Griechenland- Türkei: Der nächste Krieg fürs neoosmanische Reich?

Griechenland- Türkei: Der nächste Krieg fürs neoosmanische Reich?

Deutschland und die EU wollen sich von Russenöl und -gas unabhängig machen, aber was heisst unabhängig? Für eine absehbare Zeit, bis die EU 2050 eine grüne Wasserstofftechnologieweltmacht werden will, bleibt noch etliche Zeit und vorerst begibt man sich in neue Abhängigkeiten: Nun von den Kataris, die mit den Muslimbrüdern des Greater Middle East, der Erdogan- Türkei und auch der Hamas eine Achse bilden, zumal in Konkurrenz zu der LNG- Achse des Mediterrean Gas Forums bestehend aus den USA Israel, Cypern, Griechenland, Ägypten (Libanon), das noch unter US-Aussenminister Pompeo samt LNG- Terminal in Griechenland neben der Aufrüstung Griechenlands, unter anderem durch den neuen Militärstützpunkt Alexandriapoulis erfolgte. Da können diese neuen Abhängigkeiten auch neue Konflikte seitens der Kataris und der mit ihnen verbündeten Erdogan- Türkei und Muslimbrüder im Greater Midle East in Zukunft generieren. Und wer sagt eigentlich, dass US- LNG nicht seitens eines wiedergewähten Trumps oder eines trumpistischen EU- hassenden Republikaners als Druckmittel oder Waffe gegen die Konkurrenzmacht EU eingesetzt werden könnte? Alles Tabuthemen, die man besser in Zeiten der Not nicht so stratgeisch anspricht, da es ja erst mal um Unabhängigkeit von Putin-Gas- und öl geht und nicht um Unabhängigkeit per se, die Deutschland auch nicht erreichen könnte in absehbárer Zeit. Die Energiewendemedienmatrone Dr. Kempfert trällert hingegen lauter frohe und zweckoptimistische Botschaften durch ihre bunte Hippiebrille erneuerbarer Energien, auch ,dass nun Schäubles Vorschlag bei der damaligen Griechenlandkrise aufgegriffen wird und nun nicht Griechenland, sondern Portugal zum neuen Desert Tech und Solarpark für die europäische grüne Wasserstofftechnologie dienen soll. Konkrete Zahlen bleibt man und sie aber schuldig, während Habeck schon klar sagt, dass es „rumpelig“ wird und „wir alle ärmer werden“. Doch auch bei der NATO- Norderweiterungsfront um Finnland und Schweden liegt vieles im Ungewissen. Erdogan hat für seine Zustimmung einen 10 Punkte- Forderungskatalog vorgelegt, der von Lieferung von F 35 bis Auslieferung von PKKleuten so alles umfasst, zudem er nun zeitgleich eine Offenisve in Nordsyrien gegen die YPG begonnen hat, um dafür grünes Licht der NATO zu erhalten—als Lackmustest und über den eigentlichen 10- Punkte- Forderungskatalog hinaus eine NATO-Zustimmung für zukünftige neoosmanische Eroberungen zu beabischtigen scheint. Bei den geforderten Auslieferungen handelt es sich um etliche Dissidenten, die nachweislich mit der PKK nichts zu tun haben, Erdogan also quasi eine Zustimmung für seine Verflgung aller politischen, auch türkischen Dissidenten über die Türkei hianus will und somit zentral die demokratische und rechtsstaatliche Wertegemeinschaft der NATO und EU angreifen will. Ebenso kann seine Offensive in Nordsyrien über die geplante Bekämpfung der YPG hinaus auch einfach Landraub und weitere Landnahme für sein erhofftes neoosmanisches Reich sein, das er mit den Muslimbrüdern beherrschen will. Fehlt nur noch, dass Erdogan hofft, dass die NATO weiteren türkischen Eroberungen und einem Sturz Assads nach Teilrückzug der Russen, vielleicht auch der Beseitigung der russischen Militärstützpunkte in Syrien für ihre die russische Mittelmeerpolitik  zustimmt. Fraglich umgekehrt, ob Putin einem Sturz Assad und türkischen Expansionen in Syrien so zustimmen würde.- bei aller NATO-Feindschaft. Zeitgleich vermittelt Erdogan zwischen Ukraine und Russland, Russland und der NATO, will auch ukrainische Getreideexporte ermöglichen, wodurch er auch als Weltenretter des vom Hunger bedrohten sogenannten „Globalen Südens“ in die Geschichte eingehen könnte, zumal diese Länder anders  als der Rest des Westens keineswegs Russland so verdammen oder sich in die Sanktionsfront einreihen.

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/erdogan-bleibt-bei-der-nato-norderweiterung-hart-18068668.html

Jedenfalls ist wahrscheinlich, dass Erdogan Putin wie der NATO ebenso eine Forderungsliste vorgelegt hat, um für sich den besten Nutzen herauszuschlagen. Zudem sein Koaliitionspartner von der MHP/ Grauen Wölfen Bahceli offen den Austritt der Türkei aus der NATO und eine türkisch dominiertes Militärbündnis mit arabischen Staaten vorschlägt. Ob also Erdogan einer NATO- Norderweiterung zustimmt und welchen Preis die NATO dafür ist zu entrichten, bleibt abzuwarten.

Aber Erdogan facht nun gleichzeitig zur der Militäroffensive in Nordsyrien auch noch einen Konflikt um die griechischen Ägaisinseln an.So hat uns ein türkischer Bekannter von Erdogans Forderungen in der Ägäis berichtet und folgendes Foto aus dem türkischen Staatsfernsehen geschickt, das die Forderungen klarmacht.

Zudem: Mitsokakis war in den USA und nun Truppenaufmarsch auf beiden Seiten. Erdogan behauptet, der Vertrag von Lausanne von 1923 sei nach 100 Jahren ungültig und man beabsichtige die von Italien an Griechenland übergebenen Ägaisinseln zurückzufordern Zumal da auch viel LNG vermutet wird. Kommt da noch ein Krieg auf uns zu?

So titelt auch der Spiegel:

„Streit zwischen Griechenland und der Türkei

Droht eine militärische Auseinandersetzung im Mittelmeer?

Griechenland und die Türkei streiten sich wieder heftig um Inseln und Gasvorkommen im Mittelmeer. Das wird zu einem Problem für Nato und EU.“

https://www.spiegel.de/ausland/gasvorkommen-in-der-aegaeis-warum-der-konflikt-zwischen-griechenland-und-der-tuerkei-eskaliert-a-1a2e4491-9a20-4b36-aa28-4b6f1fb76f72

Ein ehemaliger deutscher Diplomat schrieb uns noch:

„Lieber Herr Ostner,

danke!

Ich war eine Woche in der Türkei. Habe den Eindruck, dass die wirtschaftliche und soziale Lage des Landes in unseren Medien etwas dramatisiert wird. Aber ich kann mich täuschen.

Auch habe ich das Gefühl, dass Erdogan versucht, Spannungen mit Israel abzubauen. Aber auch hier fehlt mir weiter der tiefe Einblick.

Insgesamt müssen wir davon ausgehen, dass Erdogan in seinen außenpolitischen Aktionen unberechenbar bleibt. Dennoch glaube ich, dass er vor vor einem größeren Konflikt zurückschreckt, nicht zuletzt deshalb, weil für ihn die Bekämpfung der PKK bzw. der YPG Vorrang hat.“

Etwas vergessen wird ein Gesamtbetrachtung und dass Erdogan an die NATO einen 10Punkteforderungskatalog vorgelegt hat, dessen konkrete Details man als Außenstehender nicht kennt, nur weiss, dass er von F35 bis PKK-Auslieferung einiges umfasst. Es wäre interessant zu wissen, ob der da auch territoriale Zugeständnisse fordert. Zudem würde ich das angeblich 100 jährige Auslaufen des Lausanner Vertrags in seiner Wirkung nicht unterschätzen. Wie mir mein türkischer Bekannter immer wieder vorschwebt, redet Erdogan vielen Türken ein ,dass die historische Revision alle Probleme der Türkei lösen könne. Dass Erdogan gleichzeitig eine Militäroffensive in Nordsyrien und einen Konflikt mit Griechenland anfängt, ist schon etwas viel auf einmal .Aber es geht nicht nur um die YPG und die PKK Zum einen fordert er die Auslieferung von Dissidenten, die nachweislich nichts mit der PKK, YPG, noch der HDP zu tun haben. Zum anderen will er nicht nur die YPG zurückdrängen, sondern über den Brückenkopf in Nordsyrien hinaus sein neoosmanisches Reich erweitern, auch mit Ansiedlung ihm loyaler syrischer Islamisten und Muslimbrüder. Und er wird auch die Ägäis Inseln und die LNG-Funde als Verhandlungsmasse einbringen. Zudem Israel auch schon überlegt, ob man das LNG über die Türkei transportieren solle per Pipeline statt Pompeos griechischem LNG-Terminal, ja die Türkei und die Kataris Teil des Mediterrean Gas Forums machen sollte oder man sich da erpressbar macht. .Gute Informationen zur israelischen  Diskussion über die Türkei findet man im übrigen in der Jerusalem Post.

In einem stimmen wir überein. DassErdogan jetzt nicht 2 Konflikte und Kriege auf einmal losbrechen wird. Er ist da bisher wesentlich geschickter als Putin. Aber der Lausanner Vertrag, der dann nicht mehr so gültig sei ,ist mehr als symbolisch gemeint, sondern revisionstisch wie Putins Vertragsnetwurf an die NATO und die USA ihre Genzen bis 1997 zurückzunehmen. Roll back.. Zumal ja eine Kalkulation Erdogans ist neben den Kataris zum LNGpipelinehub zu werden und in Israel und dem Mediterran Gas Forum sind da die Ansichten drüber gespalten, wie auch in der Jerusalem Post Über das Timing kann man reden. Xi hat noch Zeit für Taiwan, insofern seine Machtposition nicht gefährdet wird und die Peak Power theory nicht greift. Aber in seiner Lebenszeit will er Taiwan zurückbekommen. Also eher eine Frage der eigenen Erwartung und der Kräfteverhältnisse .Erdogan sieht jetzt Wahllen entgegen, seine AKP soll nur noch bei 28% sein,  und will da die nationalistische, islamistische und Kurdenkarte spielen. Auch muss man sich mal davon verabschieden immer anzunehmen, dass wirtschaftlich desaströse Lagen gleich zu einem Stimmungsumschwung führen würden und nicht die Opferbereitschaft der Bevölkerung einzubeziehen, wenn sie glaubt für eine gerechte Sache zu kämpfen. Das wird ja in Deutschland und dem Westen auch gerade praktiziert, dass man Frieren für die Ukraine sollte oder es „rumpelig“ wird und die guten Zeiten vorbei sind und wir alle „ärmer werden“. Das Ventil in der Türkei kann einmal sein, dass man gegen die syrischen Flüchtlinge jetzt Propaganda macht statt gegen Erdogan was aber die AKP nicht tut,sondern die CHP und andere Oppositionsparteien. Das wird zu zweierlei führen: Erstens, dass Erdogan seitens der Opposition gezwungen wird, die syrischen Flüchtlinge außer Landes zu bringen und da gibt es im wesentlichen nur 2 Möglichkeiten.Nach Europa samt Infragestellung des Flüchtlingsdeals oder Umsiedlung syrischer Flüchtlinge, Islamisten und Muslimbrüder und Landnahme in Nordsyrien fürs neoosmanische Reich über den Brückenkopf hinaus, der auch den säkularen türkischen Kräften und dem Militärs als Programm gegen die YPG und PKK verkauft wird. Das zweite Ventil ist eben der Konflikt mit Griechenland, zumal die Erdoganpropaganda das  angebliche Auslaufen des Laussaner Vertrags von 1923 nach 100 Jahren behauptet,der der Türkei angeblich die eigene Förderung von Öl,Lithium,Rohstoffen,Industrialisierung,Kontrolle des Bosporus und Schwarzem Meer wie auch den LNG-reichen Besitz der griechischen Ägäis Inseln untersage und wenn dies revidiert werde, auch über einen Krieg mit Griechenland, alle Probleme der Türkei gelöst seien und sie einen Take Off erfahren werde und sie eine Grossmacht werde, wenn man sich schon in Türkiye umbenennt, um nicht immerzu mit einem amerikanischen Truthahn verwechselt zu werden.  So die grossen 2 Narrative der Erdoganpropaganda. Wobei Nordsyrien auf weniger Widerstand stoßen dürfte als ein Konflikt gegen NATOpartner und US-gestütztes Griechenland. Vielleicht würde das anders ausgehen als Cypern 1974.Aber Russland und China kommen da auch noch jenseits der USA und NATO in diesen Konflikt.

Der ehemalige deutsche Diplomat schrieb uns noch:

Lieber Herr Ostner,

„Möglicherweise sind die türkischen Erklärungen gegenüber GRI doch ernster zu nehmen, als ich zunächst dachte. In den vergangenen Tagen wurden in TUR tatsächlich Stimmen laut, die den Dodekanes (vor allem Rhodos) beanspruchen. Ich hoffe, dass es sich dabei nur um Säbelrasseln handelt, um die TUR Position innerhalb der NATO zu festigen.“

Erdogan will klarmachen,was er mittels seines 10 Punkteprogramms will und das ist nicht nur eine Forderung hier und da, sondern ein Anspruch gegenüber der NATO und Russland für Interessessphären und deren Absegnung. Jetzt erst Mal die Offensive in Nordsyrien zum Erfolg führen 2022, dann zum 100. Jahrestag von 1923 klare Fakten schaffen. Aber es gibt Leute, die meinen ,er könnte saturiert werden, wenn er mit den Kataris als LNGhub in dasMediterrean Gas Forum einbezogen würde. Aber da wird befürchtet, dass er dann der neoosmanische Putin werden könnte in Sachen Erpressbarkeit des Westens und Israels, weswegen da weitergehende strategische Kreise in Tel Aviv dies ablehnen. Es lohnt sich oft mehr mit Mitgliedern der Grauen Wölfe und der AKP und den Israelis zu sprechen als mit der angeblichen Insiderbubble von Diplomaten in Ankara.

Darauf schrieb mir noch der deutsche Diplomat, der gerade in der Türkei war und da konversierte mit seinesgleichen:

„Frohe Pfingsten, lieber Herr Ostner!

Und noch einmal vielen Dank für Ihren Hinweis auf das Konfliktpotential im östlichen Mittelmeer.

Ich war kurz davor, einen schweren Fehler zu begehen und die regionalen Risiken unter dem unmittelbaren Eindruck meiner Türkeireise zu unterschätzen.

„Die Oberfläche ist immer glatt!“ lautete eine Warnung von Hans-Dietrich Genscher an die Diplomaten des AA, denn wichtig ist, was unter der Oberfläche geschieht. Dort brodelt es. Das haben wir erlebt in Jugoslawien, in Russland und jetzt in der Türkei. Die völkerrechtliche und politische Grundsatzfrage, die Erdogan stellt, lautet: Wie lange noch hält die Regionalordnung des Friedensvertrags von Lausanne?“

Auch mal eine andere Frage: Wenn Erdogan, Putin und Xi den Roll Back wollen, sei es nun der Roll back vor die NATOgrenzen von 1997 oder den Lausaner Vertag 1923 , bleiben eigentlich nur 3 Optionen: Darauf einzugehen und eben neue Interesensphären zuzugestehen oder aber umgekehrt einen Roll Back zu organisieren, im eigenen Herrschaftsbereich über den viel kritiserten deep state, insofern er überhaupt existiert oder auch nach aussen. Oder drittens diesen roll back taktisch und vorübergehend zu akzeptieren, inwieweit die Truppen des Gegners kommen , eine Art taktisches Zugeständnis zu machen und kein complete decoupling, sondern als Mischung daraus, um die eigene ökonomische und politische Basis nicht zu überfordern oder zu untergraben. Wahrscheinlich wird es ein Gemisch aus dem allen geben und keine schnelle Lösung, noch neue Weltordnung schnell möglich sein , da diese ja nun von allen ausgefochten werden möchte und es ist eben wie General Asthana sagt, der 3. Weltkrieg auf vielen Ebenen und recht langfristig, zumal mit strategic balancing zwischen den Regionalmächten gegenüber den Grossmächten.

Als Lesetip noch:

„USA stärken Griechenland – Erdogan vor dem imperial overstretch?“

16. Oktober 2020 Ralf Ostner

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