Neuere Entwicklungen um und nach dem Pelosibesuch: Neue Normalität und Chinas Weißbuch zu Taiwan

Neuere Entwicklungen um und nach dem Pelosibesuch: Neue Normalität und Chinas Weißbuch zu Taiwan

China führt weiter seine MIltärmanöver durch, man fragt sich, wann sie sie wieder beenden wollen, umgekehrt haben auch nun die USA Flugzeugträger und Kriegsschiffe auffahren lassen, die auch demonstrativ die Taiwanstrasse durchqueren. All das ist in westlichen Medien scheinbar keine grössere Erwähnung mehr wert. Die neue Normalität scheint zu sein, dass man keine Konfrontation mit China und Interpretationsmonopols des Ein- Chinaprinzips durch China mehr scheut und klarstellt, dass die USA und westliche Staaten politische Vertreter unterhalb der Regierungsebene nach Taiwan schicken, wie es ihnen gefällt. Zumal es diesen auch freisteht chinesische Oppositionelle in Taiwan zu treffen nach eigenem Gusto. Diese Nachrichten finden keinen breiten Raum mehr in den Mainstreammedien und folgende beide Meldungen kann man auch nur in der deutsch-grünalternativen Tageszeitung taz oder der Tehran Time lesen.

Was außer der taz nicht berichtet wird: Pelosi hat sich in Taiwan auch mit der Ikone der 1989er Tiananmenproteste, die Li Peng damals öffentlich vor laufender Kamera herausforderte, Wuer Kaixi und anderen chinesischen Dissidenten getroffen. Diese glauben ,dass der Pelosibesuch eine neue Chinapolitik mit sich bringe, die keine Konfrontation scheue und Peking einlenken und die Welt sich an die neue Normalität gewöhnen würde. Es gibt keine Taiwan-Krise demzufolge.

„Konflikt um Taiwan: Ein Selfie und seine Geschichte

Menschenrechtler Wu’er Kaixi und Nancy Pelosi begegnen sich auf einem Geheimtreffen. Der 54-Jährige lebt seit 1996 in Taiwan im Exil.

Wu’er Kaixi und Nancy Pelosi bei ihrem Treffen in Taiwan in der vergangenen Woche

Wu’er Kaixi und Nancy Pelosi bei ihrem Treffen in Taiwan in der vergangenen Woche

Wu’er Kaixi und Nancy Pelosi bei ihrem Treffen in Taiwan in der vergangenen Woche Foto: privat

Das Treffen mit dem Potenzial, Peking zu reizen wie kaum ein anderes, hatte noch gar nicht richtig begonnen, da gab es schon die erste Grenzüberschreitung. Nancy Pelosi betrat den Saal, hielt geradewegs auf die Wartenden zu und umarmte einen kräftigen, graumelierten Mann mit einer Stars-and-Stripes-Maske. Ein Verstoß gegen Taiwans Coronaregeln. Allen war eingeschärft worden, dass Pelosis Delegation streng abgeschirmt unterwegs war und man sich nicht einmal die Hände geben sollte.

Es war der Nachmittag des 3. August, der letzte Termin während Pelosis nicht einmal 24-stündigem Taiwanbesuch, den sie trotz aller Warnungen aus China durchgezogen hatte. Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses hatte Taiwans Parlament besucht, die Präsidentin getroffen, und nun saß die 82-Jährige im Nationalen Menschenrechtsmuseum am Stadtrand von Taipeh einer illustren Runde von Chinakritikern gegenüber.

Der von ihr Umarmte ist für China seit Jahrzehnten mindestens ein so rotes Tuch wie Pelosi seit dieser Reise. Einige Tage später sitzt Wu’er Kaixi in einem Café und schildert die Szene. „Ich erinnerte sie daran, dass wir uns auf den Tag genau vor 33 Jahren zum ersten Mal in Washington trafen, am 3. August 1989.“ Pelosi war damals eine noch wenig erfahrene Abgeordnete im Menschenrechtsausschuss – und Wu’er Kai­xi, dessen ursprünglich uigurischer Name im Ganzen genannt wird, einer der wichtigsten Studentenführer vom Platz des Himmlischen Friedens. Keine zwei Monate vorher hatte der gebürtige Pekinger sich nach der brutalen Niederschlagung der Demokratiebewegung ins Ausland retten können. Es folgten viele weitere Treffen. In Taipeh habe Pelosi ihn den fünf anderen Abgeordneten ihrer Delegation als „Freund“ vorstellt, erzählt er.

Von dem 54-Jährigen, der seit 1996 im Exil in Taiwan lebt und seit einigen Jahren als hauptberuflicher Lobbyist für die bedrohte Demokratie seiner neuen Heimat viele Washingtoner Hinterzimmer kennengelernt hat, lässt sich einiges erfahren über die Hintergründe von Pelosis weltweit Aufsehen erregender Reise – und über die Frage, ob sie Taiwan unterm Strich dringend nötige Aufwertung oder nur noch mehr Ärger mit China brachte.

Klare Botschaft, klarer Ort

Pekings Proteste und damit der ganze Wirbel begannen mit einem Leak. Am 19. Juli verriet die Financial Times unter Bezug auf anonyme Quellen die Reisepläne. Würde Pelosi es wirklich tun oder doch noch zurückschrecken? Bis ihre Air-Force-Maschine in Taipeh aufsetzte, gab es keine offizielle Bestätigung, und auf den Meinungsseiten der Weltpresse stritt sich die Klare-Kante-Fraktion mit Team Vorsicht. Wu’er Kaixi war da bereits eingeweiht, denn am oder kurz vor dem 19. Juli – genau wisse er das nicht mehr – habe Nancy Pelosis Büro angerufen. Ob er Anfang August in Taipeh wäre? „Ich wollte so sehr, dass dieser Besuch stattfindet. Natürlich habe ich das für mich behalten, um ihn nicht zu gefährden.“

Nicht nur die Teilnehmer des Treffens mit Pelosi, auch der Ort sollte eine klare Botschaft senden: Taiwan ist ganz anders als China. Kaum etwas verkörpert diesen Wandel von einer Diktatur zu einer der freiesten Demokratien ­Asiens besser als diese Ansammlung von Baracken vor einem Gefängnisbau mit Wachtürmen, Zellenblocks und Stacheldraht. Bis in die 1980er Jahre sprachen hier Militärtribunale Unrecht, verurteilten politische Gefangene zum Tode oder zu langer Haft in primitiven Zellen. Heute führen ehemalige Insassen Besucher herum, möglichst viel ist im Originalzustand erhalten – wie im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen, mit dem das Menschenrechtsmuseum sich schon lange austauscht.

Neben dem Uiguren und früheren Studentenführer Wu’er Kaixi traf Pelosi hier einen weiteren Exilanten, Lam Wing-Kee. Der pekingkritische Buchhändler aus Hongkong war 2015 nach China verschleppt und eingesperrt worden. Seit 2019 lebt er in Taipeh und führt hier wieder einen Buchladen, frei von Zensur. Außerdem kam der Taiwaner Lee Ming-che, ein frühes Opfer von Chinas härterem Kurs gegen Taiwan. 2017 verschwand der Demokratieaktivist während einer Reise nach China. Es war ein Jahr nach dem Amtsantritt von Präsidentin Tsai Ing-wen, für Peking eine Separatistin. Ein Exempel sollte statuiert werden. Nach Monaten tauchte Lee wieder auf, für einen Schauprozess wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“. Bis vergangenen April saß er in chinesischer Haft. Und auch den Vertreter des Dalai Lama in Taiwan, Kelsang Gyaltsen Bawa, traf die amerikanische Nummer drei.

Taiwan, Tiananmen, Tibet – die drei großen T, die Peking aus der Haut fahren lassen. Dazu Hongkong und die Uiguren. Als sei es darum gegangen, möglichst viele rote Linien Chinas zu übertreten. Das einstündige Gespräch sei „viel mehr symbolisch als substanziell“ gewesen, sagt Wu’er Kaixi, und Pelosis ganzer Besuch „ein klares konfrontatives Statement gegen Peking“. Die USA wollten keine Eskalation, würden bei Taiwan aber künftig nicht mehr vor Konfrontationen zurückschrecken. Team klare Kante. „Falls die Welt das noch immer nicht verstanden hatte, dann sollte dieses Treffen es noch klarer machen.“

Wenn also galt „The Meeting is the Message“ – warum machte es keine Schlagzeilen, warum liefen keine Bilder in den Nachrichten? Zwar richtete die Welt ihr Augenmerk bereits auf die von China angekündigten Militärübungen vor Taiwans Küste. Aber es war keine Presse im Raum gewesen, und im Nachhinein veröffentlichte die US-Vertretung in Taipeh weder Fotos noch Videomaterial. Auch auf Anfrage äußerte sich die Vertretung nicht. Wu’er Kaixi kann sich keinen rechten Reim darauf machen. Dass jemand entschied, China lieber doch nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen, mag er nicht glauben. Natürlich würde er gern das offizielle Gruppenfoto sehen, das am Rande des Treffens gemacht wurde. „Aber das Statement ist gesetzt. Das zählt.“

Falsche Narrative im Westen?

China beginnt nun damit, den Sack um Taiwan zuzumachen, Joe Biden war unglücklich über Pelosis Reise – diese Narrative, die auch im Westen viele Berichte bestimmten, hält Wu’er Kaixi für falsch. Wie wohl die meisten Taiwaner – er ist seit 1999 Staatsbürger und hat hier eine Familie gegründet – empfand er nach Jahrzehnten der Drohungen und Schikanen Chinas tagelange großangelegte Militärübungen weniger als bedrohliche Eskalation, sondern als Routine.

Pelosis Besuch markiere den Beginn einer neuen Taiwan-Politik der USA, davon ist Wu’er Kaixi überzeugt. Seine Gespräche im US-Kongress, Außen- und Verteidigungsministerium – in den letzten zwei Jahren besuchte er für die Menschenrechtskommission von Taiwans Parlament viermal Washington – stimmen ihn optimistisch: Die „jahrzehntelange Appeasement-Politik China gegenüber“ werde korrigiert, die USA würden wieder die Spielregeln bestimmen. Die Europäer, so sein Eindruck, hätten noch nicht verstanden, dass der Wind sich mit Pelosis Besuch zu drehen begonnen habe.

Bewusst irreführende Aussagen haben wohl dazu beigetragen. „Das Militär hält das gerade für keine gute Idee“, war Joe Bidens viel zitierter Kommentar am 20. Juli zu einer möglichen Pelosi-Reise. Aber er, Biden, wüsste nicht, wie der Stand sei. „Da habe ich nur gedacht: Du alter Fuchs!“, sagt Wu’er Kaixi. „Wenn sogar ich an dem Tag schon in die Reisepläne eingeweiht war, kann mir niemand erzählen, dass der Präsident es nicht wusste.“

Allerdings will nun auch China die Spielregeln neu definieren. Während der Manöver flogen erstmals ballistische Raketen über die Insel hinweg. Die Straße von Taiwan, durch die ein Großteil des globalen Güterverkehrs geht, sei kein internationales Gewässer. Und die lange respektierte Mittellinie der Meerenge als informeller Puffer spiele auch keine Rolle mehr. Militäroperationen rund um Taiwan sollen die neue Normalität sein. Ein US-Flugzeugträger blieb auf Abstand.

https://taz.de/Konflikt-um-Taiwan/!5873835/

 Die zweite wichtige Nachricht, die man eher in der Tehran Times als in westlichen Medien lesen kann: China hat jetzt als Antwort auf den Pelosibesuch ein eigenes Weißbuch zu Taiwan herausgegeben. Möglicherweise bildet dies den Grobentwurf für ein neues Taiwangesetz auf dem kommenden 20. Parteitag, das das bisherige abstrakte Antisezzessiongesetz, das mehr einer Rahmenerklärung ähnelt ablösen soll. Wahrscheinlich ohne konkrten Zeitrahmen, um flexibel zu bleiben, aber wesentliche Elemente sind ablesbar:

“China’s new white paper on Taiwan follows Pelosi’s visit

August 10, 2022 – 20:4

China has released a new white paper which, first and foremost, reiterates “the fact that Taiwan is part of China”, documents the historic aspect of the territory and warns outside forces especially the United States against using separatist forces in Taipei to contain Beijing.

The new white paper states “some elements in a small number of countries, the U.S. foremost among them, have colluded with forces in Taiwan, to falsely claim that the [UN] resolution [2758] did not conclusively resolve the issue of Taiwan’s representation.”

The resolution enshrines the one-China principle and as the paper states “leaves no doubt Taiwan does not have any ground, reason, or right to join the UN, or any other international organization whose membership is confined to sovereign states the paper clarifies.”

A spokesperson for the Taiwan Work Office of the Communist Party of China explained that “separatist forces‘ collusion with external forces in making provocations, as well as their vicious words and deeds that attempt to undermine China’s sovereignty and territorial integrity or stand in the way of its reunification,”

The publication comes on the backdrop of U.S. House Speaker Nancy Pelosi, who became the highest-ranking American official in power to land in Taiwan. The trip was the latest in a series of visits by U.S. politicians over the past few years to Taipei to hold meetings with separatist forces.

The controversial trips have gone ahead despite the United Nations, officially recognizing the People’s Republic of China as the sole legal government of China. A principle that is even acknowledged by Washington in that there is one China and Taiwan is part of China.

Yet similar to the United States‘ violations of international law and agreements in other parts of the world, the hegemonic and warmongering seeking politicians in the country and those who stand behind them have been attempting to disrupt the independence of countries in East Asia.

Beijing had strongly and repeatedly warned against Pelosi’s visit but the U.S. House Speaker went ahead with it anyway at a time of changing international geopolitics and relations.

With the NATO military alliance’s eastward expansion towards Russian borders sparking the crisis in Ukraine, it has become evident that the United States and the powerful lobby groups that control the country’s congress are using proxy parties to contain the rising influence, power, and economy of other countries.

Experts argue that those parties (such as the separatist forces in Taiwan) colluding with Washington are perhaps unable to ascertain they are being used as pawns to their own detriment and to the detriment of their people, their economies, and their livelihoods.

China’s new white paper picks up on this matter by pointing out the economic prosperity of people on both sides of the Taiwan strait when working together in areas of politics and trade. However, where there is economic prosperity, there is also the hawks in Washington who also want a piece of that pie.

The Russian Federation, which has for decades fended off Washington’s desire to undermine its standing in the international arena, condemned Pelosi’s Taipei trip, as did the Islamic Republic of Iran which has had similar experiences with the United States.

One of the biggest beneficiaries of American officials visiting Taiwan have been U.S. arms manufacturers who have used the trips to sell separatist forces in Taiwan weapons to the tune of billions of dollars and to the cheers and applause of the U.S.-Taiwan Business Council.

However as analysts have pointed out, the weapons which accompany the trips by foreign officials will fail to bring the Taiwanese separatist forces any security, they only increase tension, as was evident with China’s military exercises in the aftermath of Pelosi’s visit.

Experts have argued that it’s a very similar scenario with the crisis in Ukraine where U.S. arms manufacturers are making a huge profit from the fighting at the expense of Ukrainians. The weapons manufacturing firms are the face of the American congress where Pelosi is expected to lose her job in the November mid-term elections; which may explain her Taiwan trip.

„We are one China, and Taiwan is part of China. This is an indisputable fact supported by history and the law. Taiwan has never been a state; its status as part of China is unalterable,“ says the white paper.

The paper emphasizes on unity among all Chinese saying “the future of Taiwan lies in China’s reunification, and the wellbeing of the people in Taiwan hinges on the rejuvenation of the Chinese nation, an endeavor that bears on the future and destiny of the people on both sides. A united and prosperous China will be a blessing for all Chinese, while a weak and divided China will be a disaster.”

It goes on to state that “separatist propaganda and the unresolved political dispute between the two sides have created misconceptions over cross-Straits relations, problems with national identity, and misgivings over national reunification among some fellow Chinese in Taiwan.”

The spokesperson expressed confidence that the international community and all countries that have established diplomatic ties with China will abide by the one-China principle, properly handle Taiwan-related issues, develop better understanding and give more support to the Chinese people for their just cause of opposing „Taiwan independence“.

Underlying a new era for the country the white paper points out several key issues that the Western media will try to ignore.

It states that “once peaceful reunification is achieved under One Country, Two Systems, it will lay new foundations for China to make further progress and achieve national rejuvenation. At the same time, it will create huge opportunities for social and economic development in Taiwan and bring tangible benefits to the people of Taiwan.”

The paper explains in detail how firstly; “backed up by the vast mainland market, Taiwan’s economy will enjoy broader prospects.”

Secondly, it expands on how “provided that China’s sovereignty, security, and development interests are guaranteed after reunification Taiwan will enjoy a high degree of autonomy as a special administrative region.”

Thirdly it touches on how the “Chinese will bridge gaps and differences caused by long-term separation.”

Finally, the paper states how “peaceful Reunification of China Is Conducive to Peace and Development in the Asia-Pacific and the Wider World.”

All four points are issues that “some elements in a small number of countries, the U.S. foremost among them” would be dreading to forecast and will no doubt try to disrupt. The idea of economic prosperity, real and true freedom in the form of territorial integrity, regional unity as well as peace and prosperity in the Asia Pacific doesn’t sound too good for U.S. politicians who have lobby groups with envelopes of money in their pockets.

There is no financial profit in peace and prosperity for Washington, while a stronger China (just like a stronger Russia or Iran) is inevitable sooner rather than later and something that the United States quite frankly is just unable to stop.

The reasons are many but as the new white paper alludes to in its conclusion, China has a “5,000-year history” and ancient civilizations are not going anywhere apart from growing in strength and power.

The United States, with its short history of violence, displacement of native Americans, discrimination, slavery, and reliance on war for survival (in a similar fashion to that of the Zionist regime in West Asia) will soon see it’s fake global and short term hegemony collapse.

https://www.tehrantimes.com/news/475510/China-s-new-white-paper-on-Taiwan-follows-Pelosi-s-visit

Die neuerdings scheinbar dominante Sichtweise des Pelosibesuchs im westlichen Lager, wird auch vom CDU- Vorsitzenden, Oppositionsführer  und wahrscheinlich nächsten Kanzlerkandidaten Friedrich Merz geteilt:

„Neben dem Krieg in der Ukraine erweist sich der eskalierende Konflikt zwischen China und Taiwan als eine der größten Bedrohungen des Friedens auf der Welt. Die Volksrepublik China, das kommunistisch regierte „Mainland China“, beansprucht seit Jahrzehnten die Wiedervereinigung mit der Inselgruppe Taiwan, auf die nach dem Bürgerkrieg im Jahr 1949 die unterlegenen Truppen des Kuomintang-Anführers Chiang Kai-shek geflüchtet waren und die dort zunächst eine Ein-Parteien-Herrschaft etabliert hatten.

Von 1949 an – dem Jahr der Ausrufung der „Volksrepublik China“ – bis zum Beginn der 1970er Jahre repräsentierte die Regierung der Republik China, wie sich Taiwan bis heute nennt, ganz China durch zahlreiche diplomatische Vertretungen auf der ganzen Welt und auch bei den Vereinten Nationen in New York. Erst mit der Öffnung Chinas während der Nixon-Administration und mit dem Besuch von Nixon in China im Jahr 1971 musste es eine Lösung der Frage geben, welcher Teil Chinas denn nun China als Ganzes international vertreten würde, denn die Forderung einer „Zweistaatenlösung“ hatte die amerikanische Seite in den monatelangen Verhandlungen über das Abschlusskommuniqué mit der Regierung in Peking nicht aufrechterhalten können.

Wir verdanken Henry Kissinger und seinen umfangreichen Darstellungen und Erinnerungen den genauen historischen Hintergrund, wie es schließlich zur „Ein-China-Politik“ gekommen ist. Im Abschlusskommuniqué des Nixon-Besuches haben die USA nämlich anerkannt, dass „alle Chinesen auf beiden Seiten der Formosastraße sagen, dass es nur ein China gibt und dass Taiwan ein Teil Chinas ist.“ Damit blieb die Frage ausdrücklich offen, unter welchen Bedingungen und vor allem von welchem Teil Chinas der Wunsch nach Einheit eines Tages denn erfüllt werden sollte. Keine der beiden Seiten würde versuchen, so das Zugeständnis der Volksrepublik an die USA, ihre bevorzugte Lösung durchzusetzen.

Das Bekenntnis zur „Ein-China-Politik“ löst also keinen Anspruch der Volksrepublik China auf die Übernahme von Taiwan aus. Im Gegenteil, eine Wiedervereinigung könnte nur auf friedlichem Weg und mit Zustimmung beider Seiten erfolgen. Daher kann sich die kommunistische Führung in Beijing auch nicht anmaßen zu bestimmen, wer Taiwan besuchen darf und wer nicht. Der Besuch von Nancy Pelosi vor einigen Tagen in Taiwan war also vollkommen in Ordnung. Ob es politisch klug war, zu diesem Zeitpunkt zu reisen, sei dahingestellt.

Aber es bleibt richtig, dass der Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages plant, im Herbst nach Taiwan zu reisen. Es gibt mehr Anlass denn je, über die Menschenrechtslage in der Region zu sprechen.“

Professor van Ess kommentierte dies derfolgt:

„Das ist nicht unvernünftig. Aber man sollte nicht die deutsche Hallstein-Doktrin vergessen. Die BRD war natürlich genauso der Auffassung, dass sie das Recht hatte, die Wiedervereinigung aus ihrer Sicht anzustreben, wie das heute die VR China will. Natürlich ist diese der Auffassung, dass sie es ist, die China wieder vereinigt. Sie hat allerdings auch immer wieder gesagt, dass sie dies auf friedlichem Wege tun möchte – solange nicht andere versuchen, Taiwan aus China herauszulösen und damit das von Kissinger erreichte Abkommen zu verletzen, das Merz so treffend zitiert. Der Besuch von Nancy Pelosi war in dieser Hinsicht bestenfalls eine Gratwanderung. Die DPP will eine Loslösung von China, ohne sich trauen, diesen Schritt zu vollziehen. Pelosi hat ihr den Rücken gestärkt.“

Der Verweis auf die Hallsteindokrtin ist passend , aber auch umgekehrt kein chineischer Willy Brandt und eine neue chinesische Ostpolitik gegenüber Tawiwan zu erwarten, mit Xi oder auch ohne ihn, zumal auf Taiwans Seite die DDP die Unabhängigkeit vorantreiben will in der Hoffnung, dass solche US-Politiker wie John Bolton oder MIke Pompeo diese unterstützen würden oder ein Trump oder „Trump mit Hirn“ Ron de Santis das Ein- China- Prinzip ja schon mal so infrage stellten, dass das Hoffnungen der DDP und Albträume der KP China befördert wurden. Ob es eine Art neue Ostpolitik unter einer DDP geben könnte, ist da eher unwahrscheinlich und nachdem die KMT solche Unabhängigkeitsvertreter wie Lee Denghui zugunsten solcher Statusquobefürworter wie Ma Yingjiu entsorgt hatte , wäre höchstens noch da eine Änderung möglich. Aber die KMT ist inzwischen auch gespalten zwischen Statusquo-Befürwortern, die das Problem haben, dass der Statusquo schon längst Vergangenheit ist , Appeasern, die eher auf die Demokratie verzichten, um einen Krieg um jeden Preis zu verhindern und Abspaltungen von der KMT. Ob also die chinesische Hallsteindokrtin in ein mittelfristig friedliches Ende gebracht werden kann, ist da eher unwahrscheinlich. und kein chinesischer oder taiwanesischer Willy in Sicht.

Ebenfalls berichtet er von Reaktionen asiatischer Seite im Rahmen eines Singapurbesuchs:

„Ich saß während des Pelosi-Besuches in Singapur und sprach mit Hochschulpräsidenten. Die ließen kein gutes Haar an der Dame, auch nicht der aus Taiwan stammende Vizepräsident, der sich allerdings wünschte, dass die VR-Chinesen nicht zu viel Druck machten. Er hatte nämlich Angst, dass Tsai Ing-wen dann möglicherweise doch wiedergewählt würde, was ohne die VR China garantiert nicht der Fall wäre. Er meinte auch, dass Tsai ohne Druck der VR auf Taiwan schon das letzte Mal keine Chance gehabt hätte. Die VR schadet sich mit ihren emotionalen Reaktionen in der Taiwan-Frage wahrscheinlich selbst. Herrn Merz würde ich auch mal eine Dienstreise nach Singapur gönnen. Das hat das Potential, die Sicht auf die Welt zu ändern. Man muss den provinziell europäischen Blickwinkel loswerden.“

Jednefalls sticht folgende Meldung bezüglich der ASEANtsaaten da heraus: Singapur mit seiner Hanchinesenmehrheit, semiautoritärem System, das eher als Appeaser gegenüber Peking auftritt, unterhält aber zu anderen auch einen US-Militärstützpunkt, neurdings auch einen britischen Militärstützpunkt und beteiligt sich nun auch an gemeinsamen Militärmanövern mit den USA und anderen, während Thailand nun gemeinsame Luftwaffenmanöver mit der chinesischen PLAF abhält, wie die Korea Times berichtet:

“China sending fighter jets to Thailand for joint exercises


The Chinese air force is sending fighter jets and bombers to Thailand for a joint exercise with the Thai military on Sunday.

The training will include air support, strikes on ground targets and small- and large-scale troop deployment, the Chinese Defense Ministry said in a statement posted on its website.

China’s expanding military activities in the Asia-Pacific region have alarmed the United States and its allies and form part of a growing strategic and economic competition that has inflamed tensions between the world’s two largest economies.

U.S. Defense Secretary Lloyd Austin visited Thailand in June as part of an effort to strengthen what he called America’s “unparalleled network of alliances and partnerships“ in the region.

The Falcon Strike exercise will be held at the Udorn Royal Thai Air Force Base in northern Thailand near the border with Laos. Thai fighter jets and airborne early warning aircraft from both countries will also take part.

The training comes as the U.S. holds combat drills in Indonesia with Indonesia, Australia, Japan and Singapore in the largest iteration of the Super Garuda Shield exercises since they began in 2009.

It also follows China’s sending warships, missiles and aircraft into the waters and air around Taiwan in a threatening response to a visit by U.S. House Speaker Nancy Pelosi to the self-ruled island, which China claims as its territory.

Kurt Campbell, a top advisor to President Joe Biden on the Indo-Pacific, said Friday that the U.S. would take calm and resolute steps to support Taiwan, including sending warships and aircraft through the 160-kilometer (100-mile) wide waterway that separates Taiwan and China.

“We’ll continue to fly, sail and operate where international law allows, consistent with our longstanding commitment to freedom of navigation,“ he said in a call with reporters. “And that includes conducting standard air and maritime transits through the Taiwan Strait in the next few weeks.“ (AP)

https://m.koreatimes.co.kr/pages/article.asp?newsIdx=334368

Kommentare sind geschlossen.