Blackrock- Merzens Aktien und Tech-Evangelikalpräsident Bukeles Bitcoin- Nation- vom Neoliberalismus zum Neolibertarismus

Blackrock- Merzens Aktien und Tech-Evangelikalpräsident Bukeles Bitcoin- Nation- vom Neoliberalismus zum Neolibertarismus

Gerade erhalten:

 „#MerzMail 135: Die Deutschen sparen falsch und verschenken sehr viel Geld!

„In diesen Tagen veröffentlichen viele deutsche Unternehmen ihre Zahlen für das Jahr 2022. In Kürze beginnen die Hauptversammlungen der börsennotierten Gesellschaften, und schon jetzt ist absehbar: Viele deutsche Unternehmen haben im Jahr 2022 so viel Geld verdient wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.

Diese Nachricht steht nur auf den ersten Blick im Widerspruch zu den vielen schlechten Nachrichten aus manchen Handwerksbetrieben und Unternehmen, die von der Energiepreiskrise ganz besonders hart betroffen waren. Insgesamt war das Jahr 2022 für die deutsche Wirtschaft ein sehr viel besseres Jahr als wir noch zu Beginn des Krieges in der Ukraine befürchten mussten.

Die Aktiengesellschaften werden ihren Aktionären im Durchschnitt folglich sehr hohe Dividenden auszahlen. Allein die im deutschen Aktienindex DAX gelisteten Unternehmen dürften für das Jahr 2022 voraussichtlich über 50 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten. Aber wer sind diese Aktionäre, die sich in den nächsten Wochen über so viel Geld freuen können?

Anders als in vielen anderen Ländern Europas gibt es schon seit vielen Jahren in Deutschland fast kein börsennotiertes Unternehmen mehr, das sich mehrheitlich im Besitz deutscher Aktionäre befindet. Ausnahmen sind nur einige wenige Unternehmen, die traditionell deutsche Unternehmerfamilien unter ihren Aktionären haben. Ganz überwiegend aber sind die Eigentümer der klangvollen deutschen Aktiengesellschaften Aktionäre aus der ganzen Welt, die nun den Ertrag der erfolgreichen Arbeit der deutschen Unternehmen ausgezahlt bekommen. Man kann es auch so formulieren: Millionen von deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern arbeiten im Jahr nicht nur für das eigene Gehalt, sondern auch für die Dividenden von Millionen ausländischer Aktionäre.

Die gute Nachricht ist: Diesen Zusammenhang haben mittlerweile viele jüngere Menschen erkannt. Die Zahl der Aktienbesitzer ist in Deutschland im letzten Jahr erneut leicht gestiegen. Immerhin haben jetzt gut 12 Millionen Bundesbürger Aktien oder Aktienfonds in ihren Depots liegen. Aber die schlechte Nachricht folgt daraus: An 4 von 5 Bundesbürgern gehen die hohen Dividendenauszahlungen der deutschen Unternehmen einfach vorbei. Darunter sind sicherlich viele, die nicht sparen können. Aber die Mehrzahl der Bundesbürger spart einfach falsch. Das Geldvermögen der Deutschen liegt nach wie vor und ganz überwiegend auf Spar- und Girokonten.

Dabei wird dieses Geld in doppelter Hinsicht so dringend gebraucht wie nie zuvor: In den nächsten Jahren müssen die deutschen Unternehmen verstärkt in die Dekarbonisierung und die Digitalisierung investieren, damit sie wettbewerbsfähig bleiben. Das können sie aber nur mit einer ausreichenden Kapitalausstattung. Und die Erträge aus den Erfolgen der nächsten Jahre werden vor allem zur Sicherung der Alterseinkommen in Deutschland gebraucht. Länder wie die Niederlande, Dänemark, Schweden und viele andere sind uns in dieser Hinsicht um Jahrzehnte voraus.

Wer also in den nächsten Tagen und Wochen weitere gute Meldungen von deutschen Unternehmen über ihre Zahlen aus dem Jahr 2022 liest, der sollte darüber nachdenken, ob sie oder er in der Zukunft daran nicht auch persönlich ein wenig mehr Freude haben könnte.

Mit besten Grüßen

Ihr Friedrich Merz“

Nun weiss man nicht genau, worauf Blackrock-Merz im Unterschied zu Warburg- Cum-Ex-Scholz hinaus will. Da die Ampelkoalition gerade die Erbschaftssteuer massiv rauffährt ohne dass bisher die Freibeträge erhöht werden, was dazu führen wird, dass Hunderttausende Häusleerben Krefite aufnehmen müssen oder das Haus verkaufen müssen, die CO2- Steuern von allen Parteien trotz Ausgleichszahlungen hochgefahren werden, die Inflation explodiert ist, die EZB- Zinsen zwar erhöht, aber die Zinserhöhung von den Banken nicht an die Sparer weitergereicht werden, stürzen sich viele in Immobilen und Aktien, insofern sie dazu überhaupt das Geld haben, während der Grossteil seine Ersparnisse von der Inflation aufgefressen sieht.ZUdem einige Neoliberale in selener Einigkeit mit SPD, Linkspartei und Teilen de Medien da herausstellen, dass ERben eine Art unverdiente Sozialschmarotzer seien die nichts zur Gesellscft beitragen würden, die ERbengeneration ein noch viel reicheres Deutschland hervorbringen würde und man da mal kräftig absahnen solle. Mit dieser Pauschalität des Erbenbegriffs wird zum einen die bürgerliche Familie infrage gestellt, die überhaupt noch vererben darf und kann, was ja einigen Ideologen auf der Frankfurter Schule basierten Linken, die die kleinbürgerliche Familie schon immer als Hort des Faschismus sahen und diese nicht nur mittels Wilhelm Reichscher sexueller Befreiung wegwollten in den Kram passt und diese sich mit knackigen Neoliberalen zusammenschliessen in der Forderung, dass der oder die, die individuell und selbstoptimierend produktiv gearbeitet haben und scih nur durch ihre eigene Leistung unterhalten und nichts vererben müssten, es sei denn dem Staat und nicht verwöhnten Zöglingen, die wie bei Thomas Manns Buddenbrocks ohnehin nur den Famiienbestz verhökerten und unproduktiv aufzehrten, die eigentlichen produktiven Kerne der Volkswirtschaft seien, die auch kein Erbe bräuchten. Zudem wird bei dem Sozialneidbegriff Erben alles in einen Topf geschmissen. Vom Häusleerben zum Klein- und Mittelunternehmererben, der das Erbe in seinem Familienunternehmen aber noch fix gebunden hat, weswegen es bei Abzug dessen auch massig Insolvenzen geben könnten. Und es ist eben ein Unterschied, ob man eine Quandt und BMW ist oder arbeitender Mittelstand oder Klein- oder Mittelstandsfamilienunternehmer wie Trigemas Grupp, die auch keine Aktiengesellschaften sind und vor allem ihr eigenes Kapital einbringen, während Aktiengesellschaften viel bessere Möglichkeiten der Kapitalzufuhr- und des zugangs haben. Zumal auch seltsam an Merzens Aktieeuphorie ist, dass ja die meisten deutschen mittelständischen Familienbetriebe gar keine AGs sind und es ihnen nichts bringen würde, wenn jetzt alle Deutschen in Aktien investieren würden, ausser eben einigen schon DAX-oder gar NYSE- notierten Grossbetrieben wie jetzt eben Linde oder vielleicht noch ein paar wenigen, die den Quantensprung/Quandtensprung in den Aktienhimmel schaffen könnten.Klingt eher, dass er die Besitzberhältnisse, die Bernd Engelmann in seinem Buch „Das Reich zerfiel, die Reichen blieben“ mal beschrieben hat. Risikokapital für Startups oder Industriepolitik oder Staatsfonds ala Norwegen wie von Walter Kohl, auch CDU- Mitglied in seinem Buch „Welche Zukunft wollen wir?“ vorgeschlagen, thematisiert Merz da in seiner Prioritätenliste nur an ganz hinterer Stelle. Beim US- Blackrockmann dreht sich alles um die Aktie und die Akienunternehmen.

Bei Merz ist nur soviel klar, dass er mehr Deutsche in Aktieninvestments reinbewegen will, in denen er die Lösung der Probleme sieht – ohne Steuererhöhungen für Reiche oder Superreiche, wobei bei SPD und Linkspartei der Reichenbegriff ja oft schon bei der Mittelschicht anfängt. Wobei die ärmeren Schichten, die Arbeiter und selbst die untere und Teile der mittleren Mittelschicht ja auch wohl nicht das Geld haben, um sich ein wohliges Auskommen von Aktiendividenden erwarten zu können, sondern nur obere Mittelschicht bis Superreiche, die das ohnehin schon tun. Zudem will er dass Deutsche in deutsche Aktien investieren, damit deutsche Unternehmen weiterexistieren können, zumal diese scheinbar der einzige Garant auch noch für eine gute Sache, die Dekarbonisierung seien und nicht US-AGs, als gebe eben es keinen New Green Deal in den USA oder anderen AG- Unternehmen, die sich mittels EFG- Anlagen den Reset- Zielen eines WEF- Schwabs  von Davos und einem nachhaltigen, grünen, wasserstoffbasierten , sozialen Kapitalismus und einer grossen industriellen Revolution nach der Industrialisierung verschrieben haben, was aber inzwischen auch viele inzwischen mittels Greenwashing und irgendwelchen Nachhaltigkeitsgutachten- und zertifikaten formal und geschäftstüchtig machen.

Ein neoliberaler Merzfan kommentierte:

„Na ja, ist schon ein Problem, dass die DAX-Konzerne mehrheitlich in ausländischer (= amerikanischer) Hand sind. Das bedeutet, dass sie sich auch den Gesetzen von dem Markt da drüben unterwerfen müssen. Und das liegt natürlich daran, dass Deutschland sie durch bestimmte Mittel so klein hält, dass sie weltweit eben keine Rolle spielen. Spielt unseren Freunden in die Hände, auch wenn sich die Linke darüber naiv freuen mag.“

Und wie soll man die inzwischen ausländischen „deutschen“ AGs, die ja nicht mehr zu existieren scheinen wieder „deutsch“ machen? Das ist doch einfach Blödsinn und hat nichts mit links oder rechts zu tun. Eher ist anzunehmen, dass US-Blackrock-Merz jetzt auch noch mit seinem pseudopatriotischen Aufruf den letzten Deutschen das Geld aus der Tasche ziehen will. Ein Investmentmonitoring für ausländische Beteiligungen oder Begrenzung ausländischer Unternehmens- oder Aktionörsanteile schwebt ihm ja auch nicht vor, ganz im Gegenteil hat er ja gerade Blackrock als dem grössten US-amerikanischen Vermögensverwalter Beteiligungen in deutschen Unternehmen ermöglicht und gefördert.

Darauf kam die Antwort:

„Der Punkt ist die Besteuerung. Damit zieht Deutschland seinen Unternehmen das Geld aus der Tasche, so dass sie einfach viel weniger Kapital haben als die Konkurrenz. Dann kann man sie leicht aufkaufen. Das liegt einfach daran, dass Deutsche Provinzler sind und nicht global denken können. Sie erfinden immer Regeln für Deutschland.“

Nun kann man sich noch gut erinnern, dass unter CDU/CSU/FDP/SPD/Grünenregierungen gerade immer das „globale Denken“ propagiert und die Spitzen-und Unternehmenssteuersätze dramatisch gesenkt wurde, eine Finanztransaktionssteuer systematisch boykottiert wurde, die Agenda und Prekasierung und Lohndrückerei des Arbeitsmarktes einsetzte, man eben „global“ dachte, die neoliberale Form der Globaliserung befeuerte, so stolz war, dass die Deutschland AG und der alte Rheinische Kapitalismus sich auflösten und Vergangenheit waren, man kräftig Auslandsinvestitionen und Aktienbeteiligungen ins Land holen wollte, die Finanzmärkte dereguliert wurden, die Privatsierungen sozialen und kommunalen Wohnungsbaus, der staatlichen Betriebe vorangetrieben wurde wie es die Jünger von Hayek, Friedmann, Thatcher und Reagan vormachten, der Staat schlank und slim gemacht werden sollte, was man inzwischen heute auch als Kaputtsparen, Personal-, Resourcen- und Ausrüstungsmangel bei Lehrern, Richtern, Poliziei und Bundeswehr oder als Zerfallenlassen der Infrastruktur samt Investitionsstau bezeichnet , Geiz ist geil und billig importieren aus China und Russland. Mit diesem Neoliberalismus hat man unter Schröder und Merkel genau durch den neoliberalen Globalisierungswahn die nun Gegenreaktion eben jenes „provinziellen“, national-konservativen und neofaschistischen Backlashs wie ihn etwa die AfD verkörpert geradezu beflügelt. Wobei in der AfD auch noch unklar ist, ob die dem neoliberalen Flügel einer Goldmann- Sachs-, Bank of China und Allianz Global- Alice Weidel, die schon in der Tehran Times von einem Dresdner Bank- Epigonen hochgelobt wird, wich durchsetzt oder der Faschistschenflügel Höckes, der für eine „organische Volkswirtschaft“ eintritt, was immer das heißen soll . Durchaus nicht auszuschliessen, dass er da wieder ein Wehrwirtschaftsführersystem einführt mit Zwangsenteignungen Oppositioneller und Nichtbiodeutscher samt Kriegswirtschaft, Aufrüstung und Förderung sogenannten deutschen realem, schaffenden und produktiven Kapitals statt undeutschem raffenden unproduktiven und spekulativen Kapitals. Wobei letzteres ja etwas ähnlich bei Merz anklingt, wenngleich als neoliberaler Ökonationalismus, der auch die Sanktionsregime gegen Putin mitträgt, während AfD und Linkspartei da einen Wirtschaftskrieg der USA und Deutschalnds gegen Russland sehen, den man zugnsten d Deutschands und des deutschen Kapitals baldmöglichst beenden sollte. Zumal Leute wie der US-Blackrock-Merz, die die neoliberale From der Globalisierung jahrzehntelang am kräftigsten mitbefeuert und dabei selbst gut verdient haben, wollen jetzt wahrscheinlich die nächste neoliberale Agenda.

Naja, US-Blackrock-Merz will auch die Rente aktienbasiert machen. Als gebe es keine Aktiencrashs.  Das hatten ja vor der Finanzkrise 2008 auch einige sogenannte konservative, sichere Anlagefonds versprochen , die dann trotzdem crashten. Auch recht widersprüchlich.

Er beklagt, dass es eigentlich keine deutschen Aktienunternehmen mehr gibt, sondern die Aktienmehrheiten bei ausländischen Besitzern liegen, für die die Deutschen arbeiten. Welche Deutsche arbeiten und welche verdienen daran? So einfache Fragen werden bewusst nicht gestellt.  Will er, dass „die Deutschen“ für rein deutsche Kapitalisten und AGs arbeiten oder nur in „deutsche“ AGs investieren , die es ja angeblich eben zuvor nicht mehr gab oder wie Linde gleich an die Wallstreet gehen investieren. Deutsche Arbeitende investieren in deutsche AGs um Dekarbonisierung voranzutreiben? Darf man das dann Ökonationalismus oder Ökopatriotismus nennen?  Zumal Merz Blackrocklobby ist, also bei einem waschechten US-Vermögensverwaltergiganten in Diensten stand oder inoffiziell noch verbunden ist wie auch seine Partei? Ja und die Jungen würden „das“ kapieren, die Alten nicht. Nun gut, die Erfahrungen der „Alten“ mit Finanzkrisen ala 1929 oder 2008 werde da einfach ignoriert.  Die Jungen hören nur, dass der Generationenvertrag nicht mehr hâlt, jetzt die kostenträchtigen Babyboomer kommen und Norbert Blüms „Die Rente ist sicher“ unter dem gegebenen System nicht mehr einzuhalten ist. In dieser Situation verspricht Merz ,dass alles über die Aktienrente zu lösen ist. Richtig ist, dass der Dax langfristig immer gestiegen ist ,aber er vergisst zu sagen, dass es auch viele Abstürze und Verlierer gab sei es Telkomvolksakie ala Manfred Krug oder der Nasdaq- Crash und ein grosser Finanzcrash ebenso möglich ist. Es gab Millionen Deutsche, die vor dem Finanzcrash 2008  in sogenannte risikofreie, konservative Fonds und Aktienfonds investiert hatten und da alles verloren. Naja, die „Jüngeren nach 2008“ wissen davon nichts und können davon noch  nichts „kapiert“ haben. Zudem auch klar sein müsste ,dass man in Aktien und Fonds nur dann Geld investiert, wenn man das uberflüssig und quasi als Spielgeld  hat. Zudem ist es ein Unterschied ob man einen langfristigen Fonds oder Aktienspekulation über eine Bank betreibt, wo recht happige Gebühren anfallen können oder über ein Gratisportal, bei dem man quasi rund um die Uhr das selbst verwalten muss, kauft und verkauft und sich ständig informieren muss, was viel Stress und Zeit kostet, zudem man auch gute Informationsquellen, Vitamin B, Wissen und Erfahrung braucht. Als Laie ohne Spielgeld, der da seine Existenz dran binden will, eher ein Minenfeld, bei dem das learning by doing sehr teuer und ruinös sein kann. Für betuchte Leute eher ein Abenteuer, da es sie nicht ruinieren kann und ein netter Zeitvertreib wie ein Glücksspiel ist. Zumal um nochmals aufs Rentensystem zurückzukommen. Die Rentensysteme in Österreich und der Schweiz werden mittels Steuererhöhungen und Einbeziehung der Selbständigen und Beamten in das Rentensystem als Alternative finanziert, was Merz als Blackrocklobbyist nicht môchte. Auch wurde die deutsche Einheit nicht durch Steuererhöhungen finanziert, sondern durch Plünderung der Rentenkassen und mittels des Soli. Nächste Stufe sind dann wohl Bitcoin-Renten und das völlige Glücksspiel. Da kann man gleich ins Spielcasino fahren und beim Roulette auf schwarz oder rot setzen. Und jetzt gibt es auch den ersten Bitcom-Staat: El Salvador. Der baut gerade Riesengefängnisse für 40000 Gangmitglieder und wird zur Darknet- und internationalen Geldewäscheoase und hofft mittels Bitcoingewinnen auf nationalen Reichtum und wird der Bitcoin seiner völlig verarmten Bevölkerung als Zukunftsperspektive und Heilsversprechen offeriert. So wie Chile unter Pinochet das grosse Testexperiment und Versuchslabor für den Neoliberalismus der 70er Jahre bis zum Finanzcrash 2008 wurde, so nun El Salvador unter Tech- Evangelikalpräsident Bukele als Bitcoin- Mining- und Zahlungscenter und Teststation des Neolibertarismus. Kein Wunder, dass in Verschwörungskreisen dann von Gesara und Nesara, einem kommenden Schuldenerlass und Rückkehr zum Golfstandard mittels Q fabuliert wird oder eben im anderen Falle der Bitcoin als die Erlösung gesehen wird.

Dazu noch folgende Lesetips:

Kapitalismus pur: Jörg K. löscht seine Familie aus

„Staats-Experiment in El Salvador Die Bitcoin-Nation

In El Salvador sind Bitcoins bereits Zahlungsmittel, Hipster-Präsident Bukele plant weiter: Krypto-Bonds, ein riesiges Technologiezentrum und Energiegewinnung aus Vulkanen. Wer profitiert davon?

Aus El Salvador berichtet Sonja Peteranderl

23.01.2022, 13.56 Uhr

El Salvadors Tech-Evangelist: Präsident Nayib Bukele hat große Visionen

El Salvadors Tech-Evangelist: Präsident Nayib Bukele hat große Visionen Foto: JOSE CABEZAS / REUTERS

Wenn die Pfade in den Bergen rund um Suchitoto zugewuchert sind, schlägt Erick Castro sich mit seiner Machete den Weg frei. Der junge Salvadorianer arbeitet auf den Maisfeldern seiner Familie und als Tourguide, sein Handy hat hier oben in den Bergen oft kein Netz – und doch ist der 28-jährige Bauer Bitcoin-Fan.

In seinem Dorf El Sitio Zapopan, in dem rund 130 Familien leben, kann er zwar nirgendwo digital bezahlen; seine Nachbarn schwören auf Bargeld und horten ihr Vermögen unter dem Kopfkissen statt auf der Bank. Doch in der nächsten Kleinstadt, Suchitoto, akzeptieren immerhin eine Handvoll Läden und Restaurants Bitcoin als Zahlungsmittel. Zuletzt hat Castro Brot gekauft und mit der staatlichen Chivo-App bezahlt – 0,00010772 Bitcoin, umgerechnet 5,45 Dollar.

»Ich glaube, dass Bitcoin die Zukunft ist«, sagt Castro. »Aber wahrscheinlich dauert es noch zehn Jahre, bis alle hier digital bezahlen.« Er ist auch stolz darauf, dass El Salvador nun als Tech-Labor Schlagzeilen macht anstatt mit Gangs und Gewalt.

Bisher war sein Land vor allem dafür bekannt, dass viele es verlassen wollen, weil sie hier keine Zukunft sehen. Rund 6,5 Millionen Menschen leben in dem kleinsten zentralamerikanischen Staat, bis zu drei Millionen Salvadorianer im Ausland, vor allem in den USA. Doch seit der erst 40-jährige Hipster-Präsident Nayib Bukele das Land im Eiltempo zum Bitcoin-Staat umbaut, herrscht eine neue Art von Aufbruchstimmung – zumindest bei denen, die Bukeles Wette auf die volatile Kryptowährung nicht für gefährlichen Größenwahnsinn halten.

Die Pläne vermarktet der Präsident als Weg aus der Armut: El Salvador soll sich in ein Zentrum für Innovation und Tourismus verwandeln, mit Tausenden neuen Arbeitsplätzen. Bitcoin soll Bukele zufolge auch finanzielle Inklusion ermöglichen, laut Weltbank haben bisher nur 30 Prozent der Bürger ein Bankkonto. Kritiker halten die Vision jedoch vor allem für eine gigantische Marketing-Maschine für den Präsidenten – und für einen Versuch, die leeren Staatskassen zu füllen.

Bukele inszeniert sich als Tech-Evangelist, der mit traditionellen politischen Regeln bricht: Er tritt mit Base-Cap und Lederjacke auf, nutzt soziale Netzwerke als Polit-Marketing-Maschine, bezeichnet sich auf Twitter als »CEO von El Salvador« und regiert nach Silicon-Valley-Manier – mit schnellen Reformen, ohne Rücksicht auf skeptische Stimmen: Erattackiert kritische Medien oder ließ Soldaten im Parlament aufmarschieren, um das Budget für eine Sicherheitsreform durchzusetzen.

In El Salvador erhält er dennoch Zustimmungsraten von 85 Prozent 

, auch die internationale Krypto-Community feiert ihn als Pionier. Vor rund einem halben Jahr verkündete Bukele bei der »Bitcoin 2021 Conference« in Miami per Video, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen. Nur ein paar Tage später peitschte er ein entsprechendes Gesetz durch das Parlament, in dem seine Partei die Mehrheit hält. Seit September 2021 müssen Händler nun neben dem US-Dollar auch Kryptowährung annehmen, wenn sie dazu technisch in der Lage sind.

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Am Fuß des Conchagua-Vulkans im Südosten des Landes soll zudem 2022 die Bitcoin City entstehen, ein riesiges Technologiezentrum, das Bukele teils mit Krypto-Staatsanleihen finanzieren will. Dem Präsidenten zufolge stellt der Staat die Infrastruktur, Investoren sollen Büros, Apartments, Shoppingzentren bauen. Die Energie für den Betrieb soll aus dem Vulkan gewonnen werden; El Salvador hat 170 Vulkane und hofft, mit Geothermie künftig auch eigene Bitcoins im großen Stil schürfen zu können.

Im Dezember 2021 liegt der Vulkan, der Bitcoin speien soll, noch unangetastet in der knallenden Sonne. Von der Bitcoin City hat Nelson Rosa zwar gehört – von seinem Häuschen auf dem Conchagua blickt er bisher aber nur auf dichtbewachsene Wälder, ein paar Maisfelder und den Golf von Fonseca, aus dem Inseln und die Silhouetten der Nachbarländer Honduras und Nicaragua ragen. Nur die schmale Straße, die sich bis zum Gipfel emporschlängelt und an Rosas Haus vorbeiführt, wurde kürzlich neu geteert.

Die Bitcoin City hält er bisher noch für »ein Phantom« – und ein Projekt, das sich ohnehin an ausländische Unternehmer richte, nicht an »normale Leute« wie ihn. Der 31-Jährige und seine Frau haben zwar Handys und Internet, doch die Kryptowährung ist ihnen suspekt. »Bitcoin ist für die, die verstehen, wie das funktioniert«, glaubt Rosa, der als Wachmann arbeitet. Bisher hat er sich noch nicht einmal die Chivo-App heruntergeladen, um sich das Startguthaben von rund 30 Dollar zu sichern, mit dem der Präsident sein Volk für Bitcoin begeistern will.

An Infoständen in vielen Städten unterstützen Helferinnen und Helfer weniger tech-affine Bürger dabei, sich bei Chivo zu registrieren. Rund 200 blaue Chivo-Automaten wurden im ganzen Land aufgestellt, an denen Salvadorianer sich digitales Guthaben kaufen oder Bitcoin in Dollar wechseln können, bewacht von Polizisten oder Militärs mit Sturmgewehren.

60 ATMs wurden zudem in US-Städten installiert, die gebührenfreie  Geldtransfers zwischen Familien und ausgewanderten Angehörigen erleichtern sollen. Rücküberweisungen machen in El Salvador mehr als zwanzig Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – bisher kassieren Dienstleister rund zehn Prozent Gebühren.

Der US-Firma Athenas zufolge, die Chivo mitentwickelt hat , hat die App rund vier Millionen Nutzer. Doch viele haben offenbar nur das Bitcoin-Begrüßungsguthaben ausgegeben. »Die meisten heben die 30 Dollar ab und das war es dann«, sagt eine Polizistin, die Chivo-ATMs bewacht, sie selbst habe Medikamente gekauft. Viele berichteten dem SPIEGEL, sie hätten das Guthaben in Lebensmittel, Restaurantbesuche oder Kleidung investiert – und die App seitdem nicht mehr genutzt.

Auch Verkäufern zufolge bezahlen nur wenige Salvadorianerinnen und Salvadorianer im Alltag tatsächlich mit Krypto-Wallet, obwohl der Supermarktkonzern Súper Selectos, US-Ketten wie Starbucks und Subway, einige Restaurants, Bars, Geschäfte und sogar kleine Marktstände Bitcoin akzeptieren.

»Es ist nicht so, dass ein ganzes Volk bitcoinisiert wurde und in zwei Jahren alle nur noch Bitcoin nutzen«, sagt der Bitcoin-Experte Jeff Gallas, Gründer des Berliner Bitcoin-Lightning-Start-ups fulmo. Dennoch findet er, der erste Aufschlag sei gelungen – »wenn man bedenkt, wie kurz die Zeit war«. Jetzt müsse die Regierung zeigen, ob sie all ihre Versprechen einlösen und die Chivo-Bugs beheben könne.

Schwachstellen in der Software ermöglichten es Betrügern , die Guthaben Hunderter Bürger zu kassieren, auch Überweisungen funktionieren teils nicht.

»El Salvador hat jetzt einen gewissen Vorsprung«, sagt Gallas. »Aber andere Länder können schauen, was noch nicht so gut funktioniert, und dann nachziehen.« Wie viele Bitcoin-Enthusiasten musste er erst recherchieren, wo El Salvador liegt – dann organisierte er kurzfristig eine Delegationsreise der Berliner Bitcoin-Szene.

Im salvadorianischen Berlín besuchte die Gruppe das Geothermiekraftwerk La Geo ; dort steht ein Mining-Container, in dem bereits Bitcoins mithilfe von Vulkanenergie geschürft werden. Doch die Mengen reichen bisher nur für einen Marketing-Coup, ein lukratives neues Geschäftsfeld sieht Gallas hier noch nicht. »Drei bis zehn Jahre wären der Zeithorizont, um das auf eine Ebene zu bringen, die überhaupt jemanden interessiert«, glaubt er. Auch ob der Conchagua-Vulkan sich im großen Stil zum Mining eignet, ist bisher unklar. Derzeit deckt das Land rund ein Viertel seines Energiebedarfs mit geothermischer Energie.

Nur in El Zonte ist die Bitcoin-Vision schon an jeder Straßenecke Alltag. Das 3000-Einwohner-Stranddorf wirkt wie ein Mini-Disneyland für Krypto-Fans: An Kiosken, Restaurants, Hotels, Surfläden und Cafés prangen Bitcoin-Schilder, sogar die Mülltonnen sind mit einem gelben »B« bemalt.

Die Initiative Bitcoin Beach schwört das Dorf schon länger auf Kryptowährung ein. Drei Surfer-Freunde aus El Zonte betreiben hier seit rund 13 Jahren Sozialprojekte, bringen Jugendlichen Surfen, Englisch oder IT bei – um ihnen mehr Chancen zu ermöglichen, als die Fischersöhne selbst hatten. Ein US-Amerikaner, der nach El Zonte zog, begeisterte sie für Bitcoin, ein anonymer Spender unterstützte die Krypto-Einführung mit einer großen Summe und ein Start-up programmierte die virtuelle Geldbörse für das Dorf.

Während der Pandemie erhielten Dorfbewohner anstatt von Hilfspaketen Guthaben auf ihr Handy – das motivierte immer mehr Läden, Bitcoin zu akzeptieren.

»Es hat unser ganzes Leben einfacher gemacht«,sagt die 21-jährige Mabel Alvarez, die für das Sozialprojekt arbeitet. Ihr Gehalt erhält sie in Bitcoin; sie bezahlt ihre Stromrechnung, aber auch ihre Studiengebühren digital, überweist ihrer Mutter Guthaben für Einkaufe – und versucht zu sparen. Dass Jugendliche und Erwachsene, die bisher keine Konten hätten, Vermögen zurücklegen könnten, hält sie für einen der größten Vorteile der Bitcoin-Revolution.

El Zonte profitiert jetzt von Bukeles Kampagne –früher war das Dorf ein Geheimtipp für Surfer, heute strömen viele Bitcoin-Touristen hierher.

Doch nicht alle hier sind Bitcoin-Fans. An der Pupuseria, dem Verkaufsstand von Mama Blanca, brutzeln kleine Teigfladen auf einem Grill, daneben klebt noch das Schild mit dem QR-Code – doch Blanca winkt wütend ab. »Bitcoin ist nichts für mich«, sagt die 55-Jährige. Zu Beginn der Pandemie habe sie angefangen, Krypto-Zahlungen zu akzeptieren; sie verdiente gut mit ihrem Lieferdienst. Dann brach der Kurs ein. »Ich habe 800 Dollar verloren«, sagt sie.

Ihr Vermögen bei starken Kursschwankungen zu verlieren, ist eine Angst, die vor allem viele ärmere Salvadorianer teilen – sie können es sich nicht leisten, viel Geld zurückzulegen; wer nur ein paar Dollar pro Tag verdient, nimmt selbst geringe Wertveränderungen als großen Verlust wahr. In der Hauptstadt San Salvador finden seit dem Bitcoin-Launch deshalb immer wieder Proteste statt.

Kritiker befürchten zudem, dass der Präsident mit seinen Bitcoin-Investitionen Steuergelder verzockt – auch woher das Geld stammt, ist undurchsichtig. »Die Regierung ist weder in Bezug auf ihre Finanzierungsquellen noch in Bezug auf die Verwendung der Mittel transparent«, sagt Marjorie Chorro de Trigueros, Direktorin der Rechtsabteilung des salvadorianischen Thinktanks Fusades.

Das kleine Land ist bereits völlig verschuldet, dennoch sind der Zeitung »El Diario de Hoy« zufolge Staatsgelder von rund 70 Millionen Dollar in den Ankauf von bisher 1370 Bitcoins  geflossen. »Staaten sollten mit öffentlichen Geldern kein Glücksspiel betreiben«, sagt der auf Lateinamerika spezialisierte Ökonom Christian Ambrosius von der Freien Universität Berlin. Solange der Trend des Bitcoins nach oben zeige, könne dies gut gehen, so Ambrosius. »Wie lang das so sein wird, weiß aber kein Mensch.«

Auch die geplanten Bitcoin-Staatsanleihen  sind eine Wette auf steigende Kurse. Ambrosius sieht sie als Versuch, »alternative Finanzierungsquellen in einer akuten Notlage zu erschließen«. Die Hälfte des Volumens von vorerst einer Milliarde Dollar soll in den Bau von Bitcoin City fließen – die andere Hälfte wird in Bitcoins investiert. Investoren sollen 6,5 Prozent Rendite jährlich erhalten – und nach fünf Jahren eine Dividende, falls der Wert des Bitcoins steigt.

Zumindest kurzfristig könnte Bukeles Plan aufgehen, in der Krypto-Szene Mittel aufzutreiben. »Es gibt viele Einschätzungen, dass der Bond relativ schnell ausverkauft sein wird«, sagt die Frankfurter Bitcoin-Expertin Veronika Kütt. »Wenn dem wirklich so ist, sehe ich auch gute Chancen, dass eine kleine Stadt gebaut wird.«

Bitcoin-Experten wie Jeff Gallas oder der Krypto-Hacker Pavol Lupták bezweifeln, dass sich viele Tech-Nomaden tatsächlich in der Bitcoin City niederlassen wollen – jenseits von Briefkastenfirmen. Selbst wenn die Stadt der Zukunft am Fuß des Conchagua-Vulkans entstehen sollte, ist fraglich, ob die breite Bevölkerung davon profitiert.

https://www.spiegel.de/ausland/bitcoin-nation-el-salvador-wer-profitiert-vom-umbau-zum-krypto-staat-a-45d4685f-7527-4724-8eb0-9bae479d8532

„Krypto-Crash und Altruismus

Der Bankrott der Kryptobörse FTX zeigt, wie anfällig der weitestgehend unregulierte Handel mit Kryptowährungen für Marktmanipula­tionen ist, mit denen Milliardengeschäfte gemacht werden können. Den Preis bezahlen Kleinanleger, die gezielt umworben werden, um das Geschäft am Laufen zu halten.

Von Marcel Richters

Feuerwerk und Bühnenzauber in einer Mehrzweckhalle

Ein letztes Hurra. Der FTX-Geschäftsführer Sam Bankman-Fried (2. v. l.) zelebriert die Umbenennung des Stadions der Basketballmanschaft Miami Heat in FTX-Arena, 11. November.

Die Meldung des Fachportals Coindesk vom 2. November 2022 war keine 500 Wörter lang, aber sie hatte es in sich: Sie sorgte nicht nur für den Zusammenbruch der weltweit drittgrößten Kryptobörse FTX, deren Wert noch 2021 mit 18 Milliarden US-Dollar beziffert worden war, sondern schickte den weltweiten Markt für Kryptowährungen in einen frostigen Winter. Der Gründer und Geschäftsführer von FTX, der 30jährige Sam Bankman-Fried, wurde mittlerweile wegen Finanzbetrugsdelikten angeklagt, denn er betrieb neben der Plattform FTX, auf der nach eigenen Angaben bis zu fünf Millionen Menschen Kryptowerte kauften und verkauften, noch den von ihm ebenfalls mitgegründeten Hedgefonds Alameda Research, der mit Kryptowerten spekulierte.

Wie Coindesk öffentlich machte, waren die beiden Firmen finanziell enger miteinander verwoben als zuvor bekannt: Ein Großteil der von Alameda Research gehaltenen Vermögenswerte in Höhe von knapp 14,6 Milliarden US-Dollar bestand demnach aus sogenannten Tokens, virtuellen Münzen, die FTX ausgegeben hatte – nach dem Kurs von Anfang November 2022 im Wert von mindestens vier Milliarden US-Dollar. FTX hat seine eigene private »Währung« ausgegeben, Alameda Research einen Großteil davon erhalten. Beide Seiten profitierten davon: Alameda konnte seine oft hochriskanten Investitionen finanzieren, und der Wert der FTX-Token wurde künstlich erhöht. Denn Alameda Research war zugleich der wichtigste market maker für FTX: Die Firma bot sich als Käufer und Verkäufer an, wenn Kunden von FTX ihre virtuellen Devisen handeln wollten. Damit hatte Bankman-Fried ein Modell geschaffen, das scheinbar wie aus dem Nichts Geld generierte, wobei es freilich mit den Ersparnissen unzähliger Anleger hantierte.

Die Kleinanleger stammen aus der gesamten Welt, doch das Krypto-Marketing richtete sich auch gezielt an ethnische Minderheiten in den USA.

Als die wirtschaftlichen Verhältnisse von Alameda Research bekannt wurden, geriet binnen kürzester Zeit auch FTX in Schieflage. Kunden versuchten, ihre an der Börse gelagerten Kryptowerte abzuziehen. Doch zu großen Teilen waren diese schon vor Monaten zu Alameda Research verschoben worden – am 11. November erklärte sich FTX für zahlungsunfähig. Mittlerweile sind FTX und Alameda bankrott. Die Kund:innen von FTX wissen nicht, ob sie ihre auf der Plattform eingelagerten Werte je zurückerhalten werden – am Donnerstag voriger Woche gab ihnen die Meldung Hoffnung, die Insolvenzverwalter hätten mindestens fünf Milliarden US-Dollar an Bargeld, Krypto­währungen und Wertpapieren im Besitz der Firma sicherstellen konnten.

Sam Bankman-Fried wurde Mitte Dezember auf den Bahamas verhaftet. »Die Finanzen seiner Ansammlung von Unternehmen sind so komplex und verwoben, dass große Teile davon ein Rätsel geblieben sind – selbst für die Anwälte, Finanzermittler und Veteranen der Konkursabwicklung, die jetzt die Kontrolle über sie übernommen haben«, kommentierte das Wirtschaftsmagazin Forbes bereits im November.

Der Kurs der wichtigsten Kryptowährung Bitcoin fiel infolge der Turbulenzen zwischen dem 4. und dem 9. November um zeitweise mehr als 27 Prozent. Danach erholte sich der Kurs zwar, aber die Handelsaktivität verringerte sich deutlich, und der Wert der Bitcoin bleibt derzeit mit etwas über 19 000 US-Dollar vom Allzeithoch von mehr als 67 000 US-Dollar im November 2021 weit entfernt.

Nicht nur die Kund:innen von FTX, sondern auch ein großer Teil der Kryptoinvestor:innen hatten also in den vergangenen Monaten mit herben Verlusten zu kämpfen. Wer aber sind die Menschen, die in Kryptowährungen investieren – oder besser gesagt damit zocken, denn eine Dividende gibt es nicht –, und warum machen sie das?

Das herauszufinden, ist bei Kryptowährungen schwierig, denn Anonymität ist eines der wichtigsten Prinzipien. Aber es gibt Indizien. Diese sprechen dafür, dass Digitalwährungen wenig mehr sind als eine Methode der Umverteilung von unten nach oben.

Sicher ist: Wer in Kryptowährungen investieren will, muss risikobereit sein. Die Preisschwankungen sind extrem und kaum mit der von Aktien oder anderen Anlageprodukten zu vergleichen. Bis heute gibt es nur wenige Verwendungsmöglichkeiten für Kryptowährungen, sie dauerhaft zu halten, ist letztlich eine Wette darauf, dass sie in der Zukunft an Bedeutung gewinnen und sich als Zahlungsmittel eta­blieren könnten, was dann beständige Nachfrage nach ihnen schaffen würde.

Einer Nutzerstatistik von FTX zufolge waren rund 71 Prozent der Nutzer männlich, mehr als die Hälfte war jünger als 35. Das liegt sicherlich auch an der Technikaffinität der jüngeren Generationen. Aber es ist auch genau jene Alterskohorte, die zumindest in den USA der Statistik der US-Notenbank zufolge immer größere Probleme hat, ein Vermögen aufzubauen. Als die Alterskohorte der sogenannten Babyboomer (in der Untersuchung definiert als die Geburtsjahrgänge 1946 bis 1964) so alt war wie die sogenannten Millennials (geboren 1981 oder später) jetzt, gehörte ihnen in den USA bereits ein Fünftel des nationalen Reichtums, bei den Millennials sind es heutzutage nur 6,5 Prozent.

Vermögen schnell zu vermehren, war lange ein Versprechen der Kryptowährungen – das sie zeitweise auch eingehalten haben. Kurssprünge von mehreren Hundert Prozent waren möglich. Ein Beispiel ist der ursprünglich als Parodie erschaffene Dogecoin, der seit Jahren von Elon Musk auf der Plattform Twitter beworben wird, was immer wieder sprunghafte Kurssteigerungen zur Folge hatte.

Die Werbekampagnen von FTX richteten sich gezielt an Kleinanleger. »You in?« fragten da Berühmtheiten wie das Model Gisele Bündchen von riesengroßen Plakatwänden. Kryptowährungen warben damit, dass jeder nur mit einem Smartphone zum Investor werden könne. Dass den Krypto-Markt dennoch weitestgehend einige wenige sogenannte Wale, also große Anteilseigner, bestimmen, wird dabei ausgeblendet. Deren Marktmacht ist oft so groß, dass sie durch Verfahren des pump and dump Werte erst künstlich aufblasen und kleinere Investoren anlocken können, um dann durch schnelle Verkäufe hohe Gewinne einzufahren. Die Anonymität und die fehlende Regulierung von Kryptowährungen im Vergleich beispielsweise zu Aktiengeschäften ermöglichen das.

Börsen wie FTX sind ein hervorragender Weg, um Kleinanleger in Massen zu gewinnen, ohne die solche Geschäftspraktiken nicht funktionieren würden. Viele von ihnen stammen aus der gesamten Welt, doch das Krypto-Marketing richtete sich auch gezielt an ethnische Minderheiten in den USA. »Krypto kann ein Treiber für antirassistische Gerechtigkeit sein«, lautete noch im Mai vergangenen Jahres der euphorische Titel eines Artikels im Boston Globe, verfasst von Cleve Mesidor, der Präsidentin des National Policy Network of Women of Color in Blockchain. »Für Menschen, die vom Mainstream-Finanzsystem ausgeschlossen sind, bieten Kryptowährungen eine neue Chance, Reichtum aufzubauen«, bewarb sie die Branche. Doch für viele endeten die Investitionen mit Verlusten. »Wahrscheinlich ist keine demographische Gruppe härter vom Krypto-Crash getroffen worden als schwarze US-Amerikaner«, schrieb nach den Kurseinbrüchen Ende November das Magazin The Atlantic. Schwarze US-Bürger besitzen seltener Aktien als der Durchschnitt der Bevölkerung, hätten aber besonders oft in Kryptowährungen investiert. Besonders fatal sei, dass viele von ihnen spät ins Geschäft einstiegen, als die Kurse bereits hoch waren, und dementsprechend besonders viel Geld verloren, als sie wieder einbrachen.

Der Krypto-Markt kommt weitestgehend ohne vermittelnde Institutionen wie Banken aus, die sonst für Privatanleger Investitionen in Aktien, Anleihen oder Fonds tätigen und sie dabei beraten. Auch mit diesen niedrigen Zugangsschwellen warb FTX. Wer schon drei Hypotheken hat und eigentlich tief verschuldet ist, dem wird kaum eine Bank ermöglichen zu investieren. Das Krypto-Casino aber hat die Pforten stets weit geöffnet.

Auch das Unternehmensmanagement der Kryptobörse FTX könnte man als anarchisch beschreiben. Die Erklärung, die der neu eingesetzte Geschäftsführer und Insolvenzverwalter der bankrotten Firma, John J. Ray III, vor Gericht abgab, liest sich streckenweise so, als wäre es ihm schwergefallen, die Contenance zu bewahren. »Noch nie in meiner beruflichen Laufbahn habe ich ein so vollständiges Versagen der Unternehmenskontrollen und ein so vollständiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen gesehen wie hier«, schrieb Ray.

Bis heute ist der Krypto-Markt weitestgehend unreguliert. Es gibt kaum Kontrollen über Kapitalflüsse oder Mindeststandards für den Anlegerschutz, beispielsweise eine Pflicht zur Aufklärung über Risiken. Vielen Verfechtern der Kryptowerte ist das recht, denn sie glauben, Kapitalismus brauche keinen Staat, dieser störe nur das freie Wirken der Märkte. Bitter ist das für die Kleinanleger.

Besonders ironisch wirkt es da, dass Sam Bankman-Fried der Bewegung des »Effektiven Altruismus« anhängt. Die Idee dahinter ist, rational zu kalkulieren, wie man in der Welt am effektivsten Gutes bewirken könne – was auch bedeuten kann, möglichst viel Geld zu verdienen, um es dann nach eigenen Gutdünken für Gutes zu verwenden, idealerweise ohne viel durch Steuern an demokratisch legitimierte Entscheidungsorgane abzugeben. Mit diesem Konzept des Effektiven Altruismus warb auch Bankman-Frieds Firma FTX.

Welche Spuren das FTX-Desaster langfristig in der Krypto-Branche hinterlassen wird, bleibt abzuwarten. Der Kurs der Bitcoin spricht eine eindeutige Sprache: Die Nachfrage hat rapide nachgelassen. Auch wenn sich Kryptowerte bislang nach jedem Crash wieder erholt haben, ist die Wette auf die Zukunft der digitalen Münzen derzeit so offen wie seit langer Zeit nicht mehr.

https://jungle.world/artikel/2023/03/krypto-crash-und-altruismus

„Gegen das Finanzübel

Bei Qanon-Anhängern kursiert seit einiger Zeit eine neue Verschwörungs­theorie unter dem Namen Gesara. Sie verspricht weltweiten Schuldenerlass, Erlösung von wirtschaftlicher Not und vieles mehr.

Sektenkitsch: Sonnenaufgang über dem Globus

Q lässt bislang noch auf sich warten, aber vielleicht wird es mit Gesara ja endlich klappen mit dem großen Erwachen. Screenshot von einem verschwörungstheoretischen Blog

Von Dominik Lenze

Wer eine globale Diktatur unter der Führung des Weltwirtschaftsforums heraufziehen sieht, hat kaum Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Doch offenbar gibt es wieder Hoffnung in einschlägigen Telegram-Kanälen: Geheime Mächte, und zwar diesmal »gute« geheime Mächte, planen eine weltweite Gesetzesreform namens Gesara. Diese verspricht nicht nur die Wiederherstellung des Goldstandards und die Abschaffung der US-Notenbank, sondern auch einen weltweiten Schuldenerlass. Wieder einmal geht es gegen das in der Finanzsphäre verortete »raffende« Kapital und gegen eine angebliche Verschwörung, die hinter dem Finanzsystem und den Zentralbanken steckt und die Welt durch die Zinsherrschaft versklavt.

Die Verschwörungstheorie über Gesara beziehungsweise Nesara kursiert schon seit 20 Jahren, ist aber einer gemeinsamen Untersuchung der Recherche-Portale Bellingcat und Lighthouse Reports zufolge erst seit kurzem äußerst beliebt bei Qanon-Anhängern, auch in Europa. Ihren Ursprung hat sie bei dem US-amerikanischen Lehrer Harvey Francis Barnard. Dieser hat privat ein Gesetz mit dem Titel »National Economic Security and Recovery Act«, kurz Nesara, erarbeitet. Ihm schwebte die Abschaffung der Federal Reserve, des Zentralbanksystems der USA, vor, eine Einschränkung verzinslicher Kredite und die Rückkehr zur Goldpreisbindung des Dollars. 1996 schickte er das »Draining the Swamp« betitelte Manuskript an die Mitglieder des US-Kongresses.

Dort fand Barnards Vorschlag offenbar keine begeisterten Leser. Um die Jahrtausendwende stellte er sein Konvolut im Internet frei zur Verfügung und begeisterte damit die Bloggerin Shaini Goodwin, eine Anhängerin der esoterischen Ramtha’s School of Enlightenment. Sie griff Barnards Vorschläge auf und verbreitete, deren Verwirklichung werde im Geheimen bereits vorbereitet – auf entsprechenden Websites kursiert die Behauptung, der Kongress habe das Gesetz insgeheim bereits 2000 verabschiedet. Allerdings würden finstere Mächte dagegen arbeiten – Goodwin unterschied zwischen »Weißen Rittern« und einer »dunklen Kabale«. In späteren Varianten der Geschichte spielte auch eine »Galaktische Föderation« eine Rolle. Mit der Zeit setzte sich der Glaube durch, das Gesetz werde als »Global Economic Security and Recovery Act« (Gesara) auch weltweit umgesetzt. Später kam noch die Auffassung hinzu, mit Gesara würden weltweit alle Währungen neu bewertet.

Bellingcat zufolge verbreiten sich Gesara-Gerüchte in Qanon-Kanälen seit Januar 2022 rasant. Die entsprechenden Schlagworte scheinen die bislang typischen Qanon-Slogans abzulösen. Das sollte nicht allzu sehr verwundern: Bereits im klassischen Antisemitismus ging die Rede vom jüdischen Kindsmord mit der von der jüdischen Zinsknechtschaft einher. In den USA sei dieser Wechsel schon vollzogen, in europäischen Kanälen zeichne er sich ab.

Ein Grund für die Beliebtheit des Gesara-Plots könnte sein, dass er sich ausgezeichnet für Betrugsmaschen eignet. Bellingcat weist auf den britischen Verschwörungstheoretiker Nicholas Veniamin hin, der seinen Telegram-Followern einen Schein über 100 Billionen Simbabwe-Dollar für 35 Pfund angeboten hat. Der Simbabwe-Dollar ist völlig wertlos und wird seit 2009 nicht mehr genutzt. Doch wer an die Neubewertung aller Währungen durch Gesara glaubt, dürfte den Kauf der Schrottwährung als Schnäppchen sehen.

Verschwörungserzählungen und unseriöse Finanztipps gehen häufig Hand in Hand. So berichtete das private Fakencheck-Unternehmen Logically, in den USA hätten Qanon-Influencer in den zurückliegenden Jahren ihre Anhänger zum Kauf von fragwürdigen Kryptowährungen animiert. Das bewährte Zusammenspiel von Verschwörungspredigt und Anlageberatung funktioniert in der Regel so, dass eine nahende Katastrophe prophezeit wird, vor der man aber – zum Glück! – sein Geld in krisensichere Anlagen retten könne. Gesara funktioniert anders, nämlich als generelles Heilsversprechen. Im Gegensatz zur düsteren Qanon-Theorie biete Gesara »die Hoffnung, dass die Dinge besser werden und dass die guten, unterdrückten Menschen der Welt endlich über ihre globalistischen Kontrolleure triumphieren werden«, sagte der US-amerikanische Journalist und Qanon-Experte Mike Rothschild Bellingcat.

Verschwörungstheoretische Weltbilder konzentrieren sich meist auf die finsteren Kräfte des Feindes, bisweilen werden allerdings auch mächtige Verbündete imaginiert. Im Qanon-Universum gibt es die von Donald Trump angeführten »White Hats«, also eine gute Verschwörung, die heimlich gegen die bösartigen, pädophilen »Eliten« kämpft. Schon der rechtsextreme Ufologe Axel Stoll wähnte sich unter dem Schutz einer »Dritten Macht«, einer fiktiven Nachfolgeorganisation des Dritten Reichs. Die Reichsbürger, die im Dezember wegen mutmaßlicher Putschpläne festgenommen wurden, haben offenbar an die Hilfe einer »Allianz« geglaubt, »eines technisch überlegenen Geheimbundes von Regierungen, Nachrichtendiensten und Militärs«, wie es in der Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft heißt. Recherchen des Nachrichtenportals T-Online zufolge sollen manche Mitglieder der Gruppe geglaubt haben, sie stünden mit Außerirdischen in Kontakt. Für den Putsch hoffte man demnach auf Unterstützung aus dem All.

Auch auf deutschsprachigen Esoterik-Websites liest man von einer »Allianz«, die die erlösenden Gesara-Reformen in die Tat umsetzen will. Mehr noch: »Mit der Ausrufung von Gesara (…) wird die Allianz das Zentralbanksystem (Fed), das darauf abzielt, die Weltwirtschaft zu zerschlagen und die Weltbevölkerung in eine ewige Schuldsklaverei zu versetzen, vollständig zerstören«, heißt es in einer Broschüre vom »Volksnetzwerk Deutschland«. Dass die US-amerikanische Notenbank eine Schlüsselposition unter den Mächten des Bösen innehabe, gilt unter Verschwörungsgläubigen als ausgemacht.

Gesara ist nicht die einzige Verschwörungstheorie, die finanzielle Erlösung verheißt. Ein anderes Beispiel ist der One People’s Public Trust (OPPT): 2012 sollen drei US-Juristen behauptet haben, der Besitz aller Regierungen und Banken sei gepfändet und jeder OPPT-Anhänger werde bald zehn Milliarden Dollar in Gold und Silber erhalten.

Der Soziologe Fabian Muniesa hat in dem Aufsatz »Paranoid Finance« (2022) untersucht, wie Geld und Finanzen in Verschwörungsmythen wie Gesara oder OPPT verhandelt werden. Er sieht die OPPT-Vorstellungen als »Verschärfung der Rationalität der Finanzwirtschaft« in Form einer »radikal wörtlichen Auslegung der Konzepte der finanziellen Rationalität«. Der Sieg über die Zentralbanken soll eine Zukunft einleiten, in denen die Wirtschaft nicht mehr länger von »Eliten« kontrolliert und manipuliert werde, sondern nach marktradikalen Idealvorstellungen funktioniere. Es handele sich um den »Traum von einer Welt, die von freien Investoren bevölkert ist, die gleichzeitig Produzenten von Geld, Nutznießer von Wert und ­Eigentümer ihrer selbst sind«, schreibt Muniesa. Dass Gesara-Versatzstücke oft auf Websites von Edelmetallhändlern, Immobilienmaklern und Adressen-Sammelunternehmen zu sehen sind, wie die Datenbank Psiram festgestellt hat, überrascht da wenig.

https://jungle.world/artikel/2023/04/gegen-das-finanzuebel

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