Krieg im Kaukasus: Putins Image und das der CSTO stehen auf dem Spiel

Krieg im Kaukasus: Putins Image und das der CSTO stehen auf dem Spiel

Erdogan entzündet neue Konflikte und Kriege in seinem Streben nach einem neo-osmanischen Reich. Diesmal im Kaukasus. Während die Türkei mehrere gemeinsame Manöver mit Aserbaidschan abhielt und Gespräche über eine türkische Militärbasis in Aserbaidschan geführt wurden, sehen wir jetzt einen Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien. Erdogan will 4000 türkische Kämpfer aus Syrien zur Unterstützung Aserbaidschans schicken. Nachdem Russland Kontakt mit der aus den USA und Frankreich bestehenden Minsker Gruppe aufgenommen hatte, lud es aserbaidschanische und armenische Diplomaten zu Waffenstillstands- und Friedensgesprächen nach Moskau ein. Während Kommentatoren in den westlichen Medien Zweifel hatten, dass Putin einen Waffenstillstand erreichen wird, geschah dies, aber nicht lange.

Aserbaidschan, motiviert durch türkische Unterstützung, der Absenz Trump-USA aufgrund mangelnden Interesses und des US-Wahlkampfs, brach nun den Waffenstillstand und besetzte Teile von Nagano-Karabach und will es unter seine volle Kontrolle bringen. Wie Aserbaidschans Präsident Alijew erklärte, würde er einen Waffenstillstand nur akzeptieren, wenn ganz Berg-Karabach wieder Territorium und Boden Aserbaidschans ist. Erdogan erklärte, dass Russland, die USA und Frankreich sich aus dem Konflikt heraushalten sollten, und lehnte auch die Idee eines Waffenstillstands ab.

Russland, das zunächst die starke Macht im Kaukasus zu sein schien, steht nun vor einer schwierigen Wahl. Wird es sich an die Seite der Armenier stellen und Berg-Karabach verteidigen, da es auch gute politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Aserbaidschan unterhält? In einigen Nachrichten wurde berichtet, dass Aserbaidschan bereits armenisches Territorium beschießt. Wenn Putin Berg-Karabach opfern würde, um zu einer endgültigen Lösung zu gelangen, hätte er vielleicht bessere Kontakte zu Aserbaidschan, würde aber auch als schwache Macht wahrgenommen, die nicht einmal das Nahe Ausland und den Hinterhof kontrollieren kann und seinen armenischen Verbündeten verrät, insbesondere wenn Aserbaidschan Truppen ethnische Säuberungen in Berg-Karabach begehen oder türkischen freiwillige Truppen und „grüne Männer“ Armenier töten würden. Es gibt auch einige Berichte, dass aserbaidschanische Artillerie bereits armenisches Territorium beschießt. Schwer zu unterscheiden, ob dies gefälschte Nachrichten und Kriegspropaganda ist oder nicht. In diesem Fall wäre dies jedoch die Verteidigungspflicht für die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (CSTO), die auch aus Belarus, Tadschikistan, Kasachstan und Kirgistan besteht. Belarus und Kirgistan sind derzeit in interne Unruhen und Farbrevolutionen verwickelt, während in Tadschikistan der alte Präsident wiedergewählt wurde und Kasachstan derzeit ebenfalls stabil ist.

Die Frage ist jedoch, ob die CSTO-Mitglieder in den Berg-Karabach-Konflikt verwickelt werden möchten oder nur dann reagieren möchten, wenn Armenien direkt angegriffen würde. Auf der anderen Seite bleibt abzuwarten, ob muslimische Brüder und Islamisten einen Dschihad zentralasiatischer muslimischer Staaten gegen das christliches Armenien an der Seite des muslimischen Aserbaidschans fordern würden wie die Türkei und die Tatsache ignorieren, dass die meisten Aserbaidschaner Schiiten und säkular sind, zudem unklar bleibt , wie sich der Hüter des Schiitismus Iran im Konflikt positionieren wird. Und die zentralasiatischen Islamisten könnten den Aufruf zur muslimischen Solidarität und zum Dschihad auch nutzen, um zentralasiatische Regierungen zu destabilisieren, die den Aufruf und Dawa ablehnen könnten.

Solange Putin und einige Transatlanisten hoffen, dass sie die Erdogan-Türkei gegen die andere Seite einsetzen und ausspielen könnten, wird der Sultan in Istanbul sein neo-osmanisches Reich erweitern und drohen, Russland und den Westen in einen Konflikt zu ziehen. Was könnte eine Lösung sein? Prof. Rahr schlägt eine Konföderation zwischen Armenien, Aserbaidschan und Berg-Karabach vor. Dies klingt jedoch wie die Asthana-Lösung nicht ganz realsitisch. Eine solche Konföderation könnte nur möglich sein, wenn Russland seine Militärbasis in Armenien aufgibt, was Putin nicht will. Es ist auch sehr vage, wie ein solcher Konföderationsrat in einem stabilen Rahmen strukturiert werden könnte und ob Aserbaidschan mehr Autonomie für die umstrittene Region tolerieren würde. Die Gefahr wäre, dass eine solche Konföderation zu einem so dysfunktionalen failing state wie Bosnien-Herzegowina wird. Vielleicht entstehen in Zukunft dadurch mehr Probleme als eine Lösung.

Eine andere Idee: Bevor Putin solche weitreichenden Ideen diskutiert oder sogar verhandelt, könnte er den gemeinsamen Aufruf von Trump, Macron und sich selbst für einen Waffenstillstand nutzen, um eine einheitliche Front gegen Erdogan zu erreichen. Erstens könnte Putin verlangen, dass die USA und Frankreich Anstrengungen unternehmen, um jegliche türkischen Pläne zum Aufbau einer Militärbasis in Aserbaidschan, Nordsyrien und Libyen zu stoppen, da dies diese Regionen nur noch mehr militarisieren und die gegnerischen Positionen verhärten würde. Putin könnte Trump und Macron um Sanktionen innerhalb der NATO und der EU gegen Erdogan bitten, wenn er seine neo-osmanische Expansion und Kriegstreiberei nicht aufhört. Putin sollte diese historische Gelegenheit nutzen, um zu klären, ob der Westen oder die NATO Erdogans Expansionismus weiter tolerieren. Laut und offen und vielleicht auch bei der UNO. Dies könnte auch ein Türöffner für eine Annäherung zwischen dem Westen und Russland bei einem Mindestkonsens sein. Putin lehnte jedoch einen solchen multilateralen Ansatz ab, vielleicht wie Kräfte im Westen hat er das gleiche engstirnige einseitige geopolitische Denken und Verständnis, ist auch bestrebt, Erdogan nicht zu erzürnen, wie andere Strategen im Westen, und vielleicht vertraut er auch nicht Trump und sieht auch keinen vereinten Westen, sondern eine desinteressierten Trump-USA, eine machtlosere EU und Frankreich.

Die Konsequenz: Putin ist wirklich in Gefahr, als schwacher, hilfloser Führer wahrgenommen zu werden, während Erdogan der neue starke Mann im Kaukasus und vielleicht in Zukunft in Zentralasien und vielleicht sogar in Tschetschenien sein könnte. Der Westen wie Putin greift die Erdogan-Türkei nicht direkt an und Trump ist das egal, während die EU keine wirkliche Macht hat, über diplomatische Proteste und Appelle und möglicherweise einige Sanktionen hinaus einzugreifen. In der Zwischenzeit beginnt Erdogan nach einem Kompromiss mit der EU und Griechenland erneut mit seiner Provokation gegen Griechenland. Vielleicht hofft Putin, dass Erdogan von einem weiteren Konflikt zwischen dem NATO-Partner Griechenland und der Türkei absorbiert und im Kaukasus beschwichtigt werden könnte und die beiden Seiten im Kaukasuskrieg wegen Kriegsmüdigkeit und fehlender Überlegenheit einer Seite ausbluten, dass es zu einem Waffenstillstand wie früher kommt und es wieder ein frozen conflict wird.. Dies könnte aber auch eine Fehleinschätzung sein. In jedem Fall: Das Image von Putin und der CSTO als Organisation steht auf dem Spiel. Vielleicht erklärt dann ein CSTO-Mitglied, dass die Organisation so“hirntot“ sei wie dies Macron bezüglich der NATO tat und auch Kavzak 2020-Manöver nichts daran ändern oder die nächste Totgeburt einer Keimzelle einer erhofften eurasischen Anti-NATO sei.

Kommentare sind geschlossen.