Die Schlacht am Monopteros und die Schwabinger Krawalle- Fight Mobs als neues Phänomen?
Bayern und München ist ja bekannt für seine Law-and Order-Regierung , will nun neue restriktivere Polizei- und Psychatriegesetze beschliessen und verkündet auch fast wöchentlich, dass in Bayern Ruhe und Ordnung herrsche und man alles unter Kontrolle habe, sowie die bayerische Jugend optimistisch in die Zukunft blicke und gut geraten sei. Dies Bild wird seit letzter Woche etwas eingetrübt, denn:
Aber interessant ist, dass die Münchner Polizei eingesteht, dass sie bei diesem Phänomen vor einem noch zu ergründendem Rätsel steht und die Vorfälle als außergewöhnlich betrachtet:
Polizeisprecher: Müssen die Motive herausfinden
Es reiche aber nicht, jetzt einfach nur Stärke zu zeigen, sondern man müsse schauen, was für Motive dahinter steckten, so die Polizei. Deshalb geht es laut Marcus da Gloria Martins nun vor allem darum, herauszufinden, warum die Jugendlichen auf die Idee kamen, sich ohne Grund mit der Polizei und den Rettungskräften anlegen zu wollen.
Es handelte sich ihm zufolge um überwiegend männliche Münchner, die teilweise aus den Randbezirken kommen und stark betrunken waren. Der Großteil sei klassische Mitläufer. Angestachelt wurden sie Martins zufolge wahrscheinlich von ein kleineren Gruppen oder ein paar Drahtziehern.
Innenminister Joachim Hermann erklärte dem BR, er könne nicht begreifen, dass sich hier Leute ganz offensichtlich nur zusammengefunden hätten, „um durch vorgebliche Schlägereien die Polizei zu provozieren“. Mit Blick auf den Angriff auf die Rettungskräfte sagte der CSU-Politiker:
„Das ist wirklich unglaublich. Das ist unerträglich.“ Joachim Herrmann (CSU), Innenminister
Herrmann verwies darauf, dass die Gewalt gegen Einsatzkräfte zunehme. „Unser Rechststaat muss diejenigen schützen, die uns alle schützen. Das haben die Männer und Frauen der Feuerwehren, der Rettungsdienste und auch der Polizei verdient“, erklärte Herrmann.“
Das spricht für eine gewisse Ratlosigkeit seitens der Politik und den Sicherheitskräften, die zwar hier eine organisierte Vorgehensweise mit Schwarmwirkung vermuten, aber das Phänomen nur deskriptiv beschreiben können und bei der Ursachen- und Motivationsanalyse plank sind.Zumal wohl auch die Befürchtung seitens der Counter-Insurgency darin besteht, dass solch eine organisierte Vorgehensweise noch breitere Massen von Jugendlichen, vielleicht auch an anderen Orten mobilisieren könnte, ja einen Flächenbrand auslösen könnte, der die Einsatzkräfte wie schon bei dem OEZ-Einsatz paralysieren könnte und sich vielleicht auch noch organisieren und radikalisieren könnte.
Beängstigend ist hier – neben dem Vorfall an sich – tatsächlich der Fame-Faktor, der gelangweilte Jugendliche in anderen Städten zu ähnlichem mobilisieren könnte. Ich weiß jetzt nicht ob selbiger „Fight-Mob“ (oder wie auch immer man das Phänomen titeln möchte) in Problemvierteln anderer Städte (Köln, Frankfurt, Berlin…) ähnlich „harmlos“ verläuft oder ob Frankfurter Randalierer nicht drauf wetten, den größeren Zeitungsartikel in einem einschlägigeren Blatt zu „erhaschen“! Mit Glück bleibt´s beim (zweimaligen) Einzelfall und wir können uns wieder auf wirkliche Probleme konzentrieren.
„Fight-Mob“-imteressanter Begriff. Erinnert mich wie auch das ganze Szenario etwas an den Fight Club (Film). Da waren ja auch lauter sinnentleerte Gestalten, die sich nicht mehr konstruktiv in die Gesellschaft einbringen konnten und ihre Aggressionen dann in Boxkämpfen oder anderen Gewaltexzessen austobten. Aber das war abgeschottet in irgendwelchen Hinterhöfen, anonym und untereinander, ohne Konfrontation mit der Staatsmacht und nicht massenmedial und mehr individuell–hier haben wir wirklich einen „Fight Mob“ als Flash Mob. Bliebe immer noch die Frage nach dem Motiv: Hooligans geht´s vornehmlich um ihren Fußballverein, Autonomen am 1. Mai oder beim G-20-Gipfel um politische Ziele, Neonazis um national befreite Zonen und abgefackelte Asylheime, hier aber beim „Fight Mob“bleibt ein Vorwand oder eine ersichtliche Motivation jedoch (noch) unartikuliert.