Postkoloniale, postmoderne soziale Gerechtigkeits-Ethno-MathematX: 2 + 2 = 5

Postkoloniale, postmoderne soziale Gerechtigkeits-Ethno-MathematX: 2 + 2 = 5

Eine hitzige Debatte hat in den USA begonnen, aseit ein BLM-Aktivist behauptete, die Gleichung 2 + 2 = 4 sei eine weiße suprematistische imperialistische großartige Erzählung,ein rassistisch-kolonialistischer Grand Narrativ, der dekonstruiert werden müsste, wie die deutsche Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet:

Debatte in Amerika : Wieviel „weiße Vorherrschaft“ steckt in der Mathematik?

In den Vereinigten Staaten soll Mathematik nicht mehr rein objektiv, sondern ein Zeichen „weißer Vorherrschaft“ sein. Nichtweiße Schüler würden in Mathematik benachteiligt, da sich das Fach auf westliche Werte stütze, lautet die These.

Den Anfang machte Brittany Marshall. „Die Idee von 2 + 2 = 4 hat kulturelle Gründe. Als Folge von westlichem Imperialismus/Kolonisierung halten wir sie für das einzig Richtige“, twitterte die Studentin der Rutgers-Universität im vergangenen Sommer – und brach in den Vereinigten Staaten die Debatte über Mathematik, Hautfarbe und Herkunft los. Marshall, laut ihrem Profil Lehrerin, Kämpferin für sozialen Wandel und Anhängerin der Bewegung „Black Lives Matter“, machte öffentlich, was nur gelegentlich und verhalten in Schulverwaltungen und bei Bildungskonferenzen diskutiert wurde: die These, dass nichtweiße Schüler in Mathematik benachteiligt würden, da sich das Fach auf westliche Werte stütze.

Wie erwartet, wurde Marshall in sozialen Medien von Verrissen eingeholt. Viele Amerikaner warfen ihr Naivität und Kurzsichtigkeit vor, andere den Versuch, Mathematikunterricht in Zeiten von Identitätspolitik zu instrumentalisieren. „Es geht hier um Mathe, nicht um Geschichte“, mahnte die konservative Journalistin Paula Bolyard. „Mathe lügt nicht. Sie ändert sich auch nicht durch politische Strömungen oder eigene Gefühle. Die iPhones, auf denen ihr eure Tweets tippt, funktionieren nach dem binären System – Einsen und Nullen, nicht Fünfen oder Viertausender.“

Zumindest in Oregon schien die Warnung zunächst nicht angekommen zu sein. Das Kultusministerium des Pazifikstaats forderte Lehrer jetzt auf, sich in einem Kurs für „Ethnomathematik“ weiterzubilden. Der Bildungstrend, so der Rundbrief, gehe davon aus, dass der Fokus auf das korrekte Resultat im Mathematikunterricht ein Zeichen „weißer Vorherrschaft“ sei. Ein Ziel der Fortbildung solle daher sein, für jede Aufgabe mindestens zwei Ergebnisse zu erarbeiten. Auch das Vorführen von Rechenwegen durch die Schüler verträgt sich nicht länger mit den Vorstellungen des Kultusministeriums in Portland. Es sei ein Signal für die Infiltration des Klassenzimmers mit „White Supremacy Culture“.

Warum überhaupt Algebra lernen?

„Das Konzept, dass Mathematik rein objektiv ist, ist eindeutig falsch. An der Idee festzuhalten, dass es immer richtige und falsche Antworten gibt, schreibt diese Objektivität und die Furcht vor offenem Konflikt fort“ – mit diesen Worten warf das Department of Education den bisherigen Ansatz über den Haufen. Auch Objektivität, heißt es in dem Begleitbuch zur neuen Lehrmethode unter dem Titel „Abbau von Rassismus“, sei ein charakteristisches Zeichen für „weiße Vorherrschaft“.

Kritiker werten den bizarren Vorstoß als Versuch, die „Leistungslücke“ zwischen afroamerikanischen sowie hispanischstämmigen Schülern und weißen Jugendlichen zu kaschieren. Eine Studie der Denkfabrik Brookings Institution zeigte im vergangenen Dezember ein weiteres Mal, dass das „Achievement Gap“ im Fach Mathematik besonders groß ist. Bei dem standardisierten Test SAT, in den Vereinigten Staaten vor knapp 100 Jahren eingeführt, um Absolventen der Highschools unabhängig von sozialem Status den Weg zu Universität und Stipendien zu ermöglichen, blieben Schwarze und Latinos zurück.“

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/usa-benachteiligung-in-mathematik-wegen-herkunft-17222203.html?GEPC=s3&premium=0xc4f849ac80aaf6cab82b7a0de01d3698

Die Kritiker der weißen Vorherrschaftsmathematik haben zwei Argumente. Die ersten könnten noch eine gewisse Legitimität haben, da sie behaupten, dass die meisten Afroamerikaner schlecht in Mathematik sind und dadurch ihre schulische Gesamtleistung sowie nach Bildungs- und Jobwechseln beeinträchtigt würden, wobei auch zu berücksichtigen ist, dass die meisten von ihnen nicht in wissenschaftlichen, geschäftlichen oder akademischen Berufen arbeiten wollen, in denen Sie Mathematik benötigen. Dass nicht-weiße asiatische Amerikaner mit konfuzianischem Bildungsideal und Arbeitsethik in Mathematik sehr gut sind, ist kein Argument. Sind Afroamerikaner und Frauen zu dumm für Mathe? Das könnte auch eine rassistische Schlussfolgerung sein. Die Frage ist, ob die meisten Afroamerikaner, die keine wissenschaftliche, geschäftliche oder akademische Karriere machen wollten, keine Mathematik in Schule und Universität haben dürfen, um die Karrierechancen nicht zu mindern. Jede grundlegende Bildungsidee, das Menschen schreiben, lesen und rechnen können sollen, würde jedoch so abgeschafft. Und wenn  auch noch Schreiben und Lesen nur eine andere Form der weißen Vormacht wie Mathematik war, dann vergessen wir die gesamte Bildungsidee der Aufklärung und einer modernen Gesellschaften. Man könnte dann auch einfach alle Schulen schließen und niemand kann mehr diskriminiert werden.

Das andere Argument ist jedoch, dass die mathematische Berechnung und 2 + 2 = 4 nur eine Berechnungsform waren, die zu anderen Berechnungsergebnissen führen könnte, und dass es andere Berechnungsformeln bei Urvölkern und australischen Ureinwohnern, den Aborigines gibt. Es ist nicht nur eine Kritik am schulischen Selektionssystem wegen der Underperformance von Afroamerikanern in Mathematik, sondern auch ein Angriff auf der Grundlage von Rationalität, Objektivität, Wissenschaft und Methodolgie. Die Auswirkungen der Ideologie der Dekonstruktion vermeintlich hegemonialer Erzählungen durch die postkolonialen Postmodernisten nehmen nun groteske Formen an. Nicht nur Trump und die Rechte untergraben die Aufklärung und Wissenschaft, sondern dies wird jetzt auch von der angeblich linken BLM-Seite getan, wie die Diskussion um Social Justice Ethno-Mathematx zeigt. Die BLM-Mathematikkritiker sind wahrscheinlich Leute, die immer gut in Ethik und immer schlecht in Mathematik waren. BLM-Mathematik ist die Fortsetzung der Pipi-Langstrumpf-Mathematik mit anderen Mitteln. Solche Menschen scheinen eine gewisse intellektuelle Basis mit linken Esoterikern und Korona-Leugnern zu teilen. Eine philosophischere Debatte wäre noch, ob Mathematik und ihre Logik binäre Logik und binären Denkweisen fördern und dialektischere Denkweisen verhindern. Aber das ist eine Debatte über Logik an sich und hat nicht viel mit angeblicher weißer Vorherrschaftsmathematik zu tun und ist nicht das Argument der BLM-Mathematikkritiker. Oder das sophistisch- philosophische Argument und die Frage, mit denen Jungen ihre Masthelehrer ärgerten: Was bedeutet 2, wenn wir alle wissen, dass es keine 2 absolut ähnlichen Objekte auf der Erde gibt?

.Zwar kann man diskutieren,ob Mathematik binäres statt dialektischen Denken fördert,vielleicht auch,ob man den Lehrplan etwas entschlackt,aber Lesen,Schreiben und Grundrechenarten sollten fester Bestandteil jedes Curriculms sein.Sonst gibt man den Gedanken der Elementarbildung auf. Zudem auch die Frage ist,ob man Afroamerikaner ewig ausMINT-Fächern heraushalten will. Dann braucht man auch keine affirmative action oder Girls Fays. Im übrigen scheinen die BLM-Aktivisten auch nicht die klassischen Mathewerke der chinesischen Han-Dynastie zu kennen,die nicht-weissen Ursprungs sind, aber genauso rechnen. Wobei die Frage wäre, ob die chineischen Euklids, Pythagorase und Mathematiker der Klassik nocht von den Griechen beeinflusst waren, da es schon vor der Seidenstrasse enge Kontakte gab, wie westliche Mumienfunde nahelegen. Jedenfalls war auch für die klassischen Chinesen 2+2=4 mit allen anderen Grundrechenarten. Zumal die 0 (Null) aus Persien oder Indien rübergekommen sein soll. Und Mengenlehre kannte man auch schon in Ansätzen, wie Stochastik. Alles nichtweisse Mathematik. Aber vielleicht erklärt sich der Aufstieg Chinas und die überdurchschnittliche Performance von asiatischen Mathestrebern in den MINT-Fächern daher, dass die Leute schon kulturell bedingt, zumal auch über konfuzianische Staatsprüfungen und Bildungsideale rechnen, kalkulieren und logisch denken konnten,sich ihre Überlegenheit daraus ergab und die Urvölker dies eben nicht konnten. Vielleicht war jegliche Supremacy in der Mathe und dem logischen Denken angelegt- unabhängig von der Hautfarbe. Der Vorwurf, dass in mathematischen Modellen sozialdarwinistische Modelle berechnet werden, ist aber eher kein Vorwurf an die Mathematik als solche, sondern an die Kriteriengebung von Statistik, die gesellschaftlich und politisch bestimmt werden.

In den folgenden zwei Artikeln von The New Discourse und Dennis O´Leary, die die Positionen klarstellen:

2+2 Never Equals 5

“Freedom is the freedom to say that 2+2=4. If that is granted, all else follows” -George Orwell, Nineteen Eighty-four

“Yes, There Really Is a War on Math in Our Schools

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