Sarrazin: Islam -Feindliche Übernahme– ähnlich wie vor 130 Jahren der Antisemiten-Talmud von Theodor Fritsch

Sarrazin: Islam -Feindliche Übernahme– ähnlich wie vor 130 Jahren der Antisemiten-Talmud von Theodor Fritsch

Thilo Sarrazin hat nach „Deutschland schafft sich ab“ ein neues Buch veröffentlicht: „Feindliche Übernahme“, in dem er den Islam als die grosse Bedrohung Deutschlands und der Welt beschreibt. Da Sarrazin kein Orientialist und kein Islamwissenschaftler ist, stützt er seine Erkenntnisse auf die laienhafte, autodidaktische Lektüre des Korans. Die FAZ attestiert ihm glatte Unkenntnis und Ignoranz, die einen biologistisch-rassistischen Kreuzzug legitimieren solle:

„Der Faktencheck fällt nicht günstig aus. Mit Jahreszahlen nimmt es Sarrazin nicht genau (etwa bei der Eroberung von Bagdad durch die Mongolen), nicht mit der Geographie (Sudan ist nicht Teil des Maghreb) und auch nicht mit Übersetzungen. Sarrazin schreibt Namen und Vornamen falsch, verwechselt Aleviten und Alawiten, bringt Laizismus und Säkularismus durcheinander. Zu Afrika behauptet er, „viele Problemstaaten in Afrika und Asien“ würden dadurch geeint, „dass die dort lebenden Menschen überwiegend muslimischen Glaubens sind“. 63 Prozent der Einwohner von Subsahara-Afrika sind jedoch Christen; ihre Staaten gehören zu den ärmsten der Welt.

Haarsträubend ist, was Sarrazin sich zur islamischen Theologie ausdenkt. Er fragt nach dem „Wesen“ des Islams, sucht seine Antwort aber nicht in dem, was Muslime glauben, sondern „im Text des Korans, so wie ich ihn als verständiger Laie ohne Kenntnisse des Arabischen in deutscher Sprache verstehe“. Sarrazin beklagt, dass der Koran schwer verständlich sei, zieht aber nicht einmal die Konkordanz von Rudi Paret zu Hilfe, dessen Koranübersetzung er gelesen hat.

Je geringer das Wissen, desto sicherer das Urteil. Sarrazin kritisiert die vielen Wiederholungen im Koran und verrät schon damit seine Unkenntnis. Was wie eine Wiederholung erscheint, steht jedes Mal in anderem Kontext, da aus einer Geschichte mehrere Lehren gezogen werden können. So wird der Kontext wichtig. Völlig daneben ist Sarrazins Behauptung, der Koran kenne keine historisch-kritische Exegese. Gerade die „Umstände der Offenbarung“ stehen im Mittelpunkt der islamischen Theologie. Sarrazin aber zitiert Verse ohne diesen Kontext und verschweigt, dass es zu Versen, die etwa zu Gewalt aufrufen, solche gibt, die das Gegenteil fordern.

Obsession statt Fakten

Es ist Unsinn, wie Sarrazin zu behaupten, ein muslimischer Gläubiger sei „durch seinen Glauben von Gott auserwählt“. Die Koransure 3:110 stellt ein Auserwähltsein dann in Aussicht, wenn jemand zunächst gesellschaftlichen Frieden stiftet – also die tradierten Gepflogenheiten gebietet und das Schlechte verbietet – und erst an dritter Stelle, wenn er an Gott glaubt. Und hat Sarrazin bei Koransure 4, Vers 11 zum Erbrecht nicht weiter gelesen? Dann hätte der frühere Finanzsenator erkennen müssen, dass der Koran mehr als dreißig Erbregelungen enthält. Nur in vier davon erhält ein Mann das Doppelte einer Frau, oft ist indes der Anteil der Frau höher. Im Islam entscheidet nicht das Geschlecht über das Erbe, sondern die finanzielle Verpflichtung einer Person, auch der Verwandtschaftsgrad.

Immer wieder kehrt Sarrazin zur Obsession zurück, der Islam vermittle Hass auf die „Ungläubigen“, was ihm „expansive Eroberungskraft“ verleihe. Früher als andere hat der Islam aber das Kriegsrecht kodifiziert und vieles verboten – die Tötung von Frauen, Kindern und Greisen, das Verseuchen von Wasser. Als Leser fragt man sich immerzu, wie eine Religion, wenn sie denn so voller Hass und Rache wäre, wie Sarrazin suggeriert, sich 1400 Jahre halten konnte.

Völlig absurd ist Sarrazins Behauptung, der Islam biete „keinen Anreiz zu einer Wissbegier“, die Muslime hätten nie einen Sinn für das Messen von Zeit und Distanzen entwickelt. Weiß Sarrazin denn nichts von der kreativen Periode der arabischen Wissenschaften, die 800 Jahre gedauert hat? Der Kartograph Biruni hatte bereits im 10. Jahrhundert große Distanzen exakt vermessen. Im 15. Jahrhundert entwickelte Taqi al-Din moderne Uhren mit Gewichtsantrieb oder mit einer konischen Feder, wie sie in Europa erst im 19. Jahrhundert bekannt wurden. Im 16. Jahrhundert erkannten die Muslime den Nutzen der Dampfkraft. Kolumbus segelte mit einem arabischen Kompass in die Neue Welt. Medizin, Chemie und Algebra waren viele Jahrhunderte arabische Wissenschaften. Sarrazin aber schreibt, der Koran habe den „Augenblickzustand in einer primitiven, auf Jagd, Kampf und Macht gestimmten Gesellschaft“ zu einer „religiösen Botschaft mit Ewigkeitscharakter überhöht(…)

Schlussfolgerungen mit „teilweise bestürzendem Charakter“

Sarrazin unterstellt dem Islam eine inhärente Christenverfolgung. An vielen Orten in der islamischen Welt könnte er aber sehen, dass gerade in der Gegenwart große Kathedralen gebaut werden. Er krönt sein Buch mit der Forderung, dass alle illegal bei uns Eingewanderten und abgelehnte Asylbewerber in ihre Herkunftsländer „verbracht“ werden sollen, „notfalls unter Einsatz militärischer Mittel“. Wohl mit der Bundeswehr?

Sarrazin knüpft in dem Buch an frühere Thesen an und wiederholt gebetsmühlenhaft: „Weil aber die islamische Welt wegen der durch den Islam beförderten Rückständigkeit weitaus fruchtbarer ist als die westliche Welt, ist die dem Islam innewohnende demografische Sprengkraft über Kriege und Einwanderungsdruck gleichzeitig eine Bedrohung für die Zukunft und die Stabilität der westlichen Welt.“ Er zieht Schlussfolgerungen mit „teilweise bestürzendem Charakter“. Wer das tut, sollte über die Materie Bescheid wissen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/neues-sarrazin-buch-haarstraeubendes-zum-islam-15763054.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

Der FAZ-Artikel konzentriert sich auf viele fälschliche Deatils, geht aber auf Sarrazins falsche Hauptthese von der Islamisierung und feindlichen Übernahme Europas und Deutschlands gar nicht sonderlich ein und verfehlt damit eine substantelle Kritik zu liefern. Sarrazin antwortete der FAZ auch auf die Vorwürfe des Artikels von Rainer Hermann mittels eines Leserbriefs, der aber von der FAZ gar nicht abgedruckt wurde:

„Hermann und die Alawiten

Sehr geehrte Damen und Herren,

Rainer Hermann schreibt, mein Buch sei „voller Fehler und Unkenntnis“ der „Faktencheck“ falle „nicht günstig aus“. In seiner Rezension führt er genau zwei Fehler an, die er gefunden hat: Bagdad wurde 1253 und nicht 1258 durch die Mongolen erobert, Assad ist nicht Alevit, sondern Alawit. Beide Fehler haben mit der Substanz meiner Aussagen nichts zu tun.

Dass der Sudan Teil des Maghreb ist, habe ich nirgendwo behauptet. In dem von ihm offenbar gemeinten, aber nicht zitierten, Satz „Entwicklungsmäßig gehört (der Sudan) eher zu Subsahara-Afrika als zum Maghreb“ (S. 107) ist die geographische Zuordnung gar nicht angesprochen.

Auch ansonsten bleiben die von ihm behaupteten Fehler leere Behauptungen. Wo ihm meine Feststellungen nicht passen, verdreht er sie gern, damit werden sie aber nicht falsch.

Was ich zur islamischen Theologie sage, nennt er „haarsträubend“, bleibt aber unkonkret. Dass ihm mein Vorgehen bei der Interpretation des Korans nicht gefällt, macht er deutlich. Aber es gelingt ihm nicht, mir ein falsches Zitat nachzuweisen. Dagegen zitiert Hermann meinen Text wiederholt ungenau bzw. falsch.

So schreibt er: „Es ist Unsinn, wie Sarrazin zu behaupten, ein muslimischer Gläubiger sei durch seinen Glauben von Gott auserwählt´“. Ich schreibe „Die Muslime sind durch ihren Glauben von Gott ausgezeichnet“ und belege das mit zahlreichen Zitaten aus dem Koran (S. 28). An anderer Stelle schreibe ich vom „Auserwähltsein der Gläubigen“ (S. 71). Den „Gegenbeweis“ will Hermann mit dem Koransure 3/110 antreten, die er allerdings nicht zitiert. Sie lautet wörtlich in der Übersetzung von Rudi Paret: „Ihr (Gläubigen) seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist. Ihr gebietet, was recht ist, verbietet, was verwerflich ist, und glaubt an Gott. Wenn die Leute der Schrift (ebenfalls) glauben würden (wie ihr), wäre es besser für sie. Es gibt (zwar) Gläubige unter ihnen. aber die meisten von ihnen sind Frevler.“ Angesichts des wörtlichen Textes der von ihm zitierten Sure bricht Hermanns „Gegenbeweis“ in sich zusammen. Er ist nämlich ein weiterer Beleg für die Auszeichnung der Gläubigen. Hermann liefert an dieser Stelle seiner Rezension keine fundierte Kritik, sondern Gaukelei.

Der Koran wird wörtlich genommen

Zur Gaukelei gehört auch seine Feststellung: „Völlig daneben ist Sarrazins Behauptung, der Koran kenne keine historisch-kritische Exegese“. Das behaupte ich aber gar nicht. Ich schreibe vielmehr „Gläubige Muslime nehmen in ihrer großen Mehrheit den Text des Korans als Botschaft Gottes wörtlich. So wird es vom Gesandten Gottes, dem Propheten Mohammed, verlangt, und so sehen es auch überwiegend die heute im Islam vertreten Lehrmeinungen. Eine historisch-kritische Interpretation des Textes könnte – ähnlich wie im Fall der Bibel – auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Sie gilt aber vielen Autoritäten des Islam als unislamisch.“ (S. 24)

Hermann schreibt: „Gerade die Umstände der Offenbarung stehen im Mittelpunkt der islamischen Theologie“. Das ist zweifellos richtig. Aber die theologische Fragestellung, wann innerhalb des Offenbarungszeitraums von 20 Jahren und unter welchen Umständen Mohammed ein bestimmter Korantext offenbart wurde, ist Welten entfernt von einer historisch-kritischen Interpretation des Textes, wie sie der Bibel zuteil wurde. An dieser Stelle wird besonders deutlich, dass Hermann den Leser der Rezension über den Inhalt meines Buches und seine Kernaussagen tatsächlich in die Irre führt.

Auch meine Zitate zum koranischen Erbrecht werden nicht bestritten. Hermann beklagt vielmehr, dass sie unvollständig seien. Das gilt für alle meine Zitate aus dem Koran. So ausführlich sie sind, können sie doch nicht den ganzen über 400 Seiten langen Text der Übersetzung von Rudi Paret wiedergeben. Dass ihre Zusammenstellung sinnvoll und keineswegs tendenziös ist, konnte auch Rainer Hermann nicht widerlegen.

Reine Geschichtsklitterung ist es, wenn Hermann die „expansive Eroberungskraft“ des Islam bestreitet oder in Abrede stellt. dass es unter islamischer Herrschaft niemals Religionsfreiheit gab und auch heute nicht gibt.

Bei der wichtigen Frage der geistigen Leistungen in der islamische Welt greift Hermann erneut zu falschen Zitaten, wenn er schreibt „Völlig absurd ist Sarrazins Behauptung, der Islam biete ‚keinen Anreiz zu einer Wissbegier‘, die Muslime hätte nie ein Sinn für das Messen von Zeit und Distanzen entwickelt.“

Die Geringschätzung des nicht religiösen Wissens

Korrekt lauten die von ihm offenbar gemeinten Zitate aus meinem Buch: „Der Unterwerfungsgestus des Islam, die im Koran angelegte Feindseligkeit gegenüber selbständigen Denken sowie die Geringschätzung des nicht religiösen Wissens führen zu niedriger Bildungsleistung und geringer geistiger Neugier und erklären so den technisch-zivilisatorischen Rückstand der islamischen Welt.“ (S. 71) Ferner führe ich aus, „dass in der islamischen Welt der Sinn für das Messbare und das Messen lange Zeit wenig ausgeprägt war.“ (S. 141)

Wenn Rainer Hermann das bestreiten will, hält er auch die Einschätzungen des Basler Kulturhistorikers Jacob Burkhardt in seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ und die Forschungen der berühmten Islamwissenschaftler Gustave Edmund von Grunebaum oder Bernard Lewis, die ich neben vielen anderen Quellen zum Beleg meiner Aussagen ausführlich zitiere, für „völlig absurd.“ Das erwähnt Hermann natürlich nicht. Es ist halt einfacher, sich mit Thilo Sarrazin als mit Geistesriesen der historischen Forschung zum Islam anzulegen.

Hermann schreibt weiter: „Sarrazin unterstellt dem Islam eine inhärente Christenverfolgung“. Das steht nirgendwo in meinem Buch. Ich lege vielmehr ausführlich dar, dass gemäß dem Koran und der lange Zeit geltenden islamischen Praxis die Christen und Juden unter den „Ungläubigen“ als „Leute der Schrift“ privilegiert sind. Sie sind zwar abhängig und müssen die Kopfsteuer zahlen, aber sie können ihre Religion ausüben, solange sie nicht für sie werben oder gar versuchen, Muslime zu missionieren. Diese abhängige, beschränkte Stellung im islamischen Machtgefüge ist aber das Gegenteil von wirklicher Religionsfreiheit, und nicht mal diese ist heute gewährleistet, deshalb die Massenflucht der Christen im Nahen Osten aus ihren traditionellen Siedlungsgebieten.

Über Rainer Hermanns Motive, die Inhalte meines Buches in seiner Rezension so schreiend falsch darzustellen, kann ich nur spekulieren. Ich habe seine Artikel und Bücher bislang immer gern gelesen und auch verschiedentlich in meinem Buch zitiert. Für die Zukunft weiß ich, dass ich ihren Wahrheitsgehalt kritisch sehen muss.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Thilo Sarrazin“

1) https://www.achgut.com/artikel/hermann_und_die_alawiten

Die SZ wiederum attestiert  Sarrazin Biologismus und Rassismus:

„Die primitive Koran-Exegese ist nur der Anlass für eine Ausweitung jener biologistischen Kampfzone, die anders als bei seinem ersten Buch nicht nur Deutschland umfasst, sondern den ganzen Kontinent: „Der demografische Strukturwandel und die Verwandlung der Deutschen zur Minderheit im eignen Land vollziehen sich weitaus schneller, als 2010 von mir unterstellt“, was die „fühlbare Abnahme der kognitiven Fähigkeiten in Europa“ zur Folge habe. Da ist er in seinem Element, kann mit Statistiken, dem CIA-Factbook und „Nettoreproduktionsraten“ hantieren, um das Bild eines Kontinents zu entwerfen, der durch hochproduktive muslimische Gesellschaften von Afrika über den Nahen Osten bis nach Zentralasien eingekreist werde. Und so sehr ihn die Knechtung der muslimischen Frau dauert, so suspekt ist sie ihm doch wiederum als Mutter neuer kleiner Muslime.“

https://www.sueddeutsche.de/kultur/neues-sarrazin-buch-deutschland-braucht-dieses-buch-so-dringend-wie-einen-ebola-ausbruch-1.4109017

Sarrazins Buch wird wahrscheinlich wieder ein Bestseller, bietet viele Angriffsflächen und diskrediert seriöse Islamkritiker mit seiner offen zur Schau getragenen Ignoranz und seinem Halbwissen. Seine völlig einseitige Methodik ähnelt Theodor Fritschs Antisemiten-Talmud vor 130 Jahren. Er sucht nur nach Belastendem, nicht nach Entlastendem bezüglich des Islams und der Muslime, verwandelt dies in eine alleinige Anklageschrift ohne strafmindernde Fakten und Tatbestände, erwähnt gar nicht, dass mindestens die Hälfte der sogenannten „Muslime“säkular und nicht religiös sind, nimmt Zukunftsprolongationen des CIA-Factbooks unkritisch als Tatsachen und differenziert nicht. Zumal es ja auch Methode Sarrazins ist, die Leute mit Statistiken und Fußnoten vollzuschütten und zu überfluten, dass diese zumeist gar nicht die Zeit oder die Methode haben, um diese alle prüfen zu können. Aber das ist auch so gewollt und es geht dabei in der Flut von Statistiken, die die Wissenschaftlichkeit des Machwerks suggerieren sollen, unter, dass einige Statistiken und Zitate gar nicht seine Thesen und Behauptungen belegen. Zumal: Das Ergebnis steht vor der Untersuchung und Analyse fest, das er dann wie immer statistikengeschwängert simuliert.

In einem Paranoiagemälde malt er eine Islamisierung Deutschlands und Europas durch Muslime aus, die bald schon die Bevölkerungsmehrheit stellen würden-„feindliche Übernahme“eben. Dabei ignoriert er, dass die Zuwanderung aus diesem Kulturkreis schon jetzt begrenzt wird, dass die meisten Zuwanderer innerhalb Europas inneneuropäische Binnenwanderungen europäischer, nichtmuslimischer, zumal säkularer Jugendarbeitsloser und Fachkräfte sind, wie auch mindestens die Hälfte der Zuwanderer aus dem muslimischen Raum säkulär sind, seien es jetzt Iraker, Syrer, Lybier, o.a.  Zudem fordert er ein Zuwanderungsverbot für Muslime in der Tradition PiS-Polens und Orban-Ungarns oder der Trump-USA, wobei sich fragt, inwieweit sich dies mit Grundgesetz, EU-Recht und internationalen Verträgen verträgt.

Sarrazins Kernthese ist, dass Deutschland in Bälde mehrheitlich von Muslimen als homogenen Block übernommen und regiert werde–Islamisierung. Das ist erstens falsch, zweitens bewusste Hetze und irrationale Angstmacherei, die nur Rechtsradikale stärken wird und nicht islamkritische Demokraten. Von daher ist dieses Buch ein Brandsatz, zumal mit seiner Kernaussage, die in den rassitsischen Biologismus abdriftet und keine geeigntete Grundlage für einen ernsthaften Diskurs. Sarrazin schwächt islamkritische Demokraten, stärkt Rechtsradikale und die AfD damit und liefert den islamophilen Multikulti-Islamfans die Steilvorlage sich mit ernsthafter Islamkritik nicht auseinandersetzen zu müssen.

Von daher ein paranoides Gebräu, das mit den Realitäten nichts zu tun hat. Mit der Realität hingegen hat zu tun, dass die Bevölkerungsexplosion im Greater Middle East und den muslimisch dominierten Staaten weiter anhalten wird, der Migrationsdruck steigen wird, wie dies auch die politische und gesellschaftliche Stabilität dieser Länder untergraben kann und auch den Nährboden für islamistische Bewegungen oder aber einen zweiten arabischen Frühling schafft. Das ist keine Paranoia, aber die Option, dass der Westen einen zweiten arabischen Frühling unterstützt gegen die Islamisten denkt er gar nicht in seinem Buch an. Nur Abschottung, die ohnehin schon jetzt stattfindet und Apokalypse.

Umgekehrt sollte man Sarrazins Diktum des Islam als Ideologie der Gewalt nicht so vorbehaltslos kritisieren. Auch ohne auf die sophistische Unterscheidung zwischen Islamismus und Islam einzugehen, sollte man doch sehen, dass Islam als Religion und Islamismus als Ideologie eben schon einen inneren Zusammenhang haben. Denn der Islamismus ist nach Faschismus und Kommunismus die nächste totalitäre Ideologie, die sich gedanklich auf den Islam als Religion und den Koran beruft und auch die nächsten Jahrzehnte weiterhin eine Bedrohung darstellt. Und der real existierende Mainstream-Islam scheint mehr Inputs für den Islamismus und Nährboden zu geben, da er eben antimodernistisch ist und auch keine Aufklärung durchgemacht hat als ihn verhindern zu wollen.

Dieselben Sarrazinkritiker kämen nicht auf die Idee islamophile Islamfans wie etwa solch intime Islamkenner in politisch exponierten Stellungen ala Claudia Roth zu kritisieren oder Muslime, wenn sie vom Islam als der „Religion des Friedens“ reden oder einen islamischen Theologen Khorchide, der von Allah als einem „Gott der Barmherzigkeit“phantasiert–dafür wurde er von der Phalanx konservativer islamischer Theologen zurückgepfiffen, die Allah als Rachegott und strafenden Gott sehen wollen, wobei liberale Theologen wie Khorchide die absolute marginale Minderheit sind und von der Masse reaktionärer Theologen unterdrückt werden. Von daher ist es auch nicht so falsch wie Sarrazin bezüglich der Reformfähigkeit des Islam zumindestens Skepsis zu haben, solange sich diese Zahlenverhältnisse und absoluten Mehrheiten nicht ändern und auch mindestens für die mittlere Zukunft nichts Besseres  erwarten lassen.

Ohne Islamexperte zu sein, weiß man doch, dass es genug gewaltverherrlichende Suren und islamische Theologen gibt, dass der Islam wie jede Religion frauenfeindlich, homophob, konservativ bis reaktionär, antimodernistisch ist und durchaus gedankliche Grundlage für Islamisten aller Coleur, die sich auf ihn berufen und massenhaft Blutbäder und Terror anrichten. Man weiss, dass es mit der historisch-kontextualen Aufarbeitung des Korans und Mohammeds in der muslimischen Theologie und Welt nicht weit her ist und Leute, die dies versuchen, Repressionen bis hin zur Todesstrafe oder Mord befürchten müssen.Zudem wird die angebliche Goldene Ära des Islams auch gnadenlos glorifiziert, romantisiert und überhöht von interessegeleiteten islamophilen Orientalisten und Islamexperten. Und mit derselben Berechtigung mit der FAZ und SZ Sarrazin kritisieren, könnten sie auch einmal das Machwerk des islamophilen Orientalisten Juan Cole „Mohammed-Prophet des Friedens“ kritisieren, das Sarrazins ignoranter Verteufelung des Islam in seiner naiven Idealisierung und Beschönigung in nichts nachsteht.Kurz: Wer Sarrazin kritisiert, sollte erst einmal die Flut von islamophilen Geschichtsklitterern und unkritischen Islamfans kritisieren.

 

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