Wie man gut und günstig bauen kann – jenseits der Polit- und Baumafia

Wie man gut und günstig bauen kann – jenseits der Polit- und Baumafia

Gastautor: Genova
Veröffentlicht am 17. Januar 2017 von

Was mit dem rausgemobbten Berliner Ex-Baustaatssekretär Andrej Holm auf dem Spiel stand, zeigt auch ein Blick auf Werner Sobek. Sobek ist ein Avantgardeeingenieur, der sich seit vielen Jahren mit aktuellen Positionen der Architektur – vornehmlich aus technologischer Sicht – beschäftigt. Bekannt geworden ist unter anderen sein mittlerweile 17 Jahre altes Haus „R128“: Schon 1999 nullenergetisch und komplett recylebar.

Sobek wurde vor einer Weile von der baden-württembergischen Stadt Winnenden gefragt, ob er Unterkünfte für Flüchtlinge entwickeln könne. Die hat Sobek nun realisiert:

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Die 22 Einheiten basieren auf der Logik der Container-Architektur, sind mit einer Lärchenholz-Fassade umhüllt und ressourcensparend, recyclebar und emissionsfrei. Sobek arbeitet mit der Firma AH-Aktiv-Haus zusammen, die die Gebäude baut und ausliefert. Ihren Angaben zufolge erfolgt die schlüsselfertige Realisierung innerhalb von zwölf Wochen. Hier gibt es weitere Fotos und Grundrisse.

Die Schorndorfer Nachrichten schreiben dazu:

Die Räume sind für heutige Maßstäbe sehr klein und kompakt. „Sie können aber später Wände herausnehmen und aus den kleinen Wohnungen größere machen“, sagt Sobek. „Sie können noch ein Stockwerk draufsetzen oder das obere herunternehmen und woanders aufstellen.“ All das versteht er unter nachhaltigem Bauen.

Die Stuttgarter Nachrichten berichten:

Die innen mit Fichtenholz-Schalplatten und Laminatböden ausgekleideten Wohneinheiten werden inklusive Fußbodenheizung, Elektrik, Bad- und Küchenausstattung bis hin zum einzelnen Lichtschalter komplett geliefert und müssen lediglich an Strom- und Wasserleitungen angeschlossen werden. Der Hersteller verspricht, dass sein Bausystem binnen zwölf Wochen gefertigt, komplett montiert und getestet geliefert werden kann.

Alle Modelle seien so konzipiert, dass sie nach individuellen Wünschen umgestaltet, oder vergrößert werden könnten, sagt die Aktivhaus-Geschäftsführerin Stephanie Fiederer.

Wir haben hier also einen Gebäudetyp, der ökologisch ok ist und flexibel nutzbar, was die Grundrisse und auch die mögliche Nachverdichtung angeht. Die Häuschen sind mit Solarzellen, Batterien und Wärmepumpen ausgestattet, die verwendeten Baumaterialien sind komplett nachwachsende. Beton wurde nicht verwendet.

Der Preis liegt laut Herstellerfirma 30 bis 40 Prozent unter dem des „herkömmlichen“ Bauens. Konkret bedeutet das: Sobek schätzte zu Beginn runde 1.650 Euro Baukosten pro Quadratmeter Geschossfläche, bezugsfertig, so wie das die Schorndorfer Nachrichten beschreiben. Nur die Anschlusskosten kommen noch dazu. Die Herstellerfirma berichtet nun von 1.380 Euro netto. Es gehört nicht viel Phantasie zur Vermutung, dass man diese Kosten noch deutlich senken könnte: bei serieller Fertigung und staatlicher Vorleistung in die Erforschung preisgünstigen Bauens – was eigentlich Standard wäre, hätten wir das, was man einen Sozialstaat nennt. Das aktuelle Vorgehen dieses Sozialstaates ist es im Wohnbereich, absurd hohe Mieten zu tolerieren und vorgeblich den Armen einen Teil der Miete zu bezahlen. Das Geld wandert direkt in die Taschen der Bonzen. So geht deutscher Sozialstaat.

1.200 Euro? 1.000 Euro? Weniger? Eine 50-Quadratmeterwohnung für weniger als 50.000 Euro neu bauen? Kein Spekulantentum zwischenschalten? Für kapitalistisch Verformte sind das paradisische, also nicht erreichbare Zustände. Das Kapital hat ganze Arbeit geleistet.

Man müsste einmal eine Rechnung aufstellen: In den Metropolen zahlt man 4.000 oder 5.000 Euro oder mehr für in weiten Teilen schlechte Architektur oder man zahlt entsprechende Mieten, Monat für Monat, selbst für einen Altbau. Welch gigantische Summen überweist man so mit der Zeit dem schmarotzenden Kapital? Welch ungeheuerliche Form der Ausbeutung findet hier statt? Demokratisch legitimiert, wie man sagt?

Sobeks Bauprojekt ist interessant, weil der Mann zeigt, inwieweit heute der erreichte Stand der Produktivkräfte zu konfortablem, ökologischem und preisgünstigem Wohnen genutzt werden kann – wenn man die erreichten Standards für den Menschen verwendet, nicht gegen ihn.

Natürlich hat diese Art von Bauen in Deutschland und ähnlich dämlichen Ländern keine Chance. Die Bau- und die Politmafia ist dagegen – wie das aktuelle Beispiel Berlin gerade zeigt. Hier sagen einem die Politiker, dass man unterhalb der aktuellen Marktpreise leider nicht bauen könne.

Die Haltbarkeit der Wohnungen gibt Sobek übrigens mit „300 bis 400 Jahren“ an – „bei guter Pflege“.

(Foto: bauwelt)

https://exportabel.wordpress.com/2017/01/17/wie-man-gut-und-guenstig-bauen-kann-jenseits-der-polit-und-baumafia/#respond

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