Getreideabkommen: Erdogan, Putin und Selensky als Erlöser vor der Welthungerapokalypse

Getreideabkommen: Erdogan, Putin und Selensky als Erlöser vor der Welthungerapokalypse

Das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine unter Erdogans Vermittlung ist ein Morzimagegewinn für den neoosmanischen Sultan, der wohl nun in die Geschichte als Erlöser des Global South von einer Welthungerapokalypse in die Geschichtsbücher eingehen könnte.

Dr. Rahr als Bewunderer von Produktionsvergleichen zwischen Ukraine und Russland auch im Hinblick auf die ehemalige Sowjetunion betonte da noch die niedere Bedeutung der ukrainischen Getreideproduktion im Vergleich zur russischen:

„ Die Ukraine exportierte selbst in den besten Jahren zwei- oder zweieinhalbmal weniger Getreide als Russland. Die aktuellen Pläne für ukrainische Exporte von 6 Millionen Tonnen pro Jahr sind nicht so eine bedeutende Zahl . I Jahr 2021 belegte Russland den ersten Platz unter den größten Getreideexporteuren der Welt. Die Ukraine lag mit 14 Millionen Tonnen auf Platz 5, hinter den USA, Kanada und Frankreich. Betrachtet man nur die Weizenproduktion, dann liegt Russland mit 85 Millionen Tonnen auf Platz 3 hinter China und Indienmit 26 Millionen Tonnen auf Platz 8, die Sowjetunion-das sollte man sich in Erinnerung rufen- war wegen ihrer Planwirtschaft unfähig so viel Weizen zu ernten und musste ihn aus den USA und Kanada einführen“.

Beeindruckende Zahlen. Zumindestens haben die USA und Kanada nicht mit dem Welthunger oder antikommunistischen Welthungertod gedroht, wie dies nun angeblich Putin tun will als einziger. Mit der Sowjetunion-das ist bekannt. Aber erst mal geht es nicht um Produktionszahlen allein, sondern um den Narrativ, dass es eine Welthungerkatastrophe gebe, wenn Russland den Getreidehahn aus der Ukraine und nicht Russland abdreht, also eine Art Apokalypse, wenn Russland ein Veto einlegt. Und klar müsste sein, dass das auch unabhängig von der russischen Agrarproduktion stattfinden würde, da diese die entstehende Lücke nicht füllen könnte, egal von aller Zahlenkraftmeierei.

Es war auch immer wieder interessant wie russische Geostrategen und Landwirtschaftsexperten , die neben dem Resource Empire aus Gas und ÖL und strategischen mineralischen Rohstoffen als kommende Säule der russischen Weltmacht ein Agro- Empire erdachten und begeistert vom Klimawandel fabulierten, dass dieser die landwirtschaftlichen Flächen enorm steigern werde, für Massendürren im Süden sorgen würde, die dann das Agroempire und die neue Nahrungsmittelgrossmacht Russland beliefern werde. Diesen Quarkköpfen war nicht klar, dass der Klimawandel nicht nach 10 Jahren endet und dann einfach stoppt und sie danach ihr Agro-Empire auf Sand und Methansümpfe errichten können , das dann unterginge und versinken werde. Das erinnerte an die Eierköpfe, die der damalige Fordmanager und US- Verteidigungsminister Mc Namara um sich zu versammelte, um den Vietnamkrieg zu verwissenschaftlichen und zu industrialisieren mit dem US- Militär als Assembly Line in einem Fordschen Massenproduktionsprozess. Damals fütterten die Eierköpfe den damaligen Pentagoncomputer Ada mit allen verfügbaren Big Data und fragten ihn 1967 , wann die USA den Vietnamkrieg gewinnen würden.Die Antwort: 1964- sie haben schon gewonnen.

Zumindestens hat Erdogan eine vorläufiges Abkommen über die Belieferung der Global South hinbekommen. Putin und Selensky wollten da wohl in der internationalen Öffentlichkeit nicht als Welthungermörder dastehen. Man darf gespannt sein, ob sich beide Seite auch daran halten jenseits taktischer Spielchen und ob dies vielleicht Einstieg für weiteres sein könnte.

Dr. Alexander Rahr meinte dazu:

„Putins Kriegspläne variieren: Zuerst wollte er einen Blitzkrieg. Klappte nicht. Er wurde bescheidener: nur Donbass (mit der Krim) , nach dem Fall von Mariupol wieder Nowojossija. Regionen Charkow, Saporozhje, Luhansk, Donetsk, Cherson, halb Dnepropetrowsk. Im Herbst will er vielleicht noch mehr: Nikolaev und Odesssa- und Transnistrien. Der Westen wird der Ukraine Waffen liefern, dass das nicht passiert“.

Aber Selenskys Kriegsziele variieren auch: Schon einmal war der Verzicht auf Donass, Krim und NATO- Mitgliedschaft zur Disposition, nun wieder nicht, sondern erhofft man nach Eintreffen westlicher Waffen eine Rückeroberung etlicher Gebiete und könnte danach über einen Waffenstillstand verhandeln.

Interessant ist aber, dass Putin bisher die oft an die Wand gemalten roten Linien nicht überschritten hat: A- Waffeneinsatz und damit die Brechung des Nichteinsatzes von Atomwaffen nach dem 2. Weltkrieg nach Hiroshima und Nagasaki, also eines unausgesprochenen internationalen Tabus, keine B- und C- Waffen, drittens, auch wenn es ein brutaler Krieg ist, so hält sich die Zahl militärischer und ziviler Opfer zynisch gesagt in Grenzen und ist kein Bodycount oder geht in die Zahlen des Korea- oder Vietnamkriegs (was in Deutschland nur Merkels Ex- Militärberater General Vad sich auszusprechen traut) , viertens will Putin auch nicht als Welthungermörder dastehen, wie das Abkommen mit der Ukraine in Istanbul unter Vermittlung Erdogans und der UNO zeigt. Das hängt weniger mit humanitären Gefühlsduseleien Putins zusammen, sondern  mit wohlkalkulierter Berücksichtigung der internationalen propagandistischen Ausseneffekte- und wirkung. 

Dr. Rahr meinte ergänzend: „ Und vergessen sie das Gas nicht. Putin schaltet es nicht ab“. Möglich und das könnte ihm in Deutschland und der EU sogar Sympathien bringen, als Verhinderer eines frierenden WInterdeutschlands und Kollapses Teile der deutschen Wirtschaft wie auch bei der Verhinderung einer Welthungerskatastrophe, wobei er seine schärfsten Kritiker von Grünen bis Applebaum blamieren könnte und einen relativen Imagegewinn erzielen könnte. Durchaus möglich, dass Putin den Gashahn nicht völlig abstellt, sondern mal weniger und mehr auf- und dann wieder abdreht, dies als Reaktion auf Decouplingstrategen des Westens darstellt, wobei immer wohltemperiert und die Reaktionen in Deutschland und der EU austestet. Zumal Putin aus eigener Lebenserfahrung und als KGB- geschulter Silowiki wie jeder Psychologe, Polizeipsychologe, Geheimdientsler neben anderen findigen Leuten das Stockholm- Syndrom zu nützen wissen: Dass also der Entführte mit seinem Entführer eine Symbiose eingeht, in der Hoffnung dadurch könne er ihn besänftigen und von seinem Plan abbringen, also Geisseln, die sich mit dem Geisselnehmer quasi verbünden. Denn auch in diesem Falle würden viele sagen: Er mag zwar ein Arschloch sein, aber kein totales. Ein Mussolini, aber kein Hitler. So schlimm ist er dann wieder auch nicht so. Man kann mit dem Mann verhandeln und er ist rational.

Umgekehrt interessant ist, dass laut ntv nun ein ukrainischer Selenskykritiker die Einreise in die Ukraine verboten wurde. Wer er ist, ob Taube oder Falke, was er kritisiert, erfährt man nicht, man hat aber scheinbar Angst, dass die vielzitierte Einigkeit der Ukrainer untergraben werden könnte. Selensky hat inzwischen auch ein paar Imageprobleme, nachdem Mariupol gefallen ist, er seinen Geheimdienstchef samt Generalstaatsanwältin und führende Mitglieder seines Stabes wegen Landesverrats und Kollaboration absetzt und vor Gericht stellen will, wie es auch der russsischen Propaganda teilweise gelungen ist mit Fakevideokonferenzen eines Fake- Klitschkos mit Giffey oder einem Fake- Selensky mit dem populären US- Bestsellerautor Steven King Selenskys internationale Video-Show-Auftritte ins Lächerlich zu ziehen. Warten wir also mal ab, ob der nächste Eurovision Contest in der Ukraine, und falls wo abgehalten werden kann, wie Selensky ankündigte.

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