Gegen den westlichen Defätismus– Brief an einen Freund

Gegen den westlichen Defätismus– Brief an einen Freund

Du kritisierst immer wieder dass DER böse Westen gegen den Rest der Welt mit Menschenrechten und Demokratie „missioniere“ , dass die Deutschen mal wieder die Welt am deutsche Wesen genesen, wenngleich nicht mal wieder verwesen lassen wollen, siehst da keine anderen Kräfte, vermutest ein Vakuum, das nur der Westen füllen will, aber du scheinst noch nie etwas von chinesischen, russischen, neoosmanischen, islamistischen Missionierungsmissionen gehört zu haben, die scheinbar gar nicht existieren, versuchst sie nur als Reaktion des ersteren zu erklären, obgleich sie schon früher da waren. Auch schon beginnend mit Khomeini. Der Vorwurf war ja nie, dass der Schah zu demokratisch war, sondern zu wenig demokratisch und der Westen hat ihn unterstützte, um eine noch brutalere expansionistische islamofaschistische Diktatur zu bekommen, die der Beginn des modernen Islamismus war.

Wir sollten uns mal über sogenannte östliche und fernöstliche Missionierungsversuche unterhalten, über russische, chinesische, neoosmanische, islamistische, iranische, etc. sei es Russlands 4. Rom, Novorussia und das Eurasiertum, Chinas Grosse Weltgemeinschaft und mit Russland multipolare Weltordnung, die das deutsche Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung und den Kantschen Weltfrieden zu nutzen weiss, samt Konfuziusinstituten und chinesicher Einheitsfront, Ditib, usw. Nun magst du davon erstmals hören, da es dir nie als Argument eingefallen ist, zumal einige Staaten ihre Missionierung eher subtil und nicht so krachig machen wie eine Baerbock, wobei dir spätestens nach Habecks Katarbesuch klar sein müsste, inwieweit der Missionierungsgedanke feministischer  Aussenpolitik auf seine realpolitischen Grenzen stösst.

Det Irakkrieg und Lybien waren verbrecherische., imperialistische Demokratisierungskriege nach ihrem eigenen Selbstverständnis. Nur sollte man differenzieren , wenn man von DEM Westen spricht: Deutschland und andere europäische Staaten  waren in beiden Fällen dagegen und Rumsfeld wusste nicht von ungefähr zwischen dem alten und neuen Europa (vor allem Osteuropäer und die Briten) zu unterscheiden.

Momentan geht es um einen Weltordnungsanspruch der Hauptimperialisten USA, Russland und China samt einigen Regionalmächte wie die Erdogan- Türkei, Iran und Saudiarabien nebst Katar und den Golfstaaten, und innerhalb dessen auch noch um einen Kampf um Menschenrechte und liberale Demokratie, worauf auch ein John Mearsheimer hinweist, wenngleich er nichts vom Liberalismus hält. Das ist schon ein Unterschied, insofern man noch Interesse an Demokratie im eigenen Land hat und diese für verteidigungswert hält. Zudem mobilisieren und missionieren China, Russland, Erdogan, die Islamisten weltweit und du willst dich provinziell auf ein Dorf, einen Urlaubsstrand , eine Nische und Deutschland beschränken und einem gepflegten Nischenneutralismus und Pazifismus fröhnen, um nicht ins Diktum von Sascha Lobo zu kommen: Lumpenpazifismus. Urlaub an der Nordsee, nur russische Kriegsschiffe dürfen nicht landen, aber ansonsten hisst man die weisse Flagge.

Momentan geht es zwischen einer Neuaufteilung der Welt auch darin nochmals um die Verteidigung von Demokratie und Mneshcenrechten, da auch ein Trump, Orban, AfD , ein Front National Le Pens diese nicht teilt. Es ist ein Kampf nach aussen und zugleich nach innen, wobei die äusseren Kräfte ja die Zersetzungskräfte von innen fördern, da sie in ihnen „nützliche Idioten“ sehen. Sie glauben dass all das alte Liberale nur Zerstörenswertes ist und sie unter ihrer Herrschaft da zu einer neuen Weltordnung und Deals kommen würden, die die Welt friedlicher und geordneter machen und alle dabei grösser und stärker werden. Das Gegenteil wird der Fall sein, denn sobald der gemeinsame Hauptfeind des Liberalismus wegfällt, werden sie sich nationalistisch erst recht zerfleischen.

Das ist ein unerklärter Weltkrieg nach aussen wie nach innen und er wird momentan scheinbar nur an den Rändern mliltärisch geführt oder damit gedroht. Und auch nicht nur an den geographischen Rändern. Putin gab dem Front National 40 Millionen Euro , damit der aus der NATO aussteigt und den Frexit macht und damit die EU zertrümmert, er unterstützt die AfD in Hoffnung auf einen Dexit nach einem Brexit und Lawrow empfängt die AfD für ihre neue russische Gauleiterschaft über die dann deutsche Kolonie mit rote Teppich in den Kreml, wobei interessant ist, dass sowohl AfD, wie Mainstreammedien noch sogenannte Lügenalternativmedien nie über den Dexiit der AfD sprechen, der inzwischen offiziell im Wahlprogramm steht, sondern nur was allgemein von Hatespeech und Fakenews berichten. Putin, Xi, Trump, Erdogan und Orban wollen neben Kaczynskis die EU zerstören, Deutschland nachhaltig ruinieren, um sie als Zentralmacht in der EU auszuschalten, und die NATO nachhaltig zu schwächen oder zu paralysieren. Deswegen  bin ich inzwischen allergisch gegen Leute, die nur dem Westen seine Fehler vorwerfen, zudem sich da auch viel deutscher Nationalismus abspielt, der den USA nie verziehen hat, dass sie den 2. Weltkrieg gewonnen haben und von Besatzungsmacht in Deutschland fabulieren und BRD GmbH, jedoch die ganze anderen genannten Akteure in ihrem stupiden Antiamerikanismus , der dann desöfteren auch in Antisemitismus sich ergibt, ausblenden. Dann auch noch auf BILD TV Sarah Wagenknecht im Trio mit Gloria von Thurn und Taxis (Tut und taugt nix) mit Gazproms Schröders ehemaligen Pressesprecher im Verein, dass sich die Deutschen als Kulturvolk doch mit den Russen als Kulturvolk gegen die kulturlosen Cowboyamis zusammenschliessen sollten, zumal die Fürstin auch noch behauptet, über Heiratslinien mit russischen Zarenhäusern verbudnen zu sein. Wobei Gloria und BILD ja da die richtigen Stellvertreter der deutschen Kultur sind, fehlt nur noch Ballermann und Layla. Manchmal kommt es mir vor, als habe sich die deutsche Geschichte im Quantensprung vom Volk der Dichter und Denker zum Volk der Richter und Henker zu einem Volk nicht ganz dichter Denker vollzogen.

Und an alle: Mag man die israelische Siedlungspolitik kritisieren, so sind doch die Mordbrennermilizen Erdogans, Katars,  Saudiarabiens und des Irans in Syrien, Irak, Lybien oder Yemen mit ihren Hundertausenden Toten niemals eine Erwähnung wert, auch im Vergleich zu den relativ harmlosen Exzessen der Israelis. Man sollte nicht immer die Archillesfersen des sogenannten Westens immerzu kritisieren, wenn man die ganze Mordbrennerei im Greater Middle East und nun auch der Ukraine übersieht, negieren oder uminterpretieren will—am besten mit Russia Today. Alles andere ist Werterelativismus, Schwäche in der geopolitischen Analyse und Defätismus. Eigentlich müsste man ja für eine völlig andere Gesellchaft und Weltordnung kämpfen, für die alle diese Grossmächte nicht stehen, sei es die neoliberal- kapitalistische USA, das Führer- kapitalistisch gelenkte Oligarchensystem Russlands oder Chinas, aber da ist nichts in Sicht. Deswegen scheint nur der Ausweg, sich für die liberale Demokratie und eine soziale Marktwirtschaft auszusprechen, die aber inzwischen auch immer mehr von ihren eigenen Vertretern abgebaut und desavouriert wird und nicht als Verheissung, nun auch nicht mal mehr als Wohlstandsversprechen, sondern mehr als kleinstes Übel wahrgenommen wird, falls überhaupt noch. 

Was bei all dem nicht ganz kapiert wird: Es geht nicht nur um die Ukraine, sondern um einen Kampf um eine neue internationale multipolare Weltordnung, der vor allem von den USA, Russland und China geführt wird und bei dem Europa und Asien nebst Afrika und Lateinamerika da die Austragungsorte sind. Deutlich wurde dies auch schon in Putins sogenannter Berliner Friedenssrede im deutschen Bundestag 2001, bei dem er eben nicht nur einen eurasischen Wirtschaftsraum, sondern auch eine Vereinigung der europäischen und russischen Verteidigungspotentiale forderte, kurz: ein eurasisches Militärbündnis gegen die USA, die Auflösung der NATO. Viele dachten, das sei nicht ernst gemeint und militärisch könne Russland die NATO doch nicht angreifen, doch nach Schröders eurasischer Weltpolitik, die Russland in die G8 brachte, sogar China in eine G 9 bringen wollte, änderte sich die Stimmung in den USA und Putin setzte auf eine innere Zersetzungsstrategie und Unterstützung von  Trump, NIgel Farage, Orban, Le Pen, AfD, Alternativmedien, etc. Obsolete NATO, Brexit, Frexit und dann der Dexit. Keiner nahm das ernst. Auch geht es Putin nicht nur um die Ukraine und Novorussia. Lawrow machte das schon deutlich bei seiner Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz, als er sagte, es werde keine regionalen Lösungen geben, solange es keine neue internationale Sicherheitsarchitektur ala russischer und chinesischer multipolarer Weltordnung gebe, etwaige Friedenslösungen seien nur Interimszwischenschritte auf dem Weg zu diesem Ziel. Kurz: Auch wenn es einen vielgeforderten Waffenstillstand in der Ukraine gibt oder Putin sogar einiges Territorium in der Ukraine bekommt, bedeutet dies nicht das Ende des Kampfes um die neue Weltordnung, sondern erst den Anfang. Zumal er mittelfristig immer noch auf eine Wiederwahl Trumps oder auch der Wahl Le Pens in Frankreich hofft. Die EU und NATO mag momentan zwar stark gegen äussere Feinde sein, aber eben nicht unbedingt nicht gegen innere Feinde, die mit äusseren konspirieren und kooperieren. Das ist eben nicht der Verteidigungsfall und im äusseren könnte dies Putin auch austesten im Baltikum, wie dies das Buch von Michael O Hannon „ The Senkaku Paradox- Great power wars on small stakes“ schon ausmalt. Oder eben X im Süd- oder Ostchinesischen Meer oder Taiwan. Zumal Xi während  der Winterolympiade Putin grünes Licht gab für den Ukrainekrieg, sich nur wie Putin verrechnete, da beide meinten, dass dies ein Blitzkrieg sei der die NATO und EU und damit den Westen nachhaltig erschüttern und hilflos dastehen lassen würde. Vorerst eine Fehlkalkulation und Xi tut, als habe er davon nie etwas gewusst und alle sinophilen  Chinaexperten glauben ihm das auch noch. Soweit erst mal Klartext zu Leuten, die immer nur DEN Westen kritisieren. Da gibt es viel zu kritisieren, zumal das kapitalistische System ja seine eigenen Widersprüche hat, aber solange es keine wirkliche andere Alternative gibt, bleibt dies vorerst mal verteidigenswert als kleinstes Übel. Versagt auch dies, muss man wirklich eine Planökonomie mit Rationierung und Ökodiktatur andenken, wenn Markt und Freiheit des Westens wie auch die Wirtschaftswachstumsdikaturen des Ostens die Klimakatastrophe und sonstigen Krisen nicht mehr verhindern konnten. Aber vielleicht gilt dann ohnehin: Game over!

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