Mehr Precht, Machiavelli und Brzezinski als Pippi wagen

Mehr Precht, Machiavelli und Brzezinski als Pippi wagen

Sehr empfehlenswert der heutige FAZartikel:

„Meine Generation versteht nichts von Machtpolitik“

Die Verteidigungsexpertin Ulrike Franke, Jahrgang 1987, fordert eine neue Debatte über den Wert des Militärischen. In ihre Altersgenossen setzt sie wenig Hoffnung.

Wir erleben gerade schon wieder, wie Wladimir Putin Krieg als Mittel der Politik einsetzt. Sie behaupten, in Deutschland übernehme nun eine Generation Verantwortung, die unfähig sei, militärische Macht als Element der Politik zu akzeptieren oder auch nur wahrzunehmen. Wie meinen Sie das?

Meine Generation neigt dazu, die historische Ausnahmesituation ihrer Jugend für die Normalität zu halten. Die sogenannten Millennials sind in den Achtziger- und Neunzigerjahren geboren und in einer Zeit aufgewachsen, in der sie von echten Konflikten kaum berührt wurden. Wir können uns grundsätzlichen geopolitischen Wandel kaum vorstellen, weil wir ihn nie erlebt haben. Meine Generation tut sich schwer mit dem Gedanken, dass mit militärischen Mitteln durchgesetzte Machtpolitik eine Realität ist, die Antworten erfordert. Wir wurden geprägt von Francis Fukuyamas These des Ende der Geschihte.Wir glaubten allein Handel, Wirtschaft und Globalisierung sei entscheidend“

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/russlands-angriff-auf-die-ukraine-debatte-ueber-machtpolitik-gefordert-17833923.html

Und der Neoliberalismus, den auch die alle Parteien, die sich zudem auch aus älterem Personal rekrutierten , vertraten und den schlanken Staat forderten, Privatisierung, Outsourcen, Geiz ist geil, Entbürokratisierung ( was man heute eben als „Kaputtsparen von Bundeswehr bis Gerichten, Polizei und Bundesbahn und sozialem Wohnungsbau bezeichnet ) , Verkürzung der Studien- und Schulzeiten und Verschlankung der Lerninhalte, um sich „fit“ und „slim“ und „hip“ für die Globaliserung zu machen. Der Markt wird es richten oder wie Bill Clinton sagte: „It´s the economy stupid“, um dann China in die WTO zu holen und sich so seinen größten Konkurrenten zu züchten. Jeder, der das anders sah wurde ausgegrenzt und als Ideologe, Spassverderber, Querulant und Depp angesehen. Wie es programmatisch bei der Loveparade 1998 als Motto galt: One World, one future. Und alles auf Koks- und Ecstasyekstase- von den neoliberalen Bankern seit der Reaganära bis zur Generation Techno und dann Elektro.

Nun wird lamentiert: Die Hippie- und Flowerpowerpeacenikgeneration, die sich dann über Pippilangstrumpf- und Loveparade-und nun genderfeministische Postmodernen -Generation als hedonistische Kontinuität darstellt. ,ist was sicherheits -, macht- und geopolitisches Denken anbetrifft ein Totalausfall.

Nun kann man da ewig drauf rumhacken, aber man kann auch mal da auf Selbstreflektion und Nachsitzen und Nachhilfe für diese Generation setzen, wie eben auch fordern, dass der Staat und sein Bildungssystem wie auch seine öffentlich-rechtlichen Medien regelmässig Bildungsangebote in dieser machtpolitischen Richtung macht. Ein regelmässiges Militär-, Geopolitik-, Geoökonomie-, Geokulturmagazin und nicht immer erst nach Mitternacht, sondern zu einer guten Sendezeit. ARTE hat das ja mal mit dem Geopolitikmagazin „Mit offenen Karten“ vorgemacht. Es geht auch nicht um entweder Unterhaltung oder Bildung, sondern um etwas mehr, aber dafür systematische und regelmässige Bildungsmagazine und dazu kann man die durchaus auch unterhaltsam gestalten. Es muss ja nicht immer Telekollegmässig sein, BR/ARD Alpha sind da ja schon ein gutes Vorbild. Zu empfehlen in den Lehrplänen und in den öffentlich-rechtlichen Programmen eine Art Wehrkunde (Militärgeschichte, militärische Grundbegriffe, Militärstrategie, Militärtechnologie, etc.) und in Erdkunde mehr Geopolitik einzuführen. Desweiteren im Geschichtsunterricht nicht nur eurozentrisch-humanistisch Römer und Adolf, sondern auch mindestens die Geschichte der USA, Chinas, Indiens und Russlands in kompakter Form und in Grundrissen zu verankern und vielleicht noch Afrika, Asien und Lateinamerika, aber eben nicht immer nur Pyramiden-Ägypter und Tempel-Mayas. Ersetzung des Religionsunterrichts und nicht noch erweiterten Islamunterricht, sondern allgemeiner Ethikunterricht, wo die Ideen der Aufklärung, die wesentlichen weltweiten und nicht nur europäischen Philosophen und Denker nebst Sun Tze und Machiavelli und dann erst die Weltreligionen kommen. Zudem nicht nur Geschichte, sondern auch Zukunftsforschung, Technologiefolgeforschung, Futurologie, auch, wo diese in der Vergangenheit richtig und falsch lag, disruptive Technologien und ihre Implikationen auf allen Gebieten, Buchvorstellungen und Buchbesprechungen etwa von Yuval Harriris Homo Deus oder Ex-Googlechef Eric Smiths „The Age of AI“. Mehr Precht, Machiavelli und Brzezinski als Pippi wagen.

Pippi , die auch mal von Andreas Nahles im Bundestag besungen wurde, hat Putin möglich gemacht, aber Pippi ist ambivalent- der libertär-anarchistisch- hedonistisch- verträumte Pazifismus ist da die Schwäche, umgekehrt ist Pippis Freiheitsdrang dann auch wieder Kampfbereitschaft und Willen, auch ohne Rücksicht auf ökonomische Nachteile und politische Folgen zu kämpfen, um die Freie Welt zu verteidigen-solange es einen selbst nicht betrifft. Wir wissen nicht, wie Pippi reagiert hätte, wenn ihre Villa Kunterbunt wegen Insolvenz infolge von Wrtschaftssanktionen gepfändet worden wäre. Aber das wäre auch mal Stoff für eine Geoökonomiesendung und da würde Pippi halt mal nachsitzen müssen und lernen, wie es um die internationalen Lieferketten ihres Smartphones bestellt ist und wie man die Rohstoffe, Produktionsstätten und Handelswege wirtschaftlich, aussenpolitisch und militärisch sichern muss, damit man sich dann an Pippivideos erfreuen kann.

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