Sind gemischtkulturelle Ehen und Partnerschaften dominant?

Sind gemischtkulturelle Ehen und Partnerschaften dominant?

In der romantischen Geschichtsschreibung trifft der Mensch den Mensch, die Frau den Mann, in der neueren Geschichtsschreibung auch der Mann den Mann oder die Frau die Frau oder der Transgender den Transgender aufgrund der Liebe und alle anderen Kategorien sind da nebensächlich, insofern nicht verfeindete Familien oder Väter wie bei Romeo und Julia diese auseinanderdividieren oder rassistische politische und sexistische Störkräfte dies alles behindern. Die gutmenschliche Story geht: Mensch trifft Mensch, Liebe kommt zu ihrer vollsten Blüte und alles andere sei vergessen und der Weltfrieden der Menschheit wird durch das Beispiel symbolisch oder auch real vollendet oder zumindestens gefördert.

Wie aber sieht es in der praktischen Welt aus? Die faktische Welt ist nun mal keine ohne Klassen, Kulturen, politschen Einstellungen oder unterschiedlichen Lebensentwürfen. Der Liberale würde sagen, dass er nichts dagegen hätte, wenn seine Tochter einen Schwarzen heiraten würde. Aber was wenn er Sozialhilfe beziehen würde, Islamist, Kommunist, Faschist wäre? Sehr erhellend ist da der alte Film „Wer kommt denn da zum Essen?“, bei dem die civilrights-Bewegungsikone Spencer Tracy da einen liberalen,gutsituierten weißen Vater spielt, dessen weiße Tochter da einen Schwarzen heiraten will. Wohlgemerkt bei dem Film : Kein Unterschichtenafrikaner, sondern ein afroamerikanischer „Neger“ mit Doktortitel und bestem Einkommen, zumal mit amerikanischer Geburtsurkunde. Was also antirassistisch daherkommt für damalige Zeiten, hatte ja auch seine Begrenzungen in Sachen Klasse und Herkunft. Irgendeinso Unterklassenbimbo aus fernen Ländern stand auch damals aus Sicht jenes liberalen Teils der Mittel-und Oberschicht und Hollywoods nicht zur Debatte. Also einen Obama zu heiraten wäre da okay, aber wie sehe derselbe Film aus, wenn sie einen afrikanischen Unterschichtenmenschen als Ehepartner vorgestellt hätte. Nun damals ging es noch gar nicht so sehr um Klasse, sondern vor allem um Rasse und von daher ist der Film im Rahmen einer USA der Rassensegregation ala Südafrika ja durchaus noch fortschrittlich. Spencer Tracy als Vater zeigt aber das Hin- und Hergerissensein zu der gemischtrassigen Ehe seiner Tochter, weil er auch Diskriminierung des Ehepaars und seiner Kinder als Folge kommen sieht und zwar letztendlich unter Zureden des christlichen Pfarrers zustimmt, ohne dass der Film dann die Folgen zeigt. Happy End ohne die wahrscheinliche Leidenstour in einer zutiefst rassistischen Gesellschaft noch darstellen zu wollen Zivilgesellschaftliches Hollywood halt! Nun könnte man sagen: Damaliges Amerika, damalig rassistischer Westen,

Fakt bleibt aber auch bis 2017, dass gemeinrassische/-kulturelle Ehen und Partnerschaften weltweit die weitgehende Ausnahme bleiben, da beide Seiten da Probleme sehen. Man bleibt lieber „unter sich“, sei es als Ethnie, Nationalität, Sprachgruppe, Hautfarbe, Einkommen, Bildungsstand, etc. Selbst ein Obama heiratete eine schwarze Michelle. Ein Schwarzer eine Schwarze und zumal auch keine Hartz4-empfängerin, sondern: Rasse und Klasse harmonierten da, vielleicht auch gemeinsame Ziele. Obama ist also nicht das Symbol von multikultureller Verbindung, sondern von intrakultureller Ehe, innerhalb von Rasse und Einkommen. Und dann soll man noch fragen: Woher kommt das? Zum einen sollte man sehen, dass die krassesten Formen des Rassismus in den USA und Europa zwar abgenommen hat, aber weiter existent ist. Zum anderen sollte man auch sehen, dass er sich durch rechtsradikale Bewegungen wie die „angry white men“der USA ala Trump, dem Front National, der AfD, ec. wieder weiter zuspitzt und man einen Backlash erlebt. Aber die wesentliche Frage ist: Warum gibt es so wenige gemischtkulturelle Ehen auch schon vor dieser Rechtsradikalisierung, wenn doch die Globalisierung so der Vereiniger der Menschheit sein soll?

Da fange ich mal bei mir selber an. Wenn meine Schwester oder eine Bekannte oder ein Bekannter mir seinen neuen Lebenspartner vorstellt, frage ich mich erst einmal unabhängig der Herkunft: Was ist das für ein Typ? Da geht es erst mal ums Menschliche, ob die Chemie stimmt und der nett zu einem ist. Wenn er aber aus einer fremden Kultur oder einem anderen Land kommt, frage ich mich eben schon, ob er quasi eine „deutsche Leitkultur“ oder  liberal-demokratisch-säkular Kultur samt modernen Geschichtsverständnis hat.  Dennoch muss man sehen, dass dies die Vorstellphase ist, bei der jeder nur seine beste, allerzumenschliche und gute Seite zeigt und andere Faktoren der Herkunft verschwiegen oder zumindestens zur Herstellung eines harmonischen Ganzen ausgeschlossen und ignoriert werden. Man lernt diese Leute also nur von ihrer besten Darstellungsseite kennen und weiß nicht, wie sie im Krisenmodus einer Beziehung aufgrund menschlicher Defekte, Klassen- und Kulturunterschieden oder -auch wichtig-politischen Einstellungen agieren werden.Das kann vom Ehrenmord, der Mißhandlung, den politischen Radikalismus enden und ein weißer Skinhead wäre mir als Partner meiner Schwester auch nicht lieber als ein eventuell liberaler Schwarzer, aber umgekehrt ein deuscher netter Hartzler lieber als ein muslimischer Islamist., der sie unterdrücken will.

Die Frage ist auch, inwieweit nicht der ökonomische Unterbau die gesellschaftlichen Verhältnisse uind eine Kultur und die Partner- und Ehebeziehungen prägt oder verändert.Man sollte da auch die ökonomischen Entwicklungsstufen von der Agrar- zur Industrie- zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft sehen, sowie auch die unterschiedlichen ökonomischen Gesellschaftssysteme beachten. Denn die Agrargesellschaft des europäischen Mittelalters dürfte in Partnerschaftswahl der andererer heutigen Agrargesellschaften sehr ähnlich sein.

Wenn wir es also mit Menschen aus einem konfuzianischen Kulturkreis zu tun haben, so unterscheidet sich doch der Chinese der agraischen Kaiserzeit sehr von seinem modernen Repräsentanten des neuen witrschaftsstarken, industriellen Chinas–und Konfuzianismus, der einst als das Entwicklungshemmnis galt, giilt heute wiederum als der Erklärungsfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg, obgleich es eigentlich mehr an der Wirtschaftspolitik liegt. Auch ist Konfuzianismus nicht per se Autoritarismus, wie die südkoreanische oder taiwanesische Demokratie zeigt.Wenn man heute Probleme mit Migranten aus dem muslimischen Kulturkries hat, so hängt dies z.B. damit zusammen, dass sie zumeist aus feudalistischen, vorindustriellen Verhältnissen einer Agrargesellschaft wie in Afghanistan kommen und sich der Kabuler Afghane der Oberschicht auch noch mal bildungs- und einkommensmäßig stark vom Bauern des fernen Landes oder des Oberschichtenwarlords oder Stammesführers unterscheidet, die wiederum mit syrischen Mittelklasslern im säkularen Assadsyriens wenig gemein haben. Die Reilgionen sind zumeist noch Überbleibsel der Agrargesellschaft, die aber kulturell wirkungsmächtig bleiben, vor allem wenn der säkulare Staat keine demokratische und wirtschaftliche Modernisierung gebracht hat, kommt es zu einem nationalistisch, oft auch religiösen Backlash, wobei im Islam da auf die alte Grösse der Reiche Muhammeds und der Osmanen sich zurückbesonnen wird.Es ist aber oft hart zu sagen, ob  z.B. das Machoverhalten vieler Südländer nun noch den Aghrargesellschaften oder der Religion entspringt–oft verstärken ja beide Faktoren einander und ist das Machoverhalten auch noch in moderneren Gesellschaften des muslimischen Kulturkreises anzutreffen, wirken diese Verhaltensweisen nach und können auch wiederbelebt werden.

Friedrich Engels hat ja mal die Entwicklung der Familienstrukturen in Anbhängigkeit von den Produktionsverhältnissen dargestellt in seinem „Vom Ursprung der Familie“ und die tendenzielle Auflsöung der Großfamilie zur Kleinfamilie (und heute zu Singlehaushalten) infolge des Kapitalismus gezeigt, wobei sich folglich auch die Kultur ändert.Kultur ist aber nicht unveränderbar, sondern wird infolge der ökonomischen, technologischen und politischen Umwälzungen immer wieder verändert, nicht nur durch andere kuilturelle Einflüsse und durch Migration, sondern auch aus sich heraus. Und bei der Partnerwahl dürfte wohl zu allen Zeiten auch das ökonomische Interesse dominant gewesen sein, eine „gute Partie“zu machen–sei es jetzt in Anbetracht von Zweckehen, Heiratspolitik oder auch individuell im Sinne eigener materieller Abgesichertheit.Die Liebe ist zwar kein unwichtiger Faktor, aber eben auch nicht der einzig wesentliche.

Aber all dies auszuklammern, so  agieren Gutmenschen. Der Ottonormal hat dagegen einige wenige, wennzugleich manchmasl seltsame  Kategorien der Partnerwahl in den Anzeigen, sei es jetzt Elitepartner.de oder Parship oder die Anzeigen in Zeitungen, wo klar Einkommen, Sportlichkeit, Körperbau, Sternzeichen,(da sage ich immer ich wäre Stier, lasse mir dann von Astrologen bestätigen, dass dem genauso sei, um diesen mitzuteilen, dass ich Jungfrau bin—dann lag es am Aszendenten!) Musik- und Kulturgewohnheiten, gemeinsame Literaten und Philosophen, aber selten kommt etwas über politische Einstellungen, die Abstammung oder Ausländer. Stillschweigend wird da eben angenommen, dass man einen zumeist unpolitischen Deutschen oder Weißen mit gleichen oder ähnlichen Präferenzen und Übereinstimmungen sucht. Also nicht gemischtkulturelle Partnerschaft—das bleibt da Ausnahmemodell in den „seriösen“ Anzeigenformaten.

Anders hingegen sieht es aus bei jenen Partnersucheportals, wo willige und treue Thailänderinnen und Asiatinnen und sexbesessene Osteuropäerinnen gesucht werden. Da blüht der Rassismus und Sexismus in allen Farben. Zumeist ist dies auch eine Männersache, die sich mit den starken emanzipierten Frauen der westlichen Welt keinen Lebenspartner mehr vorstellen können und da zum Mythos der sklavischen Asiatin herabsteigen, um sich sexuell und als Alterspflege versorgt zu sehen. Entsprechend lang sind aber wieder die Reklamationen enttäuschter Typen, dass die Asiatin ihn abgezockt habe und diese Mädels nicht so treu und metaphysisch, sondern sehr materialistisch sind.

Umgekehrt gibt es auch weiße, westliche Frauen, die sich als Sextouristinnen da gutbebaute, braungebrannte Entwicklungsländersklaven anheuern– oder aber zu solchen romantischen Vorstellungen vom edlen Wilden als Sexmaschine und Naturverbundenen neigen, wie dies Nina Hoß in dem Film „Die Weiße Massai“vorexerzierte. Dieser Film ist im übrigen nicht rassistisch, sondern räumt einmal mit den Idealvorstellungen gutmenschlicher Multikulturalisten auf, die noch in mittelalterlich konservierten Kulturen muslimischer und afrikanischer Länder da eine Bereicherung sehen wollen.

Aber wie gesagt: Die multkulturellen Ehen und Partnerschaften gibt es nicht in der Breite.Die Klassen-, Kultur- und Rassenunterschiede dominieren—neben den Sternzeichen– immer noch die meisten Beziehungen. Dies nicht gemeint als befürwortenswert—ich würde mir gerne eine andere Weltgesellschaft wünschen. Aber dazu müsste man die kulturellen,politischen und Klassenunterschide beseitigen und bevor dies nicht geschieht, werden eben Romeo und Julia noch weiter getrennt bleiben.

Mit dem Thema der gemischtkulturellen Partnerschaften versucht nun auch  der rechtsradikale AfD-Unterstützer und COMPACT-Herausgeber Jürgen Elsässer zu punkten: Gemischtrassige Paare und Sexualneid in Kombination mit einer Männlichkeits- Umvolkungs- und Volksmorddebatte–dem hat er nun ein ganzes Themenheft „Sex und Umvolkung-die Verlockung des Fremden „gewidmet-Zitat:

„Videodiskussion zur aktuellen Ausgabe COMPACT-Magazin 7/2017

Der Multikulti-Wahn hat auch eine sexuelle Komponente: Je verpönter die einheimischen Machos sind, umso attraktiver erscheinen die heißblütigen Wilden. Und der Softi holt sich, was die Emanzen verweigern, von den willigen Exotinnen.“

Video: Sex und Umvolkung – Die Verlockung des Fremden

Nur fragt sich schon bei diesen Zeilen: Warum sollten Frauen, die einheimische Machos ablehnen, sich dann einen exotischen Macho zulegen? Wohl eher müsste es heißen: Deutsche Frauen, die mit den deutschen Weicheiern nicht zurecht kommen, suchen sich ausländische Machos. Oder geht es um Exotik und Abwechslung? So logisch ist das ja nicht, aber die afroamerikanische Rapband  Niggers with Attitude (NWA) hat das mal so ausgedrückt: „The problem for the white man with Rap isn´t the lyrics, but the idea that the white girl falls in love with the black man“. Davon ist Elsässer ja ein beredetes Beispiel und knüpft an diesem Sexualneid für rassistische und völkische Propaganda an.

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