Neueste Wendungen der #MeToo-Kampagne: Oprah for President und Catherine Deneuve gegen MeToo
Die #MeToo-Kampagne hat nun eine neue lautstarke Förderin bekommen. Beim Golden Globe hielt die Milliardärin, TV-Talkerin und Medienunternehmerin Oprah Winfrey eine Rede, in der sie „eine neue Zeit“ankündigte und sich selbst ins Gespräch brachte, als nächste US-Präsidentschaftskandidatin ins Rennen gegen Trump zu gehen. Eine Oprahwahlkampagne wäre dann wohl die fleischwerdende MeTookampagne gegen den obersten Commander-in-chief aller US-Sexisten Trump, wobei Oprah Winfrey da möglicherweise als nichtgrapschende und antisexistische unbefleckte Unschuld in dieser Beziehung anders als die Clintons unangreifbar wäre, insofern Trump nicht noch von Oprah Winfrey sexuell belästigte Männer ausgraben würde. Momentan lassen ja Trumpbefürworter Photos von Oprah mit ihrem damaligen Freund und Hauptziel der #MeToo-Kampagne Harvey Weinstein zirkulieren, um präventiv etwas entgegenzusteuern. Die Verzweiflung über den faschistoiden, rassistischen , sexistischen und militaristischen Milliardärspräsidenten scheint bei den Demokraten so groß, dass sie inzwischen nicht mehr über Kandidaten aus ihren eigenen Reihen, sondern sie ernsthaft über die Kandidatur eines Marc Zuckerbergs oder eben einer Oprah Winfrey nachdenken. Die Demokraten kritisieren Trump auch im wesentlichen als Rassisten, Sexisten und Rußlandfreund, während seine Wirtschafts- und Sozialpolitik weitgehend unkritsiert bleibt. Mit working class, Arbeiern und Arbeiterinnen sowie den prekarisierten und abgehängten Schichten hat die Oberklassefrau herzlich wenig gemeinsam.Oprah Winfrey wäre die zugespitzte Identitätspolitik: Schwarz und Frau, also antirassistisch und antisexistisch, wenngleich sie sich um soziale Fragen nicht kümmert. Zudem scheint sich das US-System zunehmendes zu einer offenen Oligarchie zu verwandeln, in dem nur noch Milliardäre und Millionäre Aussicht auf politische Ämter, ja Präsidentschaftsämter haben.
Dennoch haben einige Medien doch Bedenken trotz erhofftem weiblichen Obamaeffekts. Zum einen besitzt Oprah Winfrey über kein politisches Vorwissen oder breitere Kompetenz, wäre also wie Trump bei den Republikanern eine intellektuelle Bankrotterklärung der Demokraten, zum anderen bietet sie mit ihrer damaligen TV-Aussage, dass der Rassismus in den USA erst beseitigt wäre, wenn alle älteren Weißen ausgestorben seien, genug Angriffsfläche, da dies eigentlich umgekehrter Rassismus ist. Oprah Winfried verfügt eine breite Fangemeinde und einen hohen Bekanntheitsgrad, als Milliardärin hätte sie wie Trump oder Zuckerberg auch die finanziellen Mittel einen Wahlkampf selbst auszurichten, aber umgekehrt wollten sie vor Trumps Präsidentschaft 70% der Amerikaner nicht in der Politik sehen und trauten ihr dies auch nicht zu.Möglicherweise hat sich dies inzwischen geändert, eine zuverlässige Ausgangsbasis ist dies jedoch nicht.
Die #MeToo-Kampagne, auf deren Popularität nun auch Oprah segelt hat jedoch auch Gegenstimmen laut werden lassen.So nun exemplarisch Catherine Deneuve und 100 Frauen, die sich mit dieser Sorte Feminsimus nicht abfinden wollen:
„Die Schauspielerin Catherine Deneuve und weitere Frauen warnen in der #MeToo-Debatte vor einem „Klima einer totalitären Gesellschaft“. „Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression“, heißt es in einem Gastbeitrag, der am Dienstag von der französischen Zeitung „Le Monde“ veröffentlicht wurde.
„Als Frauen erkennen wir uns nicht in diesem Feminismus, der über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus das Gesicht eines Hasses auf Männer und die Sexualität annimmt.“ Laut „Le Monde“ wurde der Text unter anderem von der französischen Schriftstellerin Catherine Millet verfasst. Unterschrieben haben demnach insgesamt rund 100 Frauen – darunter etwa Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen, und auch Catherine Deneuve.“
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/metoo-debatte-frauen-um-deneuve-fuerchten-um-sexuelle-freiheit-15383954.html
Und im O-Ton in deutscher Übersetzung:
„Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges und ungeschicktes Flirten ist keine Straftat und Galanterie keine chauvinistische Aggression.Infolge der Weinstein-Affäre ist man sich legitimerweise der sexuellen Gewalt bewusst geworden, die auf Frauen ausgeübt wird, besonders im beruflichen Umfeld, in dem manche Männer ihre Macht missbrauchen. Das war notwendig. Aber diese Befreiung des Worts wird aktuell in ihr Gegenteil verkehrt. (…) Tatsächlich hat #MeToo in der Presse und in den sozialen Medien eine öffentliche Denunziations- und Anklagekampagne von Einzelpersonen ausgelöst, die ohne dass man ihnen die Möglichkeit lässt, zu antworten oder sich zu verteidigen, auf eine Ebene mit sexuellen Aggressoren gestellt werden. Diese Lynchjustiz hat längst erste Opfer. Männer wurden in der Ausübung ihres Berufs sanktioniert, zum Rücktritt gezwungen und so weiter, obwohl ihr einziges Vergehen darin bestand, ein Knie berührt zu haben, versucht zu haben einen Kuss zu ergattern, während eines beruflichen Abendessens „Intimes“angesprochen zu haben oder Nachrichten mit sexuellen Konnotationen an eine Frau geschickt zu haben, die sich nicht gleichermaßen angezogen fühlte. Dieser fiebrige Drang die „Schweine“zur Schlachtbank zu führen ohne Frauen zu helfen, autonom zu werden, dient in Wirklichkeit den Interessen der Feinde der sexuellen Freiheit, religiösen Extremisten, den schlimmsten Reaktionären und denen die annehmen (…) dass Frauen nichts als Kinder im Angesicht Erwachsener sind, die beschützt werden müssen. Auf der anderen Seite werden Männer aufgefordert Abbitte zu leisten (…) Die öffentliche Beichte, das Eindringen der selbsternannten Staatsanwälte in die Privatsphäre–das ist es, was ein totalitäres Gesellschaftsklima schafft. Wir verteidigen die Freiheit, aufdringlich zu sein, die für die sexuelle Freiheit unentbehrlich ist. Wir sind heutezutage aufgeklärt genug, um zuzugeben, dass der Geschlechtstrieb von Natur aus offensiv und wild ist, aber wir sind auch klarsichtig genug, um einen unbeholfenen Flirt und sexuelle Nötigung nicht zu vermischen (….) Als Frauen erkennen wir uns in diesem Feminismus, der – über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus- Züge eines Hasses auf Männer und Sexualität annimmt, nicht wieder.Wir denken, dass die Freiheit, zu sexuellen Avancen nein zu sagen, nicht ohne diese Freiheit auskommt, aufdringlich zu sein. Und wir finden, dass man auf diese Freiheit aufdringlich zu sein, anders antworten muss, als sich in der Opferrolle einzuschließen.(…) Wir sind nicht auf unsere Körper reduzierbar. Unsere innere Freiheit ist unantastbar. Und diese Freiheit, die wir lieben, gibt es weder ohne Risiken, noch ohne Verantwortung.“
(Münchner Merkur v. 11.1.2018, S.3)
Da scheint sich bei der #MeToo- Kampagne zudem ein kultureller Konflikt zwischen den mehr puritanischen und doppelmoralischen USA und dem amorösen und laizessfairen Land der Liebe, Frankreich aufzutun.