Deutsche Studenten 68 bis 2010er: Trend zum Unpolitischen-die Schüler übernehmen

Deutsche Studenten 68 bis 2010er: Trend zum Unpolitischen-die Schüler übernehmen

Seit der Studentenzeit der 68er und 80er hat sich viel geändert.Bis zu dem BHG und den Pisa-Reformen im Zuge des Lissaboner Vertrags hatten Studenten noch Zeit sich neben dem Studium mit Politik zu beschäftigen oder auch mal 2-4 Semester ein Studium Generale zu machen und in andere Fächer reinzuschauen.Es gab auch noch Langzeit-und sogenannte Gammelstudenten.Mit der Einführung der Regelstudienzeit fiel all das weg.Waren die 60er und 70er noch geprägt von Mikrofonkämpfen,Niederschreien des Profs und Seminarsprengungen,so waren die Studenten der 80er zwar noch politisch,aber in abnehmenden Maße,zumal auch nicht mehr so militant.Dieser Studentengeneration gehörte ich an.

Die Studenten ab den 90er Jahre lernten in Folge der Regelstudienzeit, nicht mehr so guten Jobaussichten wie noch die 68er nur noch für die nächste Prüfung, waren zunehmend unpolitisch, wollten nur noch schnell Karriere machen, sich beim Professor lieb Kind machen und suchten in der Freizeit Spass – Spassgesellschaft, Loveparade und Techno. Sie wollten die Friedensdividende des Ende des Kalten Kriegs und der Atomkriegs- und Umweltkatastrophenzeit nun unbesorgt geniessen und sich keine Gedanken mehr machen, sondern unbeschwert feiern. Die politischen Referate der ASTEN wie Antifareferat,Frauenreferat,etc.wutrden weitgehendst aufgelöst.Die heutigen ASTEN sehen sich vor allem als Dienstleister und Skriptenkopier für die Fachschaften.Nicht einmal mehr kommentierte Skripten gibt es.Professoren beschweren sich inzwischen darüber,dass da eine völlig stromlinienförmige und unkritische Studentenschaft der dominante Typ ist,die sich beim Professor gut stellen und nicht einmal mehr hinterfragen will.Natürlich gab es solche Stduenten auch schon früher und nicht so selten, aber bei weitem nicht in dieser Breite.

Die heutigen Proteste in Deutschland gehen bezeichnenderweise von den Schülern und nicht von den Studenten aus. Dies ist umso beachtlicher,da die Schüler ja zumeist selbst im G8 lernen müssen und wie die Studenten der 90er Spassgeneration eigentlich auch nur lernen und nicht demonstrieren müssten.

Natürlich beschreibt das Gesagte den Trend.Es gab in den 90ern und 2000ern auch noch einzelne politische Studentengruppen wie etwa den Linksruck , der sich dann aber auflöste oder den Weg in die Linkspartei suchte und auch einige Demos wie gegen die Republikaner, die Antiglobalisierungsbewegung um Attac und das Sozialforum wie auch als Höhepumkt die Demo mit 1 Toten in Genua und die Demos gegen den Irakkrieg 2003.Aber das blieben nur Strohfeuer und verlief sich wieder in den 2000er und 2010ern.Da kam es nur noch zu solch marginalen, erfolglosen und kleinen Bewegungen wie Occupy im Rahmen der Finanzkrise. Das war es dann aber.

Selbst die sogenante Spassgesellschaft ist jetzt erwachsen geworden und hat ihren hedonistischen Lebenstil zugunsten bürgerlichen Neospießertum aufgegeben, wie dies im Lied von Materia gut zum Ausdruck kommt:

Hinzu kommt, dass die Professorenschaft der heutigen Unis sich nicht mehr aus alten Nazis und Konservativen primär rekrutiert, sondern duch die Apo-Opas und Alt68er abgelöst wurden, die ihre Ideen in Lehrpläne gossen und zumal mit ihrer eigenen Biographie ein schlechtes Gewissen haben und das als Jugendsünden verbuchen, vor deren man die neuere Generation bewahren sollte.Für diese ist ARTE ihr Nostalgiesender. Damit sind diese strukturkonservativ. Die traditionelle linke Studentenschaft wurde zudem von einer neuen linken Studentenschaft abgelöst, die vor allem durch postkoloniale, genderfeminitische, kulturrelativistische und islamophile Ideen Judith Butlers und der postmodernen Schule (Ende aller Grand Narrative, Dekonstruktion) geprägt ist.Dieser linke Studententyp, der in Form des Hipsters heute Unis und Grosstädten bevölkert, wird in der Parodie und Kunstfigur des Malthe Torben hervorragend portraitiert:

Die wesentlichen 2 grossen Demos in den 2010ern nahmen ihren Ausgang auch nicht von den Unis, sondern die Anti-TTIPbewegung mit immerhin 350 000 Teilnehmern speiste sich aus Veteranen der traditionellen Linken und Attac und Friday for Future geht von den Schulen aus, wenngleich von links-grünen Eltern und Lehrern und Wissenschaftlern unterstützt und gefördert und vernetzt sich international . Aber die Unis waren nicht mehr zentrales Brennglas gesellschaftlicher Widersprüche oder Orte der Debatte. Vielleicht ändert sich dies auch wieder, wenn nun die neue Schülergeneration an die Unis drängt und zumal begehrte Erstwähler werden.

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