Neue Ostpolitik auf welcher Basis- Interessen, Werte oder gemeinsames christliches Erbe?

Neue Ostpolitik auf welcher Basis- Interessen, Werte oder gemeinsames christliches Erbe?

Soll eine Neue Ostpolitik mit Russland aufgrund von Interessen,nicht Werten, aber dann wieder auf Basis eines vermeintlichen gemeinsamen christlichen Erbes konzipiert werden. Im Global Review Interview mit Alexander Rahr unterstützt er die Idee einer Neuen Ostpolitik aufgrund gemeinsamer Interessen angesichts von Pandemie, Klimawandel und geopolitischen und geoökonomischen Veränderungen zwar auch,aber er spricht dann auch von den langen Linien der Geschichte und befürwortet dann eine Allianz aufgrund eines vorgeblichen gemeinsamen christlichen Erbes. Betrachtet man dass der Grossteil der Europäer-mit Ausnahme der Polen-säkulare Agnostiker,Atheisten und Esoteriker sind, die Westkirchen mit Ausnahmen der Evangelikalen kontinuierliche Mitgliederverluste haben, das europäische, vor allem das deutsche Mainstreamchristentum eher liberal und nicht wertekonservativ geprägt ist, fragt sich,wie da auf diesem vermeintlichen gemeinsamen christlichen Erbe eine Neue Ostpolitik möglich sein soll.Da läuft man Gefahr,wie die PEGIDA das vermeintliche christliche Abendland gemeinsam verteidigen zu wollen,was mehr auf einen Regime change im Westen zugunsten eines wertekonservativen Autoritarismus oder Klerikalfaschismus rauslaufen würde, der sich unter dem Tarnnamen eines gemeinsamen chirstlichen Erbes und des christlichen Abendlands versteckt und zumal ein Kampfbegriff der Rechten schon immer war und noch ist,wie ein hervorragender FAZartikel mal aufzeigte.

Man sollte in Russland keinen regime change anstreben, insofern sich Putin von einem solchen auch in Europa zurückhält, aber eine Neue Ostpolitik auf der Basis gemeinsamer Interessen , wird nur möglich sein, wenn auch Putin-Russland da Entgegenkommen zeigt und solche Frontalangriffe wie den 40 Millionen Euro-Kredit an den Front National mittels eines befreundeten Oligarchen gefälligst unterlässt.


Ideen eine Neue Ostpolitik sowohl auf Interessen, wie aber auch auf einem gemeinsamen christlichen Erbe, aber keinesfalls liberalen Werten aufzubauen sind auf den ersten Blick widersprüchlich und bestenfalls synkretisch bis eklizistisch.Man sollte gemeinsame Interessen definieren und sich nicht in Kulturkämpfe um Werte und ein nebulös-vages christliche Erbe hineinbegeben hineinbegeben, da man ansonsten einen Kulturkampf und regime change im Westen will.Ebenso wissen wir nicht,ob die Russen wirklich solch ein religiöses oder gar wertekonservatives Volk sind, Putin ein gläubiger Christ ist , wie Alexander Rahr dies vermutet,aber selbst eingesteht,dass es angeblich dazu keine soziologischen Studien gebe,während etwa Dr.Kulikov versichert,es gebe da Tonnen Literatur dazu,ohne aber auch nur eine Quelle zu benennen.

Es ist zwar anzunehmen ,dass Putin wertekonservativ ist,aber er umgekehrt die Religion machiavellistisch betrachtet,sie machtpolitisch für seine Zwecke einspannt,auch jede Eigenwilligkeit der orthodox-russischen Kirche gegen sich oder für eine andere Bewegung sanktionieren und einbremsen würde.Dennoch ist festzustellen,dass er da für reaktionäre Gedanken Freiraum gegeben wurde und einige Philosophen und Querdenker in der Tradfition von Boris Mezhuev oder Nikolai Berdyaev und seiner „Die russische Idee“ Urstände gfeiern ,sich da eine völlig neue Bewegung vorstellen könnten,sollte man das System Putin und prowestliche Orientierungen nicht mehr mögen.Anders als Sascha Rahr sollte man Putin nicht als gläubigen Christen sehen ,ist auch zu bezweifeln. ,dass der Gross der Russen gläubig ist,aber er ist schon wertekonservativ und auch für eine neue russische Revivalbewegung zu mobilisieren,weswegen dies kein Widerspruch ist.Es ist auch wichtig zwischen Institutionen wie der orthodox-russchischen Kirche und Glauben/faith zu unterscheiden,da das kollektive wertekondervative Unterbewusstsein Russlands weniger in den hierarchischen Institutionen einer Kirche existiert,sondern im weit verbreiteten Volksglauben,wie dies etwa Dr.Kulikov propagiert.Wobei auch die Frage ist,ob dies auch als wertekonservativer Volksglaube so verbreitet ist angesichts breiter kapitalistischer Säkularisierungstendenzen und Jahrzehnten des Atheismus oder zumindestens des Säkulatismus.

Conclusio: Alles zu spekulativ und ideologisch- tendenziös und beliebig interpretierbar. Besser ist es eine Neue Ostpolitik auf gemeinsamen Interessen zu begründen und diese erst einmal zu definieren und zu schauen, ob diese Interessensdefinitionen auch eine Mehrheit und Akzeptanz finden.

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