nationalismus ausgetobt hat und die Menschen dessen desaströse Wirkungen erkennen, am eigenen Leib erfahren und umdenken. Zudem wäre auch einmal zu überlegen, ob dass jetzige anarchische Wirtschaftssystem das geeignete ist, um eine Weltwirtschaft zu begründen. Eine solche neue politische Globalsierungsbewegung müsste zum einen die ökonomischen, wie auch die politischen Grundlagen des Kapitalismus und der Nationalstaaten- und Standortkonkurrenz infragestellen und sich ein neues System ausdenken. Diese Diskussion um eine neue Gesellschaft wird aber gar nicht mehr geführt. Zumeist gab es diese politischen Bewegungen zu mehr internationaler Kooperation immer erst nach Krisen und Weltkriegen. Hoffentlich bleibt noch genug von der Welt übrig, dass man darauf eine neue globale Weltordnung aufbauen kann.

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