Die Sexualisierung des Politischen-Sex-Nazis und die Homophobie und der Sexismus in Teilen der Antifaszene

Die Sexualisierung des Politischen-Sex-Nazis und die Homophobie und der Sexismus in Teilen der Antifaszene

Als Lesetip für die Neujahrszeit einen interessanten FAZ-Artikel über das Buch von  Julia Noah Munier: „Sexualisierte Nazis: Erinnerungskulturelle Subjektivierungspraktiken in Deutungsmustern von Nationalsozialismus und italienischem Faschismus““, in dem die Homophobie und der Sexismus in Teilen der Antifaszene, des Bürgertums und der meisten Medien kritisiert wird. Rechtsradikalen wird eine sexuelle Verführungsmagie zugeschrieben, diese oft als sexuell pervers oder anders mythisiert, was hervoragend davon ablenkt, politisch inhaltliche Kritik an ihnen über zu müssen. Nun ist das äußere Erscheinungsbild eines Menschen sicherlich auch ein Faktor, aber nicht in dieser Dimension, wie die Sexualisierung von Nazis erfolgt. Selbiges gilt auch umgekehrt: Das geht mir ohnehin schon längere Zeit gegen den Strich, all jene Leute, denen bei Sarah Wagenknecht nur einfällt, dass sie attraktiv und sexy sei , man die Sahra auch nicht von der Bettkante stoßen würde, sie wohl heimlich megascharf im Bett sei und sie deswegen wahrscheinlich gewählt würde. Ein Exzerpt aus dem FAZ-Artikel, um zu verdeutlichen, um was es geht:

„Die mächtige Politikerin als Domina

Es sind Antifaschisten, die diese Verbindung Nazis-und-Sex als erste herstellen. Es beginnt in den dreißiger Jahren, beginnt in politischen Karikaturen, Liedern, Texten, Romanen, meist im Exil. Bertolt Brecht beispielsweise schreibt die „Ballade vom 30. Juni“, in der es um Hitlers angebliches Sexabenteuer mit Stabschef Ernst Röhm geht. Dass Nazis schwul sind, schreiben damals und später einige aufrechte Nichtrechte. In „Sexualisierte Nazis“ nennt die Autorin Julia Noah Munier ihre Namen: Heinrich Mann, Paul Zech, Alfred Andersch, und auch Heinrich Böll.

„Rottet die Homosexuellen aus – und der Faschismus verschwindet.“ Das ist ein bekanntes sowjetisch-antifaschistisches Sprichwort. Das schreibt Maxim Gorki im Jahr 1934 in der „Prawda“.

Doch entscheidend ist die Zeit nach dem Krieg, sind die Romane, Filme, Bilder, die damals entstehen. Wie die Erzählung „Der Zug war pünktlich“ von Heinrich Böll.(…)

Heute ist die Homosexualität der rechten Männer und Nazis selten Skandal. Es ist die gute Nachricht, die zum Rechte-und-Sex-Boom gehört, weil die Gesellschaft zum Teil und zum Glück schwul nicht mehr als das Andere ansieht.

Andererseits ist das verführerische, böse, düstere, teuflische Andere noch immer die Frau – egal ob hetero, ob homo – , wenn sie rechts ist. Oder gleich echter Nazi, so wie Beate Zschäpe, das „Killer-Luder“ („Bild“) mit dem Blick, der „ein bisschen kokett, ein bisschen gefährlich“ ist („Süddeutsche Zeitung“). Warum muss die Sexualität der rechten Frauen immer wieder ausgemalt werden? Aus demselben Grund, der die Deutschen der Nachkriegsjahre antrieb, als sie frische Naziverbrechen verdrängten.

Man versichert sich selbst, ganz weit weg zu sein von der Welt einer Ex-Sexarbeiterin, die AfD-Mitglied ist. Ganz anders zu sein als eine Dominahafte, die AfD war. Man erklärt sich sein Staunen über eine Identitäre durch ihr angeblich hypnotisierendes Äußeres. Man kann nichts dafür, so was ein wenig sexy zu finden, ein wenig scharf. Man wird schließlich betrogen, verführt. Doch die Darstellung einer Verführung – und das ist die unsexy Wahrheit – ist unfreiwilliges Eingeständnis einer Mittäterschaft. Denn wenn man sagt, man wurde verführt, sagt man, dass man getan hat, wozu man verführt worden ist.

Und warum jetzt? Weshalb nimmt man sich wieder, im Jahr 2017, das Alibi, das sich die Deutsche nach dem Krieg nahmen? Weshalb wird wieder dieser Sextrick aufgeführt, der die Schuld verschleiert, verdeckt? Es ist nicht so, dass das der Nationalsozialismus seit heute morgen kaputt ist, keiner kommt jetzt aus dem Krieg, keiner hat gestern Hitler gegrüßt. Es ist aber so, dass das der Nationalsozialismus, Hitler, der Zweite Weltkrieg, zum Leben der Eltern und Großeltern gehören und so immer noch, 70 Jahre später, auch zum eigenen Leben. Das ist schwer zu ertragen ist, es bedroht das eigene Selbst. Und dann kommen die neuen Rechten, die einen jetzt auch noch zwingen, sich diese Geschichte anzuschauen. Man schaut aber weg und verdeckt, verschleiert alles mit Sexuellem. So ist man sicher. Doch sicher ist: Wenn man nur Sex sieht, sieht man zu wenig.“

 

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/der-neue-nazi-sex-boom-15354764.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

 

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