Randnotizen: Chinas Ratingagentur stuft US-Kreditwürdigkeit herab

Randnotizen: Chinas Ratingagentur stuft US-Kreditwürdigkeit herab

Während der Finanzkrise 2008 konnte man oft lesen, dass es auf der Welt nur 3 Ratingagenturen gebe- Standard&Poor, Fitch und Moodys, die über Gedeih und Verderb von Staaten und der Einstufung ihrer Kreditwürdigkeit entschieden. Zwischenzeitlich wurde recht folgenlos eine europäische oder gar deutsche Ratingagentur gefordert, weil man hier anglosächsische Manipulationen witterte. Auch wurde bemäkelt, dass die Kreditwürdigkeit der USA wohl zu positiv gewichtet werde.

Während Trump und seine Anhänger nun eine Steuerreform beschlossen haben, die ein Kursfeuerwerk an der Wallstreet auslöste, da sie vor allem Reichen und Großunternnehmen zugute kommt, Ökonomen aller Welt und auch Deutschlands gleiche Steuersenkungen für ihre Länder forderten, euphorisch von einer „liberalen Wirtschaftsrevolution“in den USA gesprochen wird, der man nachstreben solle, gibt es einen Spielverderber: China. Denn auch China hat Ratingagenturen, denen aber Staatsnähe und mangelnde Objektivität, Transparenz, Unabhängigkeit und Neutralität nachgesagt wird. Egal ob Chinas Ratingagenturen nun unabhängig sind oder nicht, so würde es im letzteren Falle aber bedeuten, dass der chinesische Staat , der zugleich größter Eigentümer von US-Staatsanleihen ist eine Aussage trifft–und da ist folgendes zu vermelden:

„Die chinesische Ratingagentur Dagong stuft die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten wegen steigender Staatsschulden im Zuge der Steuerreform herab. Die Bonitätsnote werde auf BBB+ von A- gesenkt, teilte Dagong an diesem Dienstag in Peking mit. Der Ausblick wurde auf „negativ“ gesetzt, weshalb mittelfristig eine weitere Herabstufung möglich ist.

Die Note ist damit um sechs Stufen schlechter als die von China und liegt auf dem Niveau von Ländern wie Peru, Kolumbien und Turkmenistan. Die Agentur begründet den Schritt mit den „massiven Steuersenkungen“ in den Vereinigten Staaten, die den Schuldenberg anschwellen ließen. Dies schwäche die Fähigkeit der Regierung, ihre Schulden zurückzuzahlen. „Die nationale wirtschaftliche Entwicklung droht aus der Spur zu geraten“, erklärte Dagong.“

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/chinesische-agentur-dagong-senkt-amerikas-kreditnote-15401749.html

Die westlichen Medien und ihre Wirtschaftsredaktionen vermelden diese Nachricht im Kleingedruckten, zumeist unkommentiert, machen kein größeres Aufhebens darum und vergleichen erst einmal die Statements der 3 US-Ratingagenturen dazu und die vermelden Folgendes:

„Der amerikanische Präsident Donald Trump hat im Dezember ein Paket von Steuersenkungen unterzeichnet, das die Schuldenlast von derzeit 20 Billionen Dollar in den kommenden zehn Jahren um weitere 1,4 Billionen Dollar erhöhen dürfte. Von den drei führenden amerikanischen Ratingagenturen bewerten Fitch und Moody’s die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten weiter mit der Bestnote AAA, während S&P sie seit dem Jahr 2011 nur noch mit AA+ bewertet.

Aber auch sie sehen die von Trump angeschobene Steuerreform kritisch. Die Fachleute von Fitch etwa erwartet einen nur kurzlebigen Konjunkturschub, dafür aber eine deutlich erhöhte Schuldenlast. Unter den Staaten mit dem Spitzenratung AAA, zu denen auch Deutschland gehört, seien die Vereinigten Staaten das am höchsten verschuldete Land, betonte Fitch.“

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/chinesische-agentur-dagong-senkt-amerikas-kreditnote-15401749.html

Kurz: 1 der 3 US-Ratingagenturen hat die Kreditwürdikeit und die Zukunftsaussichten für die US-Wirtschaftskraft etwas heruntergestuft, wenngleich nicht in dem Maße, wie der größte Eigentümer von US-Staatsschuldpapieren China. Ansonsten bleibt es eher ruhig, auch mit Reaktionen aus dem Weißen Haus: Trump twitterte noch nicht, dass dies üble Propaganda und Fake News der Kommunistischen Partei sei, sondern übergeht die Angelegenheit lieber schweigend, um die Sache nicht aufzubauschen. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold–auch nach dem Ende der Golddeckung des US-$. Man scheint eher interessiert, dies eher als beiläufige Randnotiz im Wirtschaftsteil der Medien zu belassen und vertraut darauf, dass chinesischen Ratingagenturen des Hauptkonkurrenten China nicht geglaubt wird.

Doch auch China hätte Grund sich Sorgen zu machen. Zwar wurde 2017 wieder eine höhere Wachstumsrate der Wirtschaft um 6,9% gefeiert, doch sieht es auch sehr nach Wachstum und einen Boom auf Pump aus, denn ebenso ist zu lesen:

“ „So gut die Wachstumszahl 2017 aussieht, Probleme gibt es ebenso“, warnt indes Ökonom Gitzel. „Der Schuldenberg des Privatsektors, insbesondere der Unternehmen, nimmt schwindelerregende Ausmaße an.“ Die gesamte Schuldenlast der Volksrepublik beträgt nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) 256 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Und woher kam das chinesische Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr? Wesentlich aus dem privaten Konsum – der Einzelhandelsumsatz wuchs um 10,2 Prozent. Die Industrieproduktion stieg um 6,6 Prozent. Die Investitionen in Sachanlagen legten mit 7,2 Prozent so langsam zu wie seit dem Jahr 1999 nicht mehr.“

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/china-wirtschaftswachstum-dreimal-so-hoch-wie-das-deutsche-15404663.html

 Ebenso wird eine enorme Verschuldung in Chinas Schattenbanken vermutet, die jederzeit eine Finanzkrise auslösen könnte:

„Auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers legten Pekings Machthaber ein gigantisches Konjunkturpaket auf. Um die Wirkungen der Finanzkrisen in Amerika und Europa abzufangen, pumpte Chinas Notenbank Billionen in die Märkte. Für die Weltbörsen war das, was viele erst spät merkten, der Startschuss zu einem bis heute tragenden Börsenboom. Dadurch wuchs in China eine Finanzblase heran, die in ihrem Ausmaß die westlichen Blasen in den Schatten stellen könnte. Denn in China entstand ein riesiger Schattenbankenmarkt, dessen Zusammenbruch die Weltwirtschaft erschüttern könnte. „Wichtig ist, dass China erkannt hat, dass es etwas tun muss. Finanzdienstleister dürfen bestimmte riskante Produkte nicht mehr verkaufen. Jetzt geht es an die Auslandsinvestitionen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Allianz, Oliver Bäte, der F.A.Z.

In China schlummerten unvorstellbare Summen in Schattenbanken, was eine neue Finanzkrise auslösen könnte, warnt Victor Shih, der an Kaliforniens Universität das chinesische Finanzsystem erforscht. In der F.A.S. schätzte er das Volumen jenseits der Bankbilanzen auf etwa 25 Billionen Yuan oder umgerechnet 3,2 Billionen Euro, einem Fünftel der offiziellen chinesischen Kreditforderungen, und schrieb: „Die Regulierung der überhitzten Märkte für Kredite, Immobilien und Vermögensanlagen ist ein Tanz auf Messers Schneide: Wenn staatliche Regulierer die informellen Finanzierungskanäle abrupt einschränken, könnte Panik mit Zahlungsausfällen und drastischen Marktkorrekturen entstehen.“ Die kaum regulierten Produkte seien wacklige Konstrukte, denn sie basierten häufig auf fragwürdigen Zahlungsströmen und sind oft wie Kettenbriefe an einzelne Investoren vertrieben worden. Sogar der Internationale Währungsfonds warnte kürzlich vor Chinas Schulden, nachdem er das chinesische Bankensystem einem Stresstest unterzogen und festgestellt hatte, dass 27 von 33 Banken im Krisenfall kippen könnten. Mal sehen, ob Peking das Kunststück gelingt, erstmals aus einer Kreditblase kontrolliert die Luft abzulassen.“

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/chinas-weg-zur-weltherrschaft-15377498.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

Kurz: Wenn man im Glashaus sitzt, sollte man nicht mit Steinen um sich werfen und nur den Splitter im Auge des anderen sehen, den Balken im eignen Auge hingegen nicht.

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