Lateinamerika-vom Hinterhof der USA zum Vorhof Chinas oder Partner der EU?

Lateinamerika-vom Hinterhof der USA zum Vorhof Chinas oder Partner der EU?

US-Lateinamerikaexperten schlagen nur noch die Hände über den Kopf zusammen über Trumps Lateinamerikapolitik. Zwar hat US-Aussenminister Mike Pompeo nun eine neue Monroedoktrin gegen China für Lateinamerika verkündet, aber die Politik der Trumpadministration von Mauerbau, neuem NAFTA, Protektionsimus, rassistischen Anti-Latinokommentaren, erstmaliger Abwesenheit eines US-Präsidenten beim Amerikagipfel konterkariert alle Bemühungen Lateinamerika enger an die USA zu binden und vor dem Zugriff vor China zu bewahren. Die NZZ titelt: „Vom Hinterhof der USA zum Vorhof Chinas?“. Interessant ist, dass etwa der Lateinamerikaexperte des US Army War College, Dr. Evan Ellis Lateinamerika inzwischen als potentielles Logistikdrehkreuz für die Volksbefreiungsarmee Chinas in einem möglichen sinoamerikanischen Krieg sieht. In seinem neuesten Beitrag im  Magazin des Brazilian Navy War College (Revista da Escola de Guerra Naval) „The Impact of China on the Latinamerican Security Enviroment“ schreibt Dr. Ellis:

„Finally, Chinese military and commercial engagement with the region will give the PRC expanded strategic options in the region in a possible future conflict with the United States. Should overt hostilities break out, for example, over Taiwan, Japan, or the South or East China Seas, PRC commercial leverage in Latin America would make it difficult for the United States to mobilize a coalition in the region to support it in any war with the PRC. China’s commercial presence also expands its government’s options to collect information in the region regarding US intentions or execute covert operations in the region that could impact US deployment or sustainment flows to Asia, or create a diversionary crisis that would distract US attention and resources from such a war.

In the event of a sustained military conflict, it is not unthinkable that some countries in the region might offer the PRC the use of its ports, airfields, logistics facilities and other assets for planning and conducting operations against the United States from the hemisphere. In such circumstances, PRC knowledge of the region’s transportation and logistics infrastructure through its commercial presence, and its working relationships with Latin American military institutions and individual leaders, would arguably allow it to transition from the absence of forces in the region to a militarily effective capability against the U.S. more quickly than many commonly assume.“

Auch die Entsendung atomwaffenfähiger Langstreckenbomber Russlands nach Venezuela zeigen, dass der Konflikt der USA mit Russland und China inzwischen immer mehr  internationale Dimensionen annimmt.

Interessant wäre, ob die EU eine eigene Lateinamerikastrategie hat–bezüglich Afrikas fehlt sie ja. Interessant ist, dass die EU und der Mercusor eine Freihandelszone bilden wollen–das wären nach JEFTA und nun der afrikanischen Continental Free Trade Area in Afrika wichtige Signale für den Freihandel wie auch das noch zu ratifizierende CETA. Die NZZ titelt: „Vom Hinterhof der USA zum Vorhof Chinas?“ . Die Kommenatorin fordert eine aktive Rolle Europas in Lateinamerika als eigenständigem Pol, dem sie aber Inaktivität vorwirft. Interessante Meldung ist, dass Deutschland nun mit Bolivien einen Vertrag über Lithiumförderung abgeschlossen hat, wobei der linke Eva Morales deutschen Firmen gegenüber China den Vorzug gab, unter anderem weil sie bessere Bedingungen und auch industrielle Weiterverarbeitung für Bolivien bieten. Zumal auch für die Elektroautos, in die jetzt VW und BMW eifrig reininvestieren. Umgekehrt spricht aber der Autoexperte, der Duisberger Prof. Dudenhöfer von einer „Luftnummer“, da die Reinheit des Lithiums recht schlecht sei, zudem teuer und die Chinesen aus diesen Grünen da vielleicht den Deutschen den Vorzug gaben. Ein Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter oder aber ein Luftschloss? Das wird sich zeigen, zumal die Verträge eine Dauer von 70 Jahren haben.

Bei der Brookings Institution rechnet Danny Bahar in einem Beitrag mit 8.9 Millionen venezolanischen Flüchtlingen, betont, dass die umgebenden Länder die Kosten dafür nicht stemmen könnten, es sich nach Syrien um die grösste Flüchtlingskrise der Welt handele und die internationale Gemeinschaft hier helfen müsse, da dies destablisierende Wirkung auf den Kontinent habe. Da von den USA wenig zu erwarten ist, wäre zu überlegen, ob die EU nebst anderen Staaten hier vorangehen könnten, um die Lage zu entschärfen. Zudem wäre diese Art soft power auch imagefördend für die EU in Lateinamerika und weltweit. Da kann man auch zeigen, inwieweit der UNO-Migrationspakt ernst gemeint ist.

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