Weg mit Assad und nahöstliche Dolchstoss- und Verratslegenden

Weg mit Assad und nahöstliche Dolchstoss- und Verratslegenden

Ein scheinbarer skandalträchtiger Artikel von Thomas von Osten- Sacken, der die PKK dafür kritisiert, dass sie nicht „Weg mit Assad“ geschrien hat und ihn auch nicht oder nie bekämpft hätte. Auf die näheren Motivationen wird aber gar nicht eingegangen. Hier erst mal der Artikel, zumal es auch abwechselnd heisst, die PKK habe Assad „am Anfang des Arabischen Frühlings nicht bekämpft“ und dann wieder „nie“. Naja, taktisch, wie man sich eben seine Wahrheit zusammensortiert und eben auch genauso seitens der PKK oder Israels oder eben Erdogans:

„PKK Funktionär: Wir haben Assad nie bekämpft

Von Thomas von der Osten-Sacken

Ein Funktionär der Kurdischen Arbeiterpartei machte in einem Interview deutlich, dass die PKK zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs kein Interesse am Sturz Assads hatte.

Murat Karayilan bei einer Videobotschaft, Bildquelle: ANF

In einem längeren Interview bestätigte der hochrangige PKK-Funktionär Murat Karayilan, was syrische Oppositionelle der kurdischen Arbeiterpartei und ihrer syrischen Dependance, der Partei der Demokratischen Union (PYD), seit Jahren vorwerfen, nämlich sich vor zehn Jahren de facto an der Seite von Baschar al-Assad positioniert zu haben. Damals, in den Jahren 2012 und 2013, gab es auch in den syrisch-kurdischen Gebieten Massenproteste gegen das Regime in Damaskus und die meisten kurdischen Parteien stellten sich aufseiten der Opposition.

Wie Karayilan ausführte, bot auch die Türkei, damals eine Unterstützerin vor allem islamischer Oppositionsgruppen, der PYD ihre Hilfe an, sollte sie am Sturz Assads mitwirken. Man habe das Angebot damals ausgeschlagen – und das in einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen PYD und Ankara noch so gut waren, dass ihr Vorsitzender, Salih Muslim, sogar mehrmals in Ankara zu Besuch war.

Karayilan gehört zur alten Garde der PKK, die enge Beziehungen zum Regime in Teheran unterhält und eben auch immer zum Assad-Regime. So warnte er vor einer möglichen syrisch-türkischen Normalisierung und davor, dass »Assad einen Fehler begeht, wenn er einer Normalisierung der Beziehungen zu Erdogan zustimmt, da es Erdogans einziges Ziel sei, seinen Sitz bei den kommenden Wahlen Mitte Mai zu behalten«.

Deshalb, so fuhr er fort, »sollte die Regierung in Damaskus keinen Fehler, Baschar al-Assad keinen Fehler machen. Schauen Sie sich die Geschichte an. Warum ist Hafez al-Assad so lange an der Macht geblieben? Wegen der formellen und informellen Unterstützung durch die Kurden«, sagte er unter Bezug auf den Vater und Vorgänger des syrischen Präsidenten.

So deutlich hat bislang kaum einer dieser Funktionäre ausgesprochen, wie die PKK sich weiterhin positioniert und auch, in welchem Ausmaß die syrische PYD von ihren Direktiven abhängig ist, während sie zugleich Seite an Seite mit US-Soldaten in einem Bündnis gegen den IS kämpft. Zugleich machte dieses Interview auch deutlich, dass die PKK kein Interesse an einer türkisch-syrischen Einigung hat und – sollte es zu einer weiteren Annäherung kommen – ihrerseits versuchen wird, diese zu torpedieren.

https://jungle.world/blog/von-tunis-nach-teheran/2023/02/pkk-funtionaer-wir-haben-assad-nie-bekaempft

Braucht man denn ein Interview dazu? Klar ist doch, dass Assad die PKK gegen die Türkei unterstützte, da er die Oberflüsse des Gap-Staudammprojekts, die die Unterläufe in Syrien kontrollieren wollte, wie auch die NATO- Türkei schwächen wollte. Erst Erdogans Aussenminister Davatoglu brachte da Assad und Erdogan mittels seiner „No-Problem“-Politik zusammen, ja es wurden sogar gemeinsame Militärmanöver der türkischen und syrischen Armee abgehalten. Mit dem Arabischen Frühling, der Absetzung Davatoglus und der 180- Grad-Wende Erdogans gegen Kurden und Assad, seine offene Unterstützung für die syrischen wie auch anderen Muslimbrüder in der MENA- Region, war doch klar, dass die PKK keinen Sturz Assads und Machtergreifung der Muslimbrüder oder anderer noch heftigerer Islamisten wollte, neben bei nicht nur die PKK.

Israel auch nicht. Die Netanjahu-Linie war: Assad ist zwar ein Teufel, aber ein Teufel, den wir kennen- im Gegensatz zu den Islamisten, ob es jetzt Muslimbrüder, Islamischer Staat oder sonstige lead from behind Saudi- und Golfstaatenmilizen sind. Assad hat auch jahrzehntelang keinen Stunk wegen der Golanhöhen gemacht und seit Israel Atomwaffen hatte nach dem Yomkippurkrieg sich nur mittels des Libanons eingemischt. Versuche da an einen Atomreaktor zu kommen, hat Israel gleich mittels eines Militärschlags plattgemacht- ohne weitere Reaktionen Assads. Kurz :Er war in the Box .Israel hatte wie auch die PKK kein Interesse, dass der Arabische Frühling in Syrien siegte ,da die Free Syrian Army , die FSA ihr Bündnis mit den Muslimbrüdern machte und sich von einer säkularen Kraft zu einer islamistischen Kraft mit Unterstützung Erdogans wandelte, der ja einen 180 Gradschwenk zu Davotoglus No Problem-Strategie vollzog und die FSA zwar Damaskus einnehmen hätte können- und damit die Muslimbrüder-,dann aber neoosmanisch gewesen wäre und der IS an den Pforten stand, der das als nächstes überrannt hätte. Und von der Southern Front ,dem säkularen Wurm ,der mittels Jordanien unterhalten wurde, war auch keine Änderung zu erwarten. Da sind PKK und Israel eben auf einer Linie gewesen. Verständlich!!!! Also mal nicht immer hysterisch und gutmenschlerisch „Weg mit Assad“ kreischen, sondern mal die schlechteren Optionen auch sehen, die Israel und die PKK zu ihrem Handeln bewegten und nicht Dolchstosslegenden in die Welt setzen und Verrat vermuten, zumal auf einem sehr abstrakten idealistishen Wertemoralismus.  

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