Coronademos, Querfront und „Wahrheit macht frei“

Coronademos, Querfront und „Wahrheit macht frei“

Eine Journalistin des Münchner Merkurs steht in der Kritik, weil sie sich bei dem Slogan „Wahrheit macht frei“ von Querdenkenaktivisten, die die Coronademos initieren an Auschwitz und den Slogan „Arbeit macht frei“ erinnert fühlte. „Wahrheit macht frei“–kann man das schon mit dem Auschwitzspruch „Arbeit macht frei“ vergleichen?. Viele werden jetzt wieder sagen: Das ist die Nazikeule, weit hergeholt , mal wieder eines dieser vielen Missverstädndisse und Denunzierung. Dennoch sollte man sich einmal den Gesamtkontext dieser Wortspiele ansehen. Zum einen ist schon der Spruch „Wahrheit macht frei“ für sich genommen sehr fanatisch, geradezu mit einem totalitären Missionierungsanspruch, da hier jemand meint, dass nur er im Besitz der absoluten Wahrheit sei und alle anderen nicht. Zum zweiten fällt im bestangenommensten Falle die historische und politische Unsensibilität auf mit der solche Parolen gestreut werden.

„Wahrheit macht frei“ war auch der Slogan des Leuchterkongresses in den 90er Jahren in München, bei dem sich alle Holocaustleugner der Welt trafen in bewusster Assoziation mit „Arbeit macht frei!“. „Wahrheit macht frei“ ist auch der Slogan fundamentalistischer Christen, die alle anderen als das Böse und Satan sehen und in die Hölle wünschen. Die Berliner Corona-Demo lief unter dem Motto „Tag der Freiheit“–das war wiederum der Titel eines Films  von Hitlers Cheffilmemacherin Leni Riefenstahl gleich nach „Triumph des Willens“. Zufälle könnte man sagen. Doch scheinbar nicht. Denn Querdenken ist eine Front mit Rechtsradikalen eingangen, weswegen LInksesoteriker auch schon mal gemeinsam mit Rechtsradikalen versuchen, den Bundestag zu stürmen. Zufall? Der Querdenkenorganisator Ballweg erklärt, dass er keine Rechtsradikalen auf der Demos gesehen habe, dann aber wieder, dass diese alle bezahlte V-Männer des Verfassungsschutzes seien. Zudem hat auch er Reichsbürgerlichähnliche Positionen, akzeptiert die heutige Verfassung und das Grundgesetz nicht, will dieses ergänzt wissen, wobei unklar bleibt mit was.

Im Org-Team von Querdenken fällt nicht nur der schamansiche Pressesprecher mit rechten Gedankentum auf. Auch wenn bei den Demos Reichskriegsflaggen und andere Devotianiel geschwenkt oder getragen werden, Volksverräter angeklagt und Tribunale gefordert werden, Judensterne getragen werden,  sich auf Weiße Rose und Widerstandskämpfer im Dritten Reich berufen wird, um die „Coronadikatur“ zu stürzen, wie in Murnau ein deutscher Friedensvertrag uind eine „Neue Zeit“ gefordert wird, wird getan, als handele es sich nur um ein Hippiefest,dabei ist doch recht eindeutig aus welcher Ecke das kommt und mit wem man da marschiert und dies faktisch trotz einiger verbaler Distanzierungen faktisch immer wieder duldet.

Berthold Brecht hat in seinem Anachronistischen Zug in den 60er Jahren prophezeit, dass die Faschisten von morgen nicht unter großdeutschen Parolen offen auftreten werden, sondern für „Freedom and Democracy“.Auich die AfD gab sich einen nationalkonsertives Mäntelchen, behauptet für direktere Demokratie und Freiheit zu sein als „Alternative“ zu den „alten Systemparteien“, zur „Merkeldikatur“ und berufen sich auf die Schweiz, wie dies auch schon der faschistische DVU-Chef Frey, die Republikaner unter SS-Schönhuber oder die NSDAP HItlers tat, die mittels Volksbegehren die Weimarer Republik stürzen und paralysieren wollte. Nun nachdem Meuthen sich in seinem Kampf gegen den Faschisten Höcke nach Europa verabschiedet, auch Konrad Adam ausgetreten ist, wird immer klarer, dass es sich eben nicht um eine weitere konservative Protestwählerpartei handelt, sondern sich der Höckeflügel durchgesetzt hat. Und Höcke unterstützt auch die Coronademos. Querdenken ist ein Synonym einer Querfront aus Linksesoterikern, Esofaschisten und Rechtsradikalen.

Querdenken-Chef Ballweg sagt mal, es geben keine Rechtsradikalen auf seinen Demos, dann aber wieder, dass diese alles V-Männer des Verfassungsschutzes seien, dann wieder, dass eine Demo keine geschlossene Gesellschaft sei. Merkwürdigerweise marschierten aber bei der 5000er Demo „Alarmstufe Rot“ der Kulturschaffenden und Geschäftsleute keine Rechtsradikalen mit, noch wurde eine Reichskriegsflagge oder ähnliche Devotionalien oder Volksverräterschilder gesehen, weil man dieses Pack gleich rausgeprügelt hätte. Es liegt schon an der politischen Programmatik und den ideologischen Verschwörungstheorien, die da Linksesoteriker, Esofaschisten und Rechtsradikal zusammenbringen, wenngleich sich Höcke verrechnen könnte, denn viele seiner Wähler gehören zur Risikogruppe und potentiell ökonomisch betroffen Wähler könnten sich von diesen wirren und teils geisteskranken Wahnphantasien und Parolen der Covidoten auch abgeschreckt sehen.

Zuerst kritisierte die AfD Merkel, dass sie bei Anfang der Coronakrise nicht hart genug durchgegriffen hätte, nun wiederum kritisiert sie, dass Merkel mit dem Lockdown die deutsche Wirtschaft runiniert hätte und für die kommende Wirtschaftskrise, die Massenentlassungen und die Pleitewelle verantwortlich sei, fährt zweigleisig: Höcke umwirbt die wohlstandsverwöhnten Hippie- und Blumenkinder nebst den hedonistischen Partyanimals der vorherigen Spaßgesellschaft, halt die Covidioten, Gauland mehr die ökonomisch Geschädigten. Ein recht durchsichtiges Spiel. Aber die eigentliche Herausforderung ist momentan noch gar nicht eingetreten, sondern wenn infolge des Winters vielleicht eine zweite Welle kommt, wobei Merkel und Söder ja einen generellen Lockdown ausschliessen, die Wirtschaft, Schulen und Kitas als Priorität und dann erst den Schutz der Altersheime definiert haben, dies mehr föderalistisch und regional differenziert angehen, zumal auch mehr die Länder verantwortlich sind als Merkel, man da also auch nicht so die zentrale Angriffsfläche mit Ausnahme der Coronahilfen des Bundes und der EU hat, weswegen sich die AfD da auch mehr auf Kritik der Covidhilfen, Untersuschungsausschüsse des Wirecardskandals setzt.Söder hat ja schon angedeutet, dass man während des Wahlkampfjahres möglicherweise mit einer Wirtschaftskrise rechnen muss und warnt vor einer „Corona-Pegida“. Die eigentliche Auseinandersetzung kommt erst noch und die bisherigen Demonstrationen waren da möglicherwesie nur erste Sturmvögel. Dennoch bedeutet dies nicht automatisch, dass die AfD deswegen wesentlich dazugewinnen könnte, ja sich die FDP nach ihrem Absturz auch wieder erholen könnte als Wirtschaftspartei, der Bürgerrechte und der Lockerungen.

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