Die neue China-Politik der Biden-Regierung: Coopetition/Koopetition?

Die neue China-Politik der Biden-Regierung: Coopetition/Koopetition?

Coopetition/ Koopetition ist das neue Schlagwort in der Wirtschaft und soll auch das neue Modell für die Außenpolitik und insbesondere für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen werden, wie der frühere Google-CEO Eric Smidt vorgeschlagen hat. Zunächst einige Definitionen der Koopetition/Coopetition in der Wirtschaft, um zu verstehen, welche Teile der USA Freihändler wollen in den chinesisch-amerikanischen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Was ist Coopetition /Koopetition, also jener Zwitter zwischen Competition und Cooperation?

„Coopetition statt Konkurrenz

Die Zeiten der Alleingänge sind vorbei. In Zukunft gewinnen clevere Kooperationen – auch mit der Konkurrenz.

Die evolutionäre Idee des “Survival of the Fittest” hat nicht nur geprägt, wie wir die Natur wahrnehmen, sondern auch, wie wir uns in Businesskontexten bewegen. Intuitiv bestimmt das Konkurrenzdenken unsere individuellen Verhaltensweisen – und das Handeln von Organisationen und Unternehmen. Doch je mehr die Netzwerkökonomie Gestalt annimmt, umso deutlicher wird auch, dass diese Haltung Unternehmen in Zukunft eher schaden als nützen wird.

In der Wirtschaft sehen sich Unternehmen einem Umfeld ausgesetzt, in dem um Marktanteile und die Ausschöpfung von Wachstumspotenzialen gekämpft wird. Insbesondere die hohe Preisbedeutung für den Konsumenten als auch die zunehmende Preistransparenz, stellen für Unternehmen eine Herausforderung dar. Die teils unerbittliche Strategie ausgefahrener Ellenbogen äußert sich oftmals in einem ruinösen Preiskampf, wie die Insolvenz der Baumarktkette Praktiker und ihrer Tochtergesellschaft Max Bahr gezeigt hat.

Dabei gibt es durchaus andere Wege. Die Etablierung strategischer Allianzen, basierend auf Überlegungen des Mathematikers John von Neumann (1903-1957) und des Wirtschaftswissenschaftlers Oskar Morgenstern (1902-1977), auch “Coopetition” genannt, eröffnet eine völlig andere Vorgehensweise zur Ertragsoptimierung.

Wie sie funktionieren kann, zeigt die Zusammenarbeit der Autohersteller VW und Ford:
Auf die anfängliche Kooperation bei der Fahrzeugentwicklung folgte eine getrennte Vermarktung als VW Sharan bzw. Seat Alhambra einerseits und andererseits als Ford Galaxy. Auch die Kooperation zwischen dem Chemie- und Pharmafabrikanten Merck und dem US-Biotech-Unternehmen MedImmune zeigt, dass gerade in Marktsegmenten, in denen der Bedarf an Kapazitäten starken Schwankungen unterworfen ist, taktvolle Zusammenarbeit eine effiziente Lösung darstellt. MedImmune darf Mercks Ausstattung zur Entwicklung mikrobieller Komponenten verwenden. Im Gegenzug hat Merck das Recht, MedImmunes Biotechnologie zu nutzen. Eine Win-Win-Situation, die auf 15 Jahre angelegt ist.

Auch um Patentrechte zu realisieren, können Kooperationen äußert nützlich sein, wie die Zusammenarbeit des Mischkonzerns General Electric und des Innovationsunternehmen Quirky zeigt. Während GE die Mittel zur Konzipierung neuer Produkte zur Verfügung stellt, liefert die Quirky-Community neue Innovationsideen.

Ein kooperatives Mindset zahlt sich in der Netzwerkgesellschaft immer öfter aus. Das “Survival of the Fittest”-Denken ist dem Zeitalter der Konnektivität nicht mehr angemessen. Im Gegenteil: Beim Umgang mit der Konkurrenz ist viel Feingefühl gefragt – für die richtige Balance aus Competition und Cooperation. 

https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/coopetition-kooperation-statt-konkurrenz/

„Coopetition – Lieber gemeinsam statt einsam

Zum Beispiel Volkswagen. Der Autohersteller arbeitet inzwischen nicht nur mit seinen klassischen Zulieferern zusammen, sondern auch mit Ford, Amazon und Microsoft – und sogar mit der Google-Tochter Waymo, die sich auf autonomes Fahren spezialisiert hat. Selbstmord aus Angst vor dem Tod? Mitnichten.

Was früher undenkbar gewesen wäre, wird inzwischen zum Normalfall: Vermeintlich bittere Gegner verbünden sich und machen gemeinsame Sache. Doch dafür müssen sie nicht gleich komplett fusionieren, einzelne Gemeinschaftsprojekte tun es auch: ein klassischer Fall von Coopetition.

Dieses Kofferwort aus Zusammenarbeit (cooperation) und Wettbewerb (competition) geht zurück auf das gleichnamige Buch der beiden Ökonomen Barry Nalebuff und Adam Brandenburger aus dem Jahr 1996. Doch in den vergangenen Jahren hat der Begriff noch mal eine völlig neue Dynamik und Relevanz bekommen.

Weil alle Unternehmen durch die Digitalisierung und Informationstechnik immer schneller reagieren müssen – oder, betriebswirtschaftlich formuliert: weil Produktionszyklen immer kürzer werden – entstehen ständig neue unternehmens- und branchenübergreifende Netzwerke und Allianzen.

Die meisten Konzerne haben verstanden, dass sie es in der globalisierten und digitalisierten Welt kaum ganz alleine schaffen werden. Wer schlau ist, erkennt daher seine Unterlegenheit in gewissen Bereichen an – und profitiert in gemeinsamen Projekten von den Erfahrungen der Konkurrenten. Zumindest dann, wenn die Basis einer erfolgreichen Coopetition gegeben ist: gegenseitiges Vertrauen.

Dazu gehört es auch, die eigenen Schwächen anzuerkennen. Diese Souveränität ist nicht jedem gegeben. Deshalb ist Coopetition in Ländern wie den USA oder Japan bereits weiter gediehen als in Deutschland – doch wenn es nach Barry Nalebuff und Adam Brandenburger geht, dürfte die Vernunft letztlich siegen: „Es geht dabei darum, Wege zur Vergrößerung des Kuchens zu finden“, schrieben sie in ihrem Buch, „statt nur mit Konkurrenten um einen Kuchen hingenommener Größe zu streiten.“

https://app.handelsblatt.com/technik/digitale-revolution/digitaldictionary-coopetition-lieber-gemeinsam-statt-einsam/25013094.html?ticket=ST-6337244-ET06kYsfkOnXka2iFfwF-ap4

„Was ist Coopetition?

Koopetition ist der Akt der Zusammenarbeit zwischen konkurrierenden Unternehmen; Unternehmen, die sowohl im Wettbewerb als auch in der Zusammenarbeit tätig sind, sollen sich in Zusammenarbeit befinden. Bestimmte Unternehmen profitieren von einer vernünftigen Mischung aus Zusammenarbeit mit Lieferanten, Kunden und Firmen, die ergänzende oder verwandte Produkte herstellen. Coopetition ist eine Art strategische Allianz, die besonders häufig bei Software- und Hardwarefirmen auftritt. Die zentralen Thesen Coopetition ist der Akt der Zusammenarbeit zwischen konkurrierenden Unternehmen, indem eine strategische Allianz gebildet wird, die beiden Unternehmen helfen soll. Die Zusammenarbeit umfasst eine Mischung aus Zusammenarbeit mit Lieferanten, Kunden und Firmen, die ergänzende oder verwandte Produkte herstellen. Koopetition ist in der Technologiebranche weit verbreitet, insbesondere zwischen Software- und Hardwarefirmen.

 Coopetition verstehen

Coopetition ist eine Geschäftsideologie, die direkt aus Erkenntnissen der Spieltheorie abgeleitet wurde. Coopetition-Spiele sind statistische Modelle, die berücksichtigen, wie durch Partnerschaften mit Wettbewerbern Synergien geschaffen werden können. Die Taktik wird als gute Geschäftspraxis zwischen zwei Unternehmen angesehen, da sie zur Expansion des Marktes und zur Bildung neuer Geschäftsbeziehungen führen kann. In dieser Eigenschaft sind Vereinbarungen über Standards und die Entwicklung von Produkten in einer Branche oder zwischen zwei Wettbewerbern erforderlich, um die Zusammenarbeit umzusetzen.

Das Koopetitionsmodell

Das statistische Modell ermittelt die Vorteile der Zusammenarbeit und untersucht auch die Aufteilung des Marktanteils zwischen Wettbewerbern, um den Marktanteil führender Unternehmen zu maximieren. Das Modell wird zunächst in Diamantform mit Kunden, Lieferanten, Wettbewerbern und Komplementären in jeder Ecke entworfen. Das Ziel der Zusammenarbeit und des Modells selbst ist es, den Markt von einem Nullsummenspiel, bei dem ein einziger Gewinner alles übernimmt, in ein Umfeld zu bringen, in dem das Endergebnis dem Ganzen zugute kommt und alle profitabler macht. Der Dreh- und Angelpunkt des Modells ist das Verständnis der Eingabevariablen, die die Spieler innerhalb des Diamanten beeinflussen, um zu konkurrieren oder zusammenzuarbeiten. Dieses Verständnis führt zu dem Wissen, welche Kräfte die Spieler zum Wettbewerb bringen und welche Kräfte sie zur Zusammenarbeit bringen und in welcher Kapazität.

 Die Professoren aus Harvard und Yale, Adam M. Brandenburger und Barry J. Nalebuf, waren Pioniere der Idee der Zusammenarbeit. Vorteile der Zusammenarbeit für Unternehmen Der häufigste Sektor, der im Rahmen der Zusammenarbeit tätig ist, ist die Technologiebranche. Die Zusammenarbeit zwischen Wettbewerbern ermöglicht Hardware- und Software-Synergien. Viele Startups, insbesondere in der Technologiebranche, konkurrieren auf einem ähnlichen Markt, haben jedoch einzigartige Vorteile.

 Zwei Wettbewerber können komplementäre Stärken haben, und es kann eine Kooperationsvereinbarung geschlossen werden, um an gemeinsamen Gewinnen teilzuhaben. Die Zusammenarbeit zwischen zwei Technologieunternehmen kann die Chance auf Benutzerwachstum in jedem Unternehmen durch kanalübergreifende Werbung erhöhen. Im Startup-Bereich und in der Technologiebranche kämpfen häufig zwei oder mehr Wettbewerber gegen einen größeren Wettbewerber, und Technologieunternehmen können sich integrieren, um eine Koopetition gegen einen größeren Gegner zu bilden.

Die Zusammenarbeit in der Technologiebranche ist weit verbreitet, da häufig zwei Wettbewerber übernommen werden oder fusionieren und eine stärkere Einheit bilden. Beispiel für die Zusammenarbeit in der realen Welt Am 17. März 2020 gaben Pfizer Inc. (NYSE: PFE) und BioNTech SE (Nasdaq: BNTX) eine Zusammenarbeit zur gemeinsamen Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs bekannt. Der Impfstoff wird laut Pressemitteilung von Pfizer in den USA und in Europa erhältlich sein. Die Kooperationsvereinbarung zwischen den beiden Unternehmen wird letztendlich die Produktionskapazität erhöhen, um die weltweite Versorgung mit dem Impfstoff zu gewährleisten. Die Unternehmen hoffen, bis Ende 2020 Millionen von Impfstoffdosen und mit behördlicher Genehmigung Hunderte von Millionen zusätzlicher Dosen im Jahr 2021 zu produzieren. BioNTech wird die Impfstoffkandidaten beisteuern, während Pfizer die klinische Forschung und Entwicklung sowie die Herstellung und Herstellung beitragen wird Vertriebsfähigkeiten des Unternehmens. BioNTech erhält von Pfizer eine Vorauszahlung in Höhe von 185 Mio. USD sowie eine Kapitalbeteiligung von fast 113 Mio. USD. Wenn bestimmte Meilensteine ​​erreicht werden, besteht jedoch ein Potenzial von insgesamt 748 Millionen US-Dollar für zukünftige Zahlungen

https://www.investopedia.com/terms/c/coopetition.asp

Koopetition in der Wirtschaft sind strategische Allianzen und Synergien, in denen Sie in einigen Bereichen konkurrieren, in anderen jedoch zusammenarbeiten, da dies eine Win-Win-Situation sein könnte, die die Vorteile für beide Parteien erweitert und kein Nullsummenspiel wäre, in dem die der Gewinner alles nimmt. Aufgrund der Globalisierung, Digitalisierung, Vernetzung und verkürzter Produktionszyklen wäre dies das Wirtschaftsmodell für die Zukunft. Es ist jedoch nicht so neu, scheint aber bei den Unternehmen, insbesondere in der neuen IT-Branche und im Silicon Valley, viel beliebter und allgemein verbreiteter zu werden.

Aber Teile der US-Elite, von Kissinger, Graham Allison, Albright Consulting, der ehemaliger CEO von Google Eric Schmidt bis hin zu Wallstreet-Geschäftskreisen, wollen verhindern, dass das chinesisch-amerikanische Engagement durch Congagement oder Eindämmung unter der Biden-Administration vollständig aufgehoben wird, und wollen das Konzept der Koopetition fördern anstelle von Trumps America First-Nullsummenspiel-Konkurrenz, Handelskriegen und Entkopplung sowie einer umfassenderen und hauptsächlich protektionistischen Handelspolitik. Vielleicht könnte anstelle einer teilweisen Entkopplung eine (staatlich) regulierte Coopetition- Wettbewerbsteilung von Arbeit und Funktionen zwischen den US- und chinesischen Unternehmen ein Modell sein. Aber Niall Fergusson kommentiert diese Ideen:

„Bei einem vom Kissinger Center for Global Affairs an der Johns Hopkins University veranstalteten Forum zur Weltordnung nach Covid-19 warnte eine klare Mehrheit der Redner vor den Gefahren eines neuen kalten Krieges. Eric Schmidt, der ehemalige Vorstand von Google, plädierte stattdessen für ein auf «Rivalität und Partnerschaft» gegründetes Modell kooperativen Wettbewerbs («coop-etition»), in dem die beiden Nationen gleichzeitig im Wettbewerb stehen und zusammenarbeiten – so, wie das Samsung und Apple jahrelang praktiziert haben.

Graham Allison von Harvard, Autor des Bestsellers «Destined for War: Can America and China Escape Thucydides’s Trap?», stimmte ihm zu; als weiteres Beispiel führte er die «freundschaftliche Feindschaft» zwischen dem Song-Kaiser Chinas und dem Königreich Liao an Chinas Nordgrenze an. Die Pandemie, meinte Allison, habe «die Unmöglichkeit ans Licht gebracht, China eindeutig als Feind oder als Freund zu identifizieren. Rivalität und Partnerschaft hört sich vielleicht kompliziert an, aber das Leben ist nun einmal kompliziert.»

«Der Aufbau einer produktiven und vorhersagbaren Zusammenarbeit zwischen den USA und China», schrieb John Lipsky, der früher dem Internationalen Währungsfonds angehörte, «ist ein unumgänglicher Schritt für die Stärkung der Institutionen einer globalen Führung.» Der letzte kalte Krieg habe «jahrzehntelang den Schatten eines globalen Holocaust» in die Welt gebracht, sagte James Steinberg, ein früherer stellvertretender Aussenminister. «Was können wir tun, um ein Umfeld zu schaffen, das die Rivalität eingrenzt und Raum für Kooperation schafft?»

Elizabeth Economy, meine Kollegin bei der Hoover Institution, hatte eine Antwort: «Die Vereinigten Staaten und China könnten . . . sich zusammentun, um einer globalen Herausforderung zu begegnen», nämlich dem Klimawandel. Tom Wright von der Brookings Institution vertrat eine ähnliche Richtung: «Sich auf den Wettbewerb der Grossmächte zu konzentrieren und dabei die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zu vernachlässigen, wird den USA keinen dauerhaften strategischen Vorteil gegenüber China verschaffen.»

All das klingt überaus vernünftig, wenn man von einer Sache absieht: Die Kommunistische Partei Chinas ist nicht Samsung und schon gar nicht das Königreich Liao. Vielmehr übersehen die heutigen Vertreter von «Rivalität und Partnerschaft» – wie das auch im Ersten Kalten Krieg der Fall war, als Akademiker (besonders nach 1968) tendenziell eher Tauben als Falken waren – die Möglichkeit, dass die Chinesen kein Interesse daran haben, freundschaftliche Feinde zu sein. Sie wissen sehr genau, dass dies ein kalter Krieg ist, weil sie ihn begonnen haben.“

https://www.nzz.ch/feuilleton/niall-ferguson-der-zweite-kalte-krieg-hat-laengst-begonnen-ld.1565725

Die Zeit für die alte Engagement-Politik ist vorbei, aber die neue Debatte wird sein, ob die US-China-Politik mehr Congagement oder Koopetition sein wird. Und es wird auch interessant sein, wie Mike Pompeo, Trump und die verschiedenen Fraktionen der Republikaner und Teile der Demokraten auf die Konzepte von Congagement und Koopetition reagieren und in welche Richtung sie Bidens China-Politik verändern werden und können. Und es wird auch die Frage sein, ob sich solche Wirtschaftsmodelle in die Politik übertragen werden können, wenn man an das Thema Taiwan und das Südchinesische Meer und andere Bereiche denkt oder an das Aussenhandels- und Leistungsdefizit der USA und China, das auch unter den 4 Jahren Trump kontinuierlich stieg. Trotz Trumps America First oder wegen Trumps America First oder wäre es bei Cooptition oder altem Engagement noch höher ausgefallen? Bleibt also abzuwarten, ob es sich bei Coopetition nach Engagement nicht um die nächste Ideologie handelt, die vielleicht doch kein win-win ist. Zumal die US-Regierung nicht vergessen sollte, dass Chinas Wirtschaft immer noch stark staatlich reguliert und gelenkt ist und man in diesem Bereich erst einmal gleiche Bedingungen herstellen müsste-sei es durch eine Deregulierung Chinas oder einer verstärkten Regulierung der US-Wirtschaft. Zumal auch die politische Einheit eine wichtige Grösse ist und bei dieser fehlt es in den USA nicht erst seit dem Sturm auf das Kapitol beträchtlich.

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