News im Wirtschaftskrieg: Drohung der Produktionsverlagerung, China will Hamburger Hafen und Bierrevolutionsgefahr in Bayern

News im Wirtschaftskrieg: Drohung der Produktionsverlagerung, China will Hamburger Hafen und Bierrevolutionsgefahr in Bayern

Der Wirtschaftskrieg und die beiderseitigen Sanktionen zeitigen ihre Wirkungen, nicht nur auf Russland. Nachdem die Ampelkoalition auf Initiative von Habeck eine Umlage und Entlastungspaket beschlossen hat, daie Energie- und vor allem Gaszulieferer schützen soll, damit sie nicht pleite gehen und die Energieversorgung in Deutschland als Ganzes wie damals die Banken bei der Finanzkrise nicht kollabiert, die Lasten jedoch auf die Verbraucher abwälzt, wenngleich diese mit Zahlungen kompensiert werden sollen, ist die Kritik seitens der Opposition laut, dass dies soziale Kälte sei, zumal Habeck keine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken zustimmt, sondern eine technisch fragwürdige Reservehaltung vorgeschlagen hat, was viele als ideologische Verbohrtheit sehen, wie auch die Abschaltung des Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen zu Zeiten von Landtagswahlen, um die grüne Klientel zu bedienen zum Nachteil Deutschlands. Die CDU hat nun auf ihrem Parteitag neben der Frauenquote die Umlage abgelehnt und fast deckungsgleich zu den Forderungen der Linkspartei die Preisdeckelung und sozialeren Entlastungspaketen für die schwächeren und mittleren Teile der Bevölkerung beschlossen , sowie daneben eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken. Die AfD hingegen will eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und den zügigen Wiedereinstieg in die Atomkraft, einschliesslich von Small Modular Reactors (SMR) ala Bill Gates und Macron und Thoriumreaktoren. Kreiste bisher die Debatte vor allem um die Energiepreise für frierend und gemeines Volk, meldet sich nun auch die Wirtschaft lautstark zu Worte:

„Steht das Wasser bis zum Hals“: Autozulieferer wollen Produktion ins Ausland verlagern

Die Autoindustrie in Deutschland leidet unter der aktuellen Energiekrise. Viele Zulieferer überlegen deshalb, ihren Produktionsstandort in Ausland zu verlegen.

Berlin – Die hohen Energiepreise machen der deutschen Autoindustrie zu schaffen. Weil Strom und Gas in Deutschland immer teurer werden, denken erste Autozulieferer darüber nach, dem Produktionsstandort den Rücken zu kehren. Das zeigt eine Umfrage des Automobilverbandes VDA. Demnach gaben 22 Prozent der befragten Unternehmen an, Investitionen ins Ausland verlagern zu wollen. Demgegenüber haben nur drei Prozent die Absicht, in Deutschland künftig mehr zu investieren. Über die Hälfte will geplante Investitionen streichen oder verschieben. Befragt wurden über 100 Autozulieferer und Hersteller von Bussen, Anhängern und Aufbauten, darunter viele Mittelständler, aber auch Großkonzerne.Der Top-Ökonom Hans-Werner Sinn geht unterdessen mit der Energiepolitik der Bundesregierung hart ins Gericht und fordert eine rasche Kehrtwende.

Autozulieferer unter Druck: Strompreis für Industrie seit Jahresende verdoppelt

„Dem automobilen Mittelstand steht gerade das Wasser bis zum Hals“, sagt Arndt Kirchhoff vom Autozulieferer Kirchhoff, der zugleich VDA-Vizepräsident ist. „Die Unternehmen brauchen jetzt dringend schnelle und unbürokratische Hilfe, sonst werden bald bei vielen Mittelständlern die Lichter ausgehen.“

https://www.merkur.de/wirtschaft/deutschland-autoindustrie-energiekrise-preise-produktion-kosten-verlegen-91787288.html

Nicht nur Mittelstand, sondern auch einige Großkonzerne. Ein Fünftel plant Produktionsverlagerungen. Fragt sich nur wohin? Wo ist es denn in Europa anders? Vielleicht in Orban- Ungarn? Nach Russland geht nicht, auf den Westbalkan oder nach Osteuropa? Da Russland ausscheidet, vielleicht nach China oder Asien oder vielleicht doch in die mehr energieautarke und strompreisgünstigere USA? Aber das ist dann vielleicht doch teurer und wie war das noch mit den Lieferketten, Regionalisierung und Decoupling? Oder nach Lateinamerika? Brasilien und Back to Volkswurst? Zudem gerade Wahlen in Brasilien sind, Lula vor Bolsonaro liegt und die ersten Bolsonaroanhänger militant werden, einen Wahlsieg Lulas wie Trump nicht akzeptieren werden und auch schon mal gewalttätig werden. Naja, vielleicht schlichtet dann eine bewährte Militärdikatur Schlimmeres. Bis ein neues Werk gebaut würde, könnte aber wieder eine Produktionslücke entstehen nebst möglicher weiterer Lieferschwierigkeiten bei längeren Distanzen bei Lieferketten? Zumal die Autoindustrie inklusive Zulieferindustrie hochgradig automatisiert und robotisiert und  damit Energiefresser sind, auch Tesla  und eine Umstellung auf manuelle fordistische Montage schwierig, wenn nicht gar unmöglich wäre und in dieser Falle der Fachkräftemangel wieder durch Vor- und Hintertüre reindrängen würde und man doch gerade so stolz war im Zeitalter des Postfordismus und der Lean production just in time  angekommen zu sein. Der Hälfte der Firmen will hingegen Investitionen aufschieben oder canceln, um die Energiekosten zu kompensieren, wobei scheinbar nicht nachgefragt wurde, ob Rationalisierungs-, Erweiterungs- oder Ersatzinvestitionen. Wie dem auch sei:

Die Forderungen an die Politik sind gestellt und wahrscheinlich werden diese auch erhört, da keiner als Mörder der deutschen Auto- und Zulieferindustrie dastehen will- von daher wird man retten, sei es jetzt über niedrigere Energiesteuern und etwaige Entlastungspakete und Staatshilfen nicht nur für energieintensive Betriebe oder wie die CDU doch noch  durch Preisdecklung, auch auf die Gefahr hin, dass dann einige Versorgerunternehmen pleite gehen, was ja Habeck mit der Umlage verhindern will, da diese wie früher die Banken systemrelevant sind.

Neben der Russlandfront wäre da aber als zweiter „systemischer Gegner“ noch China und auch hier tobt die Frage „It´s the economy, stupid“ versus “Security trumps economy“:

„Darf Chinas Staatsrederei Cosco in Hamburg investieren? Bundesregierung ringt um richtigen Kurs

Hamburg/Berlin – Wie viele Geschäfte sollen deutsche Unternehmen künftig mit der aufstrebenden Volksrepublik China machen? Sollen sie weiter auf immer mehr Zusammenarbeit setzen? Wo liegt die Grenze zu einer gefährlichen Abhängigkeit von einem autoritären Staat? Es ist eine Debatte, die schon länger schwelt – und durch den Angriff Russlands auf die Ukraine noch drängender geworden ist. Aktuell entzündet sich die Diskussion um ein Hafenterminal in Hamburg. Der Terminal-Arm der staatlichen chinesischen Großreederei Cosco möchte sich mit 35 Prozent an der Betreibergesellschaft des Container-Terminals Tollerort im Hamburger Hafen beteiligen.

https://www.merkur.de/politik/china-hamburg-cosco-hafen-tollerort-hhla-wirtschaftsministerium-habeck-zr-91784227.html

Das kann man fast mal eine Richtungsentscheidung nennen, die die Chinastrategie, die Baerbock für das nächste Jahr angekündigt vorwegnimmt, wobei die Positionen zwischen SPD und Grünen klar sind, zudem Scholz als Hanseat und ehemaliger Bürgermeister von Hamburg auch noch einen direkten Bezug hat, während das Aussenministerium unter Baerbock und das Wirtschaftsministerium unter Habeck klar dagegen sind. Oder gibt es einen Kompromiss in Form einer geringeren Beteiligung als 35%, vielleicht in mehr symbolischen Dimensionen? Dass dieses COSCOangebot gerade jetzt kommt, ist vielleicht wohl ein wohlkalkulierter chinesischer Schachzug, um die deutsche Regierung auszutesten. Eine 35% Beteiligung liegt klar über jeder Sperrminorität, die es China erlauben würde kritische Infrastrukturen zu blockieren oder paralysieren, weswegen davon auszugehen ist, dass dies erst mal eine Maximalforderung ist und man nicht erwartet, dass diese zu face value erfüllt wird, aber man die Schwelle hochsetzt, um dann bei Verhandlungen mehr rauszuschlagen. Scholz und die SPD würden wohl einen Shitstorm ernten, sollten sie China eine Sperrminorität geben. Aber auch wenn man nur 5%, 10% oder 15% oder 20% zugesteht, der Einstieg wäre gemacht und damit ist das Problem nicht ausgestanden. Denn auch einer Beteiligung unterhalb einer Sperrminorität, besteht für China immer die Möglichkeit über Strohmänner und ihm verbundene Investoren seine Aktienanteile auszubauen, seine Vorstandssitze und langfristig sogar eine feindliche Übernahme zu machen nach dem Vorbild Kuka. Die einzige Möglichkeit, die dann bliebe ist das sogenannte Investment Screening, also das Durchleuchten von potentiellen Investoren, was aber nicht s einfach ist, zumal Transparenz und Datenschutz und die Möglichkeit über Briefkastenfirmen, Strohmänner und intransparenten Verflechtungsfirmenkonstruktionen doch durch die Hintertür seinen Anteil zu erhöhen, zumal wenn es ein scheinbar deutscher oder US- Investor sein sollte. Oder würden US-Nachrichtendienste oder vielleicht sogar die NATO das Screening an sich ziehen und dezente Hinweise geben? Umgekehrt ist es möglich, dass China eine völlige Ablehnung als feindlichen Akt ansehen könnte, mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte  und über seine Lobbyorganisationen, auch in der Wirtschaft, Druck auf die deutsche Politik machen könnte, zumal es dies nicht nur als eine Frage einer kritischen Infrastruktur sondern der deutschen Position zum Handel und Chinahandel generell verkaufen könnte. Und wo steht dann die FDP? Und die Union und die AfD? Möglicherweise geht es nicht „nur“ um eine Frage der kritischen Infrastruktur, sondern des Chinahandels generell .Ob Rotterdam oder andere Hafen da einspringen wollen oder können? Wie reagiert die EU, zumal dies ja eher eine Frage des nationalen Aussenhandelsgesetzes zu sein scheint, man aber als Vorreiter einer China- und Indo-Pazifikstrategie doch auch keinen deutschen Sonderwege gehen soll? Werden die USA da hinter oder womöglich vor den Kulissen auch noch mitmischen? Zudem: Was ist mit der Elbevertiefung für größere Containerschiffe , nicht nur , aber vor allem aus China? Und: Das Schicksal der Mopsfledermaus und der Gelbbauchkröte nicht vergessen!!!!!!

Ein weiteres, mehr marginales Warnsignal aus der Wirtschaft kommt aus Bayern:

„Brauereien geht die Kohlensäure aus – erste Produktionen von Getränken in Bayern gestoppt“

https://www.merkur.de/bayern/gaskrise-energiekrise-brauereien-bayern-kohlensaeure-mangelware-produktion-getraenke-stopp-91787143.html

Historisch gab es schon manche Bierrevolution in Bayern, wenn den mündigen Untertanen das Opium des Volkes entzogen wurde, wenngleich das Oktoberfest da vorerst noch ein volksseelsicher Dämpfer sein kann, weswegen ja momentan alle parteiübergreifend für das traditionelle Massenbesäufnis trotz Coronawarnungen Lauterbachs stimmen, Söder allen voran. Wird Putin auch an der Bierfront einen hybriden Bierkrieg entfachen und Bierrevolutionen der dann  ernüchternden und ernüchterten oder gar nüchternen Bayern auslösen? Dem Kreml ist alles zuzutrauen und die AfD würde wahrscheinlich Freibier statt grünem Sozialismus und ein Ende der Sanktionen fordern Merz vielleicht eine Bierpreisdecklung.

Kommentare sind geschlossen.