Der Kindermord von Manchester–ein Paradigmenwandel und seine Folgen

Der Kindermord von Manchester–ein Paradigmenwandel und seine Folgen

Das Attentat von Manchester hat eine neue Qualität, da hier erstmals Jugendliche und Kinder in einem westlichen Land Opfer wurden, obgleich ich da auch die Schule in Beslan, die von tschetschenischen Islamisten besetzt wurde in Erinnerung rufen will, der ja der eigentliche Präzedenzfall war, aber nicht so wahrgenommen wurde, da es sich um Rußland handelte.Mir stellen sich da drei Fragen:

Zum einen, wieweit die Hemmschwelle dann noch weiter sinkt–sind demnächst auch Kindergärten,Schulen, Schulbusse, Geburtsstationen potentielle Ziele? Gibt es ein Ende der Perversion und diesem Wegfall von Hemmschwellen? Einige Islamisten argumentieren ja, dass muslimische Kinder Opfer von Assads Krieg, westlicher Kriege oder Israels Gazakrieg würden und der Westen hierzu schweigen würde (oft geshene Plakate auf Demos „Kindermörder Israel“). Nach dem Motto: Tötest du meine Kinder, töte ich deine Kinder.Wobei dies ja auch ein vorgeschobenes Argument ist, denn Islamistenmilizen oder der IS töten Ungläubige und begehen Völker-/Religionsmorde, unabhängig ob Erwachsene oder Kinder. Dazu galt früher immer, dass Kinder und Jugendliche nicht für die Taten der Erwachsenen und ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden, man hier keine Sippenhaft verhängt.Dies scheint nicht mehr zu gelten.Animiert wird dieses Denken aber auch durch Trumps Paradigma, dass man auch die Familien von Terroristen, also auch deren Kinder und nicht nur die Terroristen selbst töten solle. Hier ist ein tendenzieller Abbau von Hemmschwellen auf beiden Seiten zu beobachten, wenngleich viel mehr auf islamistischer Seite, denn  auch bei normalen Muslimen und Bürgern westlicher Staaten gilt Kindermord immer noch als Tabu und als No-Go, zudem auch Kindermörder, Kinderschänder und Pädophile in der gesellschaftlichen Hierarchie und auch in der Knasthierachie an unterster Stelle rangieren..

Zum anderen: Was löst dieser Kindermord in der Gesellschaft aus? Zum einen bei den Erwachsenen und Eltern? Wenn Erwachsene und man selbst angegriffen wird, so hat dies noch eine andere Qualität als wenn es um den Nachwuchs geht. Hier werden starke emotionale Reaktionen aktiviert, die auch dem elterlichen Schutztrieb entspringen, der dann irrationalen Druck auf die Politik und alttestamentarische Maßnahmen hervorrufen kann, die den Rechtsstaat und die Demokratie infrage stellen und einer autoritären Diktatur das Wort reden, da die liberale Demokratie als zu lasch angesehen wird. Zumal eben auch GB als eines der sicherheitspolitischen fortgeschrittensten Staaten galt von Videoüberwachung bis Polizeigesetzen und Geheimdienstpräsenz- und Geheimdienskooperation (5-Eye-Allianz), das man sich fragt, was noch alles unternommen werden soll, um Anschläge zu verhindern.

Drittens: Was löst dieser Kindermord bei Jugendlichen und Kindern aus? Bisher konnten sie noch zu ihren geliebten Konzerten gehen und genossen eine weitgehend sorglose Kindheit. Dieser Schutz- und Ruheraum, diese unbeschwerte Kindheit ist nun bedroht und aufgelöst.Hier wird eine neue Generation mit den harte Realitäten der Welt schon ganz früh konfrontiert? Werden sie sich früher politisieren, Fragen stellen, was dieser Islamismus eigentlich ist, warum er sie töten will? Werden wir eine neue Generation heranwachsen sehen, die ohne eigentliche unbeschwerte Kindheit mehr aufwächst oder bleibt dieses Attentat die Ausnahme, die bald wieder in Vergessenheit gerät und einfach aufgrund kurzzeitigdenkender Jugendlichen und Kinder verdrängt wird nach dem Motto: Shit happens!?Erwägenswert wäre eine Jugendstudie, die die Folgen dieses Attentates auf die Psyche der Kinder und Jugendlichen einmal evaluiert–hierbei wäre eine Auswertung der Reaktionen der Jugendlichen über die sozialen Medien einmal wichtig. Zwar ist es extrem unwahrscheinlich, dass man Opfer eines islamistischen Terroranschlags wird, Auto- oder Haushaltsunfälle sind da tausende Mal wahrscheinlicher, aber die mediale und politische Sensationisierung führen zu einem getrübten  und unterschweligem Unsicherheitsgefühl , das nicht mehr rational Wahrscheinlichkeiten abwägt, sondern eher panischen Ängsten emotional freien Lauf gibt. Zumal eben auch immer wieder gesellschaftliche Treffpunkte, öffentliche Plätze und Massenveranstaltungen Terrorziele sind, die den gesellschaftlchen Zusammenhalt unterminieren wollen, weswegen es als Gegenreaktion bisher dann immer gleich Massenveranstaltungen gibt, die die Gemeinsamkeit und die Solidarität betonen und dazu aufrufen, sich nicht in seinem täglichen Leben einzuschränken. Ob aber dieses Business as usual und dieser noch relativ rationale Umgang über die Zeit anhält, sich ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellt oder aber eben bei weiteren Kindermörderattentaten die Dämme brechen lässt, bleibt abzuwarten.

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