Das peinlichste falsche Buch aller Zeiten über den Nahen Osten?

Das peinlichste falsche Buch aller Zeiten über den Nahen Osten?

Daniel Pipes
Washington Times
9. August 2017

„Der Nahe Osten ist der Friedhof der Vorhersagen“, vermerkt der linke Autor und Editor Adam Shatz. Zum Teil liegt es daran, dass die Gegend so unbeständig (niemand konnte sich 2014 die Wiederbelebung eines exekutiven Kalifats nach elf Jahrhunderten vorstellen) und pervers ist (der türkische Präsident Erdoğan begann einen Beinahe-Bürgerkrieg gegen die Kurden, um Veränderungen der Verfassung zu gewinnen, die er nicht braucht“).

Vorhersagen schlagen teilweise auch wegen der allgemeinen Inkompetenz der Spezialisten auf diesem Gebiet fehl. Ihnen fehlt oft der gesunde Menschenverstand, um zu sehen, was selbstverständlich ist. Paradebeispiel: die kollektive Ohnmacht beim Aufstieg von Bashar al-Assad in das syrische Präsidentenamt im Jahr 2000.

Einige Analysten syrischer Politik äußerten sich skeptisch zu den Fähigkeiten eines 34-jährigen Augenarztes die „desolate, repressive Stabilität“ zu bewältigen, die er von seinem diktatorischen Vater erbte, der 30 Jahre lang regiert hatte. Sie deuteten an, dass die „großen Spannungen in der syrischen Gesellschaft … nach dem Ableben des langjährigen Diktators explodieren könnten“.

Doch die meisten Beobachter vermuteten in dem jungen Assad einen anständigen Typen, wenn nicht gar einen versteckten Humanisten. David W. Lesch, ein Akademiker, der sich des Titels eines Ewing Halsell Distinguished Professor of Middle East History an der Trinity University in San Antonio erfreut, führte dieses spezielle Rotte an. Lesch freundete sich mit dem jungen starken Mann an, genoss, was sein Verleger „einzigartigen und außergewöhnlichen Zugang zu Syriens Präsident, sein persönliches Umfeld und seine Familie“ nennt.

Diese langen Stunden der Gespräche führten 2005 zu dem Buch The New Lion of Damascus: Bashar al-Asad and Modern Syria (Der neue Löwe von Damaskus: Bashar al-Assad und das moderne Syrien; Yale University Press) und ein Feuerwerk an Lob akademischer Kollegen: Moshe Ma’oz von der Hebräischen Universität fand es „sehr informativ und erkenntnisreich“. Curtis Ryan von der Appalachian State University nannte es „aufschlussreich“. James L. Gelvin von der UCLA lobte es als „einen außergewöhnlich lesbaren und zeitgemäßen Bericht“. Ein renommierter Washingtoner Think Tank veranstaltete eine Diskussion der Befunde des Buchs.

Doch nachdem ein Dutzend Jahre ins Land gegangen waren, die Hälfte davon mit Assads monströser Brutalität im tödlichsten Bürgerkrieg der Moderne der Region, bietet sich eine ganz andere Perspektive, aus der Leschs Gelehrsamkeit beurteilt werden muss.

Assad reagierte auf friedliche Demonstrationen gegen sein Regime, die im März 2011 begannen, nicht mit Reformen, sondern mit brutaler Gewalt. Die Gesamtzahl der Toten liegt über 450.000 aus einer Vorkriegs-Bevölkerung von 21 Millionen. Assads persönlicher Barbarismus ist durchgehend der Schlüssel zu diesem Konflikt gewesen; unter Ausnutzung der Lufthoheit haben seine Truppen geschätzte 90 Prozent der Kriegstoten verbrochen.

Nach Angaben des UNO-Hochkommissars für Flüchtlinge sind mehr als 5 Millionen Syrer intern vertrieben worden und weitere 6,3 Millionen sind aus dem Land geflohen, was in so ungleichen Ländern wie Jordanien, dem Libanon, der Türkei, Griechenland, Ungarn, Deutschland und Schweden zu Krisen führte.

Angesichts dieser entsetzlichen Bilanz beinhaltet Leschs Bericht viele Absätze extremer Leichtgläubigkeit und armseliger Urteilskraft. Er bewertet Herrn Assad ungefähr so, wie er einen Kollegen an der Universität einschätzen würde, wobei er Adjektive wie „mitfühlend“, „prinzipientreu“, „bescheiden“, „unschuldig“ und „moralisch tadellos“ zum Einsatz bringt. Er beschrieb Assad als „einen Mann großer persönlicher Integrität“ mit „einladender Aufrichtigkeit“ und „einer Vision für die Zukunft seines Landes“. Diejenigen, die Assad treffen, erzählt er uns, sind von „seiner Höflichkeit, seiner Bescheidenheit und seiner Schlichtheit“ getroffen. Umgekehrt „liegt das brutale Verhalten … das mit seinem Vater verbunden wird, nicht in Bashars Charakter“

Auch privat ist Assad vorbildlich: „Er wechselt Windeln, steht mitten in der Nacht auf um ein weinendes Kind zu beruhigen. … Während des gesamten ersten Lebensjahres [seines Sohnes] verpasste Bashar es nicht ein einziges Mal ihn täglich zu baden.“

Für Westler ist er kulturell cool: „Er mag nicht nur Musik von Phil Collins, sondern er hat seine Freude an Kenny G., Vangelis, Yanni, einigen klassischen Stücken und arabischer Musik aus den 1970-ern. Er liebt klassischen Rock, darunter die Beatles, Supertramp und die Eagles und er hat jedes Album des Electric Light Orchestra.“

Was seine Frau Asma angeht, so „scheint sie natürlich die Berufung ihres Ehemannes zu teilen alles in seiner Macht stehende zu tun, um Syrien zu einem besseren Ort für ihre Kinder und Enkel zu machen.“

Zu seinen Gunsten ist zu sagen, dass Lesch die Möglichkeit einer Implosion erkennt, „dass die Instabilität des Regimes möglicherweise zu einem Bürgerkrieg führt“. Aber er verwirft dieses Szenario, weil „die Opposition gegen das Regime in Syrien … gespalten und relativ schwach ist.“

Es überrascht nicht, dass New Lion, ein Monument akademischer Blamage, vergriffen und von der Internetseite der Yale University Press verschwunden ist. Mehr überrascht dafür, dass Yale sich 2012 für ein weiteres Meisterwerk wieder an Lesch wandte, diesmal mit dem unglücklichen Titel Syria: The Fall of the House of Assad (Syrien: Der Sturz des Hauses Assad).

http://de.danielpipes.org/17870/das-peinlichste-falsche-buch-aller-zeiten-ueber

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