„Frohe“ Weihnachtsbotschaften: US-Abzug aus Syrien , Afghanistan und Brasiliens christliche Achse

„Frohe“ Weihnachtsbotschaften: US-Abzug aus Syrien , Afghanistan und Brasiliens christliche Achse

Der Abzug der US-Truppen in Syrien kommt ja auch sehr überraschend. Trump überraschte mit seiner Ankündigung seine eigenen Minister, das Pentagon, das Aussenministerium, die US-Republikaner und natürlich auch die Demokraten. Verteidigungsminister „Mad Dog“Matthis ist nun deswegen zurückgetreten.Die Türken bereiten ihre Offensive auf Nordsyrien vor, der YPG wird nur noch die Anlehnung an Assad bleiben, wobei abzuwarten bleibt, ob dieser und Russland sich deswegen in einen direkten Konflikt mit Erdogan einlassen oder nicht doch mit diesem , Russland und dem Iran eine Verhandlungslösung unter sich suchen. Fraglich auch, was dann mit Idlib und der Verfassungsgebenden Versammlung geschieht, die Putin, Erdogan, Macron und Merkeln bei ihrem Treffen anvisierten. Die USA geben damit ihr Einflussgebiet im Nordosten Syriens als Mitspieler auf, die Hisbollah und der Iran dürften gestärkt werden trotz Trumps Absicht, diese zusammen mit Saudiarabien und Israel zu schwächen (ich erwartete eigentlich eine Eskalation um den Persischen Golf für November/Dezember).

Die Frage wird auch sein, wer das neu geschaffene Vakuum der bisherigen US-Einflusszone im Nordosten Syriens füllt, wie auch ob Assad und Russland eine dauerhafte Besetzung der Kurdengebiet durch die Türkei hinnehmen wird, die auf einen türkischen Brückenkopf für Erdogans neoosmanisches Reich rauslaufen könnte. Oder wollen Teile der Trumpadministration nach Gülenauslieferungsavancen und Fallenlassen der YPG nun NATO-Partner Türkei als neue Ordnungsmacht in Syrien instrumentalisieren? Erdogan kauft nun Patriot statt russische S-400 und Rouhani besuchte jetzt Erdogan. Da läuft gerade viel hinter den Kulissen. Die Auswirkungen sind teils absehbar, aber es können sich auch unabsehbare Eigendynamiken daraus ergeben. Zumal der IS immer noch 30 000 Kämpfer, wenn zwar kein Territorium hat und als Störfaktor weiterhin zu existieren scheint und sich auch wieder regenerieren könnte ohne  Syrische Demokratische Front und US-Truppen.Ob daraus eine Verhandlungslösung hervorgeht oder der Syrienkrieg nun als Stellvertreterkrieg zwischen Türkei, Saufdiarabien und Iran und Russland ohne die USA weitergeht bleibt abzuwarten.

China wiederum reagiert positiv auf den Rückzug, erklärt, dass die USA wohl nun die Souveränität Syriens akzeptieren würden, Assad nicht mehr stürzen wollten, weswegen es nun Aussichten für eine Friedenslösung gebe. Ebenso glaubt ein Experte kaut der regierungsnahen Global Times, dass sich die USA nun auf den Iran konzentrieren würden und daher wie schon Obama nicht dem Asian Pivot und China zuwenden könnten, obwohl sie dies eigentlich verbal immer beabsichtigen:

„While answering question about Trump’s decision, Hua Chunying, a spokesperson of Chinese Foreign Ministry said on a routine press conference on Thursday that „China always respect the sovereignty of Syria, and support political solution of the crisis. At the current stage we hope the relevant parties to pay joint efforts to create conditions for political solution led by Syrian people and owened by Syrian people. This will serve the common interest of the international community.“

Hua Liming, a Middle East studies expert and a former Chinese ambassador to Iran, told the Global Times on Thursday that, „This decision could probably put an end to the Syrian Civil War, because this means the US has formally abandoned its goal to overthrow the Syrian government led by Bashar al-Assad.“ So that means Russia’s strategic mission to protect the Syrian government would be accomplished as well.

„ISIS still exists in that region, but to totally destroy them is a long-term mission, adding that the opposition forces used to support the West are hopeless, and the US found it is meaningless to maintain its presence there,“ said Diao Daming, an American studies expert at the Renmin University of China. (…)

The decision doesn’t necessarily mean the US will decrease its presence in the Middle East, Diao told the Global Times. „Because apart from Syria and ISIS, Iran is still a big concern for the US. And those some 2,000 remaining US troops in Syria won’t make a big difference if they are redeployed elsewhere. So, we don’t need to treat this as a signal, as with the Obama administration in the past, that a decreasing presence in the Middle East signifies a rebalancing toward the Asia-Pacific region.““

http://www.globaltimes.cn/content/1132957.shtml

Doch dem nicht genug. Nach der Ankündigung die US-Truppen aus Syrien abzuziehen, erfolgte umgehend eine weitere Ankündigung Trumps nun auch die US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Laut neuesten Berichten die Hälfte der US-Kontingente, wobei sich auch dies schnell wieder ändern kann.Die Taliban haben in den letzten Monaten beachtliche Geländegewinne gemacht. Die USA führen inzwischen Friedensverhandlungen mit ihnen über das Talibanbüro in Katar, wie auch in Dubai, bei dem auch Vertreter Pakistans und Saudiarabiens teilnahmen. Die Taliban fordern einen Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan sowie einen islamischen Staat. Zwar erklärte die afghanische Regierung, dass die afghanische Armee auch ohne US- und NATOtruppen imstande sei, die Sicherheit wiederherzustellen. Die Fakten zeigen aber, dass dies eine Schutzbehauptung, wishful thinking und Zweckoptimismus ist, um keine Panik auszulösen. Kritiker Trumps sehen in der Ankündigung des Abzugs eine Schwächung der Verhandlungsposition, wie sie auch glauben, dass den Taliban gar nicht an einer friedlichen Lösung gelegen ist, sondern sie nun die Macht auch so ergreifen werden. Möglich, dass mit einem US-Abzug aus Afghanistan nun auch die NATO-Mission beendet wird, da die Verbündeten wohl nicht ohne die USA den Krieg in Afghanistan weiterführen wollen. Gut möglich, dass die afghanische Regierung und die afghanische Armee dem Vorbild Südvietnams nach Nixons „Vietnamisierung“des Vietnamkriegs geht und von den Taliban wie damals vom Vietcong überrannt wird. Ein ehemaliger deutscher Botschafter in Afghanistan meinte unlängst, dass die gegenwärtige Situation an die Endzeit des Nadschibullahregimes in den 90er Jahren erinnere, das von den Taliban gestürzt wurde. 2019 könnte also ein entscheidendes Jahr für die weitere Entwicklung Afghanistans werden.

Andere Analysten sehen dies ambivalenter. Einige sehen eine Verschlimmerung der Sicherheitssituation vorraus, andere wiederum warnen vor Alarmismus:Die Taliban würden nur 50% des Territopriums kontrollieren, die Sicherheitslage könne garantiert werden, wenn private Sicherheitsfirmaen die US-Truppen ersetzen würden:

„What Would A U.S. Troop Reduction In Afghanistan Mean?

Analysts interviewed by RFE/RL warn that a partial withdrawal would further degrade security, jeopardize possible peace talks with the Taliban aimed at ending its 17-year insurgency, and strain Washington’s relationship with the Western-backed government in Kabul.

The already worsening security situation in Afghanistan is likely to be exacerbated by a U.S. troop reduction, according to analysts.

A recent U.S. military report said Taliban control over Afghanistan has increased in recent months, and the government currently controls or influences only 55.5 percent of the country’s districts — the lowest level recorded since it began tracking the data in 2015.

„The Taliban has steadily captured territory in recent years and it’s reasonable to expect that trend to continue,“ says Graeme Smith, an Afghanistan analyst and a consultant for the International Crisis Group, although he adds that in practical terms the withdrawal „may not make a significant difference on the battlefield,“ and Washington could replace departed troops with security contractors.“

https://www.rferl.org/a/what-would-a-u-s-troop-reduction-in-afghanistan-mean-/29669650.html

Ob aber private Sicherheitsfirmen dies ausgleichen können, ob sie überhaupt als Ersatz kommen werden und ob die afghanische Armee wirklich so einig und kampfbereit ist, um auf eigenen Füßen zu stehen, bleibt jedoch abzuwarten. Ein ehemaliger deutscher Botschafter in Afghanistan sieht die Lage derfolgt:

„Insgesamt gehe ich so wie russ. Analytiker davon aus, dass die USA in AFG bleiben und sich auf die Flughäfen Baghram, Shindand und die Absicherung der strategischen Infrastruktur in Kabul konzentrieren werden. Das geht m.E. mit deutlich unter 10.000 Mann regulärer Truppen, allerdings plus zivilen Sicherheitsfirmen.“

China ist auch schon in Verhandlungen mit den Taliban. Afghanistan könnte Bestandteil der Neuen Seidenstrasse werden, auch als Ergänzung zum China-Pakistan-Economic Corridor (CPEC) , wie auch die alten Pläne für die Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-India-Pipeline(TAPI) realisiert werden könnten. Nachdem die USA Wirtschafts- und Militärhilfe für Pakistan gestrichen haben, das Land auch vor der Pleite steht, hat China ihm einen Kredit gegeben und überlegt Saudiarabien in CPEC zu investieren. China, Pakistan und Saudiarabien erhoffen sich wohl eine Mässigung der Taliban, dass sie keinen internationalen Terroristen und Dschihhadisten ala Al Kaida oder uigurische Dschihhadisten als safe haven und Operationsbasis dienen wie einst Osama Bin Laden. Letztendlich wurde die US-Invasion in Afghanistan dadurch ausgelöst, dass sich die Taliban nach 9 11 trotz Ultimatums der USA schützendvor Osama Bin Laden stellten und ihn nicht auslieferten. Nun hofft man, dass die Taliban sich vielleicht mit Afghanistan saturiert geben könnten, keine internationalen Dschihhadisten unterstützen und vielleicht sogar als Stabilitäts- und Ordnungsfaktor für die Neue Seidenstrasse fungieren könnten. Pakistan würde zudem einen Sieg der von ihm unterstützten afghanischen Taliban als Zugewinn an strategischer Tiefe gegen den Erzrivalen  Indien betrachten, müsste aber gleichzeitig darauf achten, dass die afghanischen Taliban nicht die umstrittene Durandlinie infrage stellen oder gar auf die Idee kämen auch die pakistanische Taliban oder andere pakistianische Islamisten zu unterstützen.

Eine weitere frohe Weihnachtsbotschaft für die Christenheit, wenngleich dies nicht alle erfreuen dürfte. Überraschend neue Entwicklungen könnte es in Zukunft auch auf internationaler Ebene geben: Der Vorschlag von Brasiliens neuem rechtsradikalen Präsidenten Bolsanaros Außenminister, der eine Pegida auf internationaler Ebene vorschlägt.

„Bolsonaros Außenminister schlägt christlichen Pakt
zwischen Russland, USA und Brasilien vor

Der künftige Außenminister Brasiliens, Ernesto Henrique Fraga Araújo, schlägt ein christliches Bündnis mit Wladimir Putin und Donald Trump vor. Brasilien, USA und Russland sollten gemeinsam für das christliche Abendland einstehen. Jair Bolsonaro will Brasilien neu positionieren.

Der künftige Außenminister der brasilianischen Regierung von Jair Bolsonaro, Ernesto Henrique Fraga Araújo, hatte sich vor Amtsantritt in mehreren Reden, Artikeln und Aufsätzen zur anvisierten Außenpolitik Brasiliens geäußert.

Einer seiner zentralen Vorschläge ist eine Art christlich-abendländisches Bündnis zwischen Bolsonaros Brasilien, Trumps Amerika und Putins Russland. Brasilien müsse mit den USA und Russland eine neue wertekonservative Achse bilden.

Auch andere konservativ regierte Staaten wie Italien, Ungarn oder Polen werden erwähnt. All diese Staaten sollen mit dem neuen Brasilien ihre nationalen Souveränitäten und die Werte der westlichen Zivilisation gegen den »dominierenden Globalismus« verteidigen.

Dies seien die freien Staaten, »die sich der Dämonisierung des nationalen Gefühls und der Unterdrückung des Glaubens (insbesondere des christlichen Glaubens) widersetzen.«

Man wolle die Entleerung der menschlichen Seele und deren Ersetzung durch anämische Dogmen ablehnen, die nur den Interessen der Weltherrschaft bestimmter Eliten dienen.

Ernesto Henrique Fraga Araújo strebt nach der »Desakralisierung der Einwanderung, Bekämpfung der Ideologie des ‚unberührbaren Einwanderers‘, des universellen Rechts auf Migration«. Diese Dinge dürften nicht das Recht auf »nationale Souveränität« überlagern.

Die Linken in Brasilien haben sich bereits über all diese Pläne lautstark aufgeregt. Doch die Wahlen sprachen für Jair Bolsonaro und Ernesto Henrique Fraga Araújo und somit für einen Richtungswechsel in der brasilianischen Politik.“

https://www.freiewelt.net/nachricht/bolsonaros-aussenminister-schlaegt-christlichen-pakt-zwischen-russland-usa-und-brasilien-vor-10076590/

Fraglich aber, ob Trump mit Putin zu solch einem Deal kommt und zu solch einer christlichen Front, zumal in den USA die Feindschaft mit Russland und China ja seit der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie Priorität hat, Grossmachtskonflikte der USA mit beiden Mächte nicht mehr ausgeschlossen werden, eine Pentagonstudie schon Planungen für eine Krieggsökonomie fordert, die USA mit der Kündigung des INF-Vertrags drohen, sowie gerade den grössten Verteidigungshaushalt genehmigt haben und Putin vor der Gefahr eines Atomkriegs warnt. Es zeigt aber, wie sich christliche Fanatiker, vor allem Evanglikale mit rechtsradikalen Nationalisten zusammentun und nun auch wertekonservative, christliche Achsen fordern. In den USA gibt es 80 Millionen Evangelikale, die grossteils fanatisch sind und den Kern der christlichen Rechten ausmachen, sowie Stammwähler Trumps sind. Mag es zwar auch einige moderate Evangelikale wie Rick Warren geben, der auch die Amtseinführung Obamas als Redner begleitete, so ist doch der Grossteil auch mehr stramm rechts, erzkonservativ, reaktionär bis hin zu rechtsradikal. Es sind auch diese 80 Millionen US-Evangelikale, die den eigentlichen Kern der Israellobby in den USA ausmachen und auch die Nahostpolitik als Lobbygruppe neben anderen Akteuren wie AIPAC, Republikanern und Demokraten unterstützen. Trumps Jerusalementscheidung ist auch unter diesem Aspekt zu sehen, da die Evangelikalen mittels der US-Macht und Isreals als Stellvertreter christlicher Armeen den heiligen Krieg ums Heilige Land und um Jerusalem gegen den Islam führen wollen.. Während katholische und protestantische Kirchen Mitgliederschwund aufweisen, so blühen die evangelikalen Freikirchen überall in den USA, Lateinamerika, Afrika und auch in Asien. Zu Bolsanaros Stammwählerschaft gehören exakt jene Evanglikalen ,weswegen Noslanaros Außenminister nun eine internationale christliche und wertekonservative Front fordern.

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