Nordkorea schreitet auf rote US-Linie zu: Kim Yongun droht USA mit Atomschlag

Nordkorea schreitet auf rote US-Linie zu: Kim Yongun droht USA mit Atomschlag

Während die USA neue Sanktionen gegen Russland und den Iran beschlossen haben, spitzt sich nun auch wieder die Lage in Nordkorea zu:

„Sollten die Vereinigten Staaten versuchen, Präsident Kim Jong Un zu stürzen, will Nordkoreas Regierung mit einem „mächtigen Atomhammer“ in „das Herz Amerikas“ reagieren. Experten zufolge sollte die Drohung sehr ernst genommen werden.

Nordkorea hat den Vereinigten Staaten offen mit einem Atomangriff mitten ins Herz des Landes gedroht. Sollten die Amerikaner weiter versuchen, einen Regierungswechsel in Pjöngjang herbeizuführen, werde Nordkorea mit einem Gegenangriff reagieren, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap die nordkoreanische Staatsagentur KCNA vom Dienstag.

Vergangene Woche hatte CIA-Direktor Mike Pompeo Berichten zufolge auf die Möglichkeit eines Regierungswechsels in Nordkorea angespielt. Er hatte gesagt, am Wichtigsten sei es, dass die Vereinigten Staaten eine Möglichkeit entdeckten, die nordkoreanische Regierung von Machthaber Kim Jong Un von den Atomwaffen zu trennen und diese beiden auseinanderzubrechen.(…)

„Sollten die Vereinigten Staaten es wagen, das geringste Anzeichen eines Versuchs zu zeigen, unsere oberste Führung zu beseitigen, werden wir mit unserem mächtigen Atomhammer, der mit der Zeit geschliffen und gehärtet wurde, einen erbarmungslosen Schlag in das Herz Amerikas machen“, zitierte KCNA das nordkoreanische Außenministerium. Pompeo habe mit seinen Bemerkungen eine Linie überschritten. Nun sei klar, dass es das ultimative Ziel der Regierung von Präsident  Donald Trump sei, einen Regierungswechsel herbeizuführen.

Seit vergangenem Jahr haben die nordkoreanischen Tests von zwei Atombomben und mehreren Raketen die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärft. Erst am 4. Juli hatte Nordkorea trotz Warnungen der internationalen Gemeinschaft eine Interkontinentalrakete getestet. Südkoreanischen und japanischen Angaben zufolge flog das Geschoss rund 930 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer und landete vor Japans Küste.  Experten zufolge ist das Land damit einen Schritt weiter gekommen, Raketen zu entwickeln, die auch die Vereinigten Staaten erreichen könnten.“

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nordkorea-droht-amerika-mit-atomangriff-15122529.html

Egal ob Clintons mehr kooperative, George W. Bushs mehr konfrontative Nordkoreapolitik der Achse des Bösen, oder Obamas wieder mehr kooperative Politik des Engagements: Nordkorea hat systematisch sein Atom- und Raketenprogramm vorangetrieben und in seine Verfassung den Status als Atommacht hineingeschrieben. Es möchte als Atommacht mit Interkontinentalraketen auf gleicher Augenhöhe wahrgenommen werden. Bisher übten sich die USA ja noch in strategischer Geduld mit Nordkorea, zumal dieses nicht imstande war, die USA nuklear bedrohen zu können. Man tat dies als das übliche Propagandagetöse ab.

Mit der Entwicklung von Interkontinentalraketen, könnte Kim aber eine rote Linie überschreiten, wie auch mit seiner vollmundigen Ankündigung einen Nuklearschlag ins Zentrum der USA lancieren können zu wollen.Bisher bewahrte die Tatsache, dass die USA nicht leichtfertig Hunderttausendetote Südkoreaner opfern wollten, Nordkorea vor einem amerikanischen Eingreifen, wie auch die Tatsache, dass sich die Atommacht China in diesen Krieg einmischen, ein wiedervereinigtes Korea unter US-Ägide verhindern und deshalb am Pufferstaat Nordkorea festhalten würde.

Diese Kalkulation könnte nun anders lauten, nämlich, dass man Hunderttausende von US-Leben schützen müsse und da auch den Tod zahlreicher Verbündeter und selbst eine Konfrontation mit China in Kauf nimmt. Trump hat zudem verkündet, dass er mit Chinas Sanktionen und deren Wirkung auf Nordkorea enttäuscht sei. Vielleicht wird China nochmals den Druck erhöhen, aber möglicherweise wird auch dies nichts nützen, es sei denn China gelingt es innerhalb der nordkoreanischen Arbeiterpartei oder des Militärs jemanden zu finden, der Kim Yongun beseitigt und einen anderen politischen Kurs einschlägt.

„General Mark Milley, der Generalstabschef der Armee, erklärte am Donnerstag auf einer Konferenz des National Press Club in Washington: „Ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel wäre schrecklich. Eine Atombombe, die in Los Angeles detoniert, wäre jedoch auch schrecklich.“

Mit Verweis auf Vorbereitungen für einen Präventivschlag erklärte Milley, dass die Zeit für eine „nichtmilitärische Lösung“ für die Forderungen der USA, Nordkorea solle sein Atom- und Raketenprogramm beenden, „knapp wird“. Die Regierung, erklärte er, befinde sich „an einem Punkt, wo [die] Entscheidung in die eine oder andere Richtung gefällt werden muss“.

Der General brüstete sich, die USA „würden das nordkoreanische Militär völlig vernichten“. „Was Menschenleben und Infrastruktur anbetrifft“ sei dafür mit „einem hohen Preis“ zu rechnen.

Milleys Äußerungen folgen auf ähnliche Kommentare von General Joseph Dunford, dem Vorsitzenden des Generalstabs, am letzten Wochenende. Dunford hatte vor einem Sicherheitsforum erklärt, ein Krieg mit Nordkorea sei „nicht unvorstellbar“. Er gab ein Bild von den Folgen eines solchen Kriegs und erklärte, dieser hätte „einen Verlust an Menschenleben“ zur Folge „der mit nichts vergleichbar wäre, was wir zu unseren Lebzeiten erlebt haben“. Er betonte, „Verhandlungen“ werde es nur noch „ein paar Monate lang“ geben.“

http://www.wsws.org/de/articles/2017/07/29/nkor-j29.html

Aus US-Sicht wäre andernfalls folgende Option denkbar: Ein umfassender Enthauptungsschlag gegen Nordkoreas Raketenstellungen, militärische Infrastruktur wie Raketenfabriken und Rüstungsbetriebe und Nuklearanlagen, um die Atompotentiale und die Grundlagen hierfür zu beseitigen und Nordkorea somit nachhaltig zu denuklearisiren. Dabei würde man auch einen nordkoreanischen Gegenschlag auf das Territorium Südkoreas und gegebenfalls Japans, ja auch US-Stützpunkten in Kauf nehmen, zugleich aber nicht mit US-Militär nach Nordkorea vorrücken und es besetzen, auf einen militärischen Regimechange verzichten, damit China sich nicht gezwungen sieht, einzugreifen, um den nordkoreanischen Puffer zu erhalten. Man kastriert Kim Yongun ohne ihn zu beseitigen. So könnte eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel militärisch erfolgen.

Letzte Option hält US- Generalstabschef Dunsford für möglich, wenngleich er der Diplomatie noch etwas Zeit geben möchte, wenngleich er betont, dass die Zeit der Diplomatie sich dem Ende nähere, während CIA-Chef Pompeo weniger in den Atomsprengköpfen und den nordkoreanischen Waffen das Problem sieht, sondern in dem politischen Sprengköpfen Kim Yonguns und seiner Führungsclique, die man zugunsten kooperativerer politischer Kräfte beseitigen müsse (vielleicht auch mit chinesischer Hilfe):

„Speaking at the Aspen Security Forum last weekend, Joint Chiefs of Staff chairman, General Joseph Dunford dismissed claims that the use of military force against North Korea was “unimaginable” due to the devastation another Korean war could cause. Such a war would be “horrific” and would result in “a loss of life unlike any we have experienced in our lifetimes,” he said, but it is not unimaginable.

“What’s unimaginable to me is allowing a capability that would allow a nuclear weapon to land in Denver, Colorado. That’s unimaginable to me. So my job will be to develop military options to make sure that doesn’t happen,” Dunford said.

The Pentagon’s top general also made clear that time was running out for diplomatic efforts and tough sanctions to force the Pyongyang regime to change course. When it was suggested that the North Korean regime would never give up its nuclear weapons, Dunford declared that Secretary of State Rex Tillerson’s diplomacy might not succeed and “there may have to be a follow-up option, which is the military option.”

Dunford supported “an effort to have a concerted economic and diplomatic plan that does cause [North Korean leader] Kim Jong-un to come to the table” to negotiate, but then pointedly added that it made “all the sense in the world … to work this for a few more months.”

In a separate Aspen session, CIA director Mike Pompeo suggested that the US was actively considering plans to assassinate Kim Jong-un and other top North Korean leaders. He told the audience that the problem was not so much Pyongyang’s nuclear weapons, but “the character who holds control over them.” He said he was “confident that the intelligence community will present … a wide range of options for the president” to “separate those two”—that is, the nuclear weapons from the “someone who might well have intent” to use them.

https://www.wsws.org/en/articles/2017/07/26/usch-j26.html

Wie weit dies aktuell bedrohlich ist, hängt letztendlich von Trump ab und der hat sich angesichts Nordkoreas Drohung noch nicht geäußert oder einen drohenden Kommentar getwittert. Zudem hatte er zu Amtsbeginn ja auch ein Treffen mit Kim Yongun zuerst vorgeschlagen und ging das Gerücht um, dass US-amerikanische Unterhändler in Kontakt mit der nordkoreanischen Seite wären, bis Trump dann erklärte, dass angesichts der Raketentests Nordkoreas ein solches Treffen in ferne Weite gerückt sei, er versuchte China und den UNO-Sicherheitsrat zu erhöhtem Druck zu bewegen, bis er dann erklärte, die Politik der strategischen Geduld seiner Vorgänger sei nicht mehr gültig und dass China nicht die in es gesetzten Hoffnungen durch wirtschaftlichen und diplomatischen Druck Nordkorea zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, erfüllt habe. Verschärfend kam die Affäre um den wegen Diebstahl eines Propagandaplakats zu 15 Jahren verurteilten US-Amerikaner Warmbier hinzu, der nach Verhandlungen im Koma liegend in die USA überstellt wurde und dort verstarb. Trump geißelte daraufhin Nordkorea auch auf Druck der Öffentlichkeit als brutalen Gulagstaat. Also eine deutliche Verhärtung der US-Positionen, wenngleich Trump noch keine aktuelle Warnung und Drohung ausspricht, zumal es noch einige Zeit dauern dürfte, bis Nordkorea real eine Interkontinentalkapazität hat, die auch funktioniert, zudem Atomsprengköpfe tragen und zielgerichtet in die USA navigieren kann, ohne von der US-amerikanischen Raketenabwehr abgefange zu werden, insofern diese selbst wieder funktionsfähig ist. Bis dahin hat also die Diplomatie, ein etwaiger CIA-Putsch oder ein chinesisches Eingreifen noch etwas Zeit und dürfte die bevorzugte Option sein. Erst wenn Trump wütend twittert und Drohungen ausspricht, dürfte sich die Lage akut zuspitzen.

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