Nuklearer Iran- rationale und irrationale Akteure

Nuklearer Iran- rationale und irrationale Akteure

Wäre ein nuklearer Iran ein rationaler Akteur und könnte man ihn mittels Abschreckung und Eindämmung kontrollieren? Daniel Pipes verwies auf Ahmadinedschad und iranische Hardliner. Nun Ahmadinedschad ist nicht mehr im Amt und ob die iranischen Hardliner von Mahdi-Armagedonvisionen mittels eines Nukearkriegs geleitet sind, ist auch fraglich. Sie haben wie auch die sogenannt Moderaten  keine moralischen Bedenken, hunderttausende junge Menschen und Menschen wie im Iran-Irakkrieg zu opfern, nachdem der Irak schon zurückgedrängt war in einer Offensive,  konventionelle Kriege zu führen oder Kinder als Selbstmordattentäter zu schicken, würden auch Atomwaffen zur Erpressung und Abschreckung einsetzen, wie es westliche Realpolitiker auch tun, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie ein Armagedon wollen, das ihren eigenen Gottstaat auslöscht. Sie sind da wahrscheinlich so realistisch und rational wie die USA unter Reagan mit ihren Atomkriegsdrohungen, Totrüsten und Airlandbattle der NATO und der NSC-Direktive 54 von Colin S. Gray, der Atomkriege als „begrenzbar, führbar und gewinnbar“ gegenüber der Sowjetunion deklarierte. Sie sind da wahrscheinlich so rational wie Reagans damaliger Vizepräsident George W. Bush senior im damaligen Interview mit dem Korrespondenten der Los Angeles Times Scheer:

Scheer: Erreicht man mit diesen strategischen Atomwaffen nicht einen Punkt, wo wir uns gegenseitig so oft vernichten können, … daß es wirklich keine Rolle mehr spielt, ob man zehn oder zwei Prozent drunter liegt oder drüber?

Bush: Ja, wenn sie glauben, daß es in einem nuklearen Schlagabtausch nicht so etwas wie einen Sieger gibt, dann macht das Argument Sinn. Ich glaube das nicht.

Scheer: Wie gewinnt man einen nuklearen Schlagabtausch?

Bush: Man hat eine Überlebensfähigkeit der Kommando- und Kontrollstrukturen, Überlebensfähigkeit von Industriepotential, Schutz eines Prozentsatzes der Bürger, und man ist in der Lage, dem Gegner mehr Schaden zuzufügen, als der einem zufügen kann. Auf diese Weise kann es einen Sieger geben.

Fraglich, ob Bush senior das ernst meinte, aber Reagans Atomkriegsdrohungen, Atomkriegswitze oder NATO-Manöver wie Able Archer versetzten den Warschauer Pakt da desöfteren in Panik und höchste Alarmbereitschaft. Soweit nur zur Rationalität normaler Realpolitik und brinkmanship im zwischenstaatlichen Normalbetrieb im Weltfrieden, die ja auch erfolgreich war und die ja gerne in Gegensatz zu religiös-fanatischer Irrationalität gesetzt wird.

Wäre ein nuklearer Iran so dramatisch und würde er ein nukleares Wettrüsten in der Region und darüber hinaus auslösen, wenn die Erdogan-Türkei mit Hilfe von Russland und Japan, Ägypten und Saudi-Arabien mit Hilfe von Yared Kushners Iron Bridge-Programm ebenfalls versucht, nuklear zu werden?  Saudiarabien scheint sich immer mehr auf eine eigene nukleare Aufrüstung vorzubereiten, vor allem mit Hilfe der USA und Pakistans. Es fällt schon auf, wieviel Saudiarabien jetzt Pakistan an Wirtschaftshilfe und Investitionen gibt, ja selbst in die Neue Seidenstraße mittels des China-Pakistan-Economic- Corridor (CPEC) investiert. Neben den geopolitisch-wirtschaftlichen Interessen dürfte da auch das militärische mitspielen, nämlich Zugang zur pakistanischen Atomwaffentechnologie zu bekommen. Die Trumpregierung ist auch sehr aktiv in dieser Richtung.

Basierend auf den Berichten eines Whistleblowers hat nun ein Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhaus einen  Bericht vorgelegt, nachdem führende Kreise der Trump-Administration, denen sein Schwiegersohn Jareed Kushner angehört, das sogenannte IP3/Ironbridge-Programm, eine Art Marshallplan für Saudiarabien aufgelegt haben soll, der aber nur Tarnmantel dafür sein soll Saudiarabien mit Atomkraftwerken und letztendlich Atomwaffen zu versorgen. Die Scheinfirma beinhaltet zumal ein Konsortium aus General Electric, Siemens, Toshiba und anderen Firmen, Ex-generäle und Trumps ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater Flynn, aber eben vor allem seinen Schwiegersohn Jareed Kushner. Den Bericht des Repräsentantenhaus kann man im Original lesen unter:

https://oversight.house.gov/sites/democrats.oversight.house.gov/files/Trump%20Saudi%20Nuclear%20Report%20-%202-19-2019.pdf

Um die Nichtproliferation von Atomwaffen durchzusetzen, müssten die USA schon jeglichen Ansatz dazu nach dem wohl nicht mehr verhinderbaren Atomstaat Nordkorea unterbinden. Ansonsten beginnen wieder Diskussionen in US-Regierungskreisen wie in den 60er Jahren unter Kennedy und dann Johnson, wie sie Seymour Hersh in seinem Buch „Atommacht Israel“ beschreibt,  ob man wirklich an der Nichtverbreitungspolitik  festhalten wolle oder sich nicht auch eine Gruppe oder einen Gürtel atomarer Staaten wie Japan, Taiwan und Indien als Gegengewicht zu Atomwaffen Chinas und der Sowjetunion zulassen solle, wobei man die Diskussion nicht nach außen dringen liess, auch nicht in offiziellen Erklärungen oder auch nur in Form von Andeutungen. Nixon versuchte dann die Sowjetunion zu einem gemeinsamen Militärschlag gegen Chinas Atomarsenale und nukleare Infrastruktur zu gewinnen, was diese ablehnte und Nixon dann nach China reiste und sich mit Mao verbündete.

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