Paulskirchenfest: Wadi und 1848 demnächst auch in Kurdistan?

Paulskirchenfest: Wadi und 1848 demnächst auch in Kurdistan?

Heute in der FAZ ein Kommentar: „Das Fest der Paulskirche : Die Demokratie braucht Freundevon Carsten Knop, in dem er bei allen Mängeln der Demokratie deren Bedrohung und deren Nichtselbstverständlichkeit ins Zentrum stellt, weswegen man sich bei seiner Kritik mal zügeln und diese freundlicher behandeln sollte.

https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/die-paulskirche-und-ihr-fest-die-demokratie-braucht-freunde-18909251.html

Angesichts möglichen Falls der demokratischen Brandmauer in Ostdeutschland und der AfD- Erfolge nicht unberechtigt, aber so richtig enthusiastisch klingt das auch nicht, eher nach Churchills Spruch, dass die Demokratie die zu bevorzugende Herrschaftsform sei, da sie das geringste Übel unter allen Herrschaftsformen sei.Wobei Chruchill den Luxus hatte einer Mehrheitswahlrecht-2- Parteien- Westminsterdemokratie auf dem Zenith des British Empires als Weltmacht vorzustehen und zu keinen Koalitionen, gar mit der faschistischen Oswald Mosleybewegung oder einer parteigewordenen brtischen Harzburger Fromt ala AfD eingehen zu müssen und auch innerhalb der Torys als der rechteste Extrempolitiker gesehen wurde. Da gab es auch keinen britischen Trump, der die Torys kapert und bei Wahlniederlage Capitol Hill oder eben Westminster stürmen lässt, sondern Chruchll trat als Kriegsheld, als die Brite lieber einen Friedenspremier wähltem selbstverständlich zugunsten der Labourparty zurück und machte da keine Faxe mehr. Wie Strauß es einmal sagte: Rechts der CSU darf es keine demokratische Rechte geben.Diesen Widerspruch hat die AfD als parteigewordene Harzburger Front ja aufgelöst.

Churchills Demokratiestatement war selbst unter den damaligen positiven Rahmenbedingungen nicht gerade ein sehr positives, enthusiastisches Statement, eher eine recht minimalistische, wenngleich vielleicht auch nicht unrealistische Legitimation, auch wenn man sich ansieht, dass solche demokratischen oder Demokratisierungskriege von demokratischen Systemen wie der USA wie der Irakkrieg 2003 samt Hunderttausenden von Toten und Millionen von Flüchtlingen samt Aufstieg des Irans und des Islamischen Staats die Folge waren, für die kein George Bush. Jr jemals verantwortlich gemacht wurde. Da klingt das Argument etwas schal, dass man dann aber mittels Abwahl solche „Fehler“ korrigieren könne, um dann sich einen Trump zu wählen, was dann vielleicht auch wieder mal die letzten Wahlen sein könnten, zumal der gesamte Greater Middle East und Europa noch immer unter den Nachfolgen demokratischer US- Kriege leidet, die nicht rückgängig zu machen oder abwäglbar sind.

Viele Kritiker daran wiederum bemessen ihre Vorstellung von Demokratie an sozialkundelehrbuchmässigen Idealen von einer wie immer gearteten Volksherrschaft oder propagieren eine Rätedemokratie ( zuletzt gefordert von der Last Generation) oder eine Basisdemokratie (z.B zuletzt gefordert von der Coronaleugnerpartei DIE BASIS samt ihren Schätzingschen Schwarm(intelligenz)beauftragten und Säulenbeauftragten) oder liquid democracy (Piraten) , wobei dann wieder parlamentarisch- oder präsidaldemokratisch orientierte  Menschen da nur Chaos und Anarchie und daraus hervorgehend einen neuen Totalitarismus und die Diktatur an die Wand malen, was historisch ja auch manchmal nicht ganz falsch war- sei es die französische bürgerliche Revolution die Jakobiner und der Terreur, die proletarischen Münchner Räterepublik oder die Arbeiter- und Soldatenräte der Bolschewiki 1917, die in 70 Jahre Totalitarismus und Kalten Krieg führten.

Früher wurde Demokratie noch als bürgerliche Herrschaftsform bezeichnet, die noch ein klassendefiniertes Bürgertum hatte und auch schon mal bei Radikalisierung des Bürgertums ala Lipset zur faschistischen bürgerlichen Herrschaftsform übergehen konnte, doch nach den proletarischen Experimenten und dem Ende des Kommunismus, sowie der staatsbürgerlichen juristischen Gleichstellung der Arbeiter vor dem Gesetz und der Sozialpartnerschaft, gibt, ist nun jeder Bürger*in und gibt es scheinbar da keine Unterschiede mehr bei den Wahlen und vor dem Gesetz, wenngleich doch immer noch und immer mehr in der Gesellschaft, zumal auch die vielzitierte tragende demokratische Säule der Mittelschicht im Schrumpfen begriffen sein soll. Zumal klar ist, dass ein Hartzler oder eine prekäre Existenz niemals soviel Gehör finden würde, es sei denn als über die inzwischen völlig marginalisierte LInkspartei und den VdK, wie ein Unternehmer und Mensch mit Wirtschaftskraft und realem Einfluss, ja auch das damalige AfD- Mitglied Konrad Adams wieder über eine Ständedemokratie nachdachte, wonach Stimmrecht nach Einkommen (nicht unbedingt Steuerzahlungen, schon gar nicht für Besserverdienende und Reiche) vergeben werden solle, während Popper- und Sorosfans wie die FDP und andere doch bei der jetzigen juristischen Gleichheit der Bürger bleiben wollen, weil sie wissen, dass das Kapital und die Unternehmer in diesem politischen und auch verfassungsrechtlich garantierten juristischem System am meisten zu gewinnen haben und auch de facto am mächtigesten sind. Das unterscheidet sie dann eben wieder von Putin, Orban, Adams oder Höckeschen Vorstellungen einer „organischen Marktwirtschaft“, die eine Führerdikatur mit Wehrwirtschaftsführern und deutscher Arbeitsfront und Kraft durch Freude in der sogenannten sozialdarwintischen Volksgemeinschaft meint, die sich abschottet, den Dexit macht und gnadenlos Oppositionelle, Gewerkschafter, Ausländer, Flüchtlinge, Sozialschwache und gesundheitlich Schwächere ausgrenzt , konzentriert oder eben eliminiert . Goldmann Sachs-Weidel steht da noch wie Meuthen eher für die eine nationalkonservativ-liberale Variante und hofft auf ebenso sozialdarwinstische Wähler aus Union, SPD und FDP, ja vielleicht der Boris- Palmer- Grünen in der Tradition von Sarrazina „Deutschland schafft sich ab“ zu gewinnen, mit denen sie ein autoritäres System ala Orban kreieren will. Wobei Gauland noch eine Rückkehr zur EG und eine Reform der NATO forderte, Chrupalla und Höcke jedoch den Dexit wollen und sich ausmalen, dass Deutschland allein und ohne EG oder EU und ohne eigene oder andere (US- )Massenvernichtungsmittel da als gleichberechtigte Dexit-Partner von den atomar gerüstetem Russland und China angesehen würden. Bestenfalls wird ein AfD-Deutschland da eine Kolonie von Putin und Xi mit Chrupalla und Höcke als neuen Gauleitern, die das andere, vor allem restdemokratische Volk von Restdeutschland unterdrücken müssen.Wenn einer von ihnen Führer einer deutschen Dikatur wird, dann ist das für sie genug Volksdemokratie im Rahmen einer chinesisch- russischen „Multipolarität“ , die Weltmacht sein wollen wie jetzt die semidemokratische USA, diese rausdrängen und dann den Rest in ihrem diktatorischen politischen System unterordnen wollen. Zwar denken Chrupalla, Höcke, Putin und Xi genauso undemokratisch und totalitär, das bedeutet aber noch nicht, weil man wenn man als Deutscher genauso totalitär denkt, deswegen von diesen beiden schon als gleichberechtigte Nation dankbar akzeptiert würde in der Rollenverteilung einer chinesisch- russischen Welt, schon gar nicht, wenn man die Herde des EU- Binnenmarkts und der EU oder gar der US-geführten NATO verlässt. Auch wenn man für China und Russland dann die verhasste Demokratie in Deutschland beseitigt hätte, würde es einem nicht „gedankt“. Um es mit Kissinger zu sagen: „Nationalstaaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen“.

Jedenfalls kann man sich scheinbar nicht einmal seitens der demokratisch genannten Eliten, die doch angeblich immer Vorbildcharakter und Avantgard irgendeines vermuteten Volk, das man inzwischen auch mal Bevölkerung nennt, dienen sollten,  so für das Paulskirchenfest erwärmen oder dieses zu ernst zu nehmen, denn in dem FAZ-Artikel wird auch darauf hingewiesen: Da blieben viele Plätze bei dieser 175- Jahrfeier frei. Frei, wohlgemerkt nicht leer. Scheinbar beginnt bei Nichtpräsenz von Steinmeierreden und solchen ritualhaft- gottesdienstlichen Feiern das Reich der Freiheit in Biergärten oder anderen Locations der Berliner oder Frankfurter Elitebubble. Aber ein bißchen Schwänzen kann ja nicht schaden, wissen auch die Friday for Future Kids. Dann eben auch sozusagen Friday for Freiheit Kids. Wobei noch der Unterschied ist, dass die Fridays for Future die Schulpflicht schwänzen, auch unter Androhung von Sanktionen, um sich politisch zu betätigen, während unsere elitären Friday for Freedom oder Democracy Kids da eher schwänzen, um unpolitisch bei einem nationalen Frühschoppen in Frankfurts Äppelwoi-Sachsenhausen abzuhängen. Naja, sie sehen das aber scheinbar als unnötige Zwangsveranstaltung ohne jede Substanz, bei der man sich die nicht einmal sanktionsbedrohte pflichtschuldige Re-/präsentation sparen kann und das lieber dem allseits präsenten Oberrepräsentanten Steinmeier repräsentierend als ideelem Agenten aller und aller Demokratie überlässt. Zumal bei solchen Anlässen ja auch keine Diskussionen stattfinden, noch irgendwelche brillianten neuen Erkenntnisse oder Ideen verkündet werden, sondern die üblichen langweiligen Waschmittelwerbungsphrasen abgeleiert werden, man bestenflls mal kurz von der TV- Kamera im Publikum und der Mssse gestreift wird, und auch nur die berühmtberüchtigten Veranstaltungstouristen der Smalltalksüchtigen, buffetstürmenden Elite mal jenseits der Bayreuther Wagnerfestspiele trifft, die man ohnehin schon in- und auswendig und zur Genüge kennt, vielleicht auch nicht mit einer Claudia Roth zusammentreffen muss. Von daher ist die Abwesenheit nicht nur menschlich verständlich, soll aber hier mal nur kurz der offizielle Doppelstandard der Behauptung der Bedeutung solcher Ereignisse aufgezeigt werden. Erinnert fast abgewandelt an einen Spruch der Friedensbewegung: Stell dir vor es ist Demokratie und keiner geht hin. Aber dann wieder alle Bürger ermahnen, auch wählen zu gehen und einen oder eine selbst am besten und vor allem. Bestenfalls und wahrscheinlicher laufen ja da noch wirklich wichtige „Hintergrundsgespräche“ fernab der demokratischen Öffentlichkeit mit Geldkoffern, auf wirklich bedeutenden Parallelevents, neuesten Briefings für die Medienkaste oder Einflüsterungen von Lobbyisten und Treffen und „Networking“auch wirklich mächtiger, gar reicher Leute, decision maker und Leistungsträger, die einem da auch mal einen Aufsichtsrats- oder ein lukratives Nachpolitikerengagement offerieren oder irgendwelchen Pizza- oder Anden-Conenctions- ein ähnliches Argument wie auch bei den vielen Bundestagssitzungen mit ihren ebenso freien Plätzen, die mit den vielen Untersuchungsaussschüssen und anderen wichtigen Gremien begründet werden. Durchaus möglich, aber wohl auch nicht alles, wenn man dann wieder vom Eintragen in Präsenzlisten liest und dann schwänzt, aber die Sitzungsgebühr kassiert. Aber das mag mehr eine Sache von völlig raffgierigen oder aber wirklich prekären Demokratievertreterexistenzen sein, die eher unter Kleinkriminalität firmieren angesichts der doch legalen und demokratischen Weißkragenkriminalität, die kein Cum- ex- Ausschuss über Scholl oder Blackrockrazzi bei Merzens Münchner Büro jemals wirklich aufklären will, zumal man/frau/es da eh weiß, was gespielt wird und ebenso auch das vielzitierte Volk.

Lag es nur am Termin oder vielleicht auch an den ewig sich einander gleichenden mantraformelgleichen Reden eines Steinmeiers, bei denen man sich denkt, da könne nur noch KI und Chat GPT Besserung bringen? Der meinte ja auch, dass 1848 „aus Untertanen Staatsbürger wurden“. Bei 16 Jahre Kohl und dann nochmals 16 Jahre Merkel kann man da so seine Bedenken haben, wie auch dann bei der Auszeichnung Merkels mit dem Bundesverdienstkreuz höchster Klasse durch die immer noch nicht abgesetzten Merkelianer, genauso wie die zumeist hysterischen Diskussionen um Volksentscheide ala Schweiz doch immer davor warnen, dass der Volksmob doch nur dann die semifaschistische Harzburg-AfD und ein Reset von 1933 wählen würde und die Deutschen doch anders als die Schweizer für sowas doch noch oder auch nie reif sind oder sein werden. Also so selbst glaubt man die Sprüche nicht, dass der deutsche Untertan 1848 zum Staatsbürger –vom mündigen Staatsbürger spricht man scheinbar besser nicht– geworden sei oder als solcher seitens der Eliten betrachtet wird. Ja und auch der bsiher so sakrosanten Elite werden ihre Qualifikationen abgesprochen angesichts der katastrophalen Bilanz von 16 Jahrzehnt Merkel oder Käuflichkeit ala Gazprom- Schröder samt ihres Neoliberalismus oder Nabuco-Fischer oder mittels Büchern wie „Nieten in Nadelstreifen“ oder Habecks Offenbarungseid angesichts Heizpumpengesetz, Gründung des grünen Wirtschaftsverbandes oder biographischen Lebensläufen zumeist von Studienabbrechern, die sich in irgendwelchen NGOs verdingten oder Plagiateuren- die Liste der Beschwerden wächst und manchmal kommen auch Diskussionen über die Eliterekrutierung und Eliteselektion auf, die sich eher an Chinas oder Singapurs angeblicher Meriokratie anlehnen. Beiderseits wächst das Mißtrauen in „mündige Staatsbürger“ und „mündige Eliten“, insofern es das idealtypisch denn jemals so gegeben haben soll.

Auffällig ist nur, dass es früher weniger Beschwerden gab, dass ein Volksvertreter inkompetent sei, mehr, dass er die Interessen von Kapital oder Lohnarbeit zu sehr vertrete und das Volk in seiner eingebildeten Gesamtheit nicht wirklich vertrete, sondern korrupt sei. Geschadet hat es keinem der damaligen demokratischen Vertreter nicht wirklich- sei es Franz Josef Strauß und Kohl, die in Form eines Schwarzbuch von Berndt Engelmann und Plakaten von Klaus Staeck („Arbeiter, die SPD will dir deine Villen im Tessin wegnehmen“) ihr Sündenregister vorgehalten wurde, das meistens nur Korruption aber nie fehlende Kompetenz behauptete, zumal bei Engelmann auch noch quasirassitisch immer rausstrich, dass Strauß sein Portemonneais von einer schwarzen Prostitutiert auf Kosten Lockheeds geklaut wurde oder als Gegenkampagne dann die Neue Heimat des DGBs und Vietors kam. Kpital und Lohnarbeit und ihre Vertrter waren beidsetig korrupt, bemühten sich aber für ihre jeweilige Seite und waren insofern auch wieder „kompetent“. Aber im allgemeinen wurde die Kompetenz der damaligen demokratischen Politker nicht infrage gestellt und auch der Old School niemals irgendwelche Frauenaffären, wirkliche oder auch angebliche sexuellen Belästigungen vorgeworfen, zumal auch jeder Journalist wusste, dass Brandt, Schmidt und andere Ehebrecher waren, dass aber in der damaligen akzeptierten Doppelmoral nicht als Ausdruck „toxischer Männlichkeit“ oder so was begriffen wurde, wie auch ein Strauß unwidersprochen von SPD oder FDP sagen konnte: „Lieber ein Kalter Krieger, als ein warmer Bruder“ ohne der Homophobie bezichtigt zu werden. Oder „Ein Volk, das solche Wiederaufbauleistungen vollbracht hat, braucht sich der Vergangenheit nicht mehr zu schämen“ – ohne des Neonazismus bezichtigt zu werden. Zumal Strauß gerade mittels des Lockheedskandals und der 150 abgestürzten Starfighter, die Rüstungsbeschränkungen für die deutsche Luft- und Raumfffahrtindustrie beseitigte und damit Airbus, Arianne, ESA, Tornado, Eurofighter und Gallileo begründete, weswegen das dann angesichts dieser national- europäische Industriepolitikleistung dann wieder aufgrund des Erfolges nachgesehen und vergessen wurde.

Heute fällt auf, dass vor allem Kompetenz und unwoke und politisch unkorrekte Verfehlungen, beginnend mit Brüderles Dirndläußerung oder Plagiatsverdachten zur Vernichtung ganzer Politkerkarrieren führen können, was damals nicht der Fall war, zumal das damals gar keine Kritierien der damaligen Political Correctness waren und möglicherweise aber einige Politiker auch kompetenter waren. But Times are changing.

Einen recht treffenden, wenngleich in seinem Demokratieenthuasiasmus etwas überquirligen Kommentar verfasste Thomas von der Osten- Sacken, der bei den Feierlichkeiten zur Paulskirchenfest anwesend war, der nun auch Demokratie und ein 1848, wenngleich schon kein 1968 in den Greater Middle East, vor allem Kurdistan bringen will:

„Nach Ausbruch der Massenproteste in Syrien und all den damaligen Veränderungen im Nahen Osten haben wir von WADI gemeinsam mit dem Europäischen Institut für kurdische Studien ein sehr umfangreiches Programm für Syrien und Irakisch-Kurdistan gestartet, dass sich „Vom Untertan zum Bürger“ nannte und Menschen, die sich gerade von furchtbaren Diktaturen befreit hatten, Beispiele und Anleitungen zur Hand gab, wie verschiedene Formen demokratischer Selbstverwaltung auf lokaler Ebene funktionieren und auch überall funktionieren können.

Das Ganze sollte nicht didaktisch à la „wir bringen Euch jetzt mal bei, wie Demokratie geht“ sein, sondern ganz den Bedürfnissen von Aktivistinnen, Aktivisten und Organisationen vor Ort angepasst.

Der Titel vor allem kam extrem gut an, denn genau darum geht es in  der Region: Zur Bürgerin bzw. zum Bürger im ganz emphatischen Sinne von 1848 oder 1789 zu werden.

Gestern lief ich über Frankfurter Paulskirchen-Demokratriefest und dabei fast vor den Demokratie-Bus bzw. Wagen (Ich konnte mir nicht helfen aber die Assoziation kam sofort: Klar: „Freie Fahrt für Freie Bürger“).

Nicht alles, aber doch sehr viel von Ausgestelltem und Ausgelegten sowie die ganze Attitüde bewegte sich, so mein Eindruck, unter dem Niveau der Broschüren, die wir damals für Syrien und den Irak gemacht haben.

Was wir damals auf jeden Fall vermeiden wollten, eine pfäffisch-didaktische Attitüde, die das Gegenüber immer irgendwie wie ein Kleinkind behandelt und bei der neuerdings es nicht staubig, wie früher, sondern „bunt“ und „spannend“ zugeht, scheint in diesem Land den Machern des Ganzen der richtige Ansatz, gerade der jungen Generation „das Projekt Demokratie“ nahe bringen zu wollen.

Ausgerechnet in seiner pastoralen Ansprache nutzte Bundespräsident Steinmeier dann auch den Spruch, dass 48 aus Untertanen Bürger wurden, was im Falle Deutschlands so nicht einmal stimmt (schön wär’s gewesen).

Nun existiert in diesem Land, zumindest im Westen, seit bald 75 Jahren eine rechtsstaatlich verfasste demokratische Republik und richtig ist bei all dem „Steinigen-Weg-zur-Demokratie“-Phraseologie auch, dass es in dem, was später Deutschland wurde – und das nicht erst seit dem 19. Jahrhundert – immer viele Elemente von von Selbstverwaltung und auch Rechtsstaatlichkeit gab und man nicht quasi bei Null, wie etwa im Irak oder Syrien nach Jahrzehnten quasitotalitärer baathistischer Herrschaft anfangen musste.

Es sagt deshalb sehr viel über dieses Land und die Landsleute aus, dass sie ihre Demokratiefeste so und nicht anders gestalten.

Mehr zu dem Projekt von Wadi hier: https://wadi-online.de/2018/12/20/vom-untertan-zum-buerger-lokale-demokratie-im-nordirak-und-syrien/ und https://ezks.org/lokale-demokratie/

(PS: Irgendwie passte, dass zwar nicht als offizieller Teil des Programm, ganz in der Nähe des Demokratie-Wagens ein in die Jahre gekommener Barde auf seiner Gitarre so Liedgut aus den Hochzeiten der deutschen Friedens- und anti-AKW Zeit in den 80er klampfte, das ich damals schon, selbst noch Teil dieser Bewegung, immer als Zumutung empfand. Dann gab er ungefragt eine Zugabe und sang englisch mit schwerem süddeutschen Akzent: „Save the Climate – Eat the Rich“. Für einen kurzen Moment fragte ich mich da zweierlei: Erstens: Ist der Demokratiebus auch klimaneutral? und zweitens: Vielleicht braucht es wirklich solche Didaktik, um den Landsleuten Demokratie ans Herz zu legen.).“

Nun nach den etwas mindest gesagt fehlgeschlagenen Demokratisierungskriegen der 2000er Jahre und dem gescheiterten Arabischen Frühling ein neuer Versuch in Sachen Demokratie im Greater Middle East und der Welt nicht aufzugeben, was angesichts der zu leistenden Sysyphusarbeit, insofern sie dann überhaupt die erhofften Resultate bringen wird, eine gehörige Portion Optimismus, Idelialsimus, positives Menschenbild und Kampfesgeist vorraussetzt. Doch es stellen sich auch einige mehr grundsätzliche Fragen dabei:

Warum immer nur die Kurden? Kurden im Nordirak und in Syrien, also in Nordsyrien. Bringt man da nicht einen separatistischen Spaltkeil rein in Sachen eines demokratischen Kurdistan, das sich bestenfalls noch integrieren lässt, wenn es ein demokratisches Syrien und einen demokratischen Irak gebe (zudem ist doch der Irak nicht schon demokratisch oder nicht? Oder wie will man ihn denn demokratischer haben?)-auf letzteres scheint man ja gar nicht zu hoffen oder darauf hinzuarbeiten, es sei denn man sehe in den Kurden den Katalysator einer Demokratisierung Syriens und des Iraks mittels gutem Vorbild oder wie die Briten und ihr Foreign Office unter Leitung einer britischen Lady damals die Minderheit der Sunniten, vor allem das Militär als progressivste Elemente für den Irak sahen und zugleich förderlich für ihr British Empire sahen, was dann freilich Diktatur und Unterdrückung der schiitischen Mehrheit zur Folge hatte um eine derartige Nationalwerdung Iraks zustande zu bringen .Viele sehen ja gerade auch darin den Kern des späteren dominant sunnitischen Baathismus. Oder würde man da nicht unfreiwillig oder eben freiwillig einer Seperation bis hin zu einem grenzüberschreitenden Großkurdistan ala PKK Vorschub leisten ,das die ganze Türkei, Syrien und Irak dann nochmals ins Chaos stürzt? Würde der kurdische Frühling dann nicht wieder in einem Meer von Blut und Flüchtlingen enden, wie schon der Arabische Frühling? Aber okay, wie Mao mal sagte: Revolutionen sind kein Häckelkurs. Aber beim Kurdenprojekt von Wadi ist die Frage, ob sich der dem Baathisten nicht unähnliche Öcalan-Führerkultuntertan der PKK und YPG bei aller euphorischen basisdemokratisch-dezentralen Selbstverwaltung-Womanempowerment-Romantik von Rojava auch zum demokratischen Staatsbürger verwandeln und  sich sozialdemokratisieren lässt oder dies nicht doch mehr Revolutionsromantik wie bei Maos Neuer Demokratie bleibt, die sich aus den Revolutionsromantikberichten Edgar Snows „Roter Stern über China“ speiste. Bei PUK und KDP mag das nochmals anders aussehen. Jedenfalls viel Glück, wenngleich noch diese Bedenken und Kritik dabei mit auf dem Weg. Wenngleich uns Thomas von der Osten- Sacken noch korrigierte:

„Dieses projekt war nicht nur für Kurden, wir haben es sehr erfolgreich mit arabischen Partnern in syrien implementiert. im Irak war das damals wegen der angespannten sicherheitslage nicht möglich.“

Inwischen ist das Demokratisierungsprojekt im wilden Kurdistan Geschichte seit 2019. Unklar, ob es da keine Gelder mehr gab oder es aber gescheitert ist. Dazu gab es diese Wadi- Workshops auch in Deutschland oder soll es sie jetzt mit Flüchtlinge vielleicht wieder geben, um aus ihnen GG- konforme, demokratische Untertanen oder eben Staatsbürger zu machen, aber um sich bei Interesse davon selbst ein Bild machen zu können, hier noch der Link:

Workshops in Deutschland: Vom Flüchtling zum Bürger | Wadi (wadi-online.de)

.

Kommentare sind geschlossen.