BER- FJS/ Berlin- München Preußen-Bayern und Leichter als Luft: ein linker Bayer in Berlin

BER- FJS/ Berlin- München Preußen-Bayern und Leichter als Luft: ein linker Bayer in Berlin

Der Berliner Flughafen dient in Deutschland und auch weltweit als Musterbeispiel für die Ineffinzienz der Hauptstadt Berlin. Während Erdogan und Xi Jinping innerhalb kürzerster Zeit wesentlich grössere internationale Drehkreuze und Flughäfen bauen, ist Berlin zum Musterfall des Scheiterns und der Unfähigkeit, ja der deutschen Schande und zum nationalen und internationalen running gag geworden, über den vor allem Bayern immer wieder ein Sinnbild findet, um sich selbst als Vorreiter Deutschlands und gegenüber der Hauptstadt Berlin zu inszenieren und zu offenbaren. Dass der Willy-Brandt-Flughafen Gegenstand allgemeinen Spottes ist, ist Bayern und der CSU Beweis zudem, dass Sozen und Linke eben sich nicht auf Finanzen, Law and Order und Planung verstehen. In München gibt es den Franz Josef Strauss-Flughafen, der in Zeit gebaut wurde und in der Wahrnehmung der CSU und der meisten Bayern und Selbstwahrnehmung als der geheimen Hauptstadt und ehemaligen Stadt der Bewegung unterdimensioniert ist. Zumal man sich als kommende Hauptstadt einer erweckungs- und erlösungsversprechenden Bewegung sieht, die aus der geheimen Hauptstadt München neugeschaffen ihren Marsch auf Berlin unter der Führung eines neuen Führers Söders jenseits des Weißwurstäquators im dritten Anlauf realisiert.

Der preußische BER wird als typischer Fall für das grün-rot-rot-versiffte, denkbar unpreussisch gewordene Berlin und auch unpreussisch gewordenderer CDU gesehen, dem man aus Bayern mit preussischen Tugenden und bayerischem Personal auf die Sprünge helfen will, Zumal sich Söder als Covidkrisenmanger zu gebärden gedenkt wie einst FJSs ehemaliger Wehrmachtskamerad und Vertreter des rechten und Seeheimer Flügels der SPD Helmut Schmidt als Krisenmanger der damaligen Hamburger Sturmflut. Zumal einem Berlin, das im Länderfinanzausgleich aus CSU-Sicht nur als die Hauptstadt der Almosenempfänger und der  Sozialschmarotzer gesehen wird und das vor allem von Bayern subventioniert würde. Und da Bayern aus Sicht der CSU identisch it der CSU ist und alle Bayern ein schwarzes CSU-Gen haben, hängt Berlin, der BER wie aber auch die deutsche Regierung in Berlin eben auch von Gnaden der CSU ab. Dass die CSU inzwischen nicht mehr absolute Mehrheiten in Bayern erzielt, ja auf 38% abgesackt ist, mal mit FDP und nun mit Freien Wählern des „Hupsi“Aiwangers koalieren muss, tut der Hybris keinen Abbruch. Nicht umsonst existiert sie als eigene Partei neben der CDU und sieht sich als Avangardist und wahrer Bewahrer eines Konservatismus.

Wobei Bayern stets vergessen machen will, dass es in den 50er Jahren noch einer der rückstandigsten agraischen Bundesländer Deutschlands war, das durch den Länderfinanzausgleich, Subventionen des Bundes, Marshallplan und der Umsiedlung von Berliner Industrien nach München oder ostdeutscher Betriebe nach Bayern erst in der Nachfolge aufstieg, allen voran Siemens aus Berlin, das heute am Wittelsbacher Plastz und Odeonsplatz gleich neben der politischen Macht in Form des Innenministerium und Staatsregierung angesiedelt ist . Auch im Kalten Krieg sahen SPD-Schumacher, CDU-Adenauer und CSU-FJS die DDR und Ostberlin und ihre zackigmarschierende NVA als die „rotlackierten Preußen“, denen man mit eigenem Preußentum etwas entgegnen müsste, sei es nun aus Bonn oder München, wenn Berlin schon weitgehend in dieser Richtung ausgefallen war.Wie sagte FJS: In harten Zeiten werden wir Bayern die letzten Preußen sein.

Aber Willy Brandt galt als Berliner Bürgermeister und späterer Bundeskanzler eben auch als Friedenspolitiker, Entspannungspolitiker und Vorreiter der Ostpolitik, erhielt sogar den Friedensnobelpreis, während FJS immer den heißblütigen Kalten bis Heißen Krieger gab, der nach seiner Absetzung infolge der SPIEGEL-Affäre als Verteidigungsminister ein Comeback als erster bayerischer Bundeskanzler 1980 versuchte, aber scheiterte. Zudem gilt FJS als Pionier und Begründer der modernen deutschen und europäischen Luft- und Weltraumfahrtindustrie. Mittels seines Starfighterdeals mit den USA bewirkte er, dass die Rüstungs- und Produktionsbeschränkungen in diesem Bereich aufgehoben wurden und ESA, Airbus, Arianne, Tornado und Eurofighter samt ESA-Zentrum in Oberpfaffenhofen samt das heutige Gallileosatelklitensystem sind Ergebnisse seiner Skandale, die Bernd Engelmann in seinem „Scharzbuch Strauß“ so moralisch aber kaum politisch schildert. Die SPD und Bernd Engelmann meinten damals mittels moralischer Omaschreckgeschichten von FJSens Kontakten zu Lockheed und US-amerikanischen schwarzen Prostituierten, die ihm in New York die Geldbörse klauten CSUler und christliche Kaffetanten im Wahlverhalten zu ändern und abzuschrecken. Faktisch durchblickten diese Klientel aber diese durchsichtigen Moralismuskampagnen, zumal man katholisch-doppelmoralisch eher Doppelstandartds akzeptierte, FJS politische und wirtschaftliche Leistungen sah und ihn eher für einen „richtigen Mann“, „Hund“und „Batzi“hielt, was in Bayern als Zeichen der Wertschätzung gilt. Das waren eben noch eher barocke CSU-Zeiten bis Max Streibl sich formell von den Amigos verabschiedete und ein eher asketischer und neoloberale Stoiber die Führung übernahm.

Hinzu gilt FJS als Schöpfer des modernen Bayerns, der Transformation Bayerns von einem Agrar- zu einem Industriestaat wie später der mehr preußisch wirkende Stoiber als Begründer des Hightechstaats von Lederhosen- und Laptop-Konservatismus. Der FJS-Flughafen gilt CSU-Konservativen somit als Denkmal und Maossoleum für den ehemals eher barocken Großen Vorsitzenden.

Berlin galt Bayern zumeist als Symbol für moderne „spätrömische“ Dekadenz eines preussischen und zentralstaatlichen Militarismus, dem ein christlicher Föderalismus mit lokalpatriotischem Kolorith als Gegenentwurf entgegengehalten wurde, zumal eben mit München als geheimer Hauptstadt und ehemaliger Hauptstadt der Bewegung. Bayern und München versuchte aber die zweifelhafte Berühmtheit seiner braunen Geschichte auch vergessen zu machen, als es 1972 Olympiastadt wurde, als internationale, weltoffene Metropole eines friedlichen und geläuterten Deutschlands, was jedoch durch den Terroranschlag der PLO etwas gedämpft wurde. Berlin war da immer Preussen und Konkurrenz, sei es nun als antikommunistische Frontstadt im Kalten Krieg mit Mauerbau und Springerhauptquartier in Berlin, sei es nun wieder als alte und neue Hauptstadt Deutschlands, wobei aber Berlin eher als Biotop linkssubversiven Ungeistes von Wehrdienstverweigerern, Hausbesetzern und 1. Mai-Krawallautonomen des Schwarzen Blocks sowie schwulen Bürgermeistern gesehen wird–Soddom und Gomorah, arm, aber sexy, Loveparade und Christopher Street Day. Zumal auch die Loveparade ein hedonistisch-jugendlich-pazifistisches Image des wiederverienigten Deutschlands in alle Welt aussandte und zum Weltzentrum der Raver- und Technoszene wurde. Für Konservative und vor allem innerhalb der CSU und der AfD ist Berlin der Inbegriff von Wertezerfall und Untergang des christlichen Abendlands, der in der Loveparade seinen Klimax des vermeintlichen Wertezerfalls der 68er Revolte gefunden hatte. Die Loveparade ist so das Äquivalent zu Josefine Bakers Bananentanz in der Weimarer Republik, als Berlin auch als neues multikulturelles, hedonistisches, denkbar unbayersches, aber zugleich undeutsches und unpreussisches Babylon wahrgenommen wurde- von Konservativen und Nazis zugleich.

Bayern ud die CSU begriff sich und München da immer als Gegenpol zu Berlin–sei es nun Berlin als Bundes- oder Stadtregierung. Man wollte so bedeutsam wie Berlin und die Preussen sein, auch so modern, aber nicht so vermeintlich dekadent. Wobei aber die Crux ist, dass genauso wie Berlin die Erfolgsmetropole und Wirtschaftsboomtown München aber meistens von Sozen, namentlich der bayerisch-königlichen SPD regiert wurde, sei es nun von Hans Joachim Vogel, dem mehr proletarischen „Schorsch“ Kronawitter, dem mehr akademisch-linksliberalen Christian Ude oder nun dem mehr volkstümelnden Dieter Reiter. Die Münchner CSU wie auch die anderer bayerischer Großstädte galt da immer als zerstritten und meist nicht mehrheitsfähig, zumal nun eher die Grünen die SPD ersetzen als die CSU. Die CSU hat da auch das Problem der modernen Großstadtkultur ein politisches Äquivalent zu geben. Sie müsste halt ein wenig Münchnerischer, wenn schon nicht Berlinerischer werden. Deswegen betont Söder und sein Generalsekretär Blume auch immer, die CSU müsse „jünger, weiblicher, urbaner“ werden. Aber leichter gesagt als getan-vor allem bei diesen Migliedern und diesem Personal.

Verglichen bayerische Konservative Bayern früher eher mit Arizona (Barry Goldwater/ John Mc Cain) oder Texas/ Dallas, so flirtet man heute eher als Lederhosen- und Laptopäquivalent mit Sllicon Valley-Kalifornien, das zwar auch zumeist demokratisch regiert wurde, aber auch einen Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger hervorbrachte. Zumal „die steirische Eiche“ Schwarzenegger als Österreicher in CSU-Assoziation als Teil eines panalpinischen Grossbayerns und bayuvarische Ostmark gesehen wird. Mental tritt man also nicht nur den Marsch auf Berlin, sondern auch auf Washington in konservativer Seelenverwandschaft an. Berlin und München, Bayern und Preussen werden da als vermeintliche symbolische Antipoden und Wettbewerber gesehen. Kaum wurde Berlin Babylon produziert, zieht man nun filmisch mit Oktoberfest 1900 nach. wenngleich das friedliche und völkerfreundschaftliche Fest auch vom Jahrestag des rechtsradikalen Oktoberfestattentas 1980 etwas überschattet wird.

Aber auch München hat sich sehr verändert . Zum einen durch das Bevölkerungswachstum, das die Stadt liberaler, queerer und multikultureller machte, zum anderen auch vom Erscheinungsbild: In den 70ern eher noch gemütliche Kneipen und Studentenlokale, internationale Promiszene mit politischem Filmemacher Fassbinder, Donna Summer , Freddy Mercury und Giorgo Moroder in der Deutschen Eiche . Mit dem Neoliberalismus von Reagan, Thatcher, Hayek und der Mont Perelin- Gesellschaft machte sich die forcierte Gentrifizierung, Kommerzialisierung und Urbanisierungauch im Erscheinungsbild der Stadt bemerkbar: ab den 80ern dann die Yuppies, Schicki Mickis, Lifestyle-Happyhourbars mit All you can eat und Sushi ohne Ende, filmisch mit Doris Dörrie, Lauterbach und Ochsenknecht als Trio infernale des Beziehungsfilms nebst Oberklassensatiriker Helmut Dietl (Kir Royal, Münchner Geschichten, Monaco Franze, Rossini) und ab 90ern dann zunehmend Gentrifizierung , neue Medien und neue Kreative, neue Industrien und New Economy, Christopher Street Day und Bevölkerungszuwachs, mit dem das Wohnungsangebot und Infrastruktur nicht nachkommt, da man die letzten wesentlichen ÖPNVangebote während der Olympiade 1972 in Angriff genommen hat und den sozialen Wohnungsbau gestrichen und die Genossenschaftswohnungen unter SPD-Grünen-CSU-Ägide verhökert und privatisiert hat. Nachverdichtung und die letzten Lücken werden zugebaut.

Nun geht die Frage: Soll man in die Höhe oder in die Breite bauen? Scheinbar will man in Deutschland keine Hochhäuser und Skylines wie im Bankenviertel Frankfurt/Bankfurt oder solche Megabauten wie in New Yorrk, Shanghai oder den arabischen Staaten, die die Wolkenkratzer in immer schwindligere Höhen treiben, obgleich es nach 9 11 hiess, dass das Zeitalter der Hochhäuser vorrüber sei. In vielen Ländern ist das Gegenteil der Fall, aber nicht in Deutschlasnd. Da gibt es auch keinen Architektur- oder Hochhausgigantinismus zwischen München und Berlin

.München hat viel von seinem Charme als Millionendorf , nördlichstem Punkt Italiens Monaco mit südländischem Flair und heimlicher Hauptstadt eingebüßt. Aber verglichen mit asiatischen oder arabischen oder amerikanischen Großstädten sich immer noch den Charme eines größer gewordenen Dorfs oder einer Kleinstadt angesichts dieser Megametropolen erhalten. Weder versuchte Berlin eine Hochhausmetropole oder ein Fritz Langsches Metropolis oder Hiterisches Germania zu werden , sondern bleibt relativ architektonisch flach mit langweiliger pseudofuturistischer Blockarchitektur und einigen Rückbesinnungen auf die preussisch-klassizistische Architektur, um noch irgendwelche vermeintliche traditionelle Größenbezüge an vormals grosse Hauptstadtzeiten unter der Sonne zu simulieren: In Frankfurt wird auch der Römer und die Altstadt disneylandmässig renoviert, ohne dass neue Hochhäuser geplant sind, zumnal das EZB-Hochhaus die vorerst letzte Ausnahme war. In München gilt sowohl für CSU wie SPD und Grüne , dass man im wesentlichen nicht höher als die christlichen Frauenkirche baut und wie andernorts in die Breite und ins Umland geht.

Alle Berliner und Preußen seien beruhigt: Auch wenn ein Söder neuer Bundeskanzler würde, würde er Berlin nicht in ein Bavaria in Germania oder neues Germania oder eine Metropolis umbauen, sondern sein Führerhauptquartier im Bundeskanzleramt beziehen, das von den Berlinern auch als „die Waschmaschine“ bezeichnet wird und auich keine stahlbetongehärteten Führerbunker bauen vor Angst vor eventuell zu erwartenden Endkämpfen. Glücklicherweise gibt es keinen Gigantonismus oder Monumentalismus im architektonischen Hauptstadtwetttstreit, weder in Bayern und München noch in Preussen und Berlin. Und falls man ihn so sehen wollte, geht er in die Breite und ins großstädtische Umfeld und nicht in die Höhe, spielt sich mehr über die wirtschaftliche Standortkonkurrenz und damit einhergehenden Reproduktions-, Logistik- und Infrastrukturanpassungen ab. Und wie unter FJS gilt die alte Devise: In Bayern bleibt kein Haus länger als 48 Stunden besetzt. Bis auf letztes sind sich da ja Berlin und München wie auch die meisten Großstädte in Deutschland wie auch weltweit recht gleich bei den Steigerungen von Mietpreis- und Immobilenwerten und Gentrifizierung und Hipster gibt es nun auch fast weltweit in den Metropolen. Daran ändern keine linken Regierungen noch Hausbesetzer etwas und verschlimmern dies eher die Hippster, die eher gutverdienende grüne Stammwählerklientel geworden sind.

Bayern sah sich auch als pazifistischer Gegenentwurf zum zackig-schnoddrigen drilligen Militarismusstaat Preussen, das auch in Carl Zuckmayers „Der Hauptmann von Köpennick“ oder in Ludwig Thomas Lausbubromanen geschildert wird. Gamsbart statt Pickelhaube, Biergartengemütlichkeit statt Stechschritt, Neuschwanstein und Nymphenburg statt Berliner Borsig-Rüstungsschmieden und ein Märchenkönig, der seine Traumschlösser nicht mit Steuergeldern finanzierte und denkbar unmilitärisch war. Wenngleich womöglich schwul und nicht an der Sissi interessiert, was aber die Königstreuen um Georg Lohmeier und die schwarzkapuzigen KKK-ähnlichen Guggelmänner strikt dementieren. Auch hält sich hartnäckig die Verschwörungstheorie,dass König Ludwig von den Preussen ermordet wurde. Den meisten Bayern ist auch nicht bewusst,dass der Freistaat Bayern eine Schöpfung der Räterepublik war und nicht der CSU. Damals dachten Linke sogar über eine Alpine Räteföderation mit der Schweiz und Österreich gegen Habsburg und das rechte Preussen nach. Aber nach der Niederschlagung der Räterepublik gab es die Ordnungszelle Bayern unter Kahr, Hitlerputsch und dann Haupttstadt der Bewegung. Unter FJS wurde dann Bayern auch das Gebiet mit der meisten Rüstungsindustrie in Deutschland, den meisten und erbarmungslostesten Kalten Krieger samt BND in Pullach und Radio Free Europe und Radio Liberty beim Englischen Garten, Wehrkundetagung/ Münchner Sicherheitskonferenz und eher preußisch-militaristisch, das zudem die Brandtsche Ostpolitik scharf angriff. FJS sah Bayern, München und die CSU auch als kommende Erlösungsbewegung aus den Alpen, die das dekadent gewordene Preussentum wieder auf preussische Tugenden bringen würde. Kreuth war da die Drohung, vor der er dann aber wieder zurückwich. Oder wie FJS mal meinte: „Lieber ein Kalter Krieger, als ein warmer Bruder!“.

Das war jedoch noch zu Zeiten, als Frauen bestenfalls Familienministerinnen werden konnten, es in der CSU noch keine LSU (Lesben- uns Schwulenunion) gab, sondern das höchste der konservativen Gefühle eine Frauen-Union darstellte– „unsere Amazonen“ (FJS) — mit der erzreaktionären Schreckschraube , dem ultrakonservativen Schlachtschiff und weiblichen Schraubendampfer Mathilde Berghof-Weichner mit Dud und als Avantgarde der damaligen christlichen Frauenbewegung, die abtreibungswillige Frauen in Memmingen gleich mal massenhaft verhaften liess.

Seit dieser einem Wagnerischen Ring und einer Götterdämmerung entsprungenen Walkürenerscheinung der Geburtswehen des CSU- Feminismus und spätestens seit Claudia Roth auch Bayreuth aufsucht, hat sich die Frauenunion und die CSU mit Frontfrauen wie Ilse Aigner, Angelika Niebler, Dorothee Bär oder Lisl Koch doch altersmässig, optisch und inhaltlich um einiges modernisiert und verjüngt, wenngleich die Frauenquote in der CSU immer noch unterirdisch ist und man den Eindruck hat, dass die Schwarzen doch mehr eine Ansammlung von angry white man geblieben sind, die demnächst ihre eigene männliche Black lives matter- Bewegung gründen wollen, so wie sie sich gegen Frauenquoten stemmen.

Aber interessant ist auch, dass die bayerische CSU-Frontfrau Dorothee Bär auch schon mal zur Verunsicherung der preussischen Abgeordneten und Abgeordnetinnen betont im bayerischen Dirndl im Deutschen Bundestag in Berlin auftrat, um bayerische Flagge zu zeigen oder aber dem geschassten Brüderle vielleicht doch noch eine Bemerkung zu entlocken, dass sie dieses recht gut ausfülle. Während nichtbayerische Parlamentarier und Parlamentarierinnen das Dirndl eher als archaisches und patriachalisches Frauenunterdrückungssymbols wahrnahmen, mit der Ausnahme der AfD, grüne und linke Islamophile im muslimschen Kopftuch eher eine multikulturelle Bereicherung sehen. erklärte dies Bär als Ausdruck eines selbstbewussten bayerischen Feminismus, der tief im Bayernland verankert sei, anders als dies Natascha Kohen oder andere preussische SPDler wie Andrea Nahles als „Disneyland bayerischer Folklore“ denunzieren würden. Zumindesten hat Dorothee Bär nun bei aller Solidarität mit sonstigen Marktradikalen den ewig rassistsichen und sexistischen Tichy aus der Ludwig-Erhard-Stiftung geschmissen, als dieser mal wieder tiefere Tichys Einblicke in den G-Punkt von SPD-Frauen gab, die angeblich Qualifikationskriterium bei den Spezialdemokraten sein sollen. Auf solch ein Niveau hätte sich FJS bei allen sonstigen Sprüchen nicht herabgelassen und es zeigt auch ein wenig den partiell gewachsenen Kampfeswillen junger CSU-Feminsitinnen gegenüber früheren Zeiten, wobei sie wie Merkel bem Frauentreffen in Davos immer die Titulierung als Feministin noch ablehnen würden, sich gegen eine Frauenquote innerhalb der CSU stemmen, such als Karrierefrauen begreifen, die nicht als Alibi, sonern eigener Leistung anders als Quotenfrauen in ihre Position gekommen seien. .

Eigentümlich in Bayern und München sind jedoch die Biergärten, die Bierhallen und das Oktoberfest. Sehr gut geschildert in „Hitlers München“. Ohnehin werden Deutsche im Ausland meistens als Bayern gesehen, gibt es Oktoberfeste und Oktoberfesttrachtentum weltweit.Dieser globale Kulturexport von BMW, Bier, und FC Bayern und weiterer bayuvarischer soft power ist von keiner anderen Landsmannschaft jemals geschafft worden.Es gibt keine Äppelwoifeste noch Vergleichbares. Dennoch sind viele Bayern etwas hypertroph und hybrisch geworden. Bayern,Bayern über alles. Und nachdem FJS und Stoiber es nicht zum Bundeskanzler schafften, wird es diesmal Söder als erster Bayer. Eigentlich als erster Franke. Aber Bayern und Franken–das ist jetzt noch einmal eine ganz andere Geschichte und wollen wir uns als gute Weltbürger und Kosmopoliten nicht noch weiter in die Abgründe des Provinzialismus, Lokalpatriotismus und eines Europa der Regionen stürzen, womöglich noch mit den Sudetendeutschen als 4. bayerischen Stamm, wie es einmal im CSU-Parteiprogramm hiess.

Das Beste an Bayern ist der Mythos vom Wolpertinger-ein echt bayerisches Fabelwesen.Einer ist auch im Jagdmuseum in München ausgestellt.Bekannt ist nur, dass Tierpräparatoren im 19. Jahrhundert begannen, Präparate aus Körperteilen von unterschiedlichen Tierarten zusammenzusetzen, um diese an leichtgläubige Touristen zu verkaufen, die diese Wesen für echt hielten. Nessie und Loch Ness auf bayerisch.

Als Bindeglied zwischen Bayern und Berlin kann man nun auch den neuesten Roman von Florian Kirner alias Prinz Chaos „Leichter als Luft“ (Westendverlag) sehen. Ein linker bayerischer Rebell in Berlin. Eine verrückte Zeitreise durch das gentrifizierte Berlin vom 11. September bis heute. Donna Fauna, der Kanarienquex und das Weazel – drei Gewächse der Berliner Elektroszene – erleben auf LSD den 11. September 2001! Die Wucht des Ereignisses katapultiert das Trio endgültig in die Gegenwelt der Drogenkultur – bis sie im gentrifizierten Berlin wieder erwachen. Dort geraten sie in einen aberwitzigen Fight mit einem Immobilienkonzern, lernen alternative Medienleute, Neureiche und den mysteriösen Freiherrn von Tadelshofen kennen. Das Projekt „gesellschaftlicher Aufstieg“ erweist sich als Spiel mit dem Feuer. Ein faszinierender Ritt durch eineinhalb Jahrzehnte Zeitgeschichte. Über die Entwicklung Berlins und seiner Elektrotechnopolitqueerdrogennachtclubszene , die Veränderungen samt Gentrifizierung der Stadt und der Szene von den 90ern bis heute gibt der Roman eine gute Milieuschilderung wie auch in das Innenleben der Partymetropole Berlin. Gut geschrieben und amüsant und informativ.

Ich kenne Prinz Chaos  noch aus Münchner Zeiten, welche Rolle er bei politischen Bewegungen spielte , welche er in den Medien von ZDF bis Rubikon eingenommen hat, als er  in früheren Jahren in der trotzkistischen Sozialistischen Arbeitergruppe  SAG und dann Linksruck war, bevor er da rausflog, da er als bayerischer Anarchorebell nicht mehr den leninistischen Grundsätzen entsprach. Zumal er sich zunehmend in einer Identitätsfindungsphase befand und sich als transsexuelles Identitätsprojekt Flori zunehmend präsentierte., was ihm später dann auch Gastauftritte im sich dem Genderismus öffnend wollenden ZDF  als Floris Tagebuch eines Schwulen mit einem japanischen Transgenderwesens brachte, bis es den doch mehr konservativen ZDFlern wohl zuviel wurde.


Sein Roman Leichter als Luft  ist aber ein gutes Kron-und Zeitzeugendokument dieser irren linken psychodelisch-esoterischen Berliner Szene und ihrer Weltanschauungen und es ist interessant wie ein Münchner Rebell da mit der Berliner Szene plasmisch fusioniert, wenngleich er dies in Form von 3 verschiedenen fiktiven, wie aber auch teils autobiographischen Protagonisten tut. Den Roman möge jeder selbst lesen und Inhaltsangaben, Leseproben und Rezensionen davon gibt es mehr als genug im Internet.

Interessanter ist zudem der politische Hintergrund statt die zumal psychodelisch-selbsteitlen und individualistischen Erfahrungen. Florian Kirner alias Prinz Chaos kommt aus Bayern, aus dem Speckgürtel von München. Sein Urgrossvater war Theo Prosl, der in seiner Schwabinger Kneipe die ganze Münchner und internationale Boheme bewirtschaftete und unterhielt- von Lenin bis Oskar Maria Graf.  In Grafs Roman „Die Gefangenen“ schildert Graf München zur Zeit der Räterepublik sehr gut und Kirner steht in dieser Tradition verwirrter anarchistischer bayerischer Rebellen und Ego-Individualisten. Schon Lenin sah sich genötigt angesichts solcher Anarchorebellen wie Graf oder Erich Mühsam einen geharnischten Brief an die Räterepublik zu schreiben, da diese sich zwar als Rebellen und Selbstdarsteller sahen, das Ganze als Schauspiel und Volksfest, bei dem man sich dramaturgisch inszenieren konnte, verstanden nicht aber eben als Revolutionäre. So wie Lenin mal schrieb, dass die Deutschen wenn sie Revolution machen wollten und nur mal einen Bahnhof besetzen wollten, sich erst preussisch-untertänigst eine Bahnsteigkarte kaufen würden,verzweifelte er an den bayerischen linken Individualisten, die sich in solchen spontanistischen und mehr selbstdarstellenden Rebellen, zumal mit künstlerischem Anspruch wie Graf oder Erich Mühsam sahen und nicht in dem mehr lenistisch-disziplierten Ernst Toller, zumal die Welt auch noch künstlerisch und als Schaubühne der Selbstzinszenierung über den Hauptwiderspurch Arbeit/ Kapital hinaus begriffen.

An diese Traditinen knüpft Florian Kirner  an, auch mit seinem Liedermacherfestival Paradiesvogelfest auf seiner Ökokommune in seiner Thüringischen Schlossruine Weitersroda als nächster Phase seiner Selbstfindung und Identitätssuche. Mit seinem neuen musikalischen Album „Boomende Stadt“ sagt er mit der ehemaligen Schandmaul-Musikerin Anna Katharina Kränzlein zugleich dem Großstadtleben ala Berlin und München ade und zieht sich wie viele Hippies und Lebenssucher in den 20er oder 70er Jahren nach exzessivem psychodelischen Urbanexzess noch aufs Altersteil einer Ökokommune aufs Land zurück. Man darf gespannt sein, welche Stilblüten und Grenzerfahrungen nun das Landleben seitens unseres linken bayerischen Anarchorebellen hervorbringen wird und ob für den Fall, dass sich dieses idyllische Heimatsdieal als trügerisch erweisen sollte, die nächste Fluchtbewegung in die Grenzerfahrung eines Höhlenmenschermeitenlebens stattfindet mit literarischen Ergüssen und Platonischen Höhlengleichnissen über das Sein und den Schein der Welt. BER und FJS- Flughafen, Preußen und Bayern, Berlin und München bleiben da aber ein ewiger Topoi, wie eben auch die Erfahrungen eines linken Bayernrebellens aus München in Berlin.

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