Kurznotiz: EU-Arabien-Gipfel und Algerien

Kurznotiz: EU-Arabien-Gipfel und Algerien

Historisch war der EU-Arabiengipfel, der eine strategische Kooperation institutionalisieren soll. Ägyptens säkularer General Al Sissi dient dabei als Klammer zwischen Afrika (AU) und Arabien. Wichtig auch, da sich in Algerien und Sudan nun ein zweiter arabischer und zugleich ein möglicher  afrikanischer Frühling andeutet. Unerwähnt bleibt in den meisten Medien jedoch, dass 1992 in Algerien erstmals nach dem Iran 1979 und der Besetzung der Moschee von Mekka 1979 die Islamisten der FIS beinahe die Macht in dem strategisch wichtigen nordafrikanischen Ölstaat übernommen hätten, wäre das algerische Militär und die FLN dem nicht zuvorgekommen samt Bürgerkrieg, der 100 000 Menschenleben kostete. Das sogenannte schwarze Jahrzehnt. Die FLN hat es aber jahrzehntelang versäumt sich, ihren sozialistischen Panarabismus und das Land zu modernisieren und zu verjüngen. Bouteflika ist nur noch eine lebende Leiche, die als Schaufensterpuppe und window dressing des Militärs und der FLN-Eliten symbolisch aufgrund seines verbleichenden Nationalhelden status dient.

Die FLN hatte durch ihren Arabisierungskurs, das Überlassen von Sozial-und Wohlfahrtsbereichen an die Islamisten und die Ernennung des Islams zur Staatsreligion maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Islamisten. Wie schon beim arabischen Frühling, berichten uns nun die Medien nur wieder von jungen Twitterrevolutionären und ihrem erhofften Oppositionskandiaten Belaid, über dessen Namen hinaus man kaum etwas erfährt und im Internet nur mit 2 französischsprachigen Einträgen, darunter seiner eigenen Propagandajubelwebseite ,die recht nichtssagend sind. Selbst bei Wikipedia ist Belaid noch unbekannt. Über die immer noch breit vorhandenen Muslimbrüder der FIS erfährt man mal wieder nichts, gerade so als existierten sie gar nicht. Die Gefahr besteht, dass in Algerien auch ein zweiter islamistischer Winter, vielleicht auch ein neuer Bürgerkrieg  hereinbricht, der Auswirkungen auf Nordafrika und Arabien hat, neue Flüchtlingswellen generiert, zumal Algerien auch an Ägyptens Nachbarstaat Lybien grenzt, bei dem Frankreich und Italien samt Total und ENI die jeweiligen Islamisten und General Haftar in dem Bürgerkrieg zur Kontrolle der Ölresourcen unterstützen. Der nächste EU-Arabiengipfel sollte daher neben Syrien, Jemen, Lybien, Flüchtlingsfrage, auch Algerien und andere Krisenstaaten zwecks Krisenprävention auf die Tagesordnung setzen. Wobei die Frage ist, inwieweit die EU und die Arabische Liga hier überhaupt jeweils und insgesamt eine gemeinsame Linie erzielen können, unterstützt doch Saudiarabien salafistische Islamisten, Katar die Muslimbrüder, Ägypten die säkularen Militärs, es auch zwischen Frankreich und Italien bedeutende Interessenkonflikte in Nordafrika, bei der Kontrolle der Ölresourcen angefangen, gibt und zudem auch noch die USA, China und Russland aktiv sind.

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