Die neue Geschichtsschreibung der Zeitenwende: Holodomor als Genozid und der Ukrainekrieg als „Zivilisationsbruch“

Die neue Geschichtsschreibung der Zeitenwende: Holodomor als Genozid und der Ukrainekrieg als „Zivilisationsbruch“

Nach der Holomodoreinstufung als Genozid des deutschen Bundestages, will Selensky nun für die für den Ukrainekrieg verantwortlichen Eliten Russlands und Putin  ein Nürnberger Tribunal 2.0 organisieren, zudem spricht Baerbock hinsichtlich des Ukrainekriegs von einem „Zivilisationsbruch“, was bisher offizielle Chiffre für den Holocaust war, wobei jüdische Verbände du auch Israel da in der Vergangenheit oft protestierten, da sie die Einzigartigkeit des Holocaust damit oft „relativiert“ sahen. Selbiger Streit tobt ja jetzt auch zwischen jüdischen Verbänden und Israel mit den postkolonialen, postmodernen Genderfeminist*innen und Vertretern des vielzitierten Global South , die die Verbrechen der Kolonialmächte und imperialistischen Staaten an den Kolonialvölkern ebenso berücksichtigt sehen wollen. Umgekehrt gab es zumindestens Hitlervergleiche und unausgesprochene Holocaustvergleich schon bei Screbrenica, Milosevic und Saddam Hussein. Jedenfalls schienen einige Deutsche nun auch den eigenen Zivlilisationsbruch der Vergangenheit mit dem russischen im Ukrainekrieg verrechnen, relativieren oder gar vergessen zu machen. Das geht aber nur bis zu einem gewissen Grade und ganz will man dies auch nicht, denn jetzt wird die Nazigeschichte als besondere Verantwortungspflicht gegenüber den Ukrainern und Osteuropäern und nicht mehr gegenüber den Russen uminterpretiert und umgeschrieben. Was auch kein Kunststück ist, da Putin und seine herrschende Clique selbst den Antifaschismus desavouriert und instrumentalisiert haben, sei es mit angeblichen „Genoziden“ der „Naziregierung“ in Kiew an den russischstämmigen Ostukrainern, die nie stattfanden, aber als Kriegsgrund wie auch die „Denazifizierung“ der Ukraine als Kriegsgrund und Kriegsziel offiziell ausgegeben wurden, die begangenen Kriegsgräuel bekannt wurden und Russland unter Putin sich zu einer quasifaschistischen  Diktatur entwickelte. Zudem Lawrow die faschistische deutsche AFD offiziell mit ausgerolltem roten Teppich im Kreml empfing. Fehlt als nächste Stufe nur noch Nazi- Höcke auf der Ehrengalerie am Roten Platz bei der Militärparade zum Großen antifaschistischen Vaterländischen Krieg oder die gemeinsame Begehung des Jahrestags des Hitler- Stalin-Pakts.

Der Ukrainekrieg bewirkt jetzt eine nachhaltige Zeitenwende in der Geschichtsschreibung im Westen (natürlich auch im Osten, zumal kritische Töne wie durch Memorial ausgelöscht wurden). Die von der deutschen Ostpolitik jahrzehntelang mitgetragene Sowjetgeschichtsschreibung, an der auch Putin festhielt und ansetzte samt deutsche Schuldkomplex an den 25 Millionen ermordeten Slawen, die aber russischerseits immer nur oder vor allem als Russen dargestelt wurden, wird nun abgeräumt. Die kommende Geschichtsschreibung konzentriert sich jetzt auf Osteuropa als Opfer von Stalin und Hitler und rückt nun zentral die osteuropäischen Geschichtsnarrative ins Zentrum.

Der inzwischen im Westen wegen kangjähriger Putinnähe geschasste Russlandexperte Dr. Rahr meinte dazu:

„ Das stimmt.Und ganze Universitäten und Institute beteiligen sich aktiv an der Neuaufarbeitung der Geschichte:

  • Russland nicht mehr Opfer von Deutschland, sondern Hitlers Komplize bei der Eroberung Osteuropas
  • Osteuropäer, sowjetische Völkerausser den Russen OpferRusslands (Stalins)
  • Deutschland relativiert die Kriegsschuld, in dem es sich jetzt an die Seite der Opfer russischer Aggression stellt
  • Putin ist der neue Hitler“

Wahrscheinich werden dann tendenziell die Osteuropäer als Gegenbewegung dann historisch auch etwas idealisiert und romantisiert, trotz Bandera, Piludski, Eiserner Garde, Horthy und Pfeilkreuzler,etc., in deren Tradition sich ja viele heutige osteuropäische Nationalisten von Melnyk, bis Kaczynski oder Orban sehen- von illiberaler Demokratie bis hin zu Fussballschals bei der WM mit Grossungarn.Ginge es nach einigen osteuropischen Nationalisetn würde man am liebsten ach noch Schröder und Merkel als neue Hitler darstellen und Minsk samt Verweigerung der NATO- MItgliedschaft für Georgien und die Ukraine beim Bukarester NATO- Gipfel 2008 durch Deutschland als neuen Hitler- Stalin- Pakt. Soweit geht man aber (noch) nicht, sondern belässt es eher bei Vergleichen mit Chamberlains Appeasementpolitik. Obgleich eifrige EU- Demokraten doch versuchen dürften Kaczynski, Orban und andere osteuropäische Nationaliste in die Tradition von Nazikollaboratueren und Autokraten zu stellen . Aber wohl mit angezogener Handbremse und eher vagen Worten, zumal man da selbst historisch im Glashaus sitzt und erst einmal Russland der neue, alte Hauptfeind ist. Ganz aufschlussreich dazu waren auch die Reaktionen bezüglich Melnyks Banderraverehrung, die von breiten Teilen der Ukrainer ja geteilt wird, aber Proteste aus Israel und damit im Windschatten auch Deutscher führten dann zu seiner Absetzung, obgleich er jetzt in der Ukraine Karriere als Vizeaussenminister macht und vielleicht mal eines Tages in der Zukunft Selenskys Nachfolger werden könnte.

Einige polnische Politiker sehen da wie bei den Russen die historische, ewige Kontinuität als imperialer Grossmacht, die sich Europa und vor allem Osteuropa immer zu unterwerfen und  deren Interessen übergehen suchte- und Tautroggen, Rapallo, Hitler-Stalin- Pakt und Ostpolitik sind demnach alles auf einer Linie. Unausgesprochen wird dann auch in Richtung USA gefordert , Europa nicht mehr mit Russland zu denken, sondern ein Europa ohne Russland und Deutschland deswegen zu entmündigen, da es immer schon ein unsicherer Kantonist war, ist und auch immer bleiben wird und die Macht mehr Richtung Polen als Wortführer der Osteuropäer, zumal im Weimarer Dreieck zu delegieren. So meinte auch Ex- NATO- General Domroese: „Die NATO wird östlicher und nördlicher, Deutschland verliert an Bedeutung“. Das konnte man schon bei Trump sehen, als dieser Deutschland wegen der 2%- BIPziele kritisierte und demonstrativ einen Polenbesuch machte und beschloss, die US-Hauptquartiere für Europa aus Deutschland abzuziehen und US- Truppen nach Polen zu verlegen. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich auch unter den Demokraten fortsetzen oder bei einem anderen US- Präsidenten, zumal Biden auch als „der letzte europäische und transatlantische Präsidenten“ bezeichnet wird, zumal sich die USA in Zukunft da eben wirklich auf Asien konzentrieren wollen. All jene Deutschen, die sich nun eine neue deutsche Führungsrolle in Europa erhoffen , müssen sich gegen den Generalverdacht nationaler Sonderwege oder Zögerlichkeit ständig rechtfertigen, was dann auch in einem Überbietungswettbewerb in Sachen Politik der neuen deutschen Stärke münden könnte, der ja schon auf Sparflamme abläuft, wobei Scholz und Lambrecht ja da noch  gegenüber Baerbock , Union und der FDP bremsen zu versuchen  aber ein US-general sagte ja schon recht offen, dass Polen für die USA die neue Führungsrolle in Europa hätte aufgrund seiner Rolle als  neuem Frontstaat gegen Russland, der immensen Aufrüstung und Übererfüllung der NATO-2%-BIP-Ziele ( 5%) und dem richtigen Kampfgeist. Ganz nur osteuropäisch und polnisch geht es freilich nicht, aber Deutschland lässt da schon kräftig Federn, zumal Scholz auch noch die Franzosen in der EU nebst anderen Staaten aufgebracht hatte. Daher auch interessant, wie freundliche Biden Macron in Washington empfängt AUKUS schient schon längst vergessen, neuer Konflikt ist jetzt eher ein aufziehender Handelsstreitzwischen der EU und den USA, den Macron versucht für die EU abzuwenden und zu entschärfen. Biden wiederum lobt die Führungsrolle Frankeichs in Europa und  Macrons immer noch existierenden Kommunikationskanäle mit Putin. Jedenfalls scheint innerhalb der NATO und der EU nun ein reger Wettlauf zu bestehen, wer denn seitens der USA als eigentliche Führungsmacht angesehen wird. Einige Experten hoffen, dass man diesen Konflikt auch mittels eines neuen Führungstrios  ,namentlich eines neuadjustierten und gewichteten Weimarer Dreiecks klären könnte, wie dies zuletzt auf einer Veranstaltung der Körberstiftung über eine neue europäische Sicherheitsarchitektur und Friedensordnung thematisiert wurde. Wobei die Zeitenwende bei der Geschichtsschreibung da logischerweise ein Teil davon sein wird.

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