GEZ-eine Frage der Finanzierung oder der Programminhalte?
Kritik allerortens seitens sogenannter GEZ-Gebührenrebellen ist immer öfter zu vernehmen. Hier gibt es zwei große Lager: Die einen treten für die Privatisierung und weitgehendste Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Medien ein. Die anderen wollen die Gebühren- durch eine einkommensabhängige Steuerfinanzierung ersetzen. Es wird sich also an der Finanzierung aufgehangen und die Frage der Programminhalte, also was man dafür erhält außen vorgelassen, was ein Indikator ist, dass den meisten GEZ-Rebellen das zumeist bildungsferne Unterhaltungsprogramm doch wieder sehr recht ist und einige sogar solche politikfreien und bildungsfreien Programme wie in den Privatmedien mit viel Werbeblöcken sogar bevorzugen würden–Hauptsache gratis, es kostet nichts–Geiz ist geil! Berlin bei Tag und Nacht dann wirklich Tag und Nacht lang, die völlige Verblödung!
Zur Frage GEZ oder Mediensteuer–mir ehrlich gesagt scheißegal. Mich kotzen diese inflationären Tatorts, Regionalkrimis, die Pilchers, Utta Donella, Traumschiffe, Traumhotels und wie dieser ganze Schrott heißt, völlig an. Es geht mir bei der Diskussion der Medien nicht um die Frage der Finanzierung, sondern der Contents. Und dass diese in beiden Sparten unterirdisch sind, nichts mit dem Bildungsauftrag zu tun haben, ist wohl klar. Und jetzt bitte nicht die Verteidigung von solch Ausnahmen wie einigen Sendungen bei ARTE, Phönix oder 3 Sat wie Offene Karten oder Scobel. !% macht eben nicht 99% . Ein Dokumentarfilmer, den ich kenne meinte, dass in den öffentlich-rechtlichen nur noch 80 Dokus gedreht würden, zumal Mainstreamstoff mit soften Themen, die wahren sozialkritischen Dokufilmer da keine Chance hätten, zumal auch die privaten Sender wie ntv oder n-24 (Springer=BILD/Welt)nur mit Ufo-.Nazi-Schrott und den giftigsten Tiere, den härtesten Knäste, etc. zugemüllt werden. Nun wollen Amazon und Netflix in die Dokusparte rein, aber ich schätze mal, dass nach einer Experimentierphase wie sie es auch ganz kreativ beim Privatfernsehen in seiner unmittelbaren Gründungszeit gab, auch dieses Programm samt Dokus sehr Mainstream und unpolitisch werden wird.
Ein Bekannter meinte dazu:
„Amazon und Netflix werden sehr gute Dokus senden zukünftig. Erstens weil sie zahlen, zweitens weil sie Reichweite haben und drittens, weil sie (noch) experimentierfreudig sind.“
Die alte Mär: Der Markt schafft Qualität, weil´s zahlungskräftiges Publikum gibt. Zahlungskräftig vielleicht, aber auch an Bildungsinhalten interessiert? Eine Twittergeneration, die Nachrichten bitteschön auf 140 Zeichen kompakt und leicht verdaulich reduziert haben will, weil anderes schon zu anstrengend und zu ellenlang zu lesen ist, wird wohl kaum der Konsument für tiefergehende Dokus werden. Und die wahren Dokukünstler ala Peter Scholl-Latour, der geopolitische Analyse mit Karl-May-Abenteuerreiseberichten 2-3 stündig in Epenform zu verbinden wusste und auch noch selbst in die Kriegsgebiete ging sind ohnehin ausgestorben–was auch damit zusammenhängt, dass im Zuge kapitalistischer Personalkosteneinsparung die Auslandskorrespondentennetze der Zeitungen stark reduziert wurden.
Netflix und Amazonkonsumenten dürften eher solch einen Geschmack wie die Zuschauer des Jugendsenders Pro7-haben, mehr an Infotainment und Häppchenwissenssendungen ala Gallileo oder Welt der Wunder interessiert sein. Und wie gesagt: Mit der Experimentierfreude ist´s dann auch spätestens nach 3-5 Jahren vorbei, wenn klar wird, wo der Mainstream her weht. Und der selbsternannte Nerd von heute schaut sich lieber Soapoperas über Wissenschaftsnerds ala „Big Bang Theory“in Endlosschleife an als Sendungen oder gar Dokus über Wissenschaft , Wirtschaft und Politik.Fakt ist, dass geopolitische, volks-/weltwirtschaftliche Sendungen, die auch Zusammenhänge erklären es nicht in die Programme der Öffentlich-Rechtlichen (von den Privaten ohnehin nicht zu erwarten) geschafft haben und es wahrscheinlich auch nicht bei Netflix und Amazon schaffen werden. Eher werden solche Dokus dann von alternativen Verschwörungsanbietern dargereicht, die dann ihre Sicht der Dinge und Weltenerklärungen dem zumeist bildungsscheuen Publikum als Bildung verkaufen und nachgefragt werden, da sie eben einfache Erklärungen haben, die nicht sehr komplex und einfach konsumierbar sind und sogenannt und angebliches verbotenes Geheimwissen, das vom Mainstream und dem Establishment unterdrückt würde sensationsträchtig offerieren.