Winnetou und Ernies Quietscheentchen: Kulturkampf von links und von rechts

Winnetou und Ernies Quietscheentchen: Kulturkampf von links und von rechts

Riesiger Wirbel zwischen linken und rechten Kulturkämpfern um Winnetou, Karl May und Kinderliteratur. BILD fordert einen Kanzler-/Häuptlingsgipfel, der sich für Winnetou einsetzt, ja mal den linken Kulturkämpfern Einhalt gebietet, ja auch der ganzen Cancelkultur.

Politiker fordern Häuptlingsgipfel mit Bundeskanzler Olaf Scholz
Politiker fordern Häuptlingsgipfel mit Bundeskanzler Olaf Scholz

„Häuptlings-Gipfel wegen Winnetou

Politiker fordern Häuptlingsgipfel mit Bundeskanzler Olaf Scholz

Woke-Wahnsinn um Winnetou, die ARD strahlt sogar keine Filme mit dem Indianer-Helden mehr aus!

Das sorgt auch unter immer mehr Politikern für Empörung. Sie fordern: Kanzler Scholz (64, SPD) muss die linken Aktivisten, die gegen Winnetou agitieren, stoppen. Die Politiker verlangen einen Kanzler-Gipfel zu Winnetou.“

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/politiker-fordern-haeuptlings-gipfel-wegen-winnetou-81131998.bild.html

In der grünen taz dazu auch dagegen ein Artikel ,der die Kritik an Winnetou als Verharmlosung des Genozids an den Indianer*innen/natives/Ureinwohnern/whatever teilt und meint, dass man von „Kindheitserinnerungen loslassen“ müsse. Interessant am taz-Artikel sind jedoch die Kommentare unter dem Artikel, die zeigen, dass viele Grüne den postkolonialen, postmodernen, PC-Diversityquatsch ihrer grünen Häuptling*innen nicht teilen, ja dies sogar als kulturelle Aneignung seitens priviligierter weißer Akademiker*innen sehen, die damit selbst sehr neokolonialistisch und selbst rassistisch seien. Lesenswert daher auch die Kommentare zu dem Artikel:

„Aufregung um „Winnetou“-Buch: Man muss loslassen können

Die Welt von Karl May gehört für viele zu lieb gewonnenen Kindheitserinnerungen. Das rechtfertigt aber nicht, gegenüber Unrecht und Rassismus blind zu sein.“

https://taz.de/Aufregung-um-Winnetou-Buch/!5873631/

Auch ein guter Artikel in der NZZ zu der „Winnetou“-Debatte, auch wenn die NZZ immer weiter in Richtung AfD und SVP nach rechts gerutscht ist unter ihrem neuen Eigentümer, zudem die beabsichtige Selbstauflösung des Westens und der eigenen Identiät mittels postkolonialer und postmoderner Kritik der selbsternannten Metropolen-(Stell-) Vertreter des Global South da in ihrer Konsequenz beschrieben wird: „Sei nichts!“

„Das grosse Unwohlsein oder: Der Gefühlsterror eifriger Aktivisten

Gefühle haben eine eigentümliche Macht. Sie sind nicht anfechtbar. Wer das weiss, der kann sie effektvoll einsetzen: zum Abbruch von Konzerten, zur Verbannung von Frisuren, zur Zensur.(…)

Frau- oder Mannsein wird zur Frage des subjektiven Gefühls. Gendersensible Sprache breitet sich aus. Die Sprache macht überhaupt deutlicher denn je, in welchem Lager man ist. Die Verwendung von Wörtern wie «Flüchtlinge» und «Behinderte» ist – beabsichtigt oder nicht – zu einem politischen Statement geworden wie der Genuss von Cola und Weinen aus dem Napa Valley. Wäre man ernsthaft sensibilisiert, würde man all das unterlassen.

Zu den Aristokraten in der empfindsamen Gesellschaft werden die Hochsensiblen. 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung, deren Nervenkostüm noch einmal filigraner ist. Allergien nehmen zu, Laktoseintoleranz, Anfälligkeit auf Gluten, Lärm, Sonne, Strahlen aller Art. Die Tendenz einer fortschreitenden Sensibilisierung liesse sich beliebig weiter dokumentieren. Die deutsche Philosophin Svenja Flasspöhler hat im vergangenen Jahr mit «Sensibel» ein Kompendium dieser Phänomene veröffentlicht.

Der Wunsch, nichts zu sein

Aber wo führt das alles hin? Flasspöhler schreibt: «Je gleichberechtigter Gesellschaften sind, desto sensibilisierter werden sie für noch bestehende Ungerechtigkeiten und damit verbundene Verletzungen.» Was heute sensibel ist, kann schon morgen unsensibel sein. Der französische Philosoph Alain Finkielkraut wiederum glaubt, die westliche Zivilisation sei vom Antirassismus so besessen, dass sie nur noch an ihrer Selbstauflösung arbeite: «Der Wunsch, in einem realen Dasein zu überleben, wandelt sich in einen Willen, nichts zu sein, um nie wieder auszugrenzen, niemanden mehr zu misshandeln.»

Das mag melodramatisch klingen, ist aber konsequent gedacht. Die Konzertveranstalter in Bern und Zürich und der Ravensburger Verlag wollen niemanden verletzen. Das erreichen sie nur, wenn sie niemand mehr sind und für nichts mehr stehen. Dann gibt es keine Reibung, keinen Schmerz mehr. Jeder Standpunkt, jede Meinung hingegen bedeutet Auseinandersetzung, potenzielles Unwohlsein. Dass Menschen Schmerzen vermeiden wollen, ist verständlich. Die absolute Schmerzvermeidung ist aber unmöglich. Der Schmerz, das Unwohlsein sind dem Leben inhärent.

Tatsächlich scheinen die Zensur-Aktivisten auch kein taugliches Gegenmodell zu propagieren. Sie wollen, dass sich der Westen fremde Kulturen nicht aneignet, sie wollen allerdings auch keine Renationalisierung. Ein anderer – ein Indianer, ein Rastafari, ein Ghetto-Rapper – darf man nicht sein, Kulturen vermischen ist verboten, hinter der Schweizer Fahne soll man sich aber auch nicht versammeln. Deshalb lautet der unausgesprochene Auftrag: Sei nichts.“

https://www.nzz.ch/feuilleton/unwohlsein-der-gefuehlsterror-fanatischer-aktivisten-ld.1699209?mktcid=smsh&mktcval

Jedoch fragt man sich, warum BILD und NZZ sich niemals gegen Political Correctness rechter Kulturkämpfer erregt haben. Prominentestes Beispiel sind Ernie und Bert aus der Sesamstraße, die der Homosexualität verdächtigt wurden und als schwule Vorläufer einer Homoehe, die die Verschwulung die Kinder und den Niedergang der USA, des Westens und Teutschlands bewirke, kritisiert. Auch mein Lieblingssong von Ernie „Quietscheentchen“ wurde da als kinder- und jugendgefährdend verteufelt, ja fehlte nur noch der Sodomievorwurf:

Also, all jene rechten Kulturkämpfer, die so vorlaut die Klappe wegen linker PC aufreißen, sollten sich mal an die eigene Nase fassen. Rechte Kulturkämpfer aus völkischen, religiösen oder nationalistischen Gefilden sehen Rockmusik und andere Musikarten als Satanswerk (vor allem wenn man die Rolling Stones oder Eagle rückwärts spiele, würden sich satanische Verse offenbaren), wollen Darwins Evolutionslehre zugunsten von Kreationismus und Intelligent Design ersetzen, Geschichtsrevisionsimus betreiben, sei es nun durch eine „180- Grad-Wende“ ala Geschichtslehrer und AfD- Führer Höcke oder als „Vogelschiß der deutschen Geschichte“ ala Gauland, führen auch schon mal Koranverbrennungen durch oder sehen in Buddha den Antichristen, verbieten Anne Franks Tagebücher als Schullektüre, wollen Bibliotheken und Literatur in ihrem völkischen Sinne „säubern“, beharren auf ihr Herrenmenschenrecht Neger unbedingt und provokativ sagen zu können und zwangshaft scheinbar auch sagen zu müssen, um nur einige andere Beispiele zu nennen. Ich nehme jedenfalls jetzt erst mal ein in Gaskrisenzeiten energiepolitisch bedenkliches und damit politisch nicht korrektes warmes Bad mit jenem von Bernie zitierten politisch korrekten Kretschmann- Waschlappen- und mit meinem Quietscheentchen!!!

Kommentare sind geschlossen.