Kann ein nuklearer Iran abgeschreckt werden und ist er ein rationaler Akteur?

Kann ein nuklearer Iran abgeschreckt werden und ist er ein rationaler Akteur?

Kann ein mit Atomwaffen bewaffneter Iran abgeschreckt werden und ist er ein rationaler Akteur? Global Review hat Daniel Pipes diese Frage in unserem letzten Interview gestellt:

GR: Kann ein mit Atomwaffen bewaffneter Iran angesichts der überwiegend stärkeren amerikanischen und israelischen Arsenale eingedämmt werden?

DP: Nein, man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Herrscher in Teheran rationale Akteure sind. Zum Beispiel könnte die Mahdaviat-Mentalität sie dazu veranlassen, einen nuklearen Brand auszulösen. Sie dürfen keine Atomwaffen erwerben.

GR: Geht die Gefahr eines nuklearen Iran in erster Linie von seiner Bedrohung Israels oder seiner Bedrohung der Verbreitung von Atomwaffen aus?

DP: Die Bedrohung für Israel und viele andere Länder ist weitaus unmittelbarer als die Nichtverbreitung von Atomwaffen.

Daniel Pipes ist jedoch mit seiner Meinung nach eine Minderheitsposition im US-Sicherheitsestablishment, da mit Ausnahme von Frederick Kagan alle wichtigen Think Tanks in den USA, sei es die Heritage Foundation, das American Enterprise Institute und das Brookings Institute, der Meinung sind, dass die iranischen Mullahs rationale Akteure wären und abgeschreckt werden könnten. Doch hören wir zunächst die Argumente von Daniel Pipes, die sich auf Mahdaviat konzentrieren. Was meint er konkret? Deshalb veröffentlichen wir einen Artikel von Daniel Pipes, der das Argument klar macht:

Mystische Bedrohung durch Mahmud Ahmadinedschad

von Daniel Pipes
New York Sun
10. Januar 2006

Englischer Originaltext: The Mystical Menace of Mahmoud Ahmadinejad
Übersetzung: H. Eiteneier

Dank des Präsidenten des Iran, Mahmud Ahmadinedschad, ist ein neues Wort in das politische Vokabular eingezogen: das Mahdawiat.

Es überrascht nicht, dass es sich dabei technisch gesehen um einen religiösen Begriff handelt. Mahdawiat kommt von Mahdi, Arabisch für „der recht Geleitete“, einer bedeutenden Figur des islamischen Endzeitglaubens. Die „Encyclopedia of Islam“ erklärt, er ist „der Wiederhersteller von Religion und Gerechtigkeit, der vor dem Ende der Welt herrschen wird“. Das Konzept entstand in der islamischen Frühzeit und wurde im Laufe der Zeit besonders mit dem schiitischen Zweig des islamischen Glaubens identifiziert. Während „es nie ein wesentlicher Teil der sunnitischen religiösen Doktrin wurde“, fährt die Enzyklopädie fort, „wurde der Glaube an das Kommen des Mahdi aus der Familie des Propheten ein zentraler Punkt des Glaubens im radikalen Schiitentum“, wo es auch als Rückkehr des Zwölften Imam bekannt ist.

Mahdawiat bedeutet „Glaube an und Streben nach der Vorbereitung auf den Mahdi“.

In einem ausgezeichneten Bericht zeigt Scott Peterson vom „Christian Science Monitor“ die zentrale Bedeutung des Mahdawiats in Ahmadinedschads Ansichten auf und untersucht deren Folgen für seine Politik.

Als Bürgermeister von Teheran z.B. scheint Ahmadinedschad 2004 den Stadtrat heimlich angewiesen zu haben einen neuen, großen Boulevard für den Mahdi vorzubereiten. Ein Jahr später, als Präsident, stellte 17 Millionen Dollar für eine blau gekachelte Moschee in Jamkaran, südlich der Hauptstadt, bereit, die in enger Verbindung mit dem Mahdawiat steht. Er leitete den Bau einer direkten Bahnlinie von Teheran nach Jamkaran ein. Eine Liste der vorgeschlagenen Kabinettsmitglieder soll für ihn in einen Brunnen gegenüber der Moschee in Jamkaran geworfen worden sein, so wird gesagt, um die diesem nachgesagte göttliche Verbindung zu nutzen.

Er brachte das Thema oft auf und nicht nur gegenüber Muslimen. Als er im September vor den Vereinten Nationen sprach, verwirrte er seine Zuhörerschaft aus Führern der Weltpolitik, indem er seine Ansprache mit einem Gebet zum Erscheinen des Mahdi schloss: „O allmächtiger Herr, ich bete zu dir das Erscheinen deiner letzten Quelle, des Versprochenen, des perfekten und reinen menschlichen Wesens zu beschleunigen, dem einen, der diese Welt mit Gerechtigkeit und Frieden füllen wird.“

Bei der Rückkehr in den Iran erinnerte sich Ahmadinedschad an die Wirkung seiner Rede vor der UNO:

Einer von uns sagte mir, als ich begann zu sagen „Im Namen Gottes des Allmächtigen und Barmherzigen“, da sah er ein Licht um mich und ich befand mich innerhalb dieser Aura. Ich spürte es selbst. Ich fühlte, wie sich die Atmosphäre plötzlich veränderte und diese 27 oder 28 Minuten lang zwinkerten die Führer der Welt nicht einmal… Und sie hielten den Atem an. Es schien, als ob eine Hand sie dort fest hielt und ihre Augen geöffnet hätte, um die Botschaft der Islamischen Republik zu erhalten.

Was Peterson die „präsidiale Besessenheit“ durch das Mahdawiat nennt, führt Ahmadinedschad zu „einer Gewissheit, die wenig Raum für Kompromisse lässt. Von der Beseitigung des Ungleichgewichts zwischen Arm und Reich im Iran über die Herausforderung der USA und Israels bis hin zur Verstärkung der Macht des Iran durch Atomprogramme wird jede Frage so geregelt, dass sie die Grundlage für die Rückkehr des Mahdi legt.“

„Das Mahdawiat ist ein Code für die [islamische] Revolution [des Iran] und der Geist der Revolution“, sagt der Kopf eines Instituts, das dem Studium und der beschleunigten Herbeiführung der Wiederkehr des Mahdi gewidmet ist. „Diese Art Mentalität macht dich sehr stark“, stellt Amir Mohebian fest, politischer Redakteur der Zeitung „Resalat“. „Wenn dich meine, dass der Mahdi in zwei, drei oder vier Jahren kommen wird, warum sollte ich sanft sein? Jetzt ist die Zeit stark zu sein, hart zu sein.“ Manche Iraner, berichtet PBS, „sorgen sich, dass ihr neuer Präsident keine Angst vor internationalem Aufruhr hat und meint es sei einfach ein Zeichen Gottes.“

Das Mahdawiat hat direkte und bedenkliche Folgen für die Konfrontation zwischen den USA und dem Iran, sagt ein Unterstützer Ahmadinedschads, Hamidreza Taraghi von der Islamic Coalition Society, einer Gruppe von Hardlinern. Dazu gehört es Washington als Rivalen Teherans und sogar als falschen Mahdi zu sehen. Für Ahmadinedschad hat höchste Priorität Amerika herauszufordern und insbesondere einen mächtigen Modellstaat zu schaffen, der auf der „Islamischen Demokratie“ gründet, mit der den USA entgegengetreten wird. Taraghi sagt Ärger voraus, wenn die Amerikaner sich nicht ändern.

Ich würde diese Formulierung umkehren. Die gefährlichsten Führer der modernen Geschichte sind solche (wie Hitler), die mit einer totalitären Ideologie und einem mystischen Glauben an ihren eigenen Auftrag ausgestattet sind. Mahmud Ahmadinedschad erfüllt beide Kriterien, wie seine Bemerkungen vor der UNO erkennen lassen. Das und sein zu erwartendes Atomarsenal machen ihn zu einem Gegner, der gestoppt werden muss – und zwar dringend.

http://de.danielpipes.org/3261/mystische-bedrohung-durch-mahmud

Nun, das war 2006 und Ahmadinedschad ist nicht mehr im Amt. Aber vielleicht gibt es andere Personen oder Fraktionen innerhalb des iranischen Establishments, die einen nuklearen Dschihad gegen Israel oder andere Länder riskieren würden. Zum einen muss der Glaube an eine Rückkehr des 12. Imams, des Mahdi, noch lange nicht bedeuten, dass dieser mittels eines Atomkriegs und muslimischen Armaggedons wiederkehren muss. Zum zweiten ist die Frage, wie bedeutend denn diese vermenitlichen Armaggedonkräfte innerhalb der Hardliner sind, denn auch viele iranische Hardliner scheuen den nuklearen Exitus.

Genauso könnte man Beispiele einer Armageddonfraktion innerhalb der wichtigsten Kraft der Israellobby in den USA, der religiösen Rechten, vor allem ihrer 80 MIllionen Evangelikalen ausmachen und diese als wesentlich behaupten auf die US-Politik und als fantische Religiöse, die die biblische Endschlacht zwischen den Kräften des Lichts gegen die Kräfte des Schattenreichs, Satans und Antichristen mittels eines Armageddons befürworten und die Rolle der USA und Israels als neue Kreuzritter im Kampf um das Heilige Land gegen den teuflischen Islam sehen. Auch sollte man jede fanatisch religiösen, ultraorthodoxen Rabbis nicht vergessen, die auf islamistischen, iranisch- gesteuerten Al Qudstagen mit Islamisten mitmarschieren, Israel als säkularen menschgewollten und nicht gottgewollten Staat jedliche Legitimität absprechen und von der Wiederkehr des Messias sprechen.

Aber solche Kräfte sind momentan weder in den USA noch in Israel dominant. Mag man Netanjahu und Liebermann auch als rechte Nationalisten und Chauivinisten sehen, so sind sie auch nicht religiös-endzeit gesteuert. Hätte die christliche Rechte und viele Evangelikale doch lieber eine Entwicklung der USA hin zu einem christlichen oder klerikalfaschistischen Gottesstaat wie er in Magareth Atwoods „The Handmaid´s Tale“ düster geschildert wird, erklärt auch ein Vizepräsident Mike Pence, dass er „zuerst Christ, dann Konservativer und dann Republikaner – und genau in dieser Reihenfolge“ sei, ist nun eine Oberste Richterin des Supreme Court aus der erzkatholsischen Geheimvereinigung „People of Praise“ im Umkreis der Notre-Dame-Universität zu höchsten Weihen aufgestiegen, so sind die USA noch nicht eine Theokratie wie der Iran und würde ein Atomkrieg nicht wegen Armageddonphantasien stattfinden, sondern eher der Impulsivität eines US-Präsidenten oder innerhalb sogenannt rationaler Kalküle von US-Strategen.

In einem Webinar „Evangelicals and Israel: On the Brink or Back Together?“ mit dem Referenten Luke Moon von Daniel Pipes Middle East Forum vom Oktober 2020 (siehe You Tubeseite des MEF) über die Israelhaltung der Evangelikalen wird deutlich, dass etliche schon bei den unterdrückten Palästinensern mitmenschliche und religiöse Skrupel der christlichen Nächstenliebe haben. In dem Webinarvortrag werden zuerst die 4 Hauptcharakteristika der Definition eines Evangelikalen gegeben und werden die mehr antiisraelischen und israelkritischen evangelikalen Organisationen betrachtet,die vor allem 4 Hauptsäulen haben: World Vision, Creek Church, Weeden College und Telos, die jedoch an Bedeutung verloren hätten, zumal Telos infolge der Coronakrise diese möglicherweise nicht überleben würde. Die evangelikalen Millenials wiederum hätten die Tendenz sich in Fragen Pro-Israel oder Pro-Palästina nicht festlegen oder Seiten einnehmen zu wollen,woraus sich aber auch keine antiisraelische Haltung ergebe. Die Armageddonfraktion sei nicht nennenswert, wenngleich nicht nur sie Israel im Falle einer Bedrohung wohl auch durch einen Krieg unterstützen würden, jedoch nicht wegen der Wiederkehr des Messias mittels eines christlichen Atomkrieges.

https://www.youtube.com/watch?v=NG8MMVDfPfE&list=PLokhQp9-KVbDBjfMb6NATSukuhQ-tFKKc&index=3&t=0s&app=desktop

Schauen wir uns nun genauer an, wie die anderen US-Think Tanks die Frage der Abschreckung und des rationalen Akteurs angehen.

Zur Zeit der Obama-Regierung standen die USA schon vor der Frage, ob sie einen nuklearen Iran durch Krieg oder Regimewechsel verhindern könnten, was sie als katastrophal und unmöglich empfanden. Daher wurden die Stimmen, einen nuklearen Iran zu akzeptieren, an rationale Akteure und Abschreckung zu glauben, zum Mainstream. Die JCPOA wurde in dieser verzweifelten Situation geboren und wollte einen nuklearen Iran verhindern, ohne die Raketenprogramme, die Expansion des schiitischen Halbmonds und in der Region sowie die Unterstützung des Terrorismus zu stoppen. Während Rouhani und Khameini dem Iran-Abkommen zustimmten, konnte der Iran die Aufhebung der Sanktionen für eine weitere Expansion im Nahen und Mittleren Osten, für Stellvertreterkriege, konventionelle Rüstungsprogramme und Raketentests nutzen und war nur zu einem 10-jährigen Stopp seines Atomprogramms verpflichtet . Für Trump, die Republikaner, Israel und Saudi-Arabien war dies nur ein Scherz, da es dem Iran ermöglichte, militärisch und als regionale Macht zu expandieren, und die Option ließ, sein Atomprogramm nach Ablauf der Frist der JCPOA wieder zu starten und eine erweiterte regionale Macht zu werden, die später nuklear werden könnte. Nachdem Trump die JCPOA gekündigt hatte, startete der Iran sein Atomprogramm neu.

Aber die Fragen bleiben: Wäre ein nuklearer Iran ein rationaler Akteur und könnte abgeschreckt werden? Diese Frage wurde schon vor dem Iran-Abkommen erörtert und wird nach dessen Kündigung erneut erörtert werden.

In den USA war nicht klar, ob ein nuklearer Iran noch verhindert werden kann. Es ist fraglich, ob die Wirtschaftssanktionen funktionieren werden. Ob ein Regimewechsel durch einen iranischen Frühling das Problem ebenfalls lösen kann. Ebenso umstritten ist die militärische Option, dass die USA und / oder Israel einen begrenzten Militärschlag gegen die iranischen Nuklearanlagen durchführen würden. US-Strategen oder der ehemalige Mossad-Chef Meir Dagan wiesen darauf hin, dass dies das iranische Atomprogramm nur um 2-3 Jahre verzögern könne – sonst müsste man erneut bombardieren. Dies schließt nicht einmal die Diskussion darüber ein, inwieweit ein solcher Militärschlag eskalieren könnte, sei es eine Blockade der Straße von Hormuz, die in einem bewaffneten Konflikt gipfeln könnte, sogar in einem Krieg zwischen den USA und dem Iran. die Frage der explodierenden Ölpreise, die die Weltwirtschaft in eine Rezession katapultieren können, sei es die Frage der iranischen Reaktion und möglicher Solidaritätseffekte in der muslimischen Welt. Zumindest in den USA gab es bereits eine breite Diskussion darüber, ob die USA einen nuklearen Iran eindämmen können und ihn abschrecken könnten, und es ist wahrscheinlich, dass sie erneut gestartet wird.

Frederick Kagan vom American Enterprise Institute gab den Anstoß mit einem von Carnegie gesponserten Beitrag „„Deterence Misapplied — Challenges in Containing a Nuclear Iran“/ „Abschreckung fehlangewendet – Herausforderungen bei der Eindämmung eines nuklearen Iran“, der auch die Grundlage für die Diskussion im Council on Foreign Relations war. Frederick Kagan kam zu dem Schluss, dass es aufgrund der intransparenten und unvorhersehbaren Machtstrukturen im Iran unmöglich ist, eine Strategie der Eindämmung und Abschreckung zu entwickeln:

„Abschreckung fehlangewendet- Herausforderungen bei der Eindämmung eines nuklearen Iran

Autor: Frederick W. Kagan, Resident Scholar, American Enterprise Institute

Ist es angesichts der Art und Struktur seiner Regierung möglich, einen Iran mit Atomwaffen einzudämmen? In diesem Diskussionspapier, das von der Carnegie Corporation in New York gesponsert wird, untersucht Frederick W. Kagan die Anwendbarkeit der Abschreckung aus historischer und theoretischer Sicht auf das iranische Regime. Kagan kommt zu dem Schluss, dass es aus zahlreichen strukturellen und strategischen Gründen unmöglich ist, mit Sicherheit zu beurteilen, ob die Islamische Republik mit Atomwaffen eingedämmt oder abgeschreckt werden könnte. “

Das American Enterprise Institute hatte dann diese These aufgegriffen und einmal gefragt:

„Kann ein nuklearer Iran eingedämmt oder abgeschreckt werden?

(…)

Fazit

Die Bush-Regierung hat Abschreckung und Eindämmung als rhetorische Säulen behandelt, aber über den Golf-Sicherheitsdialog hinaus scheinen nur wenige in Washington bereit zu sein, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um einen nuklearen Iran abzuschrecken oder einzudämmen. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass sie die Zustimmung des Irak erreichen würden, unterstützen weder Barack Obama noch Joe Biden dauerhafte Stützpunkte im Irak, obwohl solche Einrichtungen die Eckpfeiler einer Eindämmungspolitik wären. Einfach ausgedrückt, ohne dauerhafte Stützpunkte im Irak kann eine atomwaffenfähige Islamische Republik nicht eingedämmt werden.

Während Senatorin Hillary Clinton (DN.Y.) den notwendigen Marker zur Unterstützung einer Abschreckungsstrategie festlegte, als sie erklärte, dass die Vereinigten Staaten den Iran „auslöschen“ könnten, falls die Islamische Republik Atomwaffen einsetzen sollte, untergrub Obamas Kritik an ihrer Aussage die Verpflichtung zu Vergeltungsmaßnahmen, auf denen jede Abschreckungspolitik beruhen muss.

Es mag für Abizaid, Mullen und die Wähler tröstlich sein zu glauben, dass die Vereinigten Staaten Teherans schlimmste Ambitionen abschrecken oder eindämmen können, aber ohne jegliche Vorbereitung darauf signalisiert Washington stattdessen, dass die Islamische Republik grünes Licht hat, um regionale Dominanz zu beanspruchen und im schlimmsten Fall seine Drohungen ausführen, Israel zu vernichten. Gleichzeitig signalisiert Washington seinen Verbündeten in der Region, dass sie allein sind und dass die Verpflichtung der USA, sie zu schützen, leer ist, da keine Anstrengungen unternommen werden, um die Grundlagen für Eindämmung oder Abschreckung zu schaffen. Arabische Staaten und die anderen Nachbarn des Iran könnten berechnen, dass sie keine andere Wahl haben, als Teherans Interessen besser gerecht zu werden. Sollten israelische Beamte glauben, dass der Westen beiseite treten wird, wenn der Iran nukleare Fähigkeiten erreicht, und dass eine nukleare islamische Republik eine existenzielle Bedrohung für den jüdischen Staat darstellt, können sie zu dem Schluss kommen, dass sie keine andere Wahl haben, als einen präventiven Militärschlag zu starten – ein Ereignis, das schnell zu einem regionalen Brand führen könnten, von dem die Vereinigten Staaten Schwierigkeiten haben würden, sich fernzuhalten.

Michael Rubin (mrubin@aei.org) ist ein am AEI ansässiger Wissenschaftler.“

Während dieser Artikel noch skeptisch war, äußerte sich das American Enterprise Institute in einem anderen Artikel „Einen nuklearen Iran eindämmen und abschrecken“ optimistischer:

„Damit Eindämmung und Abschreckung erfolgreich sind, müssen die Vereinigten Staaten nachweisen, dass sie sowohl den Einsatz von Atomwaffen durch den Iran als auch die Aggression durch Teherans Netzwerk von Partnern und Terroristenvertretern verhindern können. Gleichzeitig müssen die Vereinigten Staaten ihre Verbündeten in der Region und auf der ganzen Welt von ihrem Engagement für Stabilität in der Region überzeugen. All dies beruht auf der klassischen Anforderung, dass die Vereinigten Staaten in der Lage sein müssen, ihre Fähigkeit zu demonstrieren, eine deklaratorische Politik durchzuführen, um auf einen möglichen iranischen Atomangriff zu reagieren. Die Vereinigten Staaten verfügen weder über die verfügbaren Kräfte noch über die Fähigkeit, dies nach aktuellen Prognosen zu tun.

Zusammenfassend stellen wir fest, dass Eindämmung und Abschreckung zwar mögliche Strategien und Strategien für die Vereinigten Staaten und andere sind, wenn sie sich einem nuklearen Iran gegenübersehen, aber wir können die weit verbreitete Begeisterung, die in vielen Bereichen herrscht, nicht teilen. In der Tat scheint die breite Akzeptanz von Eindämmung und Abschreckung in erster Linie auf der mangelnden Bereitschaft zu beruhen, die beschriebenen Risiken und Kosten zu analysieren. Es kann der Fall sein, dass das Eindämmung und Abschreckung die am wenigsten schlechte Wahl ist. Dies macht es jedoch nicht zu einer risikoarmen oder kostengünstigen Wahl. Tatsächlich ist es keine Wahl, sondern eine Tatsache des Lebens. “

Kurz gesagt: In den wichtigsten Think Tanks in den USA, einschließlich derjenigen der Neocons, bereiteten sich die Menschen bereits mental auf die Tatsache eines nuklearen Iran vor und entwickelten entsprechende Strategien zur Eindämmung und Abschreckung.

Eine wichtige und zentrale Frage ist hier, ob man von der Annahme ausgehen kann, dass der Iran ein rationaler Akteur ist. Zum Beispiel legt Frederick Kagan in seinem Beitrag nahe, dass es im Iran möglicherweise eine apokalyptische Fraktion gibt, die bewusst ihren eigenen Untergang des Landes und sich selbst riskiert – weshalb man es nicht mit rationalen Akteuren zu tun habe – ergo: Abschreckung und Eindämmung könnte nicht funktionieren. Während Kagan immer noch davon ausging, dass der Oberste Spirituelle Führer des Iran, Ayatollah Khameini, einen Atomkonflikt vermeiden würde, sieht er in Menschen wie Ahamdinejad und Ayatollah Mesbah-Yazdi eine apokalyptische Fraktion, die bereit wäre, ihr eigenes Leben auch in einem Atomkrieg zu opfern, ja die ganze Nation, aber das machte Kagan zu einem Außenseiter und er löschte in der Zwischenzeit den Internet-Link zu seinem Artikel.

Als Beweis für Ahmadinedschads apokalyptische Impulse wird häufig das Zitat verwendet, wonach er im Oktober 2005 gesagt haben soll, man solle „Israel von der Landkarte auslöschen“/ „to erase Israel from the map“. Es begann jedoch eine intensive Diskussion über die richtige und korrekte Übersetzung seines persischen Satzes, und einige Experten sagten, er sei missverstanden worden.
Ahmadinedschad sprach von „Israel verschwindet von den Seiten der Geschichte“ und löse sich auf, ähnlich wie die Sowjetunion oder die Apartheid in Südafrika. Dieses Zitat könnte mehr von der Strategie von Ahmadinedschad und Iran zum Ausdruck gebracht haben, als die meisten Menschen wahrnehmen wollen. Der Iran will Israel nicht mit Atomwaffen auslöschen – er weiß zu gut, dass er im Falle eines Zweitschlags selbst ausgelöscht würde. Michael Wolfsohn sprach in der Talkshow von Günther Jauch am 15. April 2012 über die reale Gefahr der iranischen Atomwaffe für Israel und behauptete:

Sobald der Iran 1-3 Atombomben hat, kann Israel ihn nicht mehr angreifen. Die Abschreckung ist dann gegenseitig. Der Iran würde Israel nicht mit Atomwaffen angreifen und Israel könnte den Iran nicht länger mit Atomwaffen angreifen. Dies würde jedoch bedeuten, dass konventionelle Kriege unterhalb der Atomschwelle wieder denkbar wären, insbesondere wenn Ägypten, Syrien, Jordanien unter die Herrschaft der Muslimbruderschaft fallen, zumal mit der Unterstützung der Hamas und der Hisbollah, die mit größeren Waffen als ihre derzeitigen Silvesterknaller, Qassam-Raketen bewaffnet werden könnten. Israel könnte dann zu einem konventionellen Wettrüsten gezwungen werden, mit dem dieses Land wirtschaftlich nicht fertig werden könnte. Insbesondere bei Angriffen der Hamas und der Hisbollah, einschließlich einer möglichen konventionellen Kriegsgefahr durch die Nachbarstaaten, die dann vielleicht von der Muslimbruderschaft regiert würden, könnte Israel langsam ausbluten und viele Israelis würden auswandern, wodurch sich der Staat Israel langsam auflösen würde. Dies schien Wolfsohn zufolge eher die Strategie zu sein, die der Iran beabsichtigt, als Israel und sich selbst in ein nukleares Inferno zu versenken.

Die anderen Beiträge gingen davon aus, dass sogar Ahmadinedschad und Ayatollah Mesbah-Yazdi rationale Akteure wären, die die Auslöschung ihres eigenen Lebens und ihres Machtapparats und in der Tat der Nation fürchten und daher geeignete Objekte für nukleare Abschreckungsstrategien wären. Kurz gesagt: In den USA herrscht die gängige Doktrin vor, dass selbst Ahmadinedschad ein Weichei wäre, wenn die Gefahr der Vernichtung durch Atomwaffen besteht. Es wird auch auf die Erfahrungen mit der Sowjetunion während des Kalten Krieges verwiesen, obwohl das dort noch abzuschreckende nukleare Potential eine viel größere Dimension gehabt hatte. Und man sollte nicht vergessen, dass selbst Hitler während des Zweiten Weltkriegs keine biologischen und chemischen Waffen einsetzte.

Daniel Pipes als Jude und Israel als Nation, die aus dem Holocaust hervorgegangen ist und an der Spitze eines Konflikts und Krieges mit einem nuklearen Iran steht, wird nicht die gleiche Einstellung zu diesem Thema haben, die für es eine Frage des nackten Überlebens und der schieren Existenz ist und sich keine Fehleinschätzung leisten kann, sondern mit dem schlimmsten Fall rechnen muss. Daher meinen Amerikaner und Europäer als entfernte Sofakartoffeln und Couchpotatoes als vermeintlich allwissende Zuschauer eine entspanntere Haltung einnehmen zu können. Nachdem Trump jedoch das JCPOA, den Iran-Deal, gekündigt hat, könnte der Aufstieg eines nuklearen Iran wieder zu einem aktuellen Thema werden. Derzeit üben die USA und Israel durch Sanktionen und Cyberkrieg und Sabotage seiner nuklearen und militärischen Einrichtungen sowie durch die Ermordung des Chefs der Revolutionsgarden Hussein Solemeini maximalen Druck auf den Iran aus. Es ist jedoch noch nicht klar, wie die USA den Iran davon abhalten können, nuklear zu werden.

Entspannte Europäer und Amerikaner könnten vergessen, dass nicht nur Israel und Saudi-Arabien, sondern auch sie potentielle Ziele eines nuklearen Iran werden könnten, wenn das Mittel- und Langstreckenraketenprogramm voranschreitet. Vielleicht wird unter Biden die JCPOA neu gestartet, der Iran würde sein Atomprogramm wieder einschränken und die Europäer, Russen und Chinesen wären damit zufrieden. Die Kernfrage bleibt jedoch, ob die USA und Europa die Expansion des Iran im schiitischen Halbmond, seine Stellvertreterkriege, sein Sponsoring des Terrorismus und sein Raketenprogramm akzeptieren oder diese Themen in einen neuen Iran-Deal aufnehmen werden. Die Frage wird dann aber auch sein, ob der Iran diesen neuen Bedingungen zustimmen oder sie ablehnen würde und eine offizielle Akzeptanz als regionale Macht erhalten möchte. Wenn Trump jedoch wiedergewählt wird, wird es keine neue JCPOA geben, aber selbst nachdem der Iran sein Atomprogramm neu gestartet hat, wird es einige Zeit dauern, bis der Iran Atomwaffen haben könnte. Trump hat nur die Möglichkeit, seine Maximaldruckstrategie zu intensivieren, die Sanktionen, den Cyberkrieg und die Sabotageoperationen auszuweiten, seine anti-iranische Achse zwischen den USA, Israel und Sunniten über die VAE, Bahrain, Sudan, Kosovo hinaus auszudehnen und darauf zu hoffen, dass der Iran ab einem bestimmten Punkt einem Kompromiss und einem neuen Abkommen kommt, oder wenn dies nicht der Fall ist, bleibt nur die Hoffnung auf eine farbige Revolution im Iran oder die militärische Option wird wieder auf dem Tisch liegen. Und da weder Trump noch Biden sich auf eine neue Intervention ala Irakkrieg mit boots on the ground einlassen würden, zumal beide sich mehr auf den asiatischen Dreh- und Angelpunkt , den Asian Pivot und China konzentrieren wollen und Obama bereits begonnen hatte, sich im Nahen und Mittleren Osten zurückzuziehen, muss Israel sich mehr auf Ihre eigene IDF verlassen.

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