China: Kommender Aufstand oder Kurskorrektur beim 20. Parteitag?

China: Kommender Aufstand oder Kurskorrektur beim 20. Parteitag?

Die Nachrichten aus China sind ganz interessant. Vor 3 Wochen berichtete das ARD von Plünderungen und Unruhen gegen den Covid- Lockdown der KP China in einigen Städten, der auch die ganze chinesische Wirtschaft nebst Ukrainekrieg aufgrund der Beschränkung der Lieferketten runterbringt. Dann tauchen erste kritische Kommentare von  führenden KP- Mitgliedern auf , die man gegen die Xi- Zensur gar nicht für möglich hielt, also Kritik innerhalb der KP China, obgleich diese doch auch kein Politbüro einer kollektiven Führung mehr so kennt .Nun ein Bericht in der FAZ über angebliche Studentenproteste in China in grossen Universitätsstädten, den man sonst nirgendswo in anderen Medien findet und deren Dimension nicht klar wird- Strohfeuer oder Zündfunke:

„Jetzt protestieren in China die Studenten

Junge Chinesen gelten als angepasst. Das liegt an der „patriotischen Erziehung“ an den Schulen. Bemerkenswert ist daher, was sich derzeit an den Universitäten ereignet.

In Sprechchören rufen sie „Nieder mit dem Formalismus, nieder mit dem Bürokratismus“. Ein anderer Slogan beruft sich auf einen Volksaufstand gegen die chinesische Qin-Dynastie im dritten Jahrhundert vor Christus: „Das Königreich der Chu wird entstehen, Chen Sheng wird der König sein.“ An mehreren chinesischen Universitäten haben sich in den vergangenen Tagen jeweils Hunderte Studenten  versammelt, um lautstark gegen die Coronapolitik zu protestieren. Sie verlangten, die Universitätsleitung zu sprechen, um ihre Forderungen vorzutragen. So war es zum Beispiel an der Universität Tianjin, deren Studenten ihren Campus schon seit Januar nicht verlassen durften. Und an der Peking University, wo ein Studentenwohnheim nachts eingezäunt werden sollte.

Für chinesische Verhältnisse sind die Demonstrationen bemerkenswert. Die Generation der heutigen Studenten gilt als besonders angepasst, geprägt durch die „patriotische Erziehung“ an den Schulen“

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/china-studenten-protestieren-gegen-strenge-corona-auflagen-18066065.html

Jedenfalls sind die angeblichen Parolen von „Nieder mit Qin, für Chen Shuang“ historisch und politisch sehr weitgehend, wenn man dem Bericht von Frau Böge Glauben schenken will und dies nicht nur als Hongkoner Oppositions- Wishful-Thinking sehen möchte. Sinologieprofessor Van Ess, der seitens der SZ als Xi- und Chinaversteher bezeichnet wurde,  meint dazu:

„Da scheint tatsächlich was los zu sein. Chen Sheng war ja der erste, der den Aufstand gegen den autokratischen Qin-Kaiser losgetreten hat und dann schnell selbst weg vom Fenster war, um Liu Bang, dem Gründer der Han-Dynastie, Platz zu machen. Interessanterweise war Mao Zedong während der Kulturrevolution mit dem ersten Kaiser verglichen worden (damals von der Linken positiv gemeint). Das könnte jetzt auf Xi Jinping übertragbar sein (nun aber negativ).

Ich höre immer wieder, dass an den Unis Unruhe herrscht. Xi dürfte einen heißen Sommer vor sich haben. Gerade habe ich erfahren, dass China die Asien-Spiele für 2023 abgesagt hat. Offenbar wollen einige, dass das Theater noch ein Weilchen so weiter geht.“

Die Berufung auf Qin war schon während der Kulturrevolution, als Mao im positiven Sinne mit dem brutalen Kaiser Qinshihuang als Einiger von China protraitiert wurde, während Zhou Enlai als Konfuzianer, die man lebendig begraben und verbrennen müsste. Nun aber ist der Qinvergleich wohl auf Ci und in einem negativen Sinne gemünzt. Die Frage ist halt inwieweit dies nicht eine isolierte Parole war oder Mindestkonsens dieser noch kleinen Proteste. Jedenfalls sind sie doch bemerkenswert, wenngleich Xi- China darauf prompt reagieren wird und ihre „trouble maker“ vielleicht gleich enthaupten wird.

Warten wir also mal den 20. Parteitag der KP China im Herbst ab, wobei Xi da nicht gestürzt werden dürfte, es maximal vielleicht zu einer Kurskorrektur kommen könnte. Aber wie gesagt: It remains to be seen.

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