Der Kampf um die Seele des Opiumstaates Afghanistan

Der Kampf um die Seele des Opiumstaates Afghanistan

Nun meldet sich auch ein alter Afghanistanveteran General a.D. Donroese zu Worte,mit dem Global Review auch schon einige Interviews geführt hat.

„Ex-General sieht Fehler beim Westen: „Taliban hatten mathematisch und technologisch keine Chance“

Innerhalb weniger Wochen haben die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen. Das überrascht auch Hans-Lothar Domröse, wie er in einem Interview mit der Welt zugab. Der General a.D. führte von 2012 bis 2016 den Oberbefehl über das Nato Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum. In dieser Funktion war er regelmäßig in Afghanistan und ist mit der Materie vertraut.

„Die Taliban sind eigentlich unterlegen, sie hatten mathematisch und technologisch keine Chance“, sagt Domröse, über den unerwartet schnellen Zusammenbruch der afghanischen Armee (ANA), in die die USA und ihre Verbündeten Milliarden von Dollar und 20 Jahre Ausbildung investiert hat. Doch plötzlich kippe einer nach dem anderen in der hochgerüsteten Armee um, das kleine Moped scheine immer schneller zu werden. „Die brummen eigentlich nur vor sich hin, aber die anderen sagen: Um Gottes Willen, da kommt eine Riesenmacht auf uns zu – und werfen die Waffen weg.“

Ex-General über Afghanistan: „Wir haben die Seele vernachlässigt“

Für das Chaos in der ANA macht er auch Fehler des Westens verantwortlich. „Wir haben offensichtlich die Seele vernachlässigt“, so Domröse. „Das wofür.“ Man habe die Armee ausgerüstet, sie fit gemacht an den Waffensystemen und die Logistik. Was man nicht gesehen habe, sei die Frage: „Wofür mache ich das alles“, für meinen Staat, für meinen Kommandeur oder für meinen Präsidenten – das hat offenbar gefehlt, und das haben wir unterschätzt. Also ich jedenfalls.“

Ein Problem ist laut Domröse auch die Korruption in der Armee gewesen. Man habe Generale erwischt, die Benzinladungen für die Truppe abgezweigt hätten, um die Ölheizung ihrer Privathäuser damit zu betanken. „Dann ist es erklärbarer, dass der normale kleine Soldat sagte: Wenn der General abhaut, dann haue ich auch ab.“

https://www.merkur.de/politik/afghanistan-ex-general-kritik-zusammenbruch-korruption-armee-taliban-waffen-evakuierung-90928002.html

Richtig stellt Domroese fest,dass bei allem technologischen Equipment und Training,wohl die Identifikation und der Kampfeswillen Seiten der ANA gefehlt hätte.Indirekt bringt er es noch mit der Korruption zusammen, aber nur bei der Armee, als wäre diese nicht viel verbreiteter auch in der Politik..Aber den Punkt mit dem materiellen Mehrwert für die breite Bevölkerung,den die Chinesen nun Aber den Punkt mit dem materiellen Mehrwert für die breite Bevölkerung,den die Chinesen nun mit ihrem BRI-Projekt reinbringen wollen und dass der Westen kein systematisches Entwicklungsprogramm  hatte,sieht der deutsche Orientalist und Sinologe Professor Van Ess als die eigentliche Ursache. Obgleich ein solches unter Kriegsbedingungen natürlich schwieriger zu implementieren ist. Aber es gab kein solches strategisches Entwicklungskonzept des Westens. Zudem man auch sehen muss,dass Teile der afghanischen Landwirtschaft dem Opiumanbau dienen und sich schon die Taliban in den 90ern bei den Millionen Opiumbauern unbeliebt machten,als sie diesen unterbinden wollten. Später dann die NATO,als sie Opiumfelder vernichtete,da diese wiederum auch eine wichtige Einnahme der Taliban und Islamisten waren (möglicherweise hat man hingegen die Opiumfelder mit der NATO Verbündeter Warlords verschont).Der selbständige Unternehmer in Afghanistan ist oft ein Opiumbauer.Mal sehen,wie die Taliban und die Chinesen nun mit dem „Opiumstaat“ Afghanistan weiter verfahren wollen 

Der Umfang des Drogenanbaus wird auch unterschiedlich eingeschätzt.Obwohl Afghanistan für mindestens 60-80% des weltweiten Opiumhandels verantwortlich ist, ist unklar, welchen Anteil der Opiumsektor in Afghanistan hat. Während einige Experten diesen eher für sekundär ansehen, sprechen andere Autoren von einem Opiumstaat. Richtig daran ist jedenfalls, das die Taliban und ihr neuer Staat auch weitere Finanzquellen erschließen müssen, um einigermassen funktionsfähig zu sein.

„Laut einem UN-Bericht aus dem Juni nimmt die Terror-Miliz jährlich zwischen 300 Millionen und 1,6 Milliarden US-Dollar ein. Also zwischen 256 Millionen und 1,37 Milliarden Euro. Neben ausländischen Spenden sowie dem illegalen Abbau von Rohstoffen wie Kupfer und Eisen macht auch der Handel mit Drogen laut Welt einen großen Anteil aus.

60 Prozent der jährlichen Einnahmen seien auf den Anbau und den Verkauf von Opium oder Heroin zurückzuführen. Dies gehe aus dem Bericht des US-Sondergeneralinspektors für Afghanistan vom Mai hervor. Dort werde ein US-Beamter entsprechend zitiert. Diese Quelle sprudelt seit Jahren, obwohl die USA sie mit Luftangriffen auf mutmaßliche Labore und Durchsuchungen versiegen lassen wollten.

Taliban und die Finanzen: Drogenhandel im Land macht auch Bauern glücklich

Doch mit dieser Taktik sei lediglich Wut auf die vom Westen gestützte Regierung geschürt worden. Denn für viele Bauern und Arbeiter ist die Opiumproduktion die Grundlage, um ihre Familie ernähren zu können. Somit stiegen vielmehr die Sympathiewerte der Taliban, die den Menschen entsprechende Arbeit verschafften.

Die Islamisten hatten sich im Jahr 2000 selbst vergaloppiert, als sie in der Hoffnung auf internationale Anerkennung den Anbau von Mohn für die Opiumproduktion untersagten. „Das löste einen riesigen politischen Sturm gegen die Taliban aus und war ein Grund dafür, warum es nach der US-Invasion dramatisch viele Überläufer gab“, zitiert die Welt die US-Wissenschaftlerin Vanda Felbab-Brown von der US-Denkfabrik „Brookings Institution“.

Taliban und die Finanzen: Gebühren für Ein- und Ausfuhren werden an Kontrollpunkten erhoben

David Mansfield, einer der führenden Forscher zum Drogenhandel in Afghanistan, schätzt die mit illegalen Opiaten generierte Summe deutlich geringer ein. Die hiesigen Einnahmen beziffert er auf 40 Millionen US-Dollar (34 Millionen Euro) jährlich. Weit mehr Geld würden die Taliban an Kontrollpunkten am Straßenrand einnehmen, wenn Gebühren für legale Ein- und Ausfuhren eingefordert würden.

Auch Charles Kupchan, Experte der US-Denkfabrik „Council on Foreign Relations“, erwartet innovativere Einnahmequellen der Taliban. So rechne er mit immensen Steuererhebungen, denn die Islamisten würden in den Gebieten, die sie kontrollieren, beinahe alles besteuern.

Taliban und die Finanzen: Suchen die Islamisten den Kontakt zur internationalen Gemeinschaft?

Zugleich scheinen sie aber auch auf Wirtschaftshilfen aus dem Ausland zu schielen. Mutmaßlich bemühen sich die Taliban aus diesem Grund um ein gutes Bild und geben sich nach außen geläutert und moderner. Kupchan vermutet, „dass die Taliban versuchen werden, sich einen guten Ruf zu erarbeiten, damit sie sich an die internationale Gemeinschaft wenden können“.

Denn aus China seien keine großen Geldtransfers zu erwarten: „Die Chinesen sind sehr handelsorientiert. Sie sind eher an Ländern mit einem guten Geschäftsumfeld interessiert, an Ländern, in denen sie ihre neuen Seidenstraßen aufbauen können.“ Zwar hätten sich die Reserven der afghanischen Zentralbank laut dem Internationalen Währungsfonds Ende April auf 9,4 Milliarden US-Dollar (gut acht Milliarden Euro) belaufen, doch ein Großteil befinde sich außerhalb des Landes.

Auch auf Hilfsgelder können die Taliban wohl kaum setzen. Die machten zwar laut Weltbank im vergangenen Jahr 43 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Afghanistans von 19,81 Milliarden US-Dollar (knapp 17 Milliarden Euro) aus, doch mehrere Länder hätten ihre Zahlungen infolge der Machtübernahme der Terror-Miliz eingefroren. So auch Deutschland, eines der wichtigsten Geberländer.“

https://www.merkur.de/politik/taliban-afghanisten-finanzen-drogenhandel-opium-steuern-spenden-gebuehren-deutschland-hilfsgeld-90929144.html

Die Chinesen meinen  den Begriff des Mehrwerts vor allem unter materiellen und wirtschaftlichen Aspekten und vor allem als materialistische Marxisten mit Ausbildung in der politischen Ökonomie besser verstanden zu haben und sehen in der wirtschaftlichen Entwicklung Afghanistans mittels ihres BRI projekts da eine vielversprechende Perspektive. Dennoch bleibt abzuwarten, inwieweit die Taliban inzwischen auch staatsmännisch versiert und wirtschaftlich interessiert sind oder ob der religiös-ideologische Faktor stärker dominiert. Und inwiefern die Taliban eine Modernisierung wollen und Teil der Neuen Seidenstraße sein wollen, Infrastrukturprojekte, Bergbauindustrie, ein Transitland mit Transitgebühren als Einkommen sein wollen und vielleicht an Öl- und Gaspipelines interessiert sind, wie einst der US-Ölkonzern UNOCAL eine Pipeline unter der Taliban-Regierung in den 90er Jahren zu bauen versuchte oder sogar das alte TAPI-Projekt (Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien) oder vielleicht jetzt TAPC(Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-China)beleben. Die Chinesen wissen es auch noch nicht genau, aber hoffen darauf .

Die Chinesen hoffen, die Taliban von den Vorteilen ihrer vermeintlichen Win-Win-Situation der BRI zu überzeugen, den Taliban wirtschaftliche und geopolitische Vorteile zu versprechen und nach Lenins Motto zu handeln: „Die Kapitalisten werden uns auch die Stricke liefern, an denen wir hängen“ sie“, wird versuchen, die Eliten wirtschaftlich einzubeziehen und zu korrumpieren, zumal China auch ein ganzheitliches und umfassendes Entwicklungsprojekt für Afghanistan hat, das der Westen nicht hatte. Aber die Taliban sind weder Kapitalisten noch westlich, sie könnten den chinesischen Lebensstil auch als gottlos und westlich wahrnehmen, auch wenn die Chinesen behaupten, östlich oder eurasisch zu sein und wie die Ummah-Idee und die Taliban-Werte zur Vielfalt der Zivilisationen passen, die große menschliche Gesellschaft für Gemeingüter, die Gedanken von Xi Jinping, Konfuzianismus und Sozialismus mit chinesischen Besonderheiten zusammenpassen werden. Nicht umsonst hat Peking einen interkulturellen Dialog mit den Taliban aufgenommen, wohl in der Hoffnung, den ideologischen Überbau für den wirtschaftlichen Unterbau ein wenig aufzuweichen.Interessant ist, dass die KP China in der Global Times geschrieben hat,dass man einen interkulturellen Dialog mit der Taliban führen wolle und es da schon ein Treffen in dieser Richtung gegeben hätte.Man darf gespannt sein ,ob und wann ein Konfuzius-Institut in Kabul eröffnet würde.Zudem,ob die Taliban dann die Buddhastatuen in Bamian entlang der alten und neuen Seidenstrasse wiedererichten werden. Auch,wie atheistisch-säkulare Xi-Gedanken und Islamismus und Ummah sich vertragen.Vielleicht unter der Allgemeinformel des Dialog und der Diversität von Kulturen für ein Common good of humanity. Die Muslimbrüder in Ägypten würden ala AKP-Islamismus die Pyramiden stehen lassen,auch schon wegen der Tourismuseinnahmen,aber Islamisten ala Taliban oder Islamischer Staat sie in die Luft sprengen wie die Buddhastatuen von Bamian, die alte Bibliothek in Timbuktu in Mali oder die Stätten in Palmira. Man kann fast froh sein,dass die Buddhagrotten von Dunhuang unter chinesischer und nicht ETIM-Herrschaft sind, obgleich die Roten Garden während der Kulturrevolution diese ja auch zerstören wollten,wenn Zhou Enlai da nicht eingegriffen hätte.

Zumal China gerade den China Pakistan Economic Corridor (CPEC) unterzeichnet hat und ein 25-jähriges Abkommen mit dem Iran und das islamische Emirat Afghanistan das Transitland dafür werden soll. Wichtig wird aber auch sein, dass sich nicht nur einige wenige urbane Zentren und ihre Eliten entwickeln, wie es beim US-Engagement der Fall zu sein schien (Villen und Einkaufszentren in Kabul), sondern auch, inwieweit Afghanistan wirtschaftlich ein Opiumstaat ist und ob es seinen Agrarsektor reformieren will. Und wie das Finanzsystem, das islamische Bankwesen (keine Zinsen) und der Yuan oder jetzt der digitale Yuan für grenzüberschreitende Geschäfte zusammenpassen und ob dies harmonisiert werden könnte. Und inwiefern eine mögliche Modernisierung nicht zu Unzufriedenheit, Konflikten mit traditionellen und religiösen Werten, Polarisierung und neuen inneren Kämpfen führen würde, zumal es auch die Frage gibt, ob es eine Art Taliban Deng gibt oder ob die Taliban mehr interessiert sind eine vorherrschend mittelalterliche feudalistische Agrargesellschaft mit strengen Scharia-Gesetzen zu bleiben. Oder eine Art wahhabitisches Saudiarabien werden mit wirtschaftlicher Entwicklung, aber strengen religiösen Gesetzen, aber sicher nicht so fortschrittlich wie Muhammed Bin Salmann und seine Vision 2035 mit Frauen an Universitäten, Autofahren und Start-upsgründungen. Die Roten Khmer von Pol Pot hatten während des Kalten Krieges mit Unterstützung Chinas und des Westens einen Sitz in der UNO und die Frage ist, ob die Taliban das auch wollen und welchen Einfluss das auf sich selbst hat und ob sie es wollen und wer es neben China unterstützt und Russland. Dies alles machen China und Russland derzeit vom praktischen Verhalten der Taliban abhängig, in der Hoffnung auf eine erzieherische, kultivierende und mäßigende Wirkung.

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