Tatort“Murot und das Prinzip Hoffnung“- der Mord an der Dialektik der Aufklärung?

Tatort“Murot und das Prinzip Hoffnung“- der Mord an der Dialektik der Aufklärung?

Der Tatort ist so etwas für die Deutschen geworden, wie der frühere allsonntagliche Kirchgang samt Besuch des Wirtshauses, nur, dass sich letzteres dann in den Tatortkritiken der Medien am Nachtag in allen Feulitons bis selbsternannten Filmkritikern austobt. Zumal mich diese ganze Krimiflut wie sehr viele inzwischen nervt, ich nur mal eine Zeit mir Serien wie Monk, Criminal Intent und The Metalist angesehen habe, mehr US-Serien und nicht die Rosenheimcops, Wasserkanten, die ganzen Sokos, regional poder auch von Istanbul bis Rekjavik samt Trollbeautragtenmorden,  Hubert und Staller, , Hubert ohne Staller oder demnächst vielleicht Hubert ohne Hubert.Die letzte deutsche Serie, die mir noch gefiel war der Bulle von Tölz, aber dann hatte man nach einer gewissen Zeit auch wieder genug davon. Ausnahmsweise habe ich nun mal in den Tatort reingeschaltet und war da sehr überrascht, was da lief:  „ Murot und das Prinzip Hoffnung“. Das Drehbuch hat wohl ein Schüler der Frankfurter Schule geschrieben, ein Philopsoph und vielleicht Familientherapeut mit Wissen um Familenaufstellungen zugleich, zudem mehr als eine Art Theaterstück von Shakespearschen Dimensionen, psychodelischen Elementen und etwas Dadaismus. Ich möchte nun nicht das übliche Geseier über Stilfragen, schauspielerischen Qualitäten der Darsteller, wem welcher besser gefallen hat, ob sie Originalität und die vielbeschworene Authenzität hätten, Fragen der Dramaturgie und des Erzählungsstil, also den ganzen formellen Mist mit denen Feullitionsten ihre Spaten füllen, erörtern, sondern mehr an der Metabotschaft und am Inhalt bleiben als an Formfragen und auch nicht den ganzen Handlungsstrang erzählen, sondern nur die grobe Handlung, aber vor allem die Message und den Inhalt.

Die Kinder eines führenden Philosophieprofessors der Frankfurter Schule, der nach dem Tod seiner Frau und der Diskussion mit einem rechten Ideologen, keinen Sinn der Dialektik der Aufklärung mehr sah wird ermordet. Von seinen drei Kindern, die zum einen auf den Kommissar neidisch sind, der des Philosophieprofessors bester Schüler war und die Aufmerksamkeit und Zuneigung von den Kindern abzog und auf sich konzentrierte, er jedoch sein Philosophiestudium abbrach und ein ordinärer Kommissar wurde., wobei eine Tochter da auch noch den Kommissar in jungen Jahren begehrte, was dieser nicht begriff. Zudem das Interesse des Erbes. Zwischen diesen mehr persönlichen und materiellen Interessen begehen die Kinder arbeitsteilig eine Mordserie zudem zusammen mit einem Rechtsradikalen, damit jeder ein Alibi hat und das Ganze nicht durchblickt wird, zudem sie dem Kommissar Vorwarnungen zukommen lassen, die klar machen sollen, dass er das Objekt der Begierde ist. Die wesentlichen Orientierungspunkte für den Film werden aber in vielen scheinbaren Nebensätzen der Protagonisten gegeben und da zeichnet sich folgendes Bild: Frankfurt war einst geistiges Zentrum, vor allem aufgrund der Frankfurter Schule samt Adorno, Horkheimer, Marcuse, Erich Fried, Haben und Sein, der Dialektik der Aufklärung oder eben wie der Film auch heißt Das Prinzip Hoffnung, ist heute nur noch Bankfurt und turbokapitalistsches Finanzzenturm, wo dem Götzen Geld alles geopfert wird, auch der Geist der Aufklärung., was die eigentliche Dialektik der Aufklärung ist. Aber so einfach ist das Verhältnis zwischen Idealen und Materie nicht, zwischen Geist und Mammon, sondern eben miteindánder verflochten, und den gordischen Knoten löst dann der unideologische, demokratische Kommisar auf.

Während der Professor Vorträge hielt, in dem er den Faschismus kritisierte,hat seine Familie selbst im 3. Reich Vermögen angesammelt, das von seinen  Hitlerunterstützern dem Professor vererbt wurde und  das er mit einigen Diskussionen mit seinen Kindern, die seine antifaschistischen  Vorträge kannten in Auseinandersetzung brachte. Nun aber wollen die Kinder selbst das kritiserte Erbe antreten und inszenieren mit einem rechtsradikalen Ideologen,an dem der Professor diskursiv gescheitert war , frustriet und desillusioniert wurde, eine Mordserie ala NSU, um verschiedenen Fährten zu legen. Das Ganze wird dann aber von dem Kommissar auch mittels Familienaufstellung und Schachqualitäten , bei dem sich alle Kinder und der Rechtsradikale umbringen. durchblickt und es kommt zum Showdown. Man fragt sich, ob das Ende der Dialektik der Aufklärung in einer Art Hufeisentheorie endet und ob das Ganze auch eine Frage der Erbgeneration aufgefasst werden kann. Letztendlich ist die Erbfrage eine deutsche Erbschuldfrage und die Synthese, dass der mehr ungebildetere und dafür für solche Ideologien von links und rechts nicht empfängliche Kommisar alle beseitigt und damit wieder einen demokratischen, unideologischen Zustand herbeiführt und sich somit der geschichtlchen Erblasten entledigt. Die Hoffnung stirbt zuletzt und so scheinbar eben auch der Philosophieprofessor, der alle Hoffnung in die Dialektik der Aufklärung fahren hat lassen, lieber auf der Strasse obdachlos hauste und dann von seinen Kindern und dem rechstradikalen Gegner der Aufklärung, dem er diskursiv unterlegen war, ermordet wurde. Kurz: Mord an der Dialektik der Aufklärung oder ist sie dieses? Der demokratisch ungebildetere und von diesen Ideologien inzwischen freie Kommisar führt die Synthese und damit die Erlösung von der deutschen Erblast herbei. Jedenfalls mal ein sehr abgespacter Tatort, der wohl nicht für den Massenkonsum geeignet ist. Wahrscheinlich gibt es da wieder genug Tatortseher und Leserbriefschreiber samt selbsternannten GEZ-Rebellen, die mal lieber wieder einen ordinären Tatort sehen wollen und sich da tiersich aufregen.

Hier noch in der ARD- Tatortmediathek, sonlange noch sehbar:

https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/videos/murot-und-das-prinzip-hoffnung-video-100.html

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